Adelheid Duvanel - Fern von hier

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Adelheid Duvanel ist eine Meisterin der kleinen Form. Die radikale poetische Kraft ihrer Sprache macht sie zu einer der bedeutendsten Stimmen der Schweizer Literatur des 20. Jahrhunderts.
Ihre kurzen Erzählungen sind Momentaufnahmen aus dem Leben von meist versehrten Existenzen, die sich aber in ihren fatalen Verhältnissen mit schlafwandlerischer Sicherheit bewegen. In ihrem eigensinnigen Beharren auf ihre Sicht der Welt bewahren sie sich ihre Würde gegen die Zumutungen des Lebens. Ja, sie finden gerade in der Abweichung vom Verlangten eine Kühnheit, die den Texten ihre umwerfende Energie gibt. Sie sind von hoher poetischer Präzision, jede Figur «in Einzelanfertigung». Trotz ihres manchmal finsteren Inhalts leben die Texte von überraschenden, absurden Wendungen und einer wunderbaren hintergründigen Komik.
Diese Ausgabe vereinigt erstmals alle in Buchform publizierten und einige der in Zeitschriften und Zeitungen erschienenen Erzählungen Adelheid Duvanels in einem Band, der dieser grossartigen Autorin wieder den Platz in der Schweizer Literatur einräumt, der ihr gebührt.

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Sabel kam meist zu spät zur Schule, da sie am Morgen nicht aufstehen mochte, sondern durch ihre weißen Wimpern wie durch einen Vorhang das Theater beobachtete, das ihre Geschwister mit viel Geschrei aufführten, indem sie die Kleider durcheinanderwarfen, Wasser spritzten und Milch verschütteten. Die Mutter hatte keine Lust, sich um ihre faule Älteste zu kümmern; selten kriegte Sabel Schläge, meist wurde sie übersehen – sie war ja auch zu still und so bleich, dass sie sich kaum von den weißen Leintüchern abhob und man den Eindruck hatte, es sei in Ordnung, dass sie im Bett blieb. Manchmal zischte die Mutter: «Du bist wie der Vater.» Der Vater aber war um diese Zeit schon zur Arbeit in die Fabrik gefahren. Sabel würde später nicht arbeiten; lieber würde sie verhungern.

Der Wald besaß eine kahle, kranke Stelle, die nun rot leuchtete; man nannte jenen nackten Knochen die «Fluh» – Sonn­tagsspaziergänge führten dorthin.

Heute fühlte sich Sabel unsicherer als sonst; sie hatte den Eindruck, sie bestünde aus unordentlich übereinanderge­legten Bauklötzen und könnte plötzlich auseinanderfallen; aus Schwäche lehnte sie sich gegen einen kleinen Lastwagen, der geduckt im kalten Sonnenlicht stand, und streichelte ihn.

Das Schulhaus zeigte vorerst nur sein großes Dach; die Straße führte zu ihm hinauf wie zu einer Gottheit; es sperrte die Träume aus, doch sie glitten wieder hinein und füllten es mit unruhigen Schatten. Ein heftiger Wind stieß Sabel vorwärts; anscheinend lag ihm daran, sie zur Schule zu führen, doch plötzlich erlahmte er und fuhr wie ein alter Herr leise und vornehm im Rollstuhl davon. Sabel sah, dass es ­hinter dem Wald regnete; bald würde auch das Schulhaus eingetaucht sein in Wasser und Dunkelheit, und die Fenster würden vom Regen zerkratzt. Sie bemühte sich, schneller zu gehen; weich wie Elefantenfüße traten ihre Stiefel am Boden auf, in welchen erbärmlich dünne Beine staken.

Sabel hatte in ihrem kurzen Leben viele Umzüge durchgestanden, sich an neue Gerüche und fremden Lärm gewöh­nen müssen. Dieses Mal musste sie das Schulhaus nicht wechseln. Sie sah einige Kinder aus einer Seitenstraße rennen; die schöne Mulattin war dabei, hatte die Hand erhoben, lachte und schrie. Sie war etwas jünger als Sabel, acht oder neun; ihre Stimme war angenehm rau wie die Stimme eines Buben.

Ein Schlag gegen das Ohr ließ Sabel taumeln; in vielen Farben schillernd wie ein großes Windrad wirbelte die Straße mit den Häusern, den Gartenzäunen und dem Himmel rundum und sie flatterte mit, drehte sich rasend schnell, sauste über eine steil abfallende Wand und fiel in Dunkelheit und Stille.

Jemand hob sie auf, drückte ihr ein Taschentuch gegen das Ohr und redete auf sie ein, doch sie war mit dicker Watte umwickelt und wusste, dass sie nicht gehen und nicht sprechen konnte. Von weither hörte sie eine aufgeregte Frauenstimme: «Ein dunkelhäutiges Mädchen war’s, ich hab’s gesehen; einen Stein hat sie dem Kind gegen das Ohr geworfen. Oh, das viele Blut …» Zufrieden, ja froh stellte sich Sabel vor, wie das Blut aus ihrem Ohr floss, sich davonmachte aus ihrem Körper und alle Wärme mitnahm, alles Leben, alle Gedan­ken – leer würde sie zurückbleiben, eine hässliche Hülle, die niemand brauchen konnte.

