Kindheit in der Schweiz. Erinnerungen

Здесь есть возможность читать онлайн «Kindheit in der Schweiz. Erinnerungen» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Kindheit in der Schweiz. Erinnerungen: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Kindheit in der Schweiz. Erinnerungen»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Ein Lesebuch zu Schweizer Kindheit ab 1870: Autorinnen und Autoren aus allen Landesteilen erinnern sich.
Sie waren Wunschkinder, aber manchmal auch ein Esser zu viel. Sie wuchsen an der Zürcher Goldküste auf oder im hintersten Walliser Bergtal, im Dorf, in der Stadt, auf dem Bauernhof. Sie waren Kinder von Fabrikbesitzern, Bäckern, Pfarrern, Arbeitern, Wirten, Migranten. Sie wurden gehätschelt oder verdingt, gefördert oder übersehen, verwöhnt oder geschlagen. Sie lernten, spielten, arbeiteten und beobachteten die Erwachsenen und deren Tun.
Rund dreissig Autorinnen und Autoren erinnern sich an ihre Kindheit an ihrem Ort in der Schweiz: im Tessin, Graubünden, Wallis, Basel, Bern, Zürich, St. Gallen, im Jura oder im Emmental … Neben bekannten Namen wie Charles-Ferdinand Ramuz, Niklaus Meienberg, Aline Valangin oder Daniel de Roulet schreiben viele Nichtprominente, denen allen eines gemeinsam ist: Sie wissen packend, anschaulich, sinnlich und prägnant Geschichten aus ihrer Kindheit zu erzählen. So entsteht ein einzigartiges Panoptikum von Kindheit in der Schweiz von über hundert Jahren, von etwa 1870 bis in die 1970er-Jahre.

Kindheit in der Schweiz. Erinnerungen — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Kindheit in der Schweiz. Erinnerungen», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Die Schule in Sierre begann an Allerheiligen, Anfang November. Die Zeit von da an bis zum Katharinentag (25. November) waren die einzigen Tage im Jahr, wo sich wirklich alle zusammen im Tal unten trafen. Nach dem Katharinen-Markt fuhr man wieder nach Saint-Luc hinauf und blieb dort bis zum Februar. An der Fastnacht zog das ganze Dorf mitsamt der Schule wieder hinunter nach Sierre, wo die Rebarbeiten begannen. Man blieb während der Fastenzeit und bis nach Ostern unten. Im April musste man wegen des Korns, der Kartoffeln und der anderen Feldarbeiten wieder nach Saint-Luc hinauf, wo man den Sommer über bis zur Weinlese blieb. Zwischendurch stieg Papa hie und da für ein bis zwei Tage hinunter, um die Reben zu spritzen oder andere kleine Arbeiten zu verrichten. Wenn er zurückkam, fragten wir ihn oft: Papa quouè v’aï porta? – Plhèing lo chac dè lagné … Papa, qu’est-ce que vous avez apporté de Sierre? – Plein un sac de fatigue: Papa, was haben Sie aus Sierre mitgebracht? – Einen Sack voll Müdigkeit.

Die Schule begann also in Sierre an Allerheiligen und hörte in Saint-Luc im Mai auf. Man ging sechs Monate im Jahr zur Schule. Ich besuchte sie, bis ich vierzehn war. Weil mich Mama im Haushalt brauchte, liess sie sich vom Arzt ein Zeugnis ausstellen, damit ich die Schule verlassen konnte. Ich war übrigens damals schon so gross und körperlich schon so weit entwickelt, dass Mama fand, ich passe nicht mehr in meine Klasse. Zu Hause war ich überall zu gebrauchen, auf dem Feld, im Stall und beim Führen des Maulesels. Damals buk man zweimal im Jahr Brot, im Dezember und im Frühsommer, kurz vor dem Alpaufzug, denn das Brot war auch für die Sennen bestimmt. Der Dorfbackofen wurde während eines ganzen Monats nie kalt. Jede Familie musste ihr Holzkontingent abliefern. Man machte der Reihe nach Hunderte und Aberhunderte von Broten, die man das Jahr über im Speicher aufbewahrte.

