[…] O, Ich Glücklicher, ins Unglück momentan verbannt! Heute sehe ich Dich wieder, wie Du arbeitest, wie Du kochst, wie du mich unzählige Male fragst, ob es mir schmeckt, wie Du nach dem Essen anlehnungsbedürftig wirst, wie Dir die Arbeit nebensächlich erscheint, wie Du heiß küßest, wie Du fast ohnmächtig geworden Dich von Deinem Liebsten auf das Bett tragen läßt, wie Du exstatisch nach der Vereinigung drängst und in den siebten Himmel gerückt erscheinst bei dem Moment, wo die Wirklichkeit zum Traume wird, so Ewigkeit und Gegenwart sich berühren und Du zum Augenblick zu sagen geneigt bist: »Verweile doch, Du bist so schön!« 4 Wahrhaftig – das ist Liebe, das ist Innigkeit, das ist das einzig Unaussprechliche auf dieser Erde. Helmi, Du mein goldiger Engel! […] Meine einzige Hoffnung bist Du, meine Treuste – mein Halt in der sturmgepeitschten Zeit. […] In der Liebe kann ich leider nicht so humorvoll sein, sondern ich lebe sie am liebsten in Ehrfurcht und Gravitas. Abgrundtief wie sie ist, kann ich sie ersteigen, himmelhoch wie sie sein kann, möchte ich sie erklimmen. Sie ist ja an Enthüllungen so reich. Ihre Reflexe und Dynamik sind so vielseitig und packend, daß sie einem Menschen, solange er atmet, im Banne zu halten vermag. Und Du bist der Jungbrunnen meiner Liebe, mein Kleinod, das tausend Schönheiten verbirgt, meine Perle, so kostbar, daß sie mit Geld gar nicht zu bezahlen ist. In Dich hinein möchte ich schlüpfen – kann aber nicht – ergießen möchte ich mich in Dich – darf aber noch nicht. Aber es kommt der Zeitpunkt, wo tausend Sehnsüchte Befriedigung finden werden, wo die Hoffnung übergeht in selige Wirklichkeit, wo Liebe allein Liebe bleibt. Freue Dich auf den nächsten Urlaub! […]
Kleine Maus!
Wie glücklich bin ich doch, weil ich Dich besitze! Du verstehst mich wie sonst kein Mensch. Nie würde ich sonst jemand meine Not, meine inneren Anliegen, meine Herzensbedürfnisse mitteilen; dazu wäre ich viel zu selbstbewußt und männlich. Du aber darfst jede Regung spüren, jeden Gedanken erfahren, jede Willensäußerung wahrnehmen und es ist mir, als ob du der Wald seiest, in den ich hineinrufe u. daß tausendfach das Echo widerhallt. Wie eine Kerze sich verzehrt um Licht und Wärme zu spenden für ihre Umgebung, so könnte auch ich mich autolysieren, um nur Dir allein ewiger Kerzenschein u. ewige Wärme zu sein. […]
Wenn müde meine Augenlieder sinken,
wenn klamm die Hand den Federkeil nur hält,
Wenns Herz in Liebe möcht ertrinken,
dann, Zeit, rück vor! – bevor der Traum entfällt!
Gedicht von Alfons
[…] O, Du meine Braut, Du meine aus tiefster Seele Geliebte. Wann darf ich wieder in Deine Augen blicken, wann Dich umarmen, wann Dich küssen, wann ganz Dein sein u. glücklich? Ja, ich liebe Dich, wie heftig ein Mann nur immer lieben kann. Glaube an meine Liebe, glaube an meine Treue u. wenn der Kampf noch Jahre dauern sollte. Und im kommenden Urlaub feiern wir Verlobung. Herzchen mit allem bin ich zufrieden, was du mir schenkst. […]
Abb. 8: … aus einem Weihnachtspaket.
