Aneta Stojić / Marija Turk
Deutsch-Kroatische
Sprachkontakte
Historische Entwicklung und aktuelle Perspektiven
auf lexikalischer Ebene
A. Francke Verlag Tübingen
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ePub-ISBN 978-3-8233-0020-5
Abkürzungsverzeichnis Sprachen afrz. altfranzösisch ahd. althochdeutsch akro. altkroatisch altlat. altlateinisch altslaw. altslawisch arab. arabisch bair. bai(e)risch dtsch. deutsch Exot. Exotismus engl. englisch frühnhd. frühneuhochdeutsch frz. französisch germ. germanisch griech. griechisch ital. italienisch klat. klassischlateinisch kro. kroatisch mal. malaiisch mhd. mittelhochdeutsch mlat. mittellateinisch ndrl. niederländisch nhd. neuhochdeutsch österr. österreichisch pers. persisch rum. rumänisch schwb. schwäbisch schweiz. schweizerisch südd. süddeutsch skrt. sanskrit slaw. slawisch slow. slowenisch span. spanisch tschech. tschechisch ung. ungarisch vlat. vulgärlateinisch Quellen ARj (1881–1976) = Rječnik hrvatskoga ili srpskoga jezika. I-XXIII. Zagreb: JAZU. Bel (1740) = Belostenec, Ivan: Gazophylacium seu latino-illyricorum onomatum aerarium. Zagreb. DB (1728) = Della Bella, Ardelio: Dizionario italiano, latino, illirico. Venezia, II. Aufl. Ragusa, 1785. Drob (1846/49) = Drobnić, Josip: Ilirsko-němačko-talianski mali rěčnik. Wien. Duden (1963) = Der Große Duden – Herkunftswörterbuch. Mannheim, Wien, Zürich: Bibliographisches Institut. Duden (1989) = Deutsches Universalwörterbuch: A-Z. 2. Aufl. Mannheim: Duden Verlag. Hab (1670) = Habdelić, Juraj: Dictionar ili Rechi zvexega ukup zebrane, u red pofztaulyene i diachkemi zlahkotene trudom Jurja Habdelicha. Reprint 1989. Zagreb: Kršćanska sadašnjost. HE (1999): Hrvatska enciklopedija. August Kovačec (Hg.) Zagreb: Leksikografski zavod „Miroslav Krleža“. HER (2002): Hrvatski enciklopedijski rječnik. Zagreb: Novi Liber. HJR = Hrvatska jezična riznica HNK = Hrvatski nacionalni korpus HOL (1996) = Hrvatski opći leksikon. August Kovačec (Hg.) Zagreb: Leksikografski Zavod „Miroslav Krleža“. IB (1901) = Iveković, Franjo – Broz, Ivan: Rječnik hrvatskoga jezika I, II. Zagreb. Reprint 2009. MU (1842) = Mažuranić, Ivan – Užarević, Jakov: Deutsch-illirisches Wörterbuch, Nemačko-ilirski slovar. Zagreb. P (1901) = Parčić, Dragutin: Riječnik hrvatsko-talianski. Zadar, 1858. Reprint Zagreb, 1995. RNR (1996) Brozović-Rončević, D., Gluhak, A., Muhvić-Dimanovski, V., Sočanac, L. Sočanc, B.: Rječnik novih riječi: Mali vodič kroz nove riječi i pojmove u hrvatskim glasilima. Zagreb: Minerva. Stul (1806) = Stulić (Stulli), Joakim: Rjecsoslòxje slovinsko-italiansko-latinsko. Dubrovnik. Š (1860) = Šulek, Bogoslav: Deutsch-kroatisches Wörterbuch. Zagreb. Š (1874/75) = Šulek, Bogoslav: Hrvatsko-njemačko-talijanski rječnik znanstvenog nazivlja. Zagreb, 1874/75., Reprint 1990. Š (1879) = Šulek, Bogoslav: Jugoslavenski imenik bilja. Zagreb: Tiskom dioničke tiskare. Term (1853) = Juridisch-politische Terminologie für die slavischen Sprachen Oesterreichs. Von der Commissiom für slavische juridisch-politische Terminologie. Deutsch-kroatische, serbische und slovenische Separat-Ausgabe. Wien. VF (1853/54) = Veselić (Fröhlich), Rudolf: Rěčnik ilirskoga i němačkoga jezika. Wien. Volt (1803) = Voltić (Voltiggi), Josip: Ricsoslovnik illiricskoga, italianskoga i nimacskoga jzika. Wien, Reprint Zagreb, 1981. Zb (1835) = Sbirka někojih rěčih, koje su ili u gornjoj ili u dolnjoj Ilirii pomanje poznane. Danica Horvatska, Slavonska i Dalmatinska 50. Zagreb. 