33Ein anderes Gleichnis sagte er ihnen: Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.
34Das alles redete Jesus in Gleichnissen zu dem Volk, und ohne Gleichnisse redete er nichts zu ihnen, 35auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Psalm 78,2): »Ich will meinen Mund auftun in Gleichnissen und will aussprechen, was verborgen war vom Anfang der Welt an.«
36Da ließ Jesus das Volk gehen und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker.
37Er antwortete und sprach zu ihnen: Der Menschensohn ist‘s, der den guten Samen sät. 38Der Acker ist die Welt. Der gute Same, das sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder des Bösen. 39Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. 40Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird‘s auch am Ende der Welt gehen. 41Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse und die, die da Unrecht tun, 42und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappern. 43Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat, der höre!
44Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker.
45Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, 46und da er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.
47Wiederum gleicht das Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen wurde und Fische aller Art fing. 48Als es voll war, zogen sie es heraus an das Ufer, setzten sich und lasen die guten in Gefäße zusammen, aber die schlechten warfen sie weg. 49So wird es auch am Ende der Welt gehen: Die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden 50und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappern.
51Habt ihr das alles verstanden? Sie sprachen: Ja. 52Da sprach er: Darum gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.
Mt 13,31–52Gleichnis vom Senfkorn und Sauerteig ( Mk 4,30–34; Lk 13,18–21), vgl. EvThom 8.20.76.96.109. 13,31–32Senfkorn, symbolisiert Kleinheit ( Mt 17,20; mNid 5,2; mToh 8,8 verweist auf Teigstücke so „groß wie ein Senfkorn“; vgl. Lk 17,6), obwohl die Pflanze bis zu 1,5m groß werden kann. Ein Baum [wird], nach botanischer Terminologie handelt es sich eigentlich um einen Strauch; Jesus verwendet eine Hyperbel, um auf das Wachsen des Himmelreiches Bezug zu nehmen (Ez 17,23; 31,5; Dan 4,17–19). 13,33Sauerteig, Hefe durchdringt den Teig, der sich daraufhin ausdehnt. Drei Scheffel, etwa 27 kg; wie in der vorherigen Parabel handelt es sich um eine Darstellung von unerwarteter Überspitzung. 13,35Ps 78,2 (auch unter Verwendung von Ps 77,2 [LXX]). 13,37Menschensohn, vgl. Anm. zu 8,20. 13,42Vgl. Anm. zu 8,12; Mt 22,13. Feuerofen, steht für das Gericht (Dan 3,6; äthHen54,6; 4Esr 7,36). 13,43Dan 12,3. 13,44Vgl. Spr 2,4; Sir 20,30; syrBar 6,7–9. Laut rabbinischen Quellen gehört einer Person, die ein Grundstück gekauft hat, auch alles, was sich darauf befindet (vgl. mBB 4,8–9) 13,45Perlen, jüdische Quellen bringen Perlen mit Frömmigkeit und dem Torastudium in Verbindung (PesR 23,6; ARN A 18; vgl. ActPetr 20). 13,48Die Fischer am See Genezareth hätten koscheren und unkoscheren Fisch in ihrem Netz trennen müssen. 13,52Schriftgelehrter […] Jünger des Himmelsreich geworden ist, an anderen Stellen werden Schriftgelehrte verurteilt (Kap. 23), was den Schluss zulässt, dass diese positive Bezugnahme sich auf Matthäus’ eigene Schriftgelehrte bezieht (vgl. Mt 5,17–20; 8,19; 9,3; 15,1; 20,18; 21,15; 23). Neues und Altes, vgl. Anm. zu 9,17; dies deutet an, dass ältere Lehren aus der Tora immer noch gültig sind, aber Jesu neue Interpretationen ebenfalls beachtet werden müssen. Die Rabbinen benutzten ebenfalls die Ausdrücke „alt“ und „neu“, um sich auf die Lehren der Tora einerseits und deren Interpretationen von Seiten der Schriftgelehrten andererseits zu beziehen (vgl. bEr 21b).
53Und es begab sich, als Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte, ging er davon 54und kam in seine Vaterstadt und lehrte sie in ihrer Synagoge, sodass sie sich entsetzten und sprachen: Woher hat dieser solche Weisheit und solche Machttaten? 55Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria? Und seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas? 56Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher hat er denn dies alles? 57Und sie ärgerten sich an ihm.