Anfang Dezember wurde in Saint-Luc geschlachtet, und zwar Schweine und Kühe. Am Katharinen-Markt kaufte man jeweils kleine Ferkel, die man catsonèt nannte. Sie wurden nicht zusammen mit den älteren Schweinen des Vorjahres gehalten, sondern für sich allein in einem kleinen Holzverschlag, cramoite genannt. Manchmal hielten zwei Haushalte zusammen eine Kuh, und man gab ihr das beste Futter, damit sie am Schlachttag recht schwer war.

Man schlachtete im Ziegenpferch. Jedermann nahm daran teil, aber es waren immer die gleichen Männer, welche die Tiere töteten. Sie spalteten mit einer Axt den Schädel der Kuh zwischen den Hörnern. Die Fleischseiten hängten sie mit einem Flaschenzug an einem Galgen auf. Man hatte Wasser gekocht, um die Kutteln und die Därme zu reinigen, und man stellte Schweinsblutwürste her. Ich träume noch heute davon … Man fügte Reis, Rahm, Lauch und Zwiebeln bei.

Wenn wir, meine Brüder, meine Schwestern und ich, am Sonntag von der Messe kamen, war Papa in der Küche daran, Blutwürste und Fleischsuppe zu kochen. Jedes bekam davon. Das waren Leckerbissen.

Das Fleisch legte man in Saint-Luc in Salz. Dann trocknete man es im Speicher und ass noch im August davon. Man musste es allerdings lange kauen, weil es so hart war … Hie und da hatte das Fleisch auch zèchè, Fleischmilben, die man dann in den Fettaugen der Suppe entdeckte. Jedermann kannte das. Das Einsalzen dauerte übrigens acht Tage.

In meiner Kindheit haben wie nie Fleisch gekauft. Es ist uns nie ausgegangen, obschon wir täglich, ausser Freitag, davon assen.

Das Brot hielten wir sehr in Ehren. Man segnete es, bevor man es anschnitt. Brot durfte man nie mit der Unterseite nach oben auf den Tisch legen.

Unsere Familie besass eine oder zwei Kühe, deren Milch wir an die Hotels verkauften. Wir mussten die èhöèintsè, wie man sie nannte, oft hüten. Das war allerdings vor allem die Aufgabe von Hubert, der auf der Alp den Käse herstellte. Ich wurde dazu bestimmt, mit Papa auf dem Feld zu arbeiten. Ich war robust und arbeitete in den Reben, mähte die Wiesen, führte das Maultier – Papa war stolz auf mich.

Mit dem Grösserwerden übernahm ich mehr und mehr schwere Arbeiten, Männerarbeiten. Von klein auf mussten wir in den Äckern die Erde hinauftragen. Im Val d’Anniviers sind die bebauten Landstücke so steil, dass man regelmässig die Erde vom unteren Ende des Ackers an den oberen Rand hinauftragen musste. Die Kinder trugen so viel sie konnten, eine, zwei, drei Schaufeln voll. Wir waren immer stolz, wenn wir möglichst viel tragen konnten, auch wenn uns oben vor Anstrengung die Zunge heraushing. Papa war sehr lieb, er jagte oder drängte uns nie. Wie man im Dialekt sagt: Fé gotta, gotta, fé la motta … goutte à goutte on fait la tomme: – Steter Tropfen höhlt den Stein.