1 Einleitung Begegnung und Austausch weltweit bringen unterschiedliche Kulturen und somit auch Sprachen in Kontakt. Kaum eine Sprache der Welt konnte dem Einfluss anderer Sprachen entgehen. Kulturkontakte gab es in der Menschheitsgeschichte immer und überall, sei es direkt oder indirekt, langjährig, also intensiv, oder auch nur kurz oder sporadisch. Dauern Kontakte lange, kommt es unweigerlich zur Übernahme von Sprach- und Kulturgut aus den Sprachen, die gemeinsam in Kontakt stehen. Nach Bloomfield (1969: 445; 2001: 531) lernt jede Sprachgemeinschaft von ihren Nachbarn durch den Austausch von Naturgegenständen und künstlich hergestellten Gegenständen, der Übernahme von Aktivitäten wie handwerklichen Techniken, Kriegspraktiken, religiösen Ritualen oder individuellen Moden. Diese kulturelle Diffusion hat auch eine sprachliche Expansion zur Folge. Zusammen mit Gegenständen oder Praktiken werden oft die sprachlichen Formen, die sie benennen, von Volk zu Volk weitergegeben. Einzelne Sprachen hatten in bestimmten geschichtlichen Epochen und in bestimmten Gebieten eine dominante Position in der internationalen Kommunikation. Das Deutsche übte im Laufe der Geschichte im europäischen, insbesondere mittel- und südosteuropäischen Raum über einen sehr langen Zeitraum eine wichtige Rolle auf verschiedenen Niveaus aus. Aufgrund der politischen Situation war es außerdem die Amtssprache in vielen Ländern Mittel- und Südosteuropas (Ivanetić/Stojić, 2009: 99f). Die Spuren sind heute noch in den Sprachen dieser Länder zu sehen, machen sich aber auch in den Nationalkulturen Mittel- und Südosteuropas bemerkbar (Stojić, 2013: 284). Auch die kroatische Sprache ist durch gesellschaftliche und geopolitische Umstände im Laufe ihrer gesamten Geschichte mit europäischen Sprachen, insbesondere aber der deutschen Sprache, in direkten und indirekten Kontakt gekommen. Kroatien war über mehrere Jahrhunderte politisch und kulturell mit dem Habsburgerreich verbunden, was Spuren in allen Bereichen – vor allem aber in der Sprache – hinterlassen hat. Dies kann sich auf eine Richtung beschränken, kann aber auch wechselseitig sein. Der Einfluss der deutschen Kultur und Sprache auf die kroatische lässt sich auf allen Ebenen der Sprache feststellen: auf der morphologischen, semantischen, lexikalischen und stilistischen, wobei die lexikalische Ebene am meisten von diesem Einfluss betroffen ist. Die Lexik stellt nämlich im Unterschied zur Grammatik den offensten und dynamischsten Teil der Sprache dar und unterliegt somit ständigen Veränderungen, so auch der Übernahme fremden Wortgutes. Die Resultate können dabei evidentin Form von Lehnwörtern oder latentin Form von Lehnprägungen sein. Bei beiden spielte die deutsche Sprache eine zweifache Rolle: Sie diente als Gebersprache, war aber auch Mittler bei Entlehnungen aus klassischen und anderen europäischen Sprachen. So kommt es zur direkten und indirekten Entlehnung (Filipović, 1986: 50f). Bisher wurden diese Resultate in unterschiedlichen Untersuchungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Alle diese Beiträge leisten einen wertvollen Beitrag zur Darstellung und Analyse der deutsch-kroatischen Sprachkontakte. Insbesondere auch deshalb, weil sie unter anderem deutsche Lehnwörter im Kroatischen anführen und auf diese Weise einen Einblick in ihre Schichtung geben. 1.1 Bisherige Forschungen zu den deutsch-kroatischen Sprachkontakten Es gibt mehrere große Untersuchungen zu den deutschen Lehnwörtern im Kroatischen. Zu den ersten umfangreicheren Arbeiten zählt das Werk Nemački uticaji u našem jeziku(Der deutsche Einfluss in unserer Sprache, 1937) von Miloš Trivunac, in dem es vorwiegend um deutsche Lehnwörter geht, aber auch die Lehnprägungen angesprochen werden. In dem Werk werden Wörter deutscher Provenienz im Kroatischen angeführt, die nach Sachgruppen1 geordnet sind.
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