
Siddharta Gautama begründete den Buddhismus.
Die Lehre von Yin und Yang
Um die chinesische Medizin zu verstehen, wenden wir unseren Blick auf eines ihrer Schlüsselkonzepte: Yin und Yang. Die Idee von Yin und Yang wurde das erste Mal in dem großen Orakelbuch „I Ging“ niedergeschrieben, das etwa aus dem 11 Jahrhundert n. Chr. stammt. Auch dieses Konzept wurde aus der Betrachtung der Natur und der Beobachtung entwickelt, dass es in ihr immer Paare gibt. Diese bedingen einander, sind aber zugleich gegensätzlich: So gibt es ohne den Tag keine Nacht, ohne Kälte keine Wärme, ohne Sommer keinen Winter, ohne das Tal keinen Berg, ohne hinauf kein hinab.
Alles steht hier in einem dynamischen Zusammenspiel, das auf Wandel angelegt ist. Aus dem einen entsteht das andere. Es gibt nur vorübergehende Phasen, in denen das eine immer dem anderen entgegenstrebt. In jedem Menschen ist das Prinzip von Yin und Yang, vom Hellen und vom Dunklen, wirksam.
VON YIN UND YANG …
Yin bedeutet übersetzt „die dunkle Seite des Berges“. Es steht für: Mond, Nacht, Winter, Kälte, Ruhe, Passivität, Frau, weich, hervorbringen, dunkel, innen und verborgene Fähigkeiten.
Yang hingegen bedeutet „die helle Seite des Berges“ Es steht für: Sonne, Tag, Sommer, Wärme, Aktivität, Mann, hart, erzeugen, außen und Ausdruck.
In der Gesundheitslehre wird nun der Körper eines Menschen als Yin- und Yang-Muster betrachtet. Herrscht ein dynamisches Gleichgewicht zwischen den beiden Polen, so bedeutet dies Gesundheit. Ist das Gleichgewicht aus der Balance, weist dies auf Krankheit hin. Ziel einer traditionellen chinesischen Behandlung ist immer der Ausgleich der Yin- und Yang-Aspekte des Körpers. Fieber ist beispielsweise ein Zuviel an Yang. Sinkt die Temperatur, so wird sie wieder zu Yin. Ist das Fieber jedoch begleitet von Frösteln, so bedeutet das ein Zuviel an Yin Hier hilft Wärme, wieder Yang zu erzeugen.
Yin-Körper: unterer Körperabschnitt, vordere Körperseite, rechte Körperhälfte, innere Körperteile, Körperhöhlen, Vollorgane, Haut und Knochen
Yang-Körper: oberer Körperabschnitt, hintere Körperseite, linke Körperhälfte, äußere Körperteile, Außenseite, Hohlorgane, Sehnen und Knorpel
Die Lehre von den Fünf Elementen
Das zweite Schlüsselkonzept zum Verständnis der traditionellen chinesischen Medizin ist die Lehre von den Fünf Elementen. Die Zahl Fünf gilt in der chinesischen Philosophie als Zahl des Lebens. Die Theorie der Fünf Elemente geht auf unterschiedliche dynamische Prozesse zurück, denen allen auch das Wechselspiel von Yin und Yang zugrunde liegt. So entsteht aus einem Samenkorn (Yin) eine Pflanze (Yang), die beim Absterben wieder zu Yin (Tod) wird. Diese Bilder finden sich wieder in dem System der Fünf Elemente und dem der fünf Wandlungsphasen. Die Fünf Elemente finden sich in dynamischen Prozessen, der Umwelt, in den Jahreszeiten, der Tageszeit, der Himmelsrichtung, dem Klima, der Farbe, dem Geschmack und Geruch sowie einem Yin-Organ (Zang), einem Yang-Organ (Fu), einem Sinnesorgan, einem Gewebe, einem Gefühl und einem Ausdruck wieder. Auch das Lebensalter eines Menschen und eine energetische Qualität können diesen Elementen zugeordnet werden.
Auf die Weise, in der sich die Elemente zueinander verhalten, beschreiben die chinesischen Ärzte auch die Wechselwirkungen der einzelnen Körperorgane zueinander.