[…] Du, heute bin ich auch ganz Dein. Wie glücklich wären wir beide an diesem Tage! Du bist mein Stirb und meine Werde. 5 Für die Zeit meiner möglichen Wiederkehr wirst Du mir ein wohlbewahrtes, sammelndes Erholen sein. Mit Hall und Schall werde ich unter das Tor fahren, das da Liebe heisst. Und meine Frau wird mir entgegeneilen und mich mit seligen Liebesäusserungen bedenken. Ein Ausgleich wird Zeichen und Bild gewinnen. Von der gemeisterten Form Deiner Zärtlichkeit werde ich nur erbaut sein. Eine drängende Dämonie der inneren Urgewalt wird dann heiss und inbrünstig überschäumen und Deine beherrschte Art, die dennoch voll leidenschaftlicher Züge ist, aber gebunden in Bewegung, zur Harmonie entschlossen, freundlich und ernst zugleich, wird mich zu dienender Ehrfurcht zwingen. Sie wird ein Zauberbann der kommenden Triebe sein. Dass kein übles Geschick die Hoffnung unterhöhle! Gross und eindrucksvoll stehst Du vor meinem geistigen Auge, wie von der bildnerischen Gewalt eines Bramante, Raffael, Peruzzi und des riesenhaften Bionarroti [sic!] 6 in klassische Form gegossen, als eine, als meine erste Eva. Werden wir würdig solcher Gedanken! Du hast an mich das Rheingold verraten, entschlossen und begierig, es mit mir zu teilen. Dass uns die Rheintöchter doch nicht zürnen! 7 Heute bin ich entschlossen, mit Dir den Hain der Venus zu beschreiten und gefahrlos mich ihr in die Arme zu werfen. Den moralisierenden Widersacher möchte ich an Shakespeares Wort erinnern und er soll es autokritisch bedenken: »Und so bekleid’ ich meine nackte Bosheit mit alten Fetzen aus der Schrift gestohlen und schein’ ein Heiliger, wo ich ein Teufel bin!« 8 Da hast mich auf Neuland geführt, das nur dem sich erschliesst, der bereit ist, es zu geniessen. Dort wohnet in ernsten Waldungen, auf schütteren Feldern und sommerlichen Triften das Glück, das zwar eine wortkarge Sprache führt, aber reich ist an Gefühlen und Gedanken, die mein Innerstes bis zur restlosen Hingabe bewegen. Dort sind Träume Wirklichkeit und liegen sich, für den nüchtern gestimmten Menschen sonst unbegreiflich, die extremsten Kontraste in geniesserischem Wohlbehagen in den Armen. Aus diesem Land der Liebe ist der Krieg verbannt und Waffen sind dort unbekannte Götter. – Herzchen! Willst Du im Land der Liebe mit mir weilen? […]
[…] Noch nie in meinem Leben war ich so glücklich als jetzt, wo ich Liebespost schreiben darf. Deine Allgewalt ist so mächtig, dass mich nicht tausend Pferde zu meinem alten Beruf zurückführen könnten. Und ich glaube ausserdem, dass es der Wille des Schöpfers ist, der ja die Herzen kennt, dass ich Dich liebe. Ich bin ja auch bereit und Du erst recht, ihm Kinder zu schenken und mich zu freuen an dem Geheimnis, das er in den Schoss seiner Kreaturen gelegt hat. – Dein heute eingelaufener Brief erfüllt mich wieder dermassen mit Freude und Glück, dass ich unsere Trennung nur sehr bedauern kann. Wenn ich lese, wie unendlich sich meine Braut über einen Brief von mir freut oder sogar über drei, von denen Dein Schreiben spricht, so ist mir dies eine Genugtuung so, als wenn man mich heute mit der höchsten Ehre auszeichnen würde. Na, endlich sind meine Weihnachtsbriefe in deine goldigen Hände gelangt! Wie tief Du sie empfindest und erlebst! Am meisten aber freut mich das schöne Wort, dass ich ein ganz lieber Mann bin. Im Herzen, liebe Helmi, denke ich in der Tat so innig, so ehrfurchtvoll und so voller Liebe an Dich, dass ich Dir es in Worten gar nicht auszudrücken vermag. […] Dann fahren wir also im Urlaub mal nach St. Ingbert, nicht wahr? Mensch, wird das schön, wenn wir dort bei Deiner Mutter noch sein können und mit ihr ins Café gehen und es uns so angenehm machen wie möglich! – Dass Du in meinen Briefen auf alles Rücksicht nehmen musst, habe ich Dir keineswegs zur Pflicht gemacht. Es ist ganz klar, dass man nicht auf jede Einzelheit eingehen kann. Jedoch tut es mir immer weh im Herzen, wenn es dem Ende Deiner Zeilen zugeht; am liebsten würde ich ellenlange Zeilen lesen. Selbst der heutige Brief war mir noch zu kurz mit seinen 6 Seiten! […] Mit den 8 Tagen Bravsein ist es mir ernst, Hummel! Ich bin nur mal gespannt, wer zuerst anfängt, nicht mehr brav bleiben zu können. Mir entlockt es jetzt schon Liebesseufzer! Freilich habe ich Dich durchschaut ! Eine sehr erfreuliche Conzession ist die, dass Du zugibst, dass ich Dich doch richtig behandele. Wie mir das schmeichelt! Ich konnte an das Gegenteil auch nie glauben! Dass Männer sich nicht so sehr gedulden können, wie z. B. beim Abwarten von Geschenken und Briefen, ist ihnen nicht als Untugend anzurechnen, weil sie ein viel stürmischeres Naturell haben. Aber Frauen pflegen nicht selten auch stürmisch zu sein im Erbrechen von Siegeln! […] Sonst hatte ich wenig zu tun. […] Neuigkeiten weiss ich leider keine. Bloss hänge ich an Dir, wie ein Baby an seiner Mutter. – Du, und wann hast du Geburtstag, ich habe für Daten ein sehr untreues Gedächtnis? Oder sagst du mir das nicht? Schenken kann ich Dir ausser mir selbst doch nichts. Oder hast Du trotzdem Hoffnungen, Hummelchen? Geh, lass Dich doch ganz innig küssen! Manchmal möchte mein Blut meine Pulse sprengen und mich zu Ungewohntem, nie Gewagtem drängen. Dann bin ich ungebärdig wie ein Fohlen, dem man noch nicht die Freiheit ganz gestohlen und such Gestaltung voller Kraft u. Wucht, denn alles Blühen will im Grund – die Frucht. An Dir hör ich die Ströme tiefen Lebens rauschen! […]
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