Wie wir unseren Zyklus erleben, ist individuell verschieden, und wir sind unseren Hormonen nicht hilflos ausgeliefert. Dennoch gehe ich davon aus, dass dieses Wissen Ihnen hilft, zu verstehen, was genau Ihre Hormone mit ihrem „Verhalten“ bezwecken.
Das war die Kurzfassung des Ganzen, nun schauen wir uns die einzelnen Phasen des Zyklus und ihre Veränderungen in den Wechseljahren noch einmal genauer an.
Follikelphase: Von der Menstruation bis zur Ovulation
Die Follikelphase beginnt am ersten Tag Ihrer Periode und dauert bis zum Moment des Eisprungs an. Sie ist in der Hauptsache für die Zykluslänge verantwortlich, denn die zweite Zyklushälfte, die Lutealphase, ist mit rund 14 Tagen nahezu immer gleich lang. Das verändert sich allerdings in den Wechseljahren. Weil es immer mehr Zyklen ohne Eisprung gibt, ändert sich auch die Dauer der Follikelphase und die Anzahl der Lutealphasen nimmt ab. Ihre Follikelphase kann also 14 Tage lang sein oder nur 9 oder sogar 44. Findet Ihr Eisprung früher statt, setzt auch die Periode früher ein, und bei einem späten Eisprung verzögert sich auch das Einsetzen der Regel. Wenn wir also davon sprechen, dass die Periode verspätet einsetzt, dann meinen wir eigentlich die verspätete Ovulation.
Die Follikelphase kann weiter unterteilt werden in die Zeit der Blutung und die Zeit, in der sich Ihr Körper auf den Eisprung vorbereitet.
Der erste Tag Ihres Zyklus ist der Tag, an dem die Monatsblutung so richtig einsetzt. Es ist egal, zu welcher Tageszeit dies passiert. Schmierblutungen zählen noch zum Ende des vorhergehenden Zyklus, selbst wenn sie mehrere Tage anhalten. Prämenstruelle Schmierblutungen können ein Anzeichen dafür sein, dass der Progesteronspiegel niedrig ist, was mit zunehmendem Alter und in den Wechseljahren häufiger der Fall ist. Ist der Progesteronspiegel niedrig, wird die Gebärmutterschleimhaut nicht ausreichend unterstützt und schon frühzeitig abgestoßen.
Hat keine Empfängnis stattgefunden, sinken die Östrogen- und Progesteronwerte gegen Ende des Zyklus und die Blutung setzt ein. Dieser Hormonabfall, den Sie vielleicht an Ihrer Stimmung spüren, löst die Freisetzung hormonähnlicher Substanzen aus, die man als Prostaglandine bezeichnet. Prostaglandine bewirken, dass sich die Blutgefäße in der Gebärmutterschleimhaut zusammenziehen und verdrehen. Die Schleimhautzellen erhalten so nicht mehr ausreichend Sauerstoff und sterben ab. Prostaglandine stimulieren auch die mittlere Muskelschicht der Gebärmutter, sodass sie sich zusammenzieht, um Blut und tote Zellen aus dem Körper heraus zu transportieren. Diese krampfartige Bewegung kann Regelschmerzen und Periodendurchfall verursachen. Nichtsteroidale Entzündungshemmer wie Ibuprofen wirken bei Regelschmerzen und starken Blutungen gut, weil sie die Enzyme blockieren, die Prostaglandine produzieren. Aus diesem Grund ist Ibuprofen meist hilfreicher als Paracetamol. Auch Kurkumin, der aktive Bestandteil von Kurkuma, hemmt diese Enzyme und ist daher ebenfalls ein gutes Mittel bei Regelschmerzen und starken Blutungen.
Starke Blutungen und längere Zyklen nehmen in den Wechseljahren zu, wenn mehr Östrogen im Blut zirkuliert als Progesteron (das einen abschwächenden Effekt auf die Blutung hat). Die Produktion von Progesteron sinkt, weil es in weniger Zyklen zu einem Eisprung kommt – und ohne Ovulation wird kein Progesteron gebildet. Selbst wenn Sie einen Eisprung haben, ist die produzierte Menge niedriger als zuvor, weshalb die zweite Zyklushälfte sich verkürzen kann und prämenstruelle Schmierblutungen zunehmen, ebenso wie prämenstruelle Ängste und Sorgen, Schlafprobleme, Brustspannen, prämenstruelle Kopfschmerzen und Migräne.
