Er spürt ihren Mund an seinem Hals.
Und was ist mit Karl? Sein letzter klarer Gedanke.
Dann dreht er sich zu ihr. Tief seufzend.
Er greift nach ihren Brüsten. Reibt ihre Brustspitzen zwischen seinen Fingern. Zieht sie und drückt sie zwischen seinen Fingerkuppen. Dann nimmt er sie in seinen Mund. Eine nach der anderen. Und dann wieder die andere.
Er küsst sie, bis sie wieder weich sind und Ruth aus ihrem tiefsten Innen keucht. Ihre Münder finden sich. Dann finden sich auch die Zungen.
Sie legt seine Hand zwischen ihre Beine. Er überlässt sich ganz ihrer Führung. Doch sie erlaubt seiner zitternden Hand nur kurz, die pochende Hitze zu liebkosen. Ihr Pelz wie nasses Seegras. Dann schiebt sie sich drängend unter ihn. Spreizt ihre Beine. Ihre starken Hände greifen sich fordernd seinen Hintern. Er gleitet langsam in sie hinein. Sie dringt mit ihrem Finger tief in seinen Arsch und etwas lang Verschlossenes holt Anlauf.
Er spritzt. Spritzt und stößt ganz in sie hinein.
Sie bäumt sich auf und ihre Nägel pflügen seinen Rücken. Als wär's ein Acker.
Sie schreien stumm ihre Leben in den anderen Körper hinein und sie kommt wieder und es hört nicht auf.
Wir haben uns ja gar nicht bewegt!
Dann explodiert etwas in seinem Kopf. Oder ist es in seiner Brust?
Er stammelt Sabatschka und wieder Sabatschka, und noch einmal Sabatschka!
Bis sie ruhig werden und er weint. Oder weint sie?
Und noch immer sieht er sie nicht!
Er hält ihre Brüste mit beiden Händen fest, als würden sie ihn ab jetzt vor der Welt retten.
Er spürt ihr pochendes Herz. Oder ist es seins?
Sie streichelt seinen wunden Rücken und flüstert ganz leise, ganz schnell in sein Ohr.
Ich liebe meinen Mann, aber es musste sein! Ich weiß nicht, wieso. Ich konnte mich nicht wehren. Bitte verzeih mir!
Was soll ich denn um Himmels willen verzeihen?
Bitte, sei mir nicht böse, du hast mich gezogen, du Böser, du Lieber, du Fremder … wieso bist du gekommen … es wird nie wieder vorkommen.
Der Rest geht unter in ihrem Keuchen.
Sie löst sich von ihm und nimmt seinen Schwanz in den Mund. Eigentlich will er sagen, dass sie ein wenig warten soll.
Sie saugt und saugt …
Den Samen aus seinen Lenden, aus seinem Bauch, in ihren Mund.
Er will schreien.
Noch immer hält er ihre Brüste in seinen Händen. Er wiegt zwei nasse, schwere Vögel jetzt, zitternd.
Er sucht mit seinen Händen ihr weit geöffnetes Geschlecht.
Diesmal erlaubt Ruth die Berührung lange.
Und wieder suchen sich ihre Zungen.
Und wieder verschließt sieier ihm/ihr den Mund/Mund und es ist nur noch ein Atem. Eine Ewigkeit.
Nach tausendundeinem Augenblick hört es auf. Ganz langsam. Ganz sanft.
Sie steht auf und jetzt sieht er im Licht der Nacht ihren weißen, herrlichen Leib. Stumm steht sie so.
Und lange steht sie so. Dann macht sie ein letztes Mal ein stilles Pst.
Sie geht langsam in die Knie.
Sie nimmt ihr Hemd vom Boden.
Sie steht langsam auf.
Ihre Brüste wiegen sanft … ab und auf … auf und ab …
Bleib bei mir!
Sie geht nackt aus dem Zimmer. Lautlos.
Draußen auf dem Hof schreit Karl betrunken in die Stille der Nacht.
Es ist ein Mädchen. Ein Mädchen!
Tanner schließt seine Augen.
Kurz bevor er in einen fensterlosen, tiefen Raum fällt, hört er die Falsettstimme von Honoré.
Müde bin ich, geh zur Ruh. Danke, lieber Gott! Und mach die Türe zu …!
Fünf
Tanner trommelt ungeduldig auf das Steuerrad des weißen Opel Kombi, dem Auto von Karl und Ruth. Er steht seit einer Viertelstunde im Stau vor dem Tunnel, kurz vor der großen Stadt. Wahrscheinlich ein Unfall.
Mein Gott, ich komme zu spät! Wie ich das hasse! Sie hat nur eine Stunde Aufenthalt, Leute!
Keine Reaktion. Es ist bereits halb zehn.
