Dieter Bachmann - Die Gärten der Medusa

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Ein Schiff legt ab, ein grosser Dampfer. Er hat Gärten an Bord. Schrebergärten, Parks, Landschaftsgärten und tiefgrüne Wälder. Und ein paar Passagiere: die Menschen, die jene Oasen geschaffen haben, oder andere, die sich gern in ihnen umtun. Man sieht sie beim Ablegen an der Reling stehen, lebende Menschen und verschollene, bekannte und erfundene. Unter ihnen Teo Wild, Anthropologe. Auf der Suche nach den Gärten: jenen der Erinnerung, den frühen der Kindheit, den Gärten der Liebe und den Gärten des Denkens, die er gern mit anderen teilt. Dieter Bachmanns weit gespannte Komposition erzählt aus den verschiedensten Gegenden die Welt von gestern und heute und zugleich von der Conditio humana zwischen Eden und Apokalypse. Zwischen Umweltzerstörung und Naturschutzgebiet: Heiter, zornig, gelassen, erbost, weise – und immer mit einem Schuss voltairescher Melancholie. Der Mensch im Garten: Nie ist er sich näher.

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Helen war Abwesenheitsweltmeisterin. Entweder war sie grad in Tokio oder auch nur in einem Seminar im Oberengadin, mehrmals im Jahr und spurlos darin verschwunden, mit der schwierigen Vereinigung von Körper und Geist befasst. Oder aber auch nur in der Stadt unterwegs, dies dafür erstaunlich ausgiebig. Es war hell gewesen und wurde wieder dunkel, aber Helen war noch immer nicht zurück. In früheren Jahren hatte Wild sich oft gefragt: Wen kennt sie nur, den ich nicht kennen darf?

Also entweder nicht da. Oder aber da und nicht da: in sich gekehrt. Schweigsam, eben zum Beispiel darüber, wen sie in der Stadt getroffen hatte. Unmitteilsam in einem Maß, das Wild auch nach Jahren immer noch verletzte. Freiwillig sagte sie nie, wo sie hinging. Wenn Wild sie fragte, sagte sie es eher mürrisch und im Was-geht-es-dich-eigentlich-an-Ton. Hatte er aber gefragt, kam er sich selber dumm vor, nicht eifersüchtig nach all den Jahren, nur dumm. Er hätte es nicht wissen müssen, es änderte nichts an der Tatsache ihrer Abwesenheit, wenn sie sagte, dass sie zum Zahnarzt ging.

Im übrigen habe sie ihm das schon zweimal gesagt, die Handtasche unterm Arm, die Haustür hinter sich zugezogen.

Mit ihrer Abwesenheit erzeugte sie eine Abwesenheitsanwesenheit, in der sie anwesender war, als wenn sie da gewesen wäre.

Sie konnte Hüte tragen, Helen. Wenn sie in der Menge auf dem Bahnsteig verschwand, drehte sich ihr Hut nicht nach Zurückgebliebenen um. Sie war schon fort, wenn sie noch da war.

Am schlimmsten war es, wenn sie nach einer ihrer größeren Abwesenheiten nach Hause kam, oder besser, nach Hause gekommen sein sollte. Wild war pünktlich da, sie noch nicht. Was war jetzt wieder los? Gereizt machte er ihr dann die Tür auf. Sie hatte nur noch eine Besorgung gemacht auf dem Weg; bereits war der Bitterstoff in ihrem Wiedersehen.

Sie musste doch so für sich selbst sein können, wie er das auch für sich verlangte.

Nur, es blieb so etwas wie ein Trauma, dass sie sich in ihren Abwesenheiten ganz auflöste und eine andere würde, in einem anderen Leben. Ohne ihn. Als ob es ihn gar nie gegeben habe.

Sie konnte ja nicht telefonieren, aus Sils Maria nicht und auch nicht in ihrem Tokioter Hotel; sie konnte überhaupt nicht telefonieren. Warum sollte sie ihn anrufen, fragte sie. Es war ja nichts passiert. Also hätte etwas passieren müssen, damit sie angerufen hätte. Aber es war nie etwas passiert.

Nur dass Wild, zu Hause, minutenlang auf den weißen Plastikkörper ihres Telefonapparats schaute, die Knöpfe abzählte und sich fragte, ob es doch, und zwar jetzt gerade, vielleicht klingeln würde.

Wenn es später klingelte, Wild erschrak, war es die Gesellschaft für Marktforschung, die eine Telefonumfrage über die Gewohnheiten der häuslichen Vorratshaltung machte.

Mein Name ist Sonja; ich wollte Sie fragen …

Wild hängte ein, nicht ohne einen Augenblick sich nach einer anwesenden Sonja zu sehnen. Bereits hatte ihm ihre Stimme eine hübsche, eine liebenswerte Frau hingemalt. Er stellte sich vor, wie er sie in ihrer Telefonzentrale aufsuchte, die Reihen der Telefonistinnen abschritt, bei ihr stehen blieb und sie sanft von ihrem Kopfhörer befreite –

Die mildeste Form von Helens Telephobie war später die Altersform. Sie rief an, ganz freiwillig, und erkundigte sich nach einer Kleinigkeit. Wild freute sich. War sie handzahm geworden?

Sofort sagte sie, als hätte sie Wilds Behagen gespürt: Aber warum rufe ich eigentlich an?