Mt 13,1–53Gleichnisse des Königreiches
Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland[*] und in seinem Hause. 58Und er tat dort nicht viele Machttaten um ihres Unglaubens willen.
Mt 13,53–58Ablehnung in Nazareth ( Mk 6,1–6; Lk 4,16–30; Joh 4,44) Vgl. Anm. zu 12,46–50. 13,54Vaterstadt, Nazareth, vgl. Anm. zu 2,23. 13,55Zimmermann, gr. tektōn, ein (Bau-)Handwerker, nicht undbeding jemand, der nur mit Holz arbeitet. 13,57Sie ärgerten sich, auch hebräische Propheten erfuhren Ablehnung (Jer 11,21–23; 12,6; Am 7,10–17). Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland, dieser Vers führte zum hebräischen Ausdruck der Renaissance „ein navi be‘iro“, in seiner eigenen Stadt gilt eine Person nicht als Prophet. 13,58Er tat dort nicht viele Machttaten, Matthäus stellt den Mangel an Wundern als eine Frage des Willens, nicht der Fähigkeit dar (dagegen: Mk 6,5).
Matthäus 14
1Zu der Zeit kam die Kunde von Jesus vor den Landesfürsten Herodes. 2Und er sprach zu seinen Knechten: Das ist Johannes der Täufer; er ist von den Toten auferstanden, und darum wirken solche Kräfte in ihm. 3Denn Herodes hatte Johannes ergriffen, gefesselt und in das Gefängnis geworfen wegen der Herodias, der Frau seines Bruders Philippus. 4Denn Johannes hatte zu ihm gesagt: Es ist nicht recht, dass du sie hast. 5Und er hätte ihn gern getötet, fürchtete sich aber vor dem Volk; denn sie hielten ihn für einen Propheten.
6Als aber Herodes seinen Geburtstag beging, da tanzte die Tochter der Herodias vor ihnen. Das gefiel Herodes gut. 7Darum versprach er ihr mit einem Eid, er wolle ihr geben, was sie fordern würde. 8Und wie sie zuvor von ihrer Mutter angestiftet war, sprach sie: Gib mir hier auf einer Schale das Haupt Johannes des Täufers! 9Und der König wurde traurig; doch wegen des Eides und derer, die mit ihm zu Tisch lagen, befahl er, es ihr zu geben, 10und schickte hin und ließ Johannes im Gefängnis enthaupten. 11Und sein Haupt wurde hergetragen auf einer Schale und dem Mädchen gegeben; und sie brachte es ihrer Mutter. 12Da kamen seine Jünger und nahmen seinen Leichnam und begruben ihn; und sie kamen und verkündeten das Jesus.
Mt 14,1–12Johannes der Täufer wird enthauptet ( Mk 6,14–29; Lk 9,7–11) Vgl. Jos.Ant. 18,109–19. 14,1Herodes, der Sohn Herodes’ des Großen (vgl. Anm. zu 2,1), regierte in Galiläa von 4 v.u.Z.–39 u.Z. (vgl. „Jüdische Geschichte von 331 v.u.Z. bis 135 u.Z.“). 14,2Johannes der Täufer, vgl. Mt 3,1–12. Von den Toten auferstanden, ein ironischer Kommentar angesichts der Tatsache, dass Matthäus Jesus und nicht Johannes als letztlich Auferstandenen darstellt. 14,3Herodias, die Nichte von Herodes dem Großen, eine Schwester von Agrippa I. (Apg 12,1) und die Ehefrau von Antipas’ Halbbruder Herodes Boethos – und nicht von seinem Bruder Philipp. 14,4Es ist nicht recht, die Ehefrau eines noch lebenden Bruders zu heiraten, galt als Inzest (Lev 18,16; 20,21; Dtn 25,5–10; Jos.Ant. 18,136; vgl. Mt 5,31–32). 14,5[Er] fürchtete sich aber vor dem Volk, Josephus bestätigt Johannes’ Beliebtheit. 14,6Tochter der Herodias, bei Josephus trägt sie den Namen Salome (Ant 18,136–37). 14,7Was sie fordern würde, ein unbedachtes Versprechen; vgl. Est 5,3. 14,10Ließ Johannes […] enthaupten, vgl. Mt 17,12–13. 14,12Da kamen seine Jünger, eine ironische Vorausdeutung auf den Tod Jesu, der von seinen Jüngern im Stich gelassen wird ( Mt 27,57).
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