Nun würde die Dunkelhäutige sich nicht schützen können; man würde sie zur Rechenschaft ziehen, Sabel aber in ein Bett legen, umsorgen, bemitleiden, vielleicht lieben und versuchen, sie wieder aufzufüllen mit Wärme und Leben. Sie spürte, dass man sie in ein Auto trug; ihr Kopf mit dem kurzen, blassen Haar ruhte an der Brust eines fremden Mannes, auch die Frau mit der schrillen Stimme war dabei; während sie das Ereignis wieder und wieder kommentierte, fühlte Sabel sich geschaukelt von einem Meer aus Glück und Zärtlichkeit; das dunkle Mädchen hatte sie aus purem Übermut hineingestoßen in dieses weiche Wasser, aus Lust das Blut aus ihrem Ohr spritzen lassen, gesehen, wie sie auf der harten, schmutzigen Straße lag, und gelacht dazu, dann war es feige davongelaufen. Es würde ihm schlecht ergehen deshalb, man würde es ausschelten und strafen, doch Sabel würde es stärker lieben als bisher, denn sie gehörte ja nun zu ihm, zu seiner lauten Welt in jenen finstern Baracken am braunen, faul riechenden Fluss.

Je länger das Auto fuhr, desto deutlicher wurde alles, auch der Schmerz; hatte man ihr ein Stück vom Kopf weggerissen? Es war, als ob man mit einer kantigen Schaufel in ihrem Hirn graben würde; jemand hatte ihr das Ohr ausgerissen und wollte ein neues pflanzen … Sie fühlte Übelkeit in sich aufsteigen und fürchtete, sie müsse über den hellen Regenmantel des Mannes erbrechen. Leise begann sie zu weinen; nun war sie ein Kind, klein, schwach und schutzbedürftig trotz ihrer Hässlichkeit.

Knupps Gefühle der Allmacht

Knupp geht durch einen halbdunkeln Gang im Keller der Klinik, an dessen Decke silberne Röhren angebracht sind, und betritt einen niedern Raum. Er wartet im Schneidersitz auf dem Boden und lässt den Blick seiner schönen, sozusagen in Leid eingelegten Augen über die farbigen Zeichnungen an den Wänden schweifen; er sieht Springbrunnen, spritzendes Blut, Quellen und Wasserfälle. Es sind dies Schöpfungen seiner Lieblingspatientin Ludmilla, die nun hereintritt und auf einer mit einem weißen Tuch bedeckten Matratze in der Mitte des Raumes niederkniet. Das junge Mädchen leidet seit zwei Jahren unter Schluckbeschwerden. Es hat Knupp sein Leben erzählt. Er hat zur Kenntnis genommen, dass Ludmilla Novizin war und dann für eine Werbeagentur arbeitete. Momentan ist sie Friedhofsgärtnerin, doch der Friedhof ist um diese Jahreszeit kalt; Knupp hat ihr geraten, sich einen Pelzmantel für die Arbeit anzuschaffen, doch Ludmilla hat lächelnd den Kopf geschüttelt.

Die sanfte Stimme Knupps bewirkt nun, dass sich Ludmilla auf der Matratze ausstreckt und die Augen schließt. Knupp gibt Anweisungen. Seine Stimme, die er tief unten im Brustkorb wärmt und dann langsam aus seinem runden Mund herausbläst, nimmt Besitz von Ludmillas Zehen, umspült ihre schmalen Füße, kriecht den Waden entlang, umschließt ihr linkes Knie, spannt und entspannt ihre Gesäßmuskeln, vertauscht Kälte gegen Wärme, rastet in den zerbrechlichen Schultern, betastet die nackten Arme und schiebt sich unbemerkt zwischen ihre fast makellosen Zahnreihen. Knupps Stimme könnte auch mit einer langen Schnur verglichen werden; sie entrollt sich und entlässt Ludmilla in schwin­delerregender Höhe, wo sie schwebend verharrt, von wo sie aber, da sie sich nicht in Spannung befindet wie ein Drache, sondern von Knupp und den Psychopharmaka nach allen Regeln der Kunst entspannt worden ist, schnell nach unten torkelt. Zugeklappt liegt Ludmilla jetzt auf der Matratze, lahm und mutlos, ohne dass Knupp dies weiß: Ihn blähen Ge­fühle der Allmacht.

Der Baum

Der kleine Rolf sitzt auf einem der Stühle mitten im roten Zimmer, das renoviert wird; eine Bohrmaschine lärmt, und ein Handwerker misst den Raum aus. Rolf darf die Stellung nicht ändern, um diesen Nachmittag nicht zu verstören. Er legt die rechte Hand langsam auf seinen warmen, runden Kopf und lässt den linken Arm hängen. So sitzt er unbeweglich. Die Bohrmaschine ist wieder still; nun hört Rolf die Stimme seiner Mutter, die stärker kratzt, wenn sie süß flöten möchte; sie sucht ihn, aber er antwortet nicht. Der dort ist ein Zechpreller, der Baum hinter dem Fenster, wo das rote Zimmer aufhört: Alle Töne tropfen in seinen Schlund, und der dicke Regen fließt hinein. Rolf kann die Schwimmhäute zwischen den Händen, mit denen der Baum in der blauen Luft rudert, wegreißen, aber er tut es nicht. Er will dem Baum nicht weh tun. Der Baum steht wie eine finstere Lampe im hellen Tag; er wirft keinen Lichtkreis, sondern einen Schat­tenkreis auf den Boden, und dort stehen Pilze rund um den Stamm. Der Baum hat einmal in Rolfs Haar gelangt und es gestreichelt. Der Autobus fährt am Baum vorbei; die vielen Menschen halten sich an den Stangen fest, um bei der Kurve nicht zu fallen; sie stehen und sitzen krumm wie verkrüppelte Pflanzen, der Baum aber, der morgen gefällt werden soll, steht gerade.

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