Lotte Schwarz - Die Brille des Nissim Nachtgeist

Здесь есть возможность читать онлайн «Lotte Schwarz - Die Brille des Nissim Nachtgeist» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Die Brille des Nissim Nachtgeist: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Die Brille des Nissim Nachtgeist»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Lisette, eine junge Hamburgerin, emigriert im Sommer 1934 aus politischen Gründen nach Zürich, wo sie Arbeit und Unterkunft in der Pension Comi findet. Diese wird vom russisch-jüdischen Ehepaar Paksmann geführt, das einst selbst geflüchtet ist und sich den immer zahlreicher eintreffenden Flüchtlingen verbunden fühlt.
In der Pension kommt auch Nissim Nachtgeist unter, Jurastudent aus Deutschland, der gerne Schauspieler geworden wäre und nun illegal Schweizer Berufsmäntel näht. Aber auch Signora Teresa mit den leuchtenden roten Haaren, Jüdin und ausgestossen aus der Kommunistischen Partei, Oberregierungsrat Eiser, der alle, die nach ihm angekommen sind, als persönliche Bedrohung empfindet und Vicky, «eine Achteljüdin» aus dem Rheinland, die samstags die Damen der Pension mit einer Schönheitspflege verwöhnt, leben hier.
Die Pension Comi hat es tatsächlich gegeben, und Lotte Schwarz erzählt die Geschichten der Menschen, die dort Vertreibung und Krieg zu überstehen und jene im Gastland geforderte seelische Schwerarbeit zu leisten versucht haben: «Hoffen, warten, dankbar bleiben.»

Die Brille des Nissim Nachtgeist — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Die Brille des Nissim Nachtgeist», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Der Vater hatte die Havemanns beneidet. «Es ist ein Glück, dass die Juden überall Verwandte haben. Unsereiner könnte nirgends hin. Ein Mensch ohne Beziehungen ist ein Krüppel sein Leben lang.»

«Hast du bei besseren Leuten in Deutschland gedient?»

Olga sass am langen Küchentisch. Sie trug ein weisses Kopftuch, und schälte rote Beete, die sie Randen nannte.

«Ich fing in einer armen Familie an. Es war eine jüdische Familie, sie hiessen Nissensohn. Grossvater Nissensohn musste die Kinder hüten, seine Tochter stickte Monogramme für ein vornehmes Wäschegeschäft am Jungfernsteg, und ihr Mann war auf Auktionen tätig. Ich blieb nicht sehr lange bei ihnen, weil meine Mutter nicht wollte, dass ich die grosse Wäsche mache.»

«Es gibt immer Familien, die unsereinen ausnutzen wollen.» Olga erzählte mir, dass in der Comi manchmal Pensionäre wohnen, die einen falschen Namen angaben … «Heisst du wirklich Lisette?»

Wie oft habe ich meinen Namen erklären müssen, der das politische Glaubensbekenntnis meines Vaters war: Die französischen Vorfahren – eingehüllt in das geheimnisvolle Wort «Hugenotten» – verarmten. Die Nachfahren waren deutsche Tagelöhner, die im Weltbild meines Vaters wieder zu Motoren der Zeit wurden: als Anhänger und Verehrer von Bebel, Liebknecht und Luxemburg glaubte mein Vater an Gleichheit und Brüderlichkeit. Er glaubte auch an Völkerverständigung, und «Lisette» verband für ihn Deutschland und Frankreich, die beiden ehemaligen Erbfeinde. «Lisette» internationalisierte den in Norddeutschland üblichen Namen Liese und war vor allem nicht zu verwechseln mit Luise. Es verbitterte meinen Vater, dass «mitten in der Republik», im Andenken an die grosse Königin, noch ein Luisenbund existierte, der den Töchtern des Landes zurief: «Werdet Luisenhaft!»

Hinzu kam, dass die Frau von Onkel August, dem ältesten Bruder des Vaters, Luise hiess. Tante Luise hielt nichts von den Ideen meines Vaters, sie nannte ihn einen eingebildeten Städter und einen Roten dazu. Aber prophetisch wiederholte er: «Wissen ist Macht.» Er glaubte an eine Macht der Wissenden, und beim Lesen des «Hamburger Echo» bekam er regelrechte Wutanfälle: «Dabei steht es hier schwarz auf weiss, sie verhöhnen Rosa Luxemburg als Jüdin und meinen die Revolutionärin …» Die Mutter beruhigte ihn, «reg dich doch nicht so auf». – «Ist doch wahr, wann merken unsere Hottentotten in Deutschland diesen Trick?»

In gewisser Hinsicht hatte Tante Luise recht, der Vater war hochmütig in dem Sinne, dass er sich als Schriftsetzer anderen Arbeitern gegenüber für gebildeter hielt und seinen Berufsstand als Aristokratie unter den Arbeitern empfand.

So kam er auf Umwegen seinen französischen Vorfahren wieder näher.

Olgas Hände hatten sich inzwischen von den Randen rot gefärbt, ich erzählte die Geschichte von meinem Vater viel zu ausführlich. Ohne aufzuschauen sagte sie: «Dein ­Vater hatte viel im Kopf, was sagt er denn jetzt?»

*

Der Tag in der Comi begann mit Paul Eppstein. Früh am Morgen brachte er das Kümmelbrot, das in der Bäckerei seines Vaters in der Zwinglistrasse gebacken und von den Pensionären als Delikatesse sehr gelobt wurde.

