Isolde Schaad - Giacometti hinkt

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Giacometti? Das ist doch der mit den baumlangen Elendsgestalten, dem die Kunstwelt weltweit zu Füssen liegt? Bloss nicht der Student Luis K., der seine liebe Mühe damit hat. Der Sohn einer alleinstehenden Mutter, die diesen Alberto G. anhimmelt, macht sich seinen eigenen Reim auf dieses Werk und seine ungezählten Publikationen. Er gerät dabei auf eine abenteuerliche Fährte, die ihn bis nach Paris lotst; schliesslich mischt er mit einer kühnen These über G. die einheimische Kunstwelt gehörig auf. Auch die andern Heldinnen dieses Buches sind mit einem unkonventionellen Lebensentwurf zugange, für den sie kein soziales Wagnis scheuen. Helen G., Nationalrätin der Grünen, durchmisst die halbe Stadt, um die verhassten Militärschuhe ihres Mannes loszuwerden. Laura M., die gewitzte Anwältin, die nach einer gescheiterten Passion den Rollator zum Lebenspartner ernennt, macht mit einer Entführung aus einem Alters und Pflegeheim Furore. Und der plötzliche Abgang der beliebten Dozentin Claire H. setzt eine Hausgemeinschaft in Aufruhr. Rasant und packend erzählt Isolde Schaad von den modernen Gangarten in der grossen Kleinstadt und würzt sie mit Betrachtungen aus der Fussgängerpassage.

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Der Bau der geplanten Konzentrationslager hatte sich offenbar verzögert, und so erhielt Helen auf unerbittliche Weise Anschauungsunterricht über jene verschwiegenen, unter den Tisch gekehrten Vorgänge hinter dem Horizont der deutschen Trümmerfelder: Sie fand keinen Schlaf nach der Visionierung von Lanzmanns «Shoa» und er­kannte darin die hohe Wirksamkeit seiner Leistung.

Die Schuhe, das Anathema. Wohin damit? Vielleicht lassen sie sich auf dem Mäuerchen der gut frequentierten Kneipe bei der Bushaltestelle postieren? Asylbewerber und Sans Papiers tauchen neuerdings in der Gegend auf. Vor allem sind es buntbetuchte Eritreerinnen, die in Gruppen erscheinen und sich mit lautem Geplauder an der Strassenkreuzung einfinden. Am Samstag strömen bäuerliche Marktfahrer herbei, sodass sich das vom Quartierverein zaghaft verschönerte Zentrum mit Kundschaft füllt. Immerhin beschicken dann Gemüse- und Obstauslagen eine schräg abfallende städtebauliche Nullstelle, die einst voll guten Willens zum Platz erklärt worden ist.

Gelegentlich hält man auch hier so etwas wie einen Flohmarkt ab, die nächste Gelegenheit, die Helen abwartet. An diesem Samstag geht sie stracks zum ersten Stand, in jeder Hand einen Militärschuh. Die Eritreerinnen haben sich bereits eingefunden, die farbenprächtige Schar macht sich ans Prüfen der handfesten Artikel: solide Topflappen, gleissende Toaster, polierte Stabmixer und Ständerlampen aus den Fünfzigerjahren. Und siehe da, sogar ein intakter Felltornister hängt an einem Garderobenständer. Das passende Umfeld für Armeetaugliches, also stellt sie ihre Last zu Füssen des Hausrats, steckt einen Zettel mit der Aufforderung «Zum Mitnehmen» hinein. Dann macht sie sich dünn, denn sie fürchtet, eine Bekannte zu treffen, die zu laut «Hello, long not seen» rufen könnte, und sie wäre er­tappt, beim illegalen Deponieren, das kann sie sich nicht leisten als Abgeordnete der Grünen. Also nichts wie weg.

Dann fällt ihr Blick auf den dunkelhäutigen Jungen, der dicht bei den Eritreerinnen steht und sich hinter der Grossgewachsenen unter ihnen duckt. Helen bleibt stehen und betrachtet ihn aus Distanz von der Weinlaube des nahen Restaurants. Ein Mischling, oje, verpöntes Wort, doch ihn ein afrikanisches Halbblut zu nennen, geht noch weniger. Seine Züge sind edel wie jene der Niloten, der Nilquellenanwohner, und sein sinnlicher Mund schürzt sich, als wolle er die versammelten Habseligkeiten küssen, die vor ihm ausgebreitet sind. Ein Junge im vorgerückten Schulalter, er dürfte elf oder zwölf Jahre alt sein, schwer zu schätzen bei einem Afrikanerkind, das in der Linie der Königin von Saba erschaffen scheint, sodass man ihn gern und gut zum Coverboy für Sammelaktionen küren könnte. Er ist heller als die anwesenden Eritreerinnen, hat aber pechschwarzes Haar. Schön wie der Morgentau ist der junge Fant, dessen mutmasslich weisser Vater sich wahrscheinlich aus dem Staub gemacht hat. Ach was, Helen, hör auf zu spintisieren. Sieh zu, dass der Pinkel deine Schuhe nimmt. Jetzt taucht er aus dem Schatten der Mutter, dieser hochgewachsenen Frau, einer Herrin ähnlich. Er steckt in einer modisch sportlichen Aufmachung, ein atmungsaktiver grellfarbiger Trainer schlottert um seinen schmalen Körper, wahrscheinlich eine mildtätige Spende der Caritas. Nun entdeckt er die Militärschuhe, kratzt sich den runden Schädel unterm Kraushaar, nimmt das linke Exemplar in die Hand, begutachtet es intensiv, während er den Zettel in die Tasche seines Trainers steckt.