Er lehnt sich zurück, schließt seine Augen und denkt an das zerwühlte Bett, in dem er heute früh um sieben von seinem Telefon geweckt worden ist. Er hat sich geduscht und frische Kleider angezogen. Auch die Krawatte. Schließlich hat seine Tänzerin sie ihm geschenkt.
Die Küche war leer. Weit und breit keine Ruth. Und das war gut so.
Tanner hat Karl in der Scheune bei der Arbeit gefunden und hat ihm erklärt, dass er überraschenderweise in die Weltstadt am See muss. Er hat ihm sofort den Schlüssel ausgehändigt, ohne weitere Fragen zu stellen. Sie haben auch sonst nichts gesprochen. Er hat ihm nur noch hinterhergerufen, er solle sich als Pate des frisch geborenen Kuhmädchens einen Namen mit L überlegen.
Wieso nicht Lilly?
Angesichts dieser Nacht wäre vielleicht Lilith angemessener, aber man sollte die beruflichen Zukunftsaussichten des kleinen Kalbes damit nicht belasten.
Wieso hat sich Lilly, die Frau von Raoul, wohl umgebracht? Vielleicht wird er mit Rosalind darüber reden können. Heute Abend um fünf Uhr. Was sie wohl von ihm will?
Plötzlich hupt es laut. Tanner öffnet die Augen. Die Autokolonne vor ihm ist bereits weitergefahren. Im Auto hinter ihm sitzt ein vor Zorn rot angelaufener Spießer, Marke Handelsvertreter. Tanner winkt fröhlich mit der Hand, dann legt er gemütlich den ersten Gang ein, streicht sich mit der rechten Hand durch seine strähnigen Haare und fährt betont langsam an.
Sei nicht kindisch, Tanner.
Er findet zum Glück auf Anhieb den Flughafenzubringer, stellt das Auto in eines der riesigen Parkhäuser und rennt durch die langen Gänge zur Ankunft Ausland. Auf den großen Schrifttafeln ist zu sehen, dass die Maschine zehn Minuten Verspätung hat.
Tanner erkundigt sich am Auskunftsschalter bei einer auf Hollywood geschminkten Blondine, wo er seine Transitpassagierin finden könnte.
Wo fliegt er denn anschließend hin, ihr Träääänsit, gurrt sie ihn an, als ob sie Kim Basinger in L.A. Confidential wäre.
Gute Frage! Weiß ich leider nicht, mimt er zerknirscht, ich weiß nur, dass mein Träääänsit aus Stuttgart kommt.
Okay, dann gehen Sie halt zum miiiiiting point in der Halle A, schmollt sie, weil er sie nachgeäfft hat und weil er offenbar immun ist gegen ihren implantierten Sexäppiiiiil in ihrer prallen Bluse.
Also trabt Tanner wieder durch lange Gänge und sucht den miiiiting point. An dem besagten Punkt stehen dicht gedrängt einige amerikanische Rucksäcke auf staksigen Beinen herum, die sich gerade fragen, warum sie ihr so schönes Amerika verlassen haben. Aber keine schlanke Tänzerin, weit und breit.
Gerade als er sich überlegt, ob er nicht doch Zigaretten kaufen soll, um für die Begegnung innerbetrieblich besser gerüstet zu sein, ruft's in seinem Rücken glockenhelle.
Hallo, Tannerli! Wer bin ich?
Zwei kühle, schmale Hände legen sich von hinten über seine Augen.
In dieser Stellung könnte er gut und gerne einige Jahre verbringen. Nichts mehr sehen müssen! Diesen schlanken Körper an seinem Rücken spüren und den schnellen Wortkaskaden ihres Mundes lauschen. Aber da nur wenig Zeit bleibt, dreht er sich um.
Na, wer wohl? Der Teufel in Engelsgestalt!
Ha, ha, sagt sie grantig.
Diese schnellen Brüche, die beherrscht sie.
Wollen wir einen Kaffee trinken, fragt er, ohne auf den Wechsel ihrer Laune einzugehen.
Hättest du das früher gekonnt, Tanner …
Wir könnten auch einfach hier auf einer Bank sitzen. Der Kaffee ist doch so schweineteuer in der Schweiz.
Für alle Spezialisten, sie ist Sternzeichen Jungfrau!
Nein, ich habe nur einen Witz gemacht. Komm, Simon, wir gehen an die Bar!
Und ohne seine Antwort abzuwarten, schleppt sie ihn lachend zur Bar.
Sie hat ihre neuen Stiefel an, von denen sie ihm letzthin am Telefon erzählt hat. Tagelange, qualvolle Entscheidungsnöte, dann endlich der erlösende Kauf. Dazu die schwarzen Hosen, die er so gerne an ihr mag, und ihre Wildlederjacke.
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