Dieser Kreislauf der gegenseitigen Erzeugung zeigt, wie sich die Elemente gegenseitig erzeugen beziehungsweise unterstützen. Den fünf Phasen des Jahres werden die verschiedensten körperlichen, geistigen und emotionalen Funktionen zugeordnet. In der Traditionellen Chinesischen Medizin nennt man sie die fünf Wandlungsphasen: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Für die Jahreszeiten bedeutet dies: Der Frühling (Holz) geht über in den Sommer (Feuer), dieser in den Altweibersommer (Erde), jener in den Herbst (Metall) und Letzterer in den Winter (Wasser). Die Erde verbindet jede Phase mit der anderen. Oder: Das Wasser nährt das Holz und lässt eine Pflanze entstehen (Holz). Dieses kann verbrannt werden (Feuer). Aus der Asche entsteht dann Erde, und die Erde erzeugt Metalle, die wiederum Wasser sammeln. Auf der körperlichen Ebene sind die Organe entsprechend verbunden: Milz und Magen (Erde) unterstützen Lunge und Dickdarm (Metall). Diese unterstützen wiederum Nieren und Blase (Wasser), jene die Leber und die Gallenblase (Holz) und diese Herz und Dünndarm (Feuer).
Doch die Elemente erzeugen und unterstützen sich nicht nur gegenseitig. Sie kontrollieren einander auch. Das ist wichtig, sonst würden sich die Elemente im Shen-Zyklus nur aufschaukeln. So kontrolliert beispielsweise das Feuer das Metall, da es dieses schmelzen kann. Metall wiederum kontrolliert Holz, da es dieses schneiden kann. Holz kontrolliert die Erde, da es sie formen kann, und Erde das Wasser, da sie Überschüssiges aufsaugen kann. Überträgt man die Kraft der Elemente auf alle Wirkbereiche, auf die Familie, die Entwicklung einer speziellen Persönlichkeit und auch wieder auf den organischen Bereich, so landen wir immer wieder bei der Idee der Harmonie. Denn Disharmonien innerhalb des Shen- oder Ko-Zyklus lassen Krankheit entstehen. Die schädigenden Einflüsse werden so zu stark und der Körper wird schwach: Eine schwache Lunge (Metall) kann beispielsweise die Leber (Holz) nicht mehr kontrollieren. Das kann zu Bluthochdruck und Kopfschmerzen führen. Oder eine zu starke Leberenergie (Holz) kann Magen und Milz (Erde) schwächen So kommt es zu Verdauungsstörungen oder Blähungen. Ein chinesischer Arzt wird Symptome immer nach den hier beschriebenen Ursachen behandeln.
In der westlichen Betrachtungsweise ist die Grundlage der Medizin die Physiologie des Körpers, also unser Bauplan von den kleinsten Zellen über Muskeln und Haut bis hin zum Skelett. Im chinesischen Modell hingegen wird der Körper als Energiesystem betrachtet. Verschiedene Substanzen wirken hier zusammen. Dabei handelt es sich um materielle, aber auch um immaterielle Bestandteile: Qi, Jing, Blut, Lymphe (Körpersäfte) und Shen.
Qilässt sich am ehesten mit einer alles erfüllenden Lebensenergie gleichsetzen Alles im Universum besteht aus Qi. Trotzdem ist es keine reine Energie und auch keine reine Grundsubstanz. Es gibt verschiedene Arten des Qi: Das Ursprungs-Qi (Yuan-Qi) erhalten wir bereits vor der Geburt, schon bei der Zeugung durch unsere Eltern. Hierbei handelt es sich um unsere angeborene Energie, die als Essenz in den Nieren gespeichert wird. Es wird ergänzt durch das nachgeburtliche, normale Qi, ohne das ein Baby nicht überleben könnte. Quelle für das normale Qi sind Nahrung und Atemluft. Aus der Muttermilch bezieht das Kind Gu-Qi, aus der Luft Kong-Qi Beide vermischen sich zum Atmungs-Qi (Zong-Qio). Dieses „Meer des Qi“ wird schließlich zu dem Qi, das durch die unsichtbaren Leitbahnen des Körpers (Meridiane) fließt Es heißt Zheng-Qi. Dieses nährt alle Körpergewebe, ist die Grundlage für ein funktionierendes Immunsystem (Abwehr-Qi) und schützt vor Disharmonien.
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