Sie schien dabei zu lächeln am andern Ende der Leitung, ratlos zu lächeln, oder auch nur fragend.

Dann sagte Wild, auch er milder geworden in so vielen Jahrzehnten: Weil du mich liebst. Weil ich dir fehle. Weil du mich fragen möchtest, wie es mir geht.

Ja.

Vielleicht war es auch nur: Helen war selbständig, Wild nicht. Au-to-no-mie! In diese Richtung jedenfalls wäre ihre Erklärung gegangen, das wusste Wild. Also fragte er sie gar nicht. War ja seinerseits viel unterwegs, und so wie sie, ohne den andern. Er nannte es seinen Beruf.

In Paris zum Beispiel, jetzt. Freilich ohne Borbakis, den er niemals mitgenommen hätte. Nikos! Stieg versuchsweise dem nach, was für den nur eine Idée fixe gewesen war.

«Fröhliche Weihnachten und Multi Grazie fürs Halstuch», hatte Ernest Hemingway in seinem Hotelzimmer an der Rue Jacob in amerikanisch-italienischem Kauderwelsch geschrieben.

Wild saß an der Place de la Contrescarpe, nach vielen Jahren wieder. Um die Ecke war Hemingways spätere Adresse: Rue Cardinal Lemoine.

Hemingway war damals 22, war verwundet, aber munter aus dem Krieg zurückgekommen und lebte nun zum ersten Mal in Paris. Er war verliebt und schrieb übermütige Briefe nach Amerika.

«Unser Zimmer schaut aus wie eine Distille – Rum, Asti Spumante und Vermouth Cinzano füllen ein ganzes Bord. Ich braue einen Rumpunsch, der Dich umwerfen würde. Das Leben ist spottbillig. Das Hotelzimmer kostet 12 Francs, und der Wechselkurs für den Dollar ist 12.61. Ein Essen für zwei kostet den Mann 12–14 Francs – ungefähr 50 Cents pro Kopf. Wein kostet 60 Centimes. Guter Tischwein. Rum kriege ich für 14 Francs die Flasche. Vive la France.»

Künstlerleben eines Journalisten, der ein Schriftsteller werden wollte. Wie schon so manchem, sollte Paris ihm dabei helfen.

Wild saß vor dem Café Delmas und blätterte in dem Band «Selected Letters», den er am Abend in seinem Antiquariat an der Rue Madame gefunden hatte. Es war noch früh am Morgen, die Sonne schien schräg durch die Rue Lacépède auf den Platz. Es war erst gegen neun, der Tag glänzte, der Asphalt war gefegt, die drei Tischreihen vor dem Café noch leer.

Lediglich im Innern, an einem der Fenster, die bis zum Boden gingen und offen standen, saß eine junge Frau an einem Laptop, die blond melierten Haare hochgesteckt, Mèches. Wild wandte sich wieder dem Platz zu, Contrescarpe. Es war nicht so, dass er nicht sofort den Mangel gespürt hätte. Er saß in der dritten Reihe, der hintersten, mit dem Rücken zum Café.

Der Kellner hatte wortlos das Perrier gebracht, das Wasser im Fläschchen, das er vor ihm geöffnet hatte, ein hohes Glas, ein Schnitz Zitrone, ein langstieliges Löffelchen, Eis im Glas, eine Papierunterlage auf dem Tablett. Das Mineralwasser würde nicht gerade billig sein.

Vive la France! Mit Perrier und ein wenig Hemingway-Feeling. Am unschuldigen Morgen –

Vor Wild lag der kleine, intime Platz. Er kannte ihn seit über fünfzig Jahren. Er hatte sich mit ihm verändert. Einst eine dunkle, schmutzige Insel, Dreck und Armut, war das unregelmäßige Viereck, dem ein Rund eingeschrieben war, ein Treffpunkt des Tourismus geworden. Die kleine Gartenanlage in der Mitte. Wo früher die Clochards auf ihren Fetzen gelegen hatten, standen stadtverschönernd vier großblättrige Judas-Bäume, ein Springbrunnen. Die Anlage umstellt und gesichert mit dicken schwarz lackierten Eisenpfosten, die durch schwere Ketten untereinander verbunden waren. Propere Menschen, keine Clochards mehr.

Drum herum nur noch Restaurants, Bars, Kneipen: Bonjour Vietnam, Pub Le Requin, Häagen-Dazs, Bistro Italien, Les Arts. Eine Boulangerie.

Die Contrescarpe war Teil des neuen Paris geworden, das unter Pompidou und Mitterrand begonnen hatte und das, unmerklich aber für immer, das alte Paris, das Paris der Nachkriegszeit abgelöst hatte. Ein modernes, durchlüftetes Paris, aus dem, wenigstens hier im Zentrum, nicht in den Vorstädten, der Geruch der Armut vertrieben worden war, die Fassaden erneuert, die Dächer leuchtend in ihrem unfassbaren Graublau.

Grünpflanzen, früher hier undenkbar, standen in Kübeln vor dem Café. Verblasste Aufschriften, undeutlich gewordene Reklamebilder an den wenigen nicht erneuerten Hauswänden erinnerten, fast unleserlich geworden, daran, dass es einmal eine andere Zeit gegeben haben musste. Den Vermouth, den sie einst angepriesen hatten, gab es nicht mehr.

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