Heide Göttner-Abendroth - Matriarchale Gesellschaften der Gegenwart

Здесь есть возможность читать онлайн «Heide Göttner-Abendroth - Matriarchale Gesellschaften der Gegenwart» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Matriarchale Gesellschaften der Gegenwart: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Matriarchale Gesellschaften der Gegenwart»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Die moderne Matriarchatsforschung macht eine völlig andere Gesellschaftsform, die nicht die Umkehrung des Patriarchats ist, wieder zugänglich. So wird unsere Vorstellung von matriarchalen Gesellschaften Schritt für Schritt immer reicher. Das berührt und verändert alle Bereiche unseres Wissens. In diesem Sinne ist die moderne Matriarchatsforschung heute Grundlagenforschung.
Dieser Band beschreibt und analysiert anschaulich die matriarchalen Gesellschaften Afrikas, Indiens und Amerikas. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Großformen dieser Sozialwesen. So wird das Vorurteil, dass es sich nur um kleine, isolierte Gemeinschaften handeln würde, eindrucksvoll widerlegt. Die weltweite Perspektive Göttner-Abendroths lenkt den Blick bei allen Unterschieden der beschriebenen Weltregionen auf die großen sozio-kulturellen Gemeinsamkeiten matriarchaler Gesellschaften.

Matriarchale Gesellschaften der Gegenwart — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Matriarchale Gesellschaften der Gegenwart», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Die Sippen der Goajiro sind exogam (Heirat außerhalb der Sippe) und paarweise einander zugeordnet. Das heißt, je zwei Sippen stehen durch dauernde Wechselheirat miteinander in Verbindung, wie zum Beispiel die Sippe Urania mit der Sippe Puschania und die Sippe Epieyues mit der Sippe Secuana. Gruppenehe gibt es nicht, sie wurde durch die Ehe von Einzelpersonen abgelöst. Heute zieht die junge Frau bei der Heirat ins Haus des Gatten, für sie erhält ihr Mutterclan Vieh als Hochzeitsgabe. Es handelt sich dabei nicht um einen »Brautpreis«, denn die junge Frau ist nicht nur diejenige, die ihren Gatten ernährt und kleidet, sondern sie kann jederzeit die Scheidung durch Rückkehr ins Mutterhaus vollziehen. Die Hochzeitsgabe an Vieh, die unterdessen von ihrem Clan gehütet und vermehrt wurde, bleibt dabei ihr persönliches Eigentum und fällt ihr bei der Scheidung als Besitz zu. 15

Wenn eine junge Frau ein Kind gebiert, wird sie dabei ausschließlich von den Frauen ihres eigenen Clans begleitet. Die Geburt eines Mädchens ist erwünschter als die eines Knaben (Abb. 1). Über einen Knaben freut man sich »wie über ein kleines Pferd«, über ein Mädchen »wie über eine kleine Kuh«, wobei Kühe der größte Reichtum der Clans sind (Ausspruch eines Goajiro). Die Mutter gibt dem Kind nach der Geburt den Namen einer Ahnin oder eines Ahnen und den Namen ihres eigenen Clans, als dritten erhält es einen Namen nur für Außenstehende. Allein der mütterliche Clan feiert mit ihr das Ereignis. Die Vaterlinie ist bekannt, spielt aber keine Rolle. Die Kinder wohnen zuerst bei der Mutter, später übernimmt eine Schwester der Mutter die weitere Erziehung der Mädchen oder ein Bruder der Mutter die der Knaben. So werden sie bei den nächsten Verwandten im Mutterclan groß. 16

Abb 1ArawakGoajiroMädchen mit ihrem zahmen Kaninchen aus Bild der Völker - фото 2

Abb. 1:Arawak-Goajiro-Mädchen mit ihrem zahmen Kaninchen (aus: Bild der Völker, Bd. 5, Wiesbaden 1974, Brockhaus Verlag, S. 144)

Ihr Vieh behandeln die Goajiro-Arawak genauso gut wie die eigenen Sippenmitglieder. Wie man einen Angehörigen der eigenen Sippe nicht heiraten darf, ebenso wenig darf man die Rinder des eigenen Clans essen, denn sie gelten als direkte Verwandte. Wird ein Rind krank, dann wird es genauso wie ein Mensch zur schamanischen Heilerin gebracht. 17Stirbt jemand in einem Clan der Goajiro, dann werden Rinder geopfert und ihr Fleisch zur Bewirtung der Gäste aus den anderen Clans zubereitet. Ihre Seelen jedoch, so glauben die Goajiro, begleiten den toten Menschen auf der langen Jenseitsreise und vermehren zahlenmäßig die Seelen des eigenen Clans. 18

Obwohl die Arawak-Kultur der Goajiro sich unter verschiedenen Bedrohungen mehrfach gewandelt hat, ist sie doch immer matriarchal geblieben. Zugleich ist sie ein gutes Beispiel gegen die verbreitete Legende, dass Viehzucht notwendig mit Patriarchat gekoppelt sein müsse. –

Aus Archäologie und vergleichender Ethnologie lassen sich die grundsätzlichen Züge auch der historischen Arawak-Kultur erschließen. Die traditionelle Ökonomie der Arawak war der Ackerbau, der teils als Gartenbau mit dem Grabstock ausgeführt wurde (Antillen), teils als Brandrodungsfeldbau mit Wanderungen (Amazonas-Urwald), teils als Ackerbau in offener Landschaft, verbunden mit Terrassen und Bewässerungsanlagen (Berge, Hügel, Savannen im Sub-Anden-Gebiet und den Orinoko-Bergen). Fast überall war der Anbau Frauensache, das Roden hingegen Männersache. 19Die Feldfrüchte wurden durch die Beute aus Jagen und Fischen ergänzt. Die Arawak fischten mit Netzen, Haken, Harpunen und Körben und jagten mit Keulen, Steinschleudern, Speeren, Fanggehegen, assistiert von Hunden und Lockvögeln. Pfeil und Bogen kannten sie nicht. 20Aller Besitz war Gemeinschaftsbesitz der Muttersippe, bei einigen Stämmen besaßen die Frauen Felder und Häuser allein. 21Persönliches Eigentum sowie Titel und Würden wurden nur in weiblicher Linie vererbt. 22

