Insgesamt folgt das vorliegende Buch einer Systematik, die von den großen Zusammenhängen über mehrere Zwischenschritte bis zu konkreten Handlungsweisen und Praxisbeispielen führt. Die gleichen Themen tauchen also wie in konzentrischen Kreisen immer wieder auf, aber die jeweilige Darstellung weist unterschiedliche Abstraktionsniveaus auf.
Dieses Vorgehen spiegelt sich auch in der Gliederung des Textes: Die Kapitel 2 und 3 sind in größere Sinnzusammenhänge unterteilt, die Kapitel 4 und 5 kleinschrittiger gegliedert.
Im zweiten Kapitel dieses Buches geht es um die theoretische Fundierung der Teilhabe-Thematik. Dazu gehören gesellschaftstheoretische Grundfragen sowie Teilhabe-bezogenes Grundlagenwissen aus Politik- und Demokratietheorien sowie der Politischen Soziologie. Ausführlich wird sodann auf den für Teilhabe zentralen Bereich der Kommunikation und Öffentlichkeit und die besondere Rolle der Medien in modernen Gesellschaften eingegangen. Den Abschluss dieses Kapitels bilden ausgewählte Aspekte aus der Forschung zu Engagement und Teilhabe und die Theorie des Sozialkapitals (
Kap. 2).
Das dritte Kapitel nimmt zunächst eine historische Perspektive ein und fragt, wie die heutigen Strukturen des politischen Systems, des Sozialstaates und der Sozialen Arbeit entstanden sind. Eine wichtige Rolle spielten dabei soziale Bewegungen, in deren Zusammenhang auch die Vorläufer der heutigen Sozialen Arbeit entstanden sind. Die unterschiedlichen Konzepte des »liberalen« und des »sozialen« Rechtsstaates werden dargestellt. Für Deutschland ist eine starke Stellung der Wohlfahrtsverbände charakteristisch, woraus die Soziale Arbeit für lange Zeit ein Selbstverständnis als »Anwältin schwacher Interessen« abgeleitet hat. Dieses Verständnis hat sich zunehmend mit einer deutlicheren Teilhabe-Orientierung verbunden (
Kap. 3).
Im vierten Kapitel werden die gesellschaftstheoretischen Grundlagen und die historisch-systematischen Erkenntnisse mit Blick auf eine Teilhabe-orientierte Soziale Arbeit verdichtet. Auf der Makro-Ebene geht es um die Soziale Arbeit als Profession und ihre politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Auf der Meso-Ebene geht es um das so genannte »Partizipationsdilemma«, um die Interessensvertretung und institutionellen Strukturen der Sozialen Arbeit sowie Teilhabe-förderliche Konzepte. Auf der Mikro-Ebene geht es um die Adressat_innen und die Fachkräfte der Sozialen Arbeit und ihre Beziehungen zueinander (
Kap. 4).
Das fünfte Kapitel konkretisiert und bündelt die Themen und Aussagen der vorhergegangenen Kapitel mit Blick auf das konkrete Handeln der Sozialen Arbeit. Zunächst wird das Modell der »Partizipationspyramide« vorgestellt. Es folgen Ausführungen zur Förderung einer Teilhabe-orientierten Haltung von Fachkräften und der Implementierung entsprechender Strukturen in den Einrichtungen und Organisationen der Sozialen Arbeit. Daran schließen sich Hinweise und Beispiele für die Konzepte der Sozialraumorientierung, der Ressourcenorientierung und des Empowerments sowie für die Teilhabe-orientierte Arbeit mit Menschen in Armutslagen an. Die Bedeutung der (digitalen) Medien für die Eröffnung von Teilhabechancen wird im nächsten Abschnitt unterstrichen. Abschließend werden Teilhabe-Konzepte für bestimmte Zielgruppen der Sozialen Arbeit vorgestellt: Menschen mit Migrationsgeschichte, Kinder und Jugendliche, Menschen im höheren Lebensalter sowie Menschen mit Beeinträchtigungen (
Kap. 5).
