Plinio Martini - Nicht Anfang und nicht Ende

Здесь есть возможность читать онлайн «Plinio Martini - Nicht Anfang und nicht Ende» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Nicht Anfang und nicht Ende: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Nicht Anfang und nicht Ende»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Hunger, Armut und Allgegenwärtigkeit des Todes treiben Gori um 1927 aus dem kargen Alltag im Maggiatal ins ferne Kalifornien. Zurück lässt er seine erste Liebe, Maddalena, seine Familie und Freunde. Zwanzig Jahre später kehrt Gori, geplagt von nicht endendem Heimweh, in seine Heimat zurück und findet nichts mehr, wie es war. Maddalena ist tot, die Mutter behindert und der Vater alt und gebrechlich geworden. Die in der Ferne ersehnte Heimat ist selbst fremd geworden. Plinio Martini, der 1979 verstorbene Tessiner Autor, schildert wirklichkeitsnah und mit von unterdrücktem Zorn vibrierender Sprache das Leben der armen Bauern aus dem Maggiatal.

Nicht Anfang und nicht Ende — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Nicht Anfang und nicht Ende», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Das alles erzählte man uns später. Ich selber erinnere mich nur, dass wir den Schrei unserer Mutter und ein Durcheinander fremder Stimmen hörten; und als sie uns schließlich hinausließen, war das Haus voller Frauen, mitten in dem gewaltigen Gestank nach Verbranntem. Aber du hättest hören sollen, wie die Mutter von dem Unglück erzählte. Noch als alte Frau wollte sie schier verzweifeln, dass sie zu spät gekommen war, gerade nur um eine Minute, und sie zeigte die Narben an ihren Händen, die sie sich zugezogen hatte, als sie die Flammen zu löschen versuchte.

Die arme Frau schien tatsächlich vom Schicksal verfolgt, denn ein paar Monate später geschah es, dass sie auch die kleine Tochter ihrer Schwester verbrannt fand. Sie war in Roseto und sagte sich: «Ich muss doch einmal zu Daria hinauf und nachschauen, was die Kinder machen.» Daria war an den Fluss waschen gegangen. Mutter steigt also zum Haus hinauf, und das Haus ist von dem schwarzen Rauch erfüllt, den sie so gut kennt; sie stürzt hinein und will ein Fenster aufreißen, um etwas sehen zu können, und dabei stolpert sie über ein Bündel von geschwärzten Lumpen, aus dem noch ein Wimmern ertönt.

Nach dem Unglück in Roseto sang unsere Mutter nicht mehr, weder in der Kirche noch sonst wo, außer an der Wiege, um die Kleinen einzuschläfern; dann stand ich hinter der Tür und lauschte, und in Amerika hat Antonio mir gestanden, dass er es ebenso machte. Von da an brachte sie es auch nicht mehr über sich, die toten Kinder anderer Leute anschauen zu gehen, und wenn die Glocken zum Begräbnis einer unschuldigen Seele läuteten, lief sie davon und schloss sich in die Stube ein. Offen gesagt, auch mich macht das Gebimmel, das sie bei einem Kinderbegräbnis veranstalten, noch heute so entsetzlich traurig, dass ich mich unter die Erde verkriechen möchte, um es nur nicht mehr zu hören.

Heutzutage mag es übertrieben klingen, aber damals starb man im Dorf öfter durch einen Un­glücksfall als auf natürliche Weise. Ganz abgese­hen von den armen Teufeln, die im Handumdrehen von Grippe, Lungenentzündung, galoppierender Schwind­­­­sucht oder Blinddarmentzündung hinweggerafft wurden, wobei der Arzt regelmäßig zu spät kam, muss man wirklich sagen, dass wir die steilsten Berge der Welt hatten; wir haben sie noch immer, aber heute ist es doch ein anderes Arbeiten. Oben auf der Alp ließen jedes Jahr ein paar Leute das Leben, und immer traf es uns, die Jungen. Die Alten blieben, wie es ja richtig war, beim Milchkessel, und wir mussten hinter den verirrten Ziegen her die Felsen hinaufkraxeln, bei gutem wie bei schlechtem Wetter. Diejenigen, die nicht auf die Alp zogen, hatten das Heuen auf den Überhängen zu besorgen, was um nichts weniger gefährlich war, besonders wenn der Moment kam, in dem man das Netz ins Tal hinunterwarf *. So musste die arme Arcangela, die am Fuß der Felswand wartete, mit ansehen, wie ihre Tochter vor der Heuladung unten anlangte. Und dann gab es Erdrutsche und Lawinen und das Hochwasser, das Felder, Ställe, Vieh und manchmal auch Menschen forttrug, wie damals die beiden Marca aus Bolla, die man einen Monat später unter dem Schlamm entdeckte, weil die Krä­hen unaufhörlich über dieser Stelle krächzten. Ich erinnere mich so genau daran, weil es unser Großvater Benvenuti war, dem die Unglücksvögel auffielen. Er war nach der Katastrophe ein paar Mal vorbeigekommen, und ständig hockten sie auf dem Balken, der im Schlamm steckte, ohne jemals weit wegzufliegen, so scheu sie sonst auch sind. Großvater ging es den Verwandten der Marca sagen. Man grub dort nach und tatsächlich, beim vierten Schlag der Hacke fand man die beiden alten Frauen.

