Die Interviewpartner wurden bei der ersten Kontaktaufnahme über die Ziele der Untersuchung und ihre mögliche Rolle als Experten für ihre berufliche Domäne aufgeklärt. Während des Interviews, das in der Regel an ihrem Arbeitsplatz stattfand, habe ich sie noch einmal über das wissenschaftliche Themenspektrum meines Forschungsprojekts in Kenntnis gesetzt. Erläuterungen zum Ablauf des Interviews wurden zu Beginn gegeben. Die Gespräche wurden unter Einwilligung der Beteiligten aufgezeichnet.2 Da sie als domain experts fungierten, wollte ich ihre Namen nicht anonymisieren. Nur im Bereich des Bildungsdiskurses wurde vereinzelt auf die namentliche Nennung der Lehrkräfte verzichtet.3 Daneben wurden Personen, von denen nur wenige Informationen benötigt wurden, aus Zeitgründen telefonisch oder per Mail befragt. Eine zusätzliche und umfangreiche Befragung erfolgte mithilfe eines Fragebogens zum Themenkomplex ‚Politische Kommunikation auf der kommunalen Ebene’ . Er wurde von mir an eine Auswahl der, zu diesem Zeitpunkt, 106 Gemeinden Luxemburgs verschickt. Die Antworten aus 13 Gemeinden flossen schlussendlich in die Analyse mit ein. Die Teildiskurse, die ich anhand des Medienkorpus provisorisch festgelegt hatte, zeigten zu welchen Themenkomplexen Experten befragt werden mussten.
Themenkomplexe/Teildiskurse |
Expertengespräche mit |
Deutschunterricht im Sekundarunterricht |
Romain Dockendorf. Deutschlehrer am Lycée classique de Diekirch (LCD) Marie-Rose Wirtz. Deutschlehrerin am LCD, langjährige Unterrichtserfahrung in den ALLET-Klassen Robert Gollo Steffen. Deutschlehrer am LCD, Musiker und Inhaber des Literaturverlags Op der Ley Fernand Weiler. Deutschlehrer am LCD Jeannot Kettel. Geschichtslehrer am LCD |
Der Deutschunterricht im technischen Sekundarunterricht. Deutsch als Unterrichtssprache. Deutsch als Zweitsprache/Intensivsprachkurse |
Martine Hummer. Deutschlehrerin am Lycée technique du Centre (LTC) (DAF- und DAZ-Unterricht) Wilfried Jansen. Chargé de cours am LTC (Fach: Deutsch/DAF/DAZ) Antoinette Maas. Stellvertretende Direktorin am LTC, verantwortlich für die classes d’insertion, classes à régime linguistique spécifique, bac international Damjana Sulina Zorko. Chargée de cours am LTC (Fach: Deutsch/DAF/DAZ) Nadine Vandivinit. Deutschlehrerin und Koordinatorin für das Fach Deutsch am deutsch-luxemburgischen Schengen-Lyzeum Mailaustausch mit zwei Sekundarschullehrerinnen (anonym)Mailaustausch mit Colette Kutten über die Entstehung des Deutschbuches ‘Das Eselsohr’ |
Deutsch als Alphabetisierungssprache in Luxemburg. Deutsch als Unterrichtssprache für Migrantenkinder |
Astrid Neumann. Cours d’accueils in Wiltz. Mitverantwortlich für die Ausarbeitung des landesweiten Lehrplans der cours d’accueils beim Bildungsministerium Aline Soisson-Schumacher. Cours d’accueils in Esch/Alzette Gruppeninterview mit drei Grundschullehrerinnen (anonym)Mailaustausch mit einer Grundschullehrerin (anonym)Telefon- und Mailaustausch mit Robi Brachmond (Ministère de l’Education nationale, de l’enfance et de la jeunesse, Service de l’enseignement fondamental, Programmes et matériel didactique, législation (organisation), pédagogie) |
Sprachcurriculare Bedeutung der Vorschule |
Austausch mit einer Vorschullehrerin (anonym) |
Sprache und Kultur |
Diane Krüger. Stellvertretende Direktorin beim Institut Pierre Werner |
Literatursprachen – Sprache und Literatur |
Rob Kieffer. Chefredakteur Éditions Binsfeld ( Binsfeld als Verlagshaus, Werbeagentur, Eventagentur sowie Agentur für Öffentlichkeitsarbeit und Krisenmanagement)Telefonaustausch mit Valérie Schreiner. Von 2010 bis 2014 Lektorin bei Éditions Binsfeld , 2015–2016 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für die EU-Präsidentschaft Luxemburgs beim Ministère de l’Enseignement Supérieur et de la recherche , freie LektorinRobert Gollo Steffen. Verlag op der Ley |
