Heide Göttner-Abendroth - Matriarchale Gesellschaften der Gegenwart

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Die moderne Matriarchatsforschung macht eine völlig andere Gesellschaftsform, die nicht die Umkehrung des Patriarchats ist, wieder zugänglich. So wird unsere Vorstellung von matriarchalen Gesellschaften Schritt für Schritt immer reicher. Das berührt und verändert alle Bereiche unseres Wissens. In diesem Sinne ist die moderne Matriarchatsforschung heute Grundlagenforschung.
Dieser Band beschreibt und analysiert anschaulich die matriarchalen Gesellschaften Afrikas, Indiens und Amerikas. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Großformen dieser Sozialwesen. So wird das Vorurteil, dass es sich nur um kleine, isolierte Gemeinschaften handeln würde, eindrucksvoll widerlegt. Die weltweite Perspektive Göttner-Abendroths lenkt den Blick bei allen Unterschieden der beschriebenen Weltregionen auf die großen sozio-kulturellen Gemeinsamkeiten matriarchaler Gesellschaften.

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2.4 Der Lebenszyklus der Frauen von Juchitán

Der Lebenszyklus einer juchitekischen Frau wird von Anfang an von den Festen geprägt. Mit zwei Jahren wird das kleine Mädchen bereits der Öffentlichkeit vorgestellt und die Erziehung zielt von Anfang an darauf ab, Gastgeberin zu sein und zu repräsentieren. So begleitet sie als Kind häufig eine junge Frau, die »Festkönigin« sein darf, und mit fünfzehn Jahren folgt das erste große Fest der Jugendlichen, das ihre Mutter für sie ausrichtet. Es ist das Initiationsfest für Mädchen, dem für Knaben nichts dergleichen entspricht. Ab fünfzehn Jahren fängt sie auch an, als Händlerin auf eigenen Beinen zu stehen. Bei ihrem Initiationsfest bekommt sie dafür eine kleine Starthilfe. Auch wenn sie später einen anderen Beruf ergreift, wie etwa Lehrerin oder Ärztin, behält sie nebenbei ihren Handel. Denn jede Frau in Juchitán ist Händlerin und stolz darauf, sie bleibt dadurch in das gesamte Netz der Kommunikation in der Stadt und in die gemeinschaftliche Feste-Ökonomie eingebettet.

Das Bündnis zwischen Mutter und Tochter ist dabei tragend für die ganze Lebensgestaltung, zugleich sind sowohl Tochter wie Sohn stolz auf ihre Mutter, auf die Abstammung von ihr. Deshalb verleugnen sie ihre ethnische Herkunft nicht, im Gegenteil betrachten sie alles Einheimische als »besser« – zweifellos ein Ergebnis der mütterlichen Erziehung. Die Kinder wohnen im Haus der Mutter, also matrilokal, und der Gatte wohnt ebenfalls hier, das heißt: uxorilokal, nämlich im Haus der Gattin. Die Verwandtschaft gilt offiziell nach beiden Linien, der mütterlichen wie der väterlichen. Tatsächlich aber werden Namen angemeldet, wie die Frauen es wollen, und erwachsene Kinder legen häufig den Namen des Vaters ab, mit dem sie kaum Verbindung haben. Denn trotz offizieller Monogamie sind Scheidungen leicht und häufig, so dass die Frauen in der Regel Kinder von mehreren Vätern haben. Die Kinder bleiben stets bei den Müttern, deshalb kommt es häufig zur Wahl des Mutternamens. Die Vaterlinie spielt nur bei der Vererbung der Felder eine Rolle, denn diese werden vom Vater auf den Sohn weitergegeben. Parallel dazu geht das Haus immer von der Mutter an die Tochter über. Die Einführung der Monogamie sowie der Vaterlinie und der Vererbung des Landes vom Vater auf den Sohn liegt geschichtlich nicht allzu weit zurück, es ist eine Frucht des spanischen Einflusses und der christlichen Missionierung. Davor herrschte klare Matrilinearität mit der Vererbung nur in weiblicher Linie, worauf nicht nur das praktische Leben, sondern auch die Verwandtschaftsterminologie hinweist. 50

Gegen den Willen der Mutter wird die Tochter letztlich nichts tun, auch in der Angelegenheit ihrer Heirat nicht. Zwar wählt sie durch den Brauch der »Geraubten Braut« ihren ersten Liebhaber selbst, denn er entführt sie nach gegenseitiger Einwilligung ins Haus seiner Mutter, wo sie sich von ihm deflorieren lässt. Daraufhin erscheint ihre Mutter mit einer Delegation von weiblichen Verwandten bei seiner Mutter, um die Sache zu arrangieren und möglichst gute Bedingungen für die Heirat auszuhandeln. Danach wird großartig Hochzeit gefeiert, wobei nach der offiziellen kirchlichen Messe die Feier vor dem Hausaltar, die den Ahninnen gewidmet ist, wesentlich wichtiger ist. Dort zelebriert eine angesehene Nachbarin als Priesterin die einheimische Zeremonie für das Paar und belehrt sie in der eigenen Sprache. Ist die Brautmutter jedoch nicht einverstanden, dann kehrt die Tochter zu ihr zurück. Aber die Mutter des Bräutigams muss in diesem Fall eine hohe Vergütung dafür aufbringen, dass das Mädchen nun nicht mehr Jungfrau ist. Die junge Frau selbst erhält diese Summe als Mitgift für ein eigenes Geschäft. Auch dann, wenn es zur Heirat kommt, muss die Mutter des Bräutigams der Schwiegertochter zum eigenen Geschäft verhelfen. Dafür bleibt die Schwiegertochter zwei Jahre lang bei der Schwiegermutter als Hilfe für die Unkosten des großen Hochzeitsfestes. Dann kehrt sie ins Haus der Mutter zurück, wo ihre Kinder erzogen werden. Sie hilft ihrer Mutter und erbt vielleicht das Haus oder baut sich nahe dem Hause der Mutter ein eigenes. Der Gatte wohnt jetzt bei der Frau und kehrt bei einer Scheidung, was häufig vorkommt, in sein Mutterhaus zurück. Bei der nachfolgenden Wahl anderer Partner gibt es keine Hochzeitszeremonie mehr, sondern die Frau tut sich einfach mit dem neu gewählten Partner zusammen. Auch wenn eine junge Frau keine Hochzeitszeremonie wünscht, erlebt sie den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt, in dem sie selbständig wird und ihre sexuelle Freiheit genießt. Diese Freiheit wird mit dem heiratsfähigen Alter und nicht mit einer Feierlichkeit gewonnen, daher ist die Hochzeit keine Verpflichtung.

