Isolde Schaad - Giacometti hinkt

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Giacometti? Das ist doch der mit den baumlangen Elendsgestalten, dem die Kunstwelt weltweit zu Füssen liegt? Bloss nicht der Student Luis K., der seine liebe Mühe damit hat. Der Sohn einer alleinstehenden Mutter, die diesen Alberto G. anhimmelt, macht sich seinen eigenen Reim auf dieses Werk und seine ungezählten Publikationen. Er gerät dabei auf eine abenteuerliche Fährte, die ihn bis nach Paris lotst; schliesslich mischt er mit einer kühnen These über G. die einheimische Kunstwelt gehörig auf. Auch die andern Heldinnen dieses Buches sind mit einem unkonventionellen Lebensentwurf zugange, für den sie kein soziales Wagnis scheuen. Helen G., Nationalrätin der Grünen, durchmisst die halbe Stadt, um die verhassten Militärschuhe ihres Mannes loszuwerden. Laura M., die gewitzte Anwältin, die nach einer gescheiterten Passion den Rollator zum Lebenspartner ernennt, macht mit einer Entführung aus einem Alters und Pflegeheim Furore. Und der plötzliche Abgang der beliebten Dozentin Claire H. setzt eine Hausgemeinschaft in Aufruhr. Rasant und packend erzählt Isolde Schaad von den modernen Gangarten in der grossen Kleinstadt und würzt sie mit Betrachtungen aus der Fussgängerpassage.

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Und dann würde sie im Rat ein Projekt zum Wiederaufbau von Palmyra starten. Ihr Palmyra in Scherben, der alte Reisetraum verpufft.

Uwe raschelte mit der Zeitung, dieses Rascheln war heilig am Samstagmorgen. Es ging weniger um den Inhalt der Lektüre als um das Ritual. Und sie? Nervös klopfte sie mit dem Löffel an das Wasserglas.

Jetzt muss es raus.

Dieses Kriegen hört nie auf, solange es mit diesen entsetzlichen Schuhen einrückt. Sie räusperte sich, dann wis­perte sie. Uwe machte keine Miene, von der Zeitung aufzu­blicken.

Wo doch die Deutschen, ausgerechnet die Deutschen, ihre Stimme erstarb. Nun sandte der Mann gegenüber einen erbarmungslosen Blick über den Blattrand.

Die Deutschen sind vorbildlich in Sachen Vergangenheitsbewältigung, wenn ich mir so eine gewagte These er­lauben darf, meinte er freundlich und liess die Zeitung sinken.

Ja, dachte sie. Das stimmt. Weil die sieben Gerechten, die überall auftauchen, wo es etwas aufzuarbeiten gibt, dafür sorgen, dass keine Schandtat der Vergangenheit unangeprangert bleibt, während die Verbrechen der Ge­genwart kein Thema für sie sind.

Sie hütete sich, den Satz, der ihr auf den Lippen lag, auszusprechen.

Das mag sein, sagte sie matt, doch die Gegenwartsbewältigung ist wohl ein anderes Kapitel.

Eine Schweizerin sollte den Mund nicht zu voll nehmen, was den Zweiten Weltkrieg angeht.

Die Feststellung kam ohne Aggression über den Frühstückstisch. Uwe war ein aufmerksamer, ein wohlwollender Partner, obschon er den vollen Müllsack auf dem Treppenabsatz meistens vergass. Doch nun empfand sie eine nie gekannte Entfremdung zwischen ihnen.

Ihr seid doch die Profiteure der Nazis gewesen.

Klar, sagte sie und schwieg.

Sie sah vor sich die lederne Sturheit an den Füssen blutjunger Grenadiere oder Infanteristen oder wie sagt man, dieser deutsche Militäreinsatz in Afghanistan hatte noch Flaum ums Kinn und muss doch das Erbe der Väter ausfechten. Mit dieser zähen deutschen Waffentreue an den Füssen durch Sümpfe waten, endlose Steppen durchmessen, in der Steinwüste marschieren, und hinter jedem Stein ein schiessender Taliban.

Dabei trug der Feind dieselbe Monstrosität von Schuhen, lag vielleicht darin das Problem?

Sie sollen verschwinden. Ich will sie nie mehr sehen. Das murmelte sie deutlich vor sich hin, und nun lächelte das Gegenüber: Du hast vergessen, dass die Alternativler und die Punks doch gerade solche Schuhe mögen. Auch die Dienstverweigerer tragen sie. Unzerstörbares Handwerk, Militärschuhe sind für die Ewigkeit gemacht.

Eben, das ist der Punkt. Deswegen hört das Töten nicht auf.

Gutes Kind, du bist naiv.

Meinetwegen.

Sie würde Uwes Militärschuhe ins Brockenhaus bringen. Ungefragt. Vor der nächsten Wanderung wird sie ihm samtene Waldläufer präsentieren. Die sind zwar weniger robust, aber ansehnlicher als sogenannte Qualitätswanderschuhe mit ihrem Anspruch auf Leistung. Qualitätswanderschuhe sehen nach Müssen aus, nach dem ewigen Muss zur Ertüchtigung. Gab es denn keine stilbewussten Schuhmacher oder wenigstens Pazifisten unter den Sportschuh-Designern?

Die Athletisierung der Füsse schreitet voran, trau, schau, wem. Helen hält sie für eine getarnte Militari­sierung, die überall eindringt, in die Schulen, die Galerien, die Chefetagen, die Verwaltungen. Obenrum erscheint eine klassische Kostümschönheit und unten dann dieses mit buntem Patchwork aufgehübschte Vorwärts, Marsch, als sei man überall auf der Startbahn zur Direttissima.