Sprache und Integration |
Laura Zuccoli. Präsidentin der ASTI4 |
Sprache und Politik; Sprache und Gesellschaft |
Fragebögen an die GemeindenTelefonaustausch mit Claudine Muller, stellvertretende Direktorin am Centre de Logopédie Luxembourg. Austausch mit Laurence Mousel, Anwältin bei der Kanzlei Bauler & Lutgen Hubertus von Morr. Ehemaliger deutscher Botschafter in Luxemburg Lex Roth. Gründungspräsident, heute Vizepräsident der Actioun Lëtzebuergesch , hat sich auf vielfältige Weise für die Entwicklung und Anerkennung der luxemburgischen Sprache eingesetzt und wurde dafür mehrfach vom Luxemburger Staat ausgezeichnet |
Printmedien |
Claude Karger. Chefredakteur Lëtzebuerger Journal Roger Infalt. Chef der Lokalredaktion Tageblatt, Präsident des Presserates, Präsident der Association luxembourgeoise des journalistes |
Öffentlichkeitsarbeit und Werbung |
Olivier Mores. Kommunikationsbeauftragter bei Post Luxembourg Rob Kieffer. Chefredakteur Éditions Binsfeld |
Tabelle 1:
Übersicht über die durchgeführten Experteninterviews5
1.3 Erweiterung des Korpus um weitere Zeichen des „Flusses von Wissen durch die Zeit“
Die Sekundärliteratur, die Eingang in die vorliegende Arbeit fand, ist nicht nur Sekundärliteratur im wortwörtlichen Sinne. Sie liefert also nicht nur Zahlen und Hintergrundinformationen, sondern sie gewährt zudem Einblicke in eine weitere Diskursebene, in das Denken über die Sprachensituation in Luxemburg auf der fachwissenschaftlichen Ebene.1
Statistiken, Schreibproben von Schülern, administrative Schreiben, Buchbestsellerlisten, Kinoprogramme, Werbeanzeigen, Parlamentsdebatten und ‚Posts’, die in Gruppen des sozialen Netzwerks Facebook veröffentlicht wurden, sind nur einige der ‚Texte’, die darüberhinaus in das Korpus aufgenommen wurden und den Aussagen, die auf allen Diskursebenen fielen, gegenübergestellt werden. Das Untersuchungskorpus bestand so am Ende aus diversen Textsorten, aus sprachlichen Manifestationen diverser Kommunikationsbereiche, die sich vor der Untersuchung als „Gewimmel“ oder „von fern als Knäuel“ (Foucault) präsentierten und allesamt in einer Weise mit dem Thema verwoben waren. Dieses Gewimmel, dieses Knäuel, setzt sich bei näherer Betrachtung aus unzähligen Situationen des sprachlichen Austauschs zusammen, die untersucht werden, um Sprachwissen und Sprachhandeln in Luxemburg zu erschließen und Fragen nach Bedeutungen, Bewertungen, nach den Funktionen und Positionen, die die deutsche Sprache einnehmen kann, zu klären. Jäger und Zimmermann (2010: 61) beschreiben im Lexikon zur Kritischen Diskursanalyse in der Sprachwissenschaft das, was man vorfindet, wenn man sich in das diskursive Gewimmel , in die Diskursformationen, hineinbegibt auf folgende Weise:
Blickt man auf die Landschaften der Diskurse, so stellen sich diese als ein vielfältiges und ineinander verwobenes und verstricktes Netz dar, das den Eindruck eines Gewimmels erweckt und das es durch Diskursanalysen zu entwirren gilt.
Ein erster Schritt, der bei dieser Entwirrung half, war die thematische Aufgliederung des Materialkorpus. Auf diese Weise konnten die verschiedenen Teildiskurse, die Bestandteil der Analyse des Diskurses über die deutsche Sprache in Luxemburg sein sollten, provisorisch festgelegt werden. Notgedrungen mussten aus Zeit- und Platzgründen am Ende Schwerpunktsetzungen vorgenommen werden und konnte kein Einblick in sämtliche Gesellschaftsdomänen erfolgen. Die Analyse des Mentalitätenwissens richtet sich daher auf folgende Themenfelder:
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