Ich könnte ein ganzes Buch schreiben über all die Verunglückten, die ich selber gekannt hatte, und die, von denen man uns Kindern erzählte, um uns Vor­­­sicht einzuimpfen: Verwandte von uns, die abgestürzt oder ertrunken waren, Leute, die sich oben in den Felsen verstiegen und zu spät entdeckt wurden, andere, die man nicht einmal mehr als Leichen fand, wie zum Beispiel die arme Matilda. An die hundert Mann zogen wir aus, um sie zu suchen, aber es war, als hätten wir keinen Finger gerührt. Wir ließen uns am Seil in die Schluchten der Lavizzara und die Spalten von Paraula hinab, wir kletterten in den Felswänden von Stagniva herum, aber alle hundert setzten wir unser Leben vergeblich aufs Spiel. Drei Wochen lang schrien und brüllten wir in jede Klamm hinein, in der Hoffnung, sie hätte ihr Leben mit Heidelbeeren und Wasser gefristet, wie es manchen geglückt war. Wer sie fand, der sollte die große Glocke läuten, das hat­ten wir ausgemacht. Aber unser Tal mit all seinen Wäl­­dern und Abgründen von oben bis unten durchzukämmen, das ist schlimmer, als Australien erforschen. Als schon Schnee lag, suchten einige noch immer den Bach ab, ob nicht jetzt, da er wenig Wasser führte, irgendein Kleidungsstück zutage käme, und tatsächlich war etwas zu sehen. Wieder machten wir uns mit den Seilen auf und ließen uns in die Gola del Lupo, die Wolfsschlucht, hinab. Nach zwei Stunden schwerer Mühe zogen wir eine tote Ziege herauf.

Von gewissen Verunglückten erzählte man uns Kindern immer wieder. Da war der arme Junge, der oben über Frodone fünfunddreißig Stunden lang im Sterben lag, weil ihm ein Felsblock, den man nicht wegwälzen konnte, die Beine bis zur Leiste zerquetscht hatte. Sie brachten ihm vom oberen Weiler heißen Kamillentee hinauf und beteten beim Licht der Laternen den Rosenkranz und die Sterbegebete. Der Pfarrer und das halbe Dorf waren oben, und auch von den Alphütten kamen die Leute herunter, um ihn zu se­­hen *. Ich konnte auch nie das Mädchen aus Preda vergessen, das unser Vater vom Piodau hinunterschaffen half. Ein Felsblock hatte das Dach der Sennhütte zertrümmert, wo sie mit ihrer Mutter schlief, und ein Dachsparren hatte sie von einer Seite zur anderen durchbohrt. Sie sägten den Sparren ab, um sie hinun­terzutragen, damit sie in ihrem Bett sterben könnte, das Stück Holz quer in der Brust. Unglücksfälle gibt es auf der ganzen Welt, zu Erde, zu Wasser und im Gebirge, aber bei uns passierten sie ein bisschen zu oft; so dass sich die Angehörigen, wenn man einen mit einer Lungenentzündung vom Berg hinunterschaffte, damit trösteten, sie hätten ihn wenigstens in seinem Bett sterben gesehen. Den Frauen ging es nicht besser, aber die Schwangerschaften und die Sorge für die Kleinsten hatten zumindest das Gute, dass sie in der Nähe des Hauses blieben. Als ich zur Schule ging, hatten mehr als die Hälfte meiner Kameraden schon Vater oder Mutter verloren; da sah man, was bei unserem ständigen Herumkraxeln zwischen den Ginsterstauden herauskam.

Ich erinnere mich nicht, dass jemand tödlich vom Blitz getroffen wurde, wenn auch oben auf der Alp bei einem Gewitter die Hölle losbricht. Wir beteten, eng aneinander gedrückt, den Rosenkranz, und eines Nachts schleuderte es uns alle zusammen einen Me­ter weit weg. Das Geschirr in Scherben auf dem Fuß­bo­den, die Schöpflöffel, die Holzpflöcke, der ge­weih­te Palmzweig, der uns beschützt hatte, von der Wand losgerissen, der Kessel umgestürzt und ins Feuer ausgeschüttet, so dass es erlosch, und wir in der pechschwarzen Finsternis, ganz betäubt von diesem Weltuntergang und dem Geheul der Kleinen, dazu noch der Gestank von einem lebendig verbrannten Kalb im Stall nebenan … Zum Glück geht es mit dem Blitz wie mit den Schlangen; gewöhnlich ist der Schrecken größer als der Schaden.

Von den Kindern wollen wir gar nicht reden. Indes die Großen ihrer Arbeit nachgingen, waren sie sämtlichen Gefahren ausgeliefert. Sie verbrannten, während die Mutter am Fluss die Wäsche wusch, sie gossen unter den Augen der Person, die sie hütete, den Kessel mit kochender Lauge über sich, sie fielen von Bäumen herunter und stürzten von der Brücke in den Wildbach, sie ertranken in Brunnen und Hanftümpeln, sie starben an Diphtherie und Keuchhusten, manche auch, weil man sie sozusagen nur mit Luft und Liebe ernährte. Doch der Pfarrer belehrte uns, dass sie jetzt Engel seien und dass jede Familie ihre eigenen Engel brauchte.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Nicht Anfang und nicht Ende»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Nicht Anfang und nicht Ende» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Nicht Anfang und nicht Ende»

Обсуждение, отзывы о книге «Nicht Anfang und nicht Ende» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x