«Sechs Stück die Dame», sagte Paul und griff tief in den Korb, den er sonst auf dem Rücken trug und nur für einen Augenblick auf den Podest gestellt hatte. Er trug Halbfingerhandschuhe und einen Pullover mit dem Abzeichen eines Sportklubs. Manchmal trug er auch eine Bäckerjacke, dann sah er viel älter aus. Während er sich über seinen Korb bückte, schaute ich auf seine Rennkappe, die einen schwarzen Haarschopf zu bändigen suchte. Dann sauste er wieder davon, nicht ohne «Adieu die Dame» gesagt zu haben. Sah ich ihm nach, hatte er bald keinen Kopf mehr. Der hohe Korb ragte über den Hals hinaus und verdeckte den Kopf vollends.

Ich kannte bereits den Weg, den Paul nahm, bevor er in der Comi ankam: Er turnte die Kurvenstrasse von der Stampfenbachstrasse her hoch, kreuzte die Weinbergstrasse, und nahm die leichte Steigung der Ottikerstrasse, vorbei an der Rigi-Apotheke und Fumasolis Comestible. Von der Comi ging sein Weg weiter über die Scheuchzerstrasse hin­auf bis zur Universitätsstrasse und dann auf den Zürichberg. Den Weg von der Comi über die Scheuchzerstrasse, hinauf zur Universitätsstrasse war ich am zweiten Tag nach meiner ­Ankunft in dem fremden Land gegangen, weil ich von der Rigi-Post aus einen Brief nach zu Hause aufgab.

Einmal sah ich beim Einkaufen Paul vor dem «Neubad» Ecke Scheuchzer- und Ottikerstrasse stehen. Er lehnte sich an sein Fahrrad, als sei es die Welt. Die Unterhaltung mit dem Mann im weissen Kittel, der vor dem Eingang der Bade­anstalt stand, war sehr lebhaft. Über den Köpfen der beiden Männer war eine Glastafel an der Hauswand angebracht: «Fango- und Moorpackungen. Sport- und Heilmassagen. Alle Krankenkassen».

«Ein Mann vom Fach», sagte Paul am anderen Tag. Er gab seiner Rennkappe mit der halb behandschuhten Hand einen kleinen Stoss, was eine Pause in der Tour ankündigte, sein müdes Gesicht erhellte sich: «Interessieren Sie sich für Radsport?»

«Mein jüngerer Bruder ist leidenschaftlicher Radfahrer, er sagt immer, dass ein Fahrrad eine Seele hat. Er möchte einmal ein Fahrradgeschäft mit einer Reparaturwerkstatt haben, später, jetzt ist er arbeitslos.»

Paul nickte, schwenkte dann den hohen Korb auf den Rücken und fuhr weiter, immer kopfloser werdend verschwanden schliesslich auch seine pedalenden Beine hinter dem Korb. Der Spuk wurde vollkommen, wenn sich Ecke Scheuchzerstrasse und Ekkehardstrasse aus dem Korbkörper eine Hand mit einem halben Arm streckte.

Wenn Paul fort war, begann ich den Speisesaal in Ordnung zu bringen. Office, Salon und ein winziges Büro befanden sich ebenfalls auf dem Stockwerk. Das grosse Zimmer mit den vielen Möbeln lag direkt neben der Eingangstür, und da Herr und Frau Paksmann um diese Zeit noch schliefen, versuchte ich leise zu arbeiten.

Ob die Kinder von Paksmanns die Pension wohl gernhatten? Sie konnten nur selten mit ihren Eltern allein sein. Vielleicht aber empfanden sie die Pensionäre als Abwechslung. Helen war ernst, doch Monika, die jüngere Schwester, war heiter. Die Söhne Benno und Leo hatten, wie die Töchter, in den oberen Etagen gemeinsame Zimmer, doch sah man die Söhne seltener im Haus als die Töchter. Auch die alte Mutter von Frau Paksmann lebte im Haus. Sie hatte ihr Zimmer auf der anderen Seite des Hauses, und wenn man zu ihr wollte, musste man durch den dunklen Gang hindurch. Frau Paksmanns Schwester erteilte Klavierunterricht; ausgebildet am Zürcher Konservatorium kamen ihre Schüler zu ihr in die Comi, und wie immer die Stimmung in der Comi sein mochte, aus dem Zimmer der unverheirateten Musiklehrerin drangen Töne und Takte.

Beim Eingang in den Speisesaal befanden sich an der Wand viele Holzfächer, die mit den Nummern der Zimmer versehen waren. Es war der grosse Briefkasten der Comi, der mehr in die Breite als in die Höhe ging und an eine grosse Schürze mit vielen Taschen erinnerte. Die hölzerne Schürze sah lustig aus, wenn bunt geränderte Luftpostbriefe mit grossen, fremden Marken in ihren Taschen steckten. Jedermann in der Comi wartete auf Post. Von der Eingangstür her erkannten die Pensionäre, ob Post für sie angekommen war oder nicht, und während sie frühstückten und die Post lasen, versuchte ich, die Zeit ihrer Abwesenheit zu nutzen, und brachte einige Zimmer in Ordnung.

Die Comi hatte gute und schlechte Zimmer. Gut waren die ehemaligen Wohn- und Schlafzimmer, schlecht die früheren Küchen und Dienstbotenzimmer. Das schönste Zimmer im Hause bewohnte Signora Teresa, die eine Freundin der Familie war. Sie bewohnte Nummer 30 auf der vierten Etage und verfügte über einen der zwei Balkone, welche die Comi zu vergeben hatte. Signora Teresa schaute von ihrem Zimmer aus über die Dächer von Zürich, und bei gutem Wetter konnte sie den See und die Berge sehen.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Die Brille des Nissim Nachtgeist»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Die Brille des Nissim Nachtgeist» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Die Brille des Nissim Nachtgeist»

Обсуждение, отзывы о книге «Die Brille des Nissim Nachtgeist» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x