Was das Mädchen Helen spürte, aber nicht hätte ­be­nennen können: Diese Schuhe waren Symbole einer ins Dunkel murmelnden Vergangenheit, da das Thema ­Naziherrschaft und Judenvernichtung an der deutschen ­Grenze zu Schaffhausen bis Anfang der Sechzigerjahre ein Raunen blieb. Es kam lediglich als Pro- oder Anti-Hitler­tum zur Sprache, und das Bekenntnis dafür oder dagegen mündete in einen politischen Abnützungskampf zwischen den sogenannten Roten, angeführt von Nationalrat Walter Bringolf, und den braunen Fröntlern. Wohl verschwand da und dort ein Lehrbeauftragter, ein Professor von der Bildfläche, auch ein bekannter Theatermann wurde von der Bühne entfernt, doch die Gründe kannte niemand, der nicht in den entscheidenden Gremien sass, sodass der eigentliche Skandal nach dem 8. Mai 1945 ein von hoher Warte abgekartetes Stillhalteabkommen in Presse und Öffentlichkeit war. Auch an privaten Einladungen wurden bloss dumpfe Andeutungen gemacht. Wenn der Studienfreund von Helens Vater aus Düsseldorf zu Besuch kam, beteuerten die Eltern den Nachbarn und Bekannten gegenüber, dass dieser Deutsche ein guter Deutscher sei.

Die Antwort auf das Warum hat sie bis dato nicht erhalten, diese Helen Grossniklaus, Nationalrätin der Grünen, und die Schuhe motten im Schuhgestell vor sich hin. Dann hat sie die plötzliche Eingebung, die Schuhe würden auf dem Flohmarkt in die Allgemeinheit eingehen. Also trägt sie ihre Bürde in einer Fair-Trade-Tasche auf den Max-Frisch-Platz hinter dem Bahnhof Oerlikon, wo einmal im Monat alles zu haben ist, niemand mehr haben will. Sie stellt die Schuhe diskret auf einen Gartentisch, der offenbar Hinz und Kunz zu Gebote steht. Allerlei Ge­rümpel, Blumenvasen, Nippes und Stofftiere haben darauf Platz gefunden. Keine Verkaufsperson ist in Sicht, und so pirscht Helen durch medias res und stellt dabei fest, dass sie mit ihrer Definition des Flohmarkts falschliegt. Ein Flohmarkt ist vielmehr ein Sammelsurium von Vergeblichkeit, die für nützlich gehalten wird. Sie fühlt sich wie eine Strauchdiebin, als sie den Rundgang durch die Hügellandschaft von Häkeltäschchen, Pulswärmern, Hausschuhen und Wollsocken antritt, vorbei an Arsenalen von Kerzenständern, Serviettenhaltern und Kleiderbügeln, alle mit naturgefärbten Überzügen bedacht. Sie inspiziert das Eingemachte, Eingetopfte und Selbst­geknüpfte, benimmt sich wie eine Gutachterin angesichts der Flut von emsiger Eigenkreation, die offenbar nur sie für eine Verzweiflungstat hält. Die Leute hinterm Bahnhof Oerlikon greifen zu, wägen ab, vergleichen Jacke mit Hose, Rüben mit Kraut. Man schwelgt hier im Sog der in schöpferischer Hingabe gestrickten, umhäkelten, durchgefilzten, eingenähten Quasigebrauchsgegenstände, die der Selbstvergewisserung dienen. Nun denn, inmitten all des Feingesponnenen, Feinziselierten und Feingeknüpften benehmen sich Militärschuhe ziemlich drastisch. Wirken wie ein Angriff auf den häuslichen Goodwill, so­dass Helen sich weiter umsieht, nach einem geeigneten Platz des von ihr geschmähten Corpus Delicti aus dem letzten Jahrhundert.

Ein Max-Frisch-Platz an diesem Ort ist Bedeutungsfledderei. Zwar belebt einmal im Monat eine betuliche Hausfraulichkeit diese Brache hinter den Geleisen, doch was für ein Hohn, den Schriftsteller zu ihrem Patron zu machen! Die Politikerin in Helen fragt sich, wessen Schnapsidee es gewesen war, eine städtebauliche Leerstelle, eine räumliche Pause ausgerechnet dem Vorzeigeautor der Stadt Zürich zu widmen. Zwar versucht man, sie mit einem ziemlich stilvollen Baukörper, parallel der Perrons geführt, einer Busstation anzugleichen, die aber niemand aufsucht. Und niemand bedient die von ihr beschirmten rostglänzenden Metallboxen, die man vergeblich für Billettautomaten hält. Helen schlendert den Rändern dieses Unorts entlang und denkt nach.

Wie wär’s, die Schuhe am Sonntag hier aufzustellen, auf Beton? Inmitten des harmlosen Nichts müssten sie auffallen und zusammen mit Frischs «Dienstbüchlein» ergäbe das immerhin einen politischen Eyecatcher.

Doch fragt sich, ob dieser dann eher als eine verfremdete Version von Kunst am Bau begriffen würde, respektvoll bestaunt statt abserviert.

Die Nationalrätin der Grünen sieht sich um: Wo der Bau fehlt, einfach Kunst, nichts als Kunst? Sie lacht sich ins Fäustchen, diese Helen, bevor sie auch diese Idee verwirft. Und mit zwei ledernen Ungetümen in der Hand zur nächsten Tramstation trottet.

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