Dieter Bachmann - Die Gärten der Medusa

Здесь есть возможность читать онлайн «Dieter Bachmann - Die Gärten der Medusa» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Die Gärten der Medusa: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Die Gärten der Medusa»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Ein Schiff legt ab, ein grosser Dampfer. Er hat Gärten an Bord. Schrebergärten, Parks, Landschaftsgärten und tiefgrüne Wälder. Und ein paar Passagiere: die Menschen, die jene Oasen geschaffen haben, oder andere, die sich gern in ihnen umtun. Man sieht sie beim Ablegen an der Reling stehen, lebende Menschen und verschollene, bekannte und erfundene. Unter ihnen Teo Wild, Anthropologe. Auf der Suche nach den Gärten: jenen der Erinnerung, den frühen der Kindheit, den Gärten der Liebe und den Gärten des Denkens, die er gern mit anderen teilt. Dieter Bachmanns weit gespannte Komposition erzählt aus den verschiedensten Gegenden die Welt von gestern und heute und zugleich von der Conditio humana zwischen Eden und Apokalypse. Zwischen Umweltzerstörung und Naturschutzgebiet: Heiter, zornig, gelassen, erbost, weise – und immer mit einem Schuss voltairescher Melancholie. Der Mensch im Garten: Nie ist er sich näher.

Die Gärten der Medusa — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Die Gärten der Medusa», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Was alles entsteht in solcher Einsamkeit. In den Schachtelzimmern, wie es einer genannt hat, verborgene Zellen im Gewebe der Stadt. Einmannschreibstuben. Alberto Giacometti im Atelier wiederum, drüben in Montparnasse, der am Morgen vor einem Klumpen Ton stand, der am Abend ein Figürchen geworden war, das in einer Streichholzschachtel Platz fand.

Wild selbst hatte einmal ein kleines Buch in einem solchen Zimmerchen, einer Mansarde, vorwärts gebracht und zu Ende geschrieben. Der Winter hatte mit schrägem Wind dünnen Schnee auf die Dächer gelegt, auf die er durch seine Luke hinaussah.

Ein Tisch, ein Stuhl, eine Lampe.

Ein Expansionsgefäß brachte bollernd den lauwarmen Rest der zentralen Hausheizung in die Kammer. Dem Leib konnte man mit einem Pullover helfen, die Füße blieben kalt. Über den Flur gab es eine Toilette mit einem schmalen, halbrunden Lavabo aus Email und einer Kloschüssel, in der das immerfort rinnende Wasser über die Jahrzehnte gelbe Kalkschlieren hinterlassen hatte. Jemand hatte einen riesigen Vorrat an Toilettenpapier auf der Fensterluke deponiert. Das war das einzige Lebenszeichen aus der Welt der anderen, das Wild während der Wochen unter dem Dach bemerkte.

In seiner Kammer beugte er sich über die Blätter. Schrittweise, Wort auf Wort, ging die Arbeit voran. Wenn etwas geschafft war, zog er den Wintermantel über, schloss mit großem Schlüssel die Kammer hinter sich und stieg die Holztreppen das leere Treppenhaus hinunter, an den Stockwerken vorbei, hinter deren mit geätztem Glas versehenen Tür Unbekannte an ihrer Arbeit waren. Die Haustür fiel mit zustimmendem Klatschen hinter ihm ins Schloss.

Er sei nicht alt, hatte die Ärztin eindringlich zu Wild gesagt, als müsste sie ihn gegen eine andere Einsicht überzeugen. Er saß ihr an ihrem Ärzteschreibtisch gegenüber. Das buntfarbige Modell eines Herzens mit seinen verschlungenen Gefäßen stand neben seinem zur Blutdruckmessung aufgelegten Arm. Die eben durchgeführte Untersuchung, das Belastungs-EKG und die Werte seiner Blutanalyse schienen befriedigend.

Einen Blutdruck haben Sie wie ein Konfirmand!

Was ist alt?

Ist alt, wenn man sich am Morgen zerschlagen fühlt und sich daran erinnert, dass man früher einmal, wie lange ist das schon her?, mit Vergnügen aufgestanden ist? Oder auch umgekehrt: damals noch ausschlafen konnte?

Wann wird eben noch zu damals?

Später einmal auf einer Zugfahrt, als Wild lange genug aus dem Fenster gesehen hatte, nahm er einen Zettel und machte eine Liste. Er hatte immer gern Listen gemacht. «Alterszeichen» schrieb er, darunter «Ungefragte Antworten».

«Zum Arzt gehen und sich gegen besseres Wissen darüber freuen, gesundgeschrieben zu sein / Träume vom Zerfall / Sich im Traum nicht an ein Gesicht erinnern können und auch beim Aufwachen nicht dazu fähig sein / Immer müde / Nie mehr nach China wollen (resp. müssen; können schon) / Schlafmittel, Schlaflosigkeit / Desinteresse am Interesse / Schmerzen, wandernd am ganzen Körper, wie Zugvögel, die einen Winterplatz suchen / Briefe werden nicht mehr beantwortet / Freunde verschwinden, ohne zu sterben / Sexträume bei dauerhafter Sexabsenz / Autofahren aufgeben wollen und nicht aufgeben / Keine neuen Leute kennenlernen wollen / Lebens-Bilanzen (solche Listen) / Zunehmend Tote um sich / Eisenbahn: Wechsel in die Erste Klasse / Immer bessere Rotweine / Ärzte nun alle jünger als der Patient / Jüngere Freunde / Hautflecken, Hände und Gesicht; Warzen, Muttermale, Basalzellkarzinome, Plattenepithelkarzinome; Gesäßfalten; Nagelpilz / Die Frage ‹Was ist alt?› / Die Welt vorstellbar ohne mein Ich / Dankbar sein / Ordnung machen ohne Notwendigkeit / Häufiger Gebrauch des Worts «hinterlassen» / Nachts pinkeln müssen / Zärtlichkeit für Tiere / zunehmend Erinnerungen an die Eltern / Waldspaziergänge zunehmend / Angst.»