Noch einige weitere Hinweise
Das Buch verwendet den »Unterstrich« als eine von mehreren Möglichkeiten der geschlechtersensiblen Sprache, also beispielsweise: Leser_innen. Gemeint sind über weibliche und männliche Personen hinaus auch alle Personen, die sich entweder anderen geschlechtlichen Identitäten oder gar keiner geschlechtlichen Identität zuordnen. Wenn in zitierten Quellen andere Möglichkeiten genutzt wurden oder ganz auf eine geschlechtersensible Schreibweise verzichtet wurde, so wird dies in den Zitaten originalgetreu übernommen.
Kürzere Zitate sind durch An- und Abführungszeichen im laufenden Text gekennzeichnet. Zitate, die vier oder mehr als vier Zeilen umfassen, sind im Layout hervorgehoben.
Die Quellenangaben zur wörtlich oder sinngemäß zitierten Literatur finden sich jeweils an entsprechender Stelle in Klammern im Text. In einigen Fußnoten sind weitere Quellen angegeben. Im Literatur- und Quellenverzeichnis werden alle verwendeten oder erwähnten Quellen alphabetisch aufgeführt.
Die Fußnoten enthalten über die Informationen und Gedankengänge im Text hinaus weiterführende inhaltliche Kommentare oder Erläuterungen und sollten deshalb auch gelesen werden.
Fachbegriffe sind bei ihrer ersten Nennung durch An- und Abführungszeichen gekennzeichnet. Auch solche Begriffe, deren (nicht immer alltagsvertraute) Verwendung hervorgehoben werden soll, werden in An- und Abführungszeichen gesetzt.
Bei Autor_innen, die als ›Klassiker_innen‹ gelten, werden die Lebensdaten bzw. das Geburtsjahr angegeben.
Die Kapitel 2 bis 5 werden jeweils mit einer Zusammenfassung, Fragen und Anregungen zur Diskussion sowie ausgewählten und kommentierten Tipps zum Weiterlesen abgeschlossen. Die Zusammenfassungen markiert mit einem Piktogramm, das einen Stift darstellt, die Abschnitte »Fragen zur Anregungen zur Diskussion finden Sie über Sprechblasen am Seitenrand, die Tipps zum Weiterlesen über ein aufgeschlagenes Buch.
1Weitere finanzielle Leistungen für benachteiligte Familien werden durch das »Starke-Familien-Gesetz« und das »Gute-Kita-Gesetz« (beide seit 2019 in Kraft) gewährleistet.
2Der Begriff des »Sozialen« verweist auf einen komplexen theoretischen Zusammenhang. Das historisch entstandene Verständnis von Politik und Staat spiegelt die Strukturen wieder, die sich im Zuge der Entwicklung moderner Nationalstaaten herausgebildet haben. Diese werden in Kapitel 2 ausführlich dargestellt (
Kap. 2). Es sind aber auch ganz andere Gesellschaftskonzepte denkbar, die von den alltäglichen Beziehungen der Gesellschaftsmitglieder ausgehen und zu anderen Strukturen, Institutionen und Regeln ihres Zusammenlebens führen (vgl. hierzu Lütke-Harmann 2019, S. 18ff).
3Die sozialpolitischen Transformationen seit den frühen 2000er Jahren wurden und werden immer wieder kritisch diskutiert und in den Kontext ethischer Grundfragen, z. B. die nach der historisch wirksamen Unterscheidung von »würdigen« und »unwürdigen« Armen gestellt. Auch die Folgen für die betroffenen Subjekte – werden sie in ihrer Eigenaktivität und Ausschöpfung ihrer Ressourcen gestärkt oder unter entwürdigenden Bedingungen zur Anpassung gezwungen? – werden unterschiedlich beurteilt (vgl. zur Thematik insgesamt Böhmer 2013; Lob-Hüdepohl 2013). – Der Soziologe Stefan Lessenich vertritt die Auffassung, dass die Ablösung des »versorgenden« durch den »aktivierenden« Sozialstaat dazu führe, dass das Versprechen moderner Gesellschaften, allen Bürger_innen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, zugunsten der Erfordernisse eines flexiblen Kapitalismus aufgegeben werde. Somit müsse ein grundlegend neues Verständnis des »Sozialen« formuliert werden (vgl. Lessenich 2008).
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