Helen, in Deckung, applaudiert im Stillen und begibt sich auf den Heimweg. Als sie erneut nach dem Jungen späht, ist er nicht mehr in Sicht, während zwei der Eritre­e­rinnen sich fröhlich schnatternd nach Hause aufgemacht haben, in ihrer Richtung. Die souveräne Hünin, die aus der Gruppe herausstach, schleppt die Ständerlampe mit sich.

Sie schlurfen, die meisten Migrantinnen schlurfen, sie tappen schwerfällig in ihren glitzernden Slippers einher, doch wirken sie unabhängiger als ihre Leidensge­nossinnen. Vielleicht leiden sie gar nicht? Helen auf der anderen Strassenseite drosselt das Schritttempo. Denn die beiden gewandeten Frauen bleiben ständig stehen, um das erworbene Gut zu examinieren. Dabei müssten sie das Schlurfen, diese Gangart der Frustration, welche die Demut, ja, Unterordnung innerhalb des kategorischen Patriarchats ausdrückt, doch hinter sich gelassen haben. Manche Eritreerinnen sind emanzipiert, haben sich selbständig gemacht, vermutet Helen, und beschliesst, diese beiden näher kennenzulernen.

So, das wäre erledigt, sagt sie fast triumphierend zu Uwe, der sich in der Küche zu schaffen macht. Was denn?, fragt er arglos und streckt eine halb geschälte Karotte in die Luft. Helen fällt ihm um den Hals, wobei die Karotte auf den Boden rollt. Ich mag deine Zerstreutheit, sie hat uns schon oft gerettet. Sein Blick ist belustigt, als er sie sanft von sich streift, um sich zu bücken. Auf dem Herd brodelt Tomatensauce. Und ich mag deine Kapriolen, die uns die Langeweile vom Leibe halten.

Kapriolen? Ach wo, ich bin lediglich pragmatisch und setze meine Worte in die Tat um.

Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, ich weiss bloss, dass es um halb acht zu essen gibt, die liebe alte Leier aus meinem Ein-Menü-Repertoire.

Der Horizont hat sich gelichtet. Helen geht ihrer Wege, froh, ein Stück des fatalen zwanzigsten Jahrhunderts losgeworden zu sein. Uwe ist zwar nicht begeistert von seinen neuen Waldläufern, zu smart für ihn, nichts für robuste Unternehmungen, wendet er ein, doch hat er sich gefügt in die schäumende Aktivität seiner Frau, die jene Entscheide trifft, die ihm nicht wirklich wichtig sind. Er hütet sich, das auszusprechen, dankt ihr mit einem freundschaftlichen Tätscheln, das sie leicht irritiert abschüttelt, worauf das Tagwerk eines berufstätigen Paars ohne Kinder den gewohnten Fortgang nimmt. Morgenkuss, hastiges Frühstück, Abendkuss, ausgedehntes Nachtmahl mit folgendem Küchen-Cleaning, das sich in der neuen Küche sozusagen von selber erledigt, obschon der Mann sich sogar schwertut, einen Geschirrspüler zu füllen, was die Frau zu einem stoischen Seufzer verleitet. Sie dreht sich im Hamsterrad der Resignation, was das häusliche Job-sharing angeht. Zu viel Energie verpufft in diesem ewigen Abnützungskampf, den ihre Generation nicht lösen konnte.

Die Frau kocht meistens, nicht weil sie besonders gerne kocht, sondern weil sie früher zu Hause ist. Dann folgt die «Tagesschau», dann Lektüre, während Helen irgendwas zu erledigen hat, oft korrigiert sie noch Schulhefte, sie unterrichtet an zweieinhalb Tagen Französisch an einem Gymnasium. Er kann kein Französisch, und eigentlich interessiert ihn französische Politik kaum, was Helen immer wieder von neuem anmahnt, wir sind doch Europäer, Uwe. Aber Uwe hat keine Ohren für das Französische, diese Sprache liege ihm nicht. Ausserdem habe er keine Zeit für etwas anderes, jetzt, da sein Projekt endlich an­komme und gut aufgestellt sei. Uwe ist Biochemiker und entwickelt eine Getreidesorte für aride Zonen, sie soll so­gar im Sahel spriessen, da der Wasserhaushalt sich selbst reguliere, sagt er, durch eine Kombination stabiler Amino­säuren, deren Zellstruktur innerosmotisch wirke.

Aha, innerosmotisch, meinte Helen letzthin, etwas mehr Innerosmose könnten wir zu Hause auch brauchen, sie erwartet, dass er über ihre Anspielung lacht, aber nein, nach einer Weile taucht er mit verständnislosem Blick aus seinem inneren Laborwinkel auf und fragt wie üblich: Ist was los?

Er fährt halt mega ab auf sein Projekt, sagt seine blutjunge Assistentin, wenn sich Helen ausnahmsweise am Telefon nach ihm erkundigt. Also brütet er nach Feierabend weiter über den Bedingungen einer erfolgreich­en Zellteilung seiner Protozoenzucht. Er brütet wo auch immer, auf dem Lokus, in der Garage, beim Zähneputzen, sogar im Kino, sodass Helen unterlässt, mit ihm den Film zu diskutieren, was sie dann doch verdriesst. Es scheint, dass das Imago seiner Saat bereits aufgeht und über die Netzhaut seines inneren Auges flimmert. Es macht ihn happy, wenn der Grossbildschirm im Livingroom der Wissenschaft die Zukunft signalisiert. Triumphal! Dort steht nämlich in fluoreszierender Leuchtschrift: «Biochemiker der ETH löst das Welthungerproblem».

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