1950er-Jahre, Klewenalp NW

Tony Ettlin, *1950

Während meiner Schulzeit verbrachte ich zwei oder drei Sommer auf der Alp. Mein Onkel Walti, der Zwillingsbruder meiner Mutter, betrieb die Alp «Biel» auf Klewenalp oberhalb Beckenried. Die Alp hatte schon meinem Grossvater gehört. Die Alphütte war um 1950 herum erbaut worden, nachdem eine Lawine die alte Hütte verschüttet hatte. Es war ein eindrückliches Erlebnis, wenn wir zum Standort der alten Hütte gingen, wo noch Grundmauern standen und klar erkennbar war, wo die Küche, wo der Stall und wo der Wohnraum gewesen war. Die Vorstellung, dass eine Lawine über das Dach hinwegfegen und alles mitreissen und unter sich begraben könnte, während ich in der Hütte wäre, jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Oft fragte ich Onkel Walti, ob denn die neue Hütte wirklich an einem sicheren Ort stehe. Seine Erklärungen, warum man die Hütte eine halbe Stunde weiter vorne auf einem offenen Plateau und nicht mehr in diesem Tal baute, beruhigten mich. Allerdings stand in der Nähe der Ruine unserer alten Hütte eine weitere Alphütte, die aus meiner kindlichen Sicht genauso gefährdet war. Wenn wir diese besuchten, war mir nie ganz wohl. Ich erwartete das Donnern der Lawine, die uns unter sich begraben würde, auch wenn es mitten im Sommer war.

Onkel Walti war ein wortkarger, gutmütiger, aber auch etwas verschrobener Dickkopf. Ich glaube, er haderte ständig mit seinem Schicksal und genoss die Arbeit auf der Alp nur halbherzig, obwohl er oft beteuerte, dass er nichts anderes lieber machen würde. Er kämpfte um seinen Platz als Älpler, wenn einer seiner Brüder ihm diesen streitig machen wollte. Aber im Alpalltag wirkte er meistens missmutig und verschlossen, und das irritierte mich als Knirps. Ich wusste nie, ob ich der Grund für seine schlechte, brummelige Laune war. Wenn es vorkam, dass mir ein Missgeschick passierte und ich einen Eimer voll Milch verschüttete, fluchte er kurz, mahnte mich zu mehr Vorsicht und zog sich dann in sein trotziges Schweigen zurück. Ich konnte nicht abschätzen, wann der Zorn über meine Ungeschicklich­keit und die verlorene Milch verraucht war, da sich sein Gemütsausdruck nicht von dem gewohnten Anblick unterschied.

So richtete ich mich in meiner eigenen schweigsamen Welt ein, machte die mir aufgetragene Arbeit, trottete hinter Walti her, half ihm beim Melken, Hagen, Wiesen ausbessern, Steine zusammentragen, Rinder beobachten und heuen an den abschüssigen Hängen des Schwalmis. Tage vergingen, ohne dass wir ein Wort sprachen. Oft beschränkte sich unsere Konversation auf Befehle zu Handreichungen, wie: «Gib mir den Hammer!» – «sʼVreni muss noch gemolken werden.» – «Leg ein paar Scheite ins Feuer!»

Die wenigen Gespräche, an die ich mich erinnern kann, fanden am Abend am Tisch statt. Ich sehe uns beide am massiven Holztisch, der von Schnitten, Brandspuren und Einschlägen gezeichnet war, ein­ander gegenübersitzen, ich auf der Bank an der Wand, Walti auf einem wackligen, selbstgebauten Stuhl. Wir löffelten die Suppe, kauten an einem Stück wochenaltem Brot und blickten vor uns auf den Tisch. Walti fragte mich nach der Schule, ob ich gut mitkäme, was ich denn so lerne, wie die Lehrerin sei. Ich antwortete stockend, froh, dass wir sprachen, aber zu schüchtern, um wirklich von mir zu erzählen. Nach einigen Minuten gingen Walti die Fragen aus, und ich wagte nicht, die meinen zu stellen. Das Gespräch brach ab und wir versanken in unser gemeinsames Schweigen, jeder in seiner Welt, aus der er ausbrechen wollte. Wir suchten nach einem neuen Anfang, aber die Gespräche fanden nur in unseren Köpfen statt. Es schien nichts wichtig genug, um gesagt zu werden.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Kindheit in der Schweiz. Erinnerungen»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Kindheit in der Schweiz. Erinnerungen» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Kindheit in der Schweiz. Erinnerungen»

Обсуждение, отзывы о книге «Kindheit in der Schweiz. Erinnerungen» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x