Wild war zehn Jahre älter, als Hemingway gewesen war, als er sich die Kugel in den Kopf geschossen hatte. Aber Wild wollte nicht aufhören. Es war nicht genug gewesen. Noch nicht, noch lange nicht.

He da, Contrescarpe, mir gehörst du jetzt! Die Bäume reckten die ausladenden Äste über die Sitzbänke.

Warum übernahm er nicht Borbakis’ Idee? Warum sollte nicht er sich für Hemingway interessieren? Warum nicht sich an Joyce erinnern? An Stein und Toklas? An Pound, Ford Madox Ford, an Anderson, Scott Fitzgerald. Und Hadley? Und Zelda? An eine andere Zeit denken?

Älter werden als Chance. Sogar Herausforderung. Wild sah auf die altmodische Normaluhr zu seiner Rechten, es war zwanzig nach zehn.

Als der Garçon vorbeikam, ein junger Typ in Cashmerepulli und Jeans, kein schwarzes Gilet und lange, weiße Schürze, bestellte er ein Bier. Un demi, une bière pression, s’il vous plaît. Vögel bewegten mit ihrem hastigen Hin und Her die violetten Blütenzweige mit den runden Blättern. Judasbaum, jetzt war Wild sicher. War das nun dasselbe wie Jacaranda?

In Zürich, in der «Jägerburg», hatte Wild sich kürzlich mit ­seinem alten Freund Diego getroffen. Wie Ziffel und Kalle in Brechts «Flüchtlingsgesprächen», zumindest kam es Wild so vor, sprachen sie hin und wieder über dies und das, über Beiläufiges und Essenzielles, Bücher, Philosophie, Sterben und Tod, auch darüber. Sie tranken ein paar Biere, während sie über Dinge sprachen, die niemand anderen etwas angingen und über die sie mit niemand anderem sprachen. Sie kannten sich seit Jahrzehnten, und viele Jahrzehnte hatten sie sich, ihre Wege verfolgend, nicht gesehen. Umstände und Alter hatten sie wieder zusammengeführt, älter geworden, nicht alt, beide seit Jahrzehnten mit der gleichen Frau verheiratet, und beide so, dass sie ihr Eigenes behalten hatten. Zum Beispiel an solchen Nachmittagen, beim Cardinal.

Über getrennte Wohnungen sprachen sie, jedenfalls eigene Schlafzimmer.

Muss sein! Da waren sie sich einig.

Zu mehr brauchte es, das gaben sie zu, eine besondere Gelegenheit, eine Alphütte, ein Luxushotel, eine andere Stadt.

Wild hatte Diego von Helen erzählt.

Warum schläfst du denn nicht in meinem Bett, bei mir, habe Helen ihn kürzlich gefragt. Und dazu gesagt: Eines Tages, wenn ich tot bin, wirst du meine Wärme vermissen.

Das habe ihn umgehauen. Ob man so etwas dem anderen überhaupt sagen dürfe?

Am andern Tag habe er Helen gestellt: Das darfst du nicht noch einmal zu mir sagen, habe er gesagt.

Und?

Helen habe nur mit den Schultern gezuckt, ihren immer noch schönen, festen, unter dem dünnen Pullover sommersprossigen Schultern: Das liege allein an ihm.

Als ob er, sagte Wild zu Diego, nicht schon die ganzen langen Jahre über, eigentlich, wenn er’s überlege, von Anfang an, den Augenblick herbeigefürchtet habe, an dem sie sterben könnte. Immer schon habe er vor ihr sterben wollen, und das sei etwas von dem wenigen, was sich nicht verändert habe.

Das war die Konstante, Diego: die Angst, Helen zu verlieren. Um dann mit der Schuld, oder wenn du willst: der Gewissheit zurückzubleiben, sie nicht genügend geliebt zu haben. Mit anderen Worten, sie immer nur enttäuscht zu haben. Als sei von ihm irgendwie zu wenig für sie da gewesen.

Das habe auch angehalten in den Zeiten, in denen sie getrennt waren, vielleicht am meisten in diesen.

Diego hatte genickt.

Ja, hatte er gesagt. Mir geht es nicht viel anders. Ich meine, was das Gefühl betrifft, ihr nicht gerecht geworden zu sein.

Hör bloß auf, sagte er, auch ich habe da viel zu büßen.

Sie. Die Eine, die einem anvertraut gewesen war, dachte Wild. Er dachte das merkwürdigerweise im Plusquamperfekt. Vielleicht meinte er einen Konjunktiv: anvertraut gewesen wäre. Und das «wäre» würde heißen: Lebensgeschenk nicht eingelöst, Chance vertan. Vertan ist mehr als verpasst, er könnte auch sagen verschleudert, veruntreut, verraten.

Nicht genügend lieben zu können, das fürchtete er doch schon, bevor er sich verliebte. Jedes Mal. Einmal nicht. Als er dann Helen kennenlernte. Was heißt kennenlernen?

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Die Gärten der Medusa»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Die Gärten der Medusa» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Die Gärten der Medusa»

Обсуждение, отзывы о книге «Die Gärten der Medusa» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x