Für einen Knaben in dieser Gesellschaft mag es verlockend sein, lieber eine »Tochter« als ein »Sohn« zu sein. In der Gesellschaft von Juchitán kennt man daher die Möglichkeit der Wahl des Geschlechts. Ein Knabe kann sich entscheiden, eine »Tochter« zu werden, dann wird er wie ein Mädchen gekleidet und erzogen und übt später die Tätigkeit der Frauen aus, nämlich den Handel. Er gilt nun als »weiblich«, denn er ist in der Handlungssphäre der Frauen aktiv. Dennoch wird in solchen Fällen die besondere Bezeichnung »Muxe« für ihn gebraucht, was auf eine Art drittes Geschlecht hinweist. In Liebesdingen wird er sich einen männlichen Partner wählen. Dasselbe gibt es bei Mädchen, denn wenn ein Mädchen ein »Sohn« sein will – was in einer matriarchalen Gesellschaft erheblich weniger begehrt ist – so wird sie männlich gekleidet und erzogen, und sie geht mit den Männern hinaus aufs Feld. In diesen Fällen lautet die Bezeichnung »Marimacha«, was eine Art viertes Geschlecht meint, und sie wird wahrscheinlich Frauen als Liebespartnerinnen haben. 51

Dieser Tausch der Geschlechterrollen kommt auch in etlichen anderen matriarchalen Gesellschaften vor, aber das Phänomen ist erst wenig erforscht. Es zeigt jedoch, dass gleichgeschlechtliche Liebe in Matriarchaten nicht tabuisiert wird, sondern als natürliche Neigung akzeptiert ist. Was bei diesem Tausch der Geschlechterrollen jedoch eingehalten wird, ist die je weibliche und je männliche Erscheinungsform und Aktionssphäre samt Arbeitsbereich – die weiblich-männliche Polarität der Gesellschaft wird nicht aufgehoben. Der Grund ist, dass matriarchale Gesellschaften auf allen ihren Ebenen sowohl real wie symbolisch auf dem Gleichgewicht zwischen polaren Sphären aufgebaut sind, zu denen auch die weiblich-männliche Polarität gehört, ganz gleich wie unterschiedlich diese von einer Kultur zur anderen verstanden wird. 52Dahinter steht das Balance-Prinzip als ein Prinzip der Weltordnung, das nicht durch persönliche Vorlieben von Einzelnen verändert werden kann. 53Diese haben jedoch die Freiheit, individuell die Sphären zu wechseln.

Wenn eine Frau in Juchitán ins reife Alter kommt, dann hat sie es meistens zu einer erfolgreichen Händlerin gebracht. Ihre Handelsgeschäfte werden ausgedehnter, sie ist damit nicht unbedingt an die Stadt Juchitán gebunden, sondern unternimmt weite Handelsreisen – eine alte Tradition in Mexiko. Spezialitäten werden von juchitekischen Frauen im Fernhandel verkauft, ebenso Kunsthandwerk, selbst wenn es von Männern gemacht wurde. Dabei werden gleichzeitig entfernte Verwandte besucht und Pilgerfahrten zu Kultplätzen unternommen. Als »Händlerinnen vom Isthmus« sind die juchitekischen Frauen, die man an ihrer farbenfrohen Tracht leicht erkennt, in ganz Mexiko berühmt; sie bereisen Mittelamerika bis nach Nicaragua im Süden und Arizona im Norden. Sie sprachen weitaus früher als die Männer Spanisch und heute sind sie in allen studierten Berufen zu finden. Die höchste Stufe ihres Prestiges erreicht eine Frau dann, wenn sie mit 50 oder 60 Jahren die Mayordoma, die Schutzherrin, eines großen Verdienstfestes wird. Sie ist es auch, welche die Ahnenzeremonien der Familie feiert, die teils vor dem Hausaltar, auf dem insbesondere Bilder der mütterlichen Ahninnen stehen, teils auf dem Friedhof stattfinden. Auch auf dem Friedhof geht es wesentlich um die Verehrung der Mutter nach ihrem Tod, Frauen pflegen ihr Grab und schmücken es mit vielen Blumen. Sie haben den alten Glauben bewahrt, dass die Ahninnen und Ahnen mitten unter den Lebenden weilen, und alle Familien ziehen für mehrere Tage im Jahr auf den Friedhof, um mit ihnen zu feiern. Der fröhliche Trubel ist dort so groß wie auf einem Jahrmarkt, üppige Speisen werden ausgebreitet, zu denen die Ahnenwesen eingeladen sind, es gibt Musik und Luftballons, und manchmal wird auch getanzt. 54

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