Bei den Küsten-Arawak (Zirkumkaribische Kultur) und den Insel-Arawak (Antillen) gab es bis ins 20. Jahrhundert noch große Gemeinschaftshäuser für die Sippen, und eine Siedlung bis 3000 Personen bestand aus mehreren solchen Häusern. Die Sippen waren ausschließlich matrilinear, der Bräutigam siedelte für eine kürzere oder längere Zeit ins Haus der Schwiegermutter über und arbeitete für ihren Clan. Die Vermählung folgte strenger Sippen-Wechselheirat zwischen je zwei Sippenhäusern in derselben Siedlung (lokale Endogamie). Bei den Urwald-Arawak (in Guayana, Brasilien und im Orinoko-Becken, ebenso im Becken des Rio Negro und Amazonas) waren die Siedlungen erheblich kleiner und weiter verstreut; ein Dorf bestand aus einer einzigen Sippe, daher wurde die Sippenheirat zwischen je zwei Dörfern praktiziert (lokale Exogamie). 23Auch hier zog der Mann ins Haus der Frau und arbeitete für den Clan der Schwiegermutter, das heißt, sie hatten strikte Matrilokalität. 24Wie überall entstand bei diesen Regeln die generationenlange Kreuz-Basen-Vettern-Heirat »cross cousin marriage«). Im Allgemeinen scheint sich die Paarungsehe statt der Gruppenehe eingebürgert zu haben. Doch gelegentlich ist die Heiratsform von einer Schwesterngruppe des einen Clans mit einer Brüdergruppe des anderen Clans von den Forschern überliefert, und diese Hinweise legen den alten Brauch der Schwestern-Brüder-Gruppenehe nahe. 25

Die Häuptlingswürde wurde nur matrilinear vererbt. Dabei hatten die Häuptlinge keine große Macht. Sie waren im Dorf Friedensstifter, Vorsänger und Vortänzer bei Festen; nach außen repräsentierten sie ihr Dorf gegenüber anderen Gemeinschaften; sie empfingen Gäste, leiteten Jagden und Fehden. Sie waren leicht abwählbar. 26Die reale Macht hatten die Sippenmütter und die Frauen der Clans im Sippenhaus, abgesehen davon sind bei den Arawak auch weibliche Häuptlinge bekannt. 27

Mit allen diesen Zügen bewahrten die Arawak die klassischen Muster der matriarchalen Gesellschaftsform über enorm lange Zeiträume. Außerdem ist wichtig, dass bei ihnen häufig Kriegerinnen erwähnt werden, die bei den Aufständen gegen die Spanier kämpften, ein Phänomen, dem wir gleich nachgehen werden. Dennoch gelten die Arawak im Gegensatz zu benachbarten Stämmen als sehr friedlich. –

Was hat die Arawak schon in vorkolumbischer Geschichte bewogen, von Südamerika aus auf die Antillen-Inseln zu ziehen? Dies war nicht ganz freiwillig geschehen, denn sie waren aus vielen früheren Wohngebieten in Südamerika verdrängt worden. Sie waren das Ziel aggressiver, patriarchalisierter Nachbarstämme, wie die Kariben und die Tupi, die ihnen mit den Waffen Pfeil und Bogen überlegen waren. Vor ihnen flohen die Arawak an die nördlichen Küsten und wanderten die Kleinen Antillen nordwärts hinauf. Aber die Kariben folgten ihnen, so dass bei der Ankunft von Kolumbus die Kleinen Antillen bereits von den Kariben erobert worden waren, während die Arawak weiter nach Norden hinaufgezogen waren und die Großen Antillen besiedelt hatten. 28

Die sie verdrängenden Kariben waren die Erb- und Erzfeinden der Arawak. Sie hatten seltsame Praktiken, die darauf abzielten, die matriarchale Ordnung der Arawak zu schädigen. So unternahmen sie routinemäßig Raubzüge gegen die Taino-Arawak, um weibliche Gefangene zu erbeuten, die gezwungen wurden Kariben-Häuptlinge zu ­heiraten. Damit schwächten sie die Muttersippen der Arawak. Die männlichen Gefangenen wurden gefoltert, getötet und dann aufgegessen, während man aus ihren Knochen, besonders den Köpfen, Trophäen machte, wie die sogenannten »Schrumpfköpfe«. Solche grausamen Sitten waren den Arawak fremd. 29Wenn sie ihrerseits männliche Gefangene machten, adoptierten sie diese in ihre Clans, vermählten sie mit ihren Töchtern und behandelten sie wie die eigenen Schwiegersöhne. 30Sie waren wegen ihrer unkriegerischen Art daher nicht sehr erfolgreich, sich gegen die Kariben zu verteidigen; stattdessen zogen sie es in ihrer langen Geschichte immer wieder vor, diesen feindlichen, patriarchalen Völkern aus dem Weg zu gehen. 31

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Matriarchale Gesellschaften der Gegenwart»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Matriarchale Gesellschaften der Gegenwart» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Matriarchale Gesellschaften der Gegenwart»

Обсуждение, отзывы о книге «Matriarchale Gesellschaften der Gegenwart» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x