Nach einigen Tagen der Blutung ist Ihre Gebärmutterschleimhaut bereit, sich wieder neu aufzubauen. Ab dem dritten Zyklustag präsentieren die Rezeptoren für Östrogen und Progesteron das Schloss, an das die Schlüssel (Östrogen und Progesteron) andocken können, um ihrer Aufgabe nachzukommen: Aufbau und Erhalt der Schleimhaut. Am sechsten Tag hat sich das Endometrium wieder aufgebaut und ist rund 4–7 Millimeter dick. Nun ist es an der Zeit, sich auf die Hauptattraktion im Zyklus vorzubereiten: den Eisprung.
Regelschmerzen (Dysmenorrhö)
Auch wenn Regelschmerzen weit verbreitet sind, bedeutet das nicht, dass sie normal sind oder Sie sie klaglos akzeptieren müssten. Leichte Krämpfe im Unterbauch sind noch im Rahmen, sie sollten jedoch nicht solch ein Ausmaß annehmen, dass Sie zu Schmerzmitteln greifen müssen, um den Tag zu überstehen.
Vielleicht fragen Sie sich auch, wodurch diese Schmerzen überhaupt verursacht werden und warum es sich jedes Mal so anfühlt, als würde Ihre Gebärmutter Krieg gegen Sie führen? Gegen Ende des Zyklus, kurz vor dem Einsetzen der Periode, beginnt der Abbau der Gebärmutterschleimhaut. Dabei werden Prostaglandine freigesetzt, die eine Kontraktion der Gebärmutter bewirken, um den physischen Prozess der Blutung zu unterstützen. Zu Regelschmerzen kommt es, wenn Sie zu viele Prostaglandine freisetzen, wie dies bei den meisten Menstruierenden mit schweren Krämpfen der Fall ist. Prostaglandine bereiten das Nervensystem auf Schmerz vor und steigern die Schmerzreaktion, was zu quälenden Kontraktionen und noch mehr Schmerzsignalen an das Gehirn führt. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, sind sie auch noch verantwortlich für Übelkeit, Erbrechen und den sogenannten Periodendurchfall – die Prostaglandine lassen manchmal auch den Darm krampfen. Nicht selten leiden Betroffene unter heftigen Gebärmutterkontraktionen, die zu einer Zunahme des Drucks in der Gebärmutter führen können und einer eingeschränkten Sauerstoffzufuhr zu den kontrahierenden Muskeln, was die Schmerzen zusätzlich verstärkt.
Ich habe selbst jahrelang unter Regelschmerzen gelitten, die so stark waren, dass sie mich quasi komplett außer Gefecht setzten. Daher kann ich alle gut verstehen, die sich hier Erleichterung wünschen. Wenn Sie unter starken Blutungen leiden – was während der Wechseljahre nicht selten ist –, dann sollten Sie die Einnahme nichtsteroidaler Entzündungshemmer wie Ibuprofen und Naxopren in Betracht ziehen, da sie die Produktion von Prostaglandinen senken und gegen Schmerzen und Blutverlust helfen. Andere Möglichkeiten zur Linderung von Regelschmerzen sind folgende:
• Reduzieren Sie Entzündungen, indem Sie auf Zucker, Alkohol und Milchprodukte verzichten oder deren Konsum zumindest einschränken, speziell in der zweiten Zyklushälfte. Seit dem Erscheinen meines ersten Buches Superpower Periode habe ich zahlreiche Zuschriften erhalten, in denen Betroffene mir berichteten, dass sie durch das Meiden von Milchprodukten ihre Regelschmerzen loswurden.
• Ziehen Sie eine Histaminintoleranz in Betracht (Seite 333).
• Akupunktur, Kräuter und Körperbehandlungen in Form von Physiotherapie, Reflexzonenmassage und Arvigo®-Therapie (siehe Seite 329) können ein rettender Anker sein, wenn es um Regelschmerzen geht.
• Nahrungsergänzungsmittel wie Magnesium, B-Vitamine, Omega-3-Fettsäuren (z.B. Fischöl) und Kurkumin sind dafür bekannt, dass sie Regelschmerzen lindern können.
• Wärmetherapie – sprich: ein heißes Bad oder eine Wärmflasche – kann die Durchblutung fördern und Schmerzen lindern. Daten aus zwei klinischen Versuchen legen den Schluss nahe, dass sie ebenso wirkungsvoll sein kann wie eine Behandlung mit nichtsteroidalen Entzündungshemmern.
• Rizinusölpackungen auf dem Unterbauch können die Durchblutung des Beckens fördern und Regelschmerzen lindern. Eine Anleitung finden Sie im Anhang.
• Rauchen, sowohl aktiv als auch passiv, wird mit Regelschmerzen in Verbindung gebracht, also streichen Sie diese Angewohnheit.
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