Hanan Al Obaidat - Solange ich schreibe, lebe ich!

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Beim Entrümpeln des Elternhauses findet Hanan Al Obaidat 1998 einen Koffer mit 630 Briefen ihres Großvaters, die ihr Bild von den Großeltern radikal verändern. Alfons Stopp fühlte sich zunächst zum Mönch berufen, doch dann verliebte er sich und die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs rissen ihn mit sich. Auf Grundlage der intensiven Korrespondenz mit seiner Frau erleben wir die emotionale Achterbahnfahrt eines gläubigen, in der nationalsozialistischen Ideologie groß gewordenen Mannes, der mit Stolz in den Russlandfeldzug zieht und zum Schluss nur noch ums nackte Überleben kämpft.
Was waren die Motive, Ansichten und Hoffnungen der «normalen» Zeitgenossen? Wie änderte sich die Einstellung im Verlauf des Krieges? Hanan Al Obaidats Zusammenstellung der Briefe vermittelt intime Einblicke in die Gedankenwelt des Paars und in ein Stück Weltgeschichte.

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Meine Mutter erzählte mir, dass mein Großvater ein strenger Vater war. Sonntags ging die gesamte Familie zur Kirche – zum Unmut vor allem der Kinder vor dem Frühstück. Der obligatorische Spaziergang am Sonntagnachmittag war bei den Kindern gleichfalls unbeliebt. Verwandte und Nachbar:innen erzählten mir jedoch unisono, dass mein Großvater ungeachtet seiner rigiden Regeln allseits beliebt gewesen sei. Zudem habe er keinerlei handwerkliches Geschick besessen. Noch in meiner Kindheit hingen gerahmte Fotos von ihm in der Küche und im Wohnzimmer meiner Großmutter, die mich nachhaltig beeindruckt haben. Auch mir erschien er auf den Fotografien mit seinem durchdringenden Blick streng und sogar etwas unheimlich. Obwohl er an unserer Küchenwand gleichsam präsent war, blieb er der eigenen Familie »fremd«. Sowohl mein Onkel als auch meine Mutter entdeckten beim Lesen des Manuskripts dieses Buches ganz neue Seiten ihres Vaters, die erst durch die Briefe sichtbar wurden.

Der erste sogenannte Corona-Lockdown im Jahr 2020 sorgte schließlich dafür, dass ich die nötige Zeit fand, gleichsam eine Reise in die Vergangenheit zu machen, indem ich die Briefe systematisch las. Was ich dabei entdeckte, war ein Stück Zeitgeschichte, heruntergebrochen auf das Leben zweier junger Menschen, die trotz der Ausnahmesituation des Weltkriegs sich um ein normales Familienleben bemühten und ihre gemeinsame Zukunft planten. Für mich war die Lektüre überraschend und spannend. Plötzlich sah ich meine Großmutter aus einer gänzlich neuen Perspektive. Durch die Augen meines Großvaters erschien mir meine Großmutter plötzlich aktiv, lebensfroh, modern, intelligent, fleißig – eine tolle, attraktive Frau. Mir fielen ihre schönen, schlanken Beine auf den Fotos auf, die offenbar auch den Großvater bezaubert hatten und die er in den Briefen wiederholt erwähnte. Mir wurde klar, dass Helmi erst durch den Krieg und seinen Folgen zur traumatisierten und depressiven Frau geworden war. In das Erstaunen mischte sich natürlich auch Bedauern, diese Seiten von Helmi nie erlebt und gekannt zu haben.

Meinen Großvater habe ich ja erst durch die Briefe ›kennengelernt‹. In den Briefen finden sich lebhafte Beschreibungen seines Alltags als Soldat, seine Gedanken zu den Kriegsereignissen, seine für mich altmodisch klingenden Vorstellungen von Familie und Ehe, das (aus heutiger Sicht) unerhörte Rollenbild der Frau, seine Kinderwünsche und immer wieder unzählige Liebesschwüre. Nicht zuletzt erfuhr ich aber auch von seiner Einstellung zu Gott, zum Glauben und zur Religion sowie der Politik. Jeder Brief war wie ein Puzzleteil, das mir ein weiteres Detail von ihm offenbarte. Nachdem ich alle Briefe gelesen hatte, war vor meinem inneren Auge ein zum Teil detailliertes Bild von ihm entstanden. Es zeigte mir einen gebildeten, feinsinnigen und wortgewandten Mann mit einem ausgesprochenen Sinn für Literatur, Poesie und Sprachen. Er war von der Lehre der katholischen Kirche grundgeprägt, was sich in vielen Lebensbereichen und Handlungen zeit seines Lebens niederschlug. Mein Großvater war kein oberflächlicher Mensch, suchte nach dem Sinn im Leben. Sein Glück hoffte er schließlich in der Liebe und in der Gründung einer Familie zu finden. Alfons hatte stets eine eigene Meinung, die er mit Nachdruck vertrat, und konnte in manchen Dingen überheblich und auch stur sein. Auch bei meinem Großvater bedauere ich es sehr, ihn nie kennengelernt zu haben.

Die Briefe haben es mir immerhin ermöglicht, meine Großeltern von einer anderen Seite kennenzulernen. Aber diese Briefe können noch viel mehr, denn meine Großeltern stehen meines Erachtens in vielen Dingen stellvertretend für eine ganze Generation. Eine Generation, die den Holocaust und den Zweiten Weltkrieg zu verantworten hat. Unzählige Male habe ich mich gefragt, wie dieses unsägliche Leid geschehen konnte, wie Menschen das zulassen und begehen konnten. Die Briefe meines Großvaters bieten uns – davon bin ich überzeugt – einen einzigartigen Blick in die Vergangenheit, bringen uns die Gedanken und Gefühle einer Generation von Menschen näher, die uns sonst fremd und unbegreiflich bleiben. Durch die Augen von Alfons werden die Ereignisse nicht weniger schrecklich – im Gegenteil. Aber aus der Sicht eines einzelnen Mannes rückt das Unbegreifliche plötzlich ganz nahe heran, man befindet sich gewissermaßen mitten drin. Vielleicht können wir so die verstörenden historischen Ereignisse, hinter denen ja immer auch einfache Menschen stehen, besser begreifen. Vielleicht lernen wir diese Generation durch die Briefe etwas besser kennen, so wie ich meine Großeltern besser kennengelernt habe.

Aus den vielen, vielen Briefen habe ich eine Auswahl an Passagen getroffen, von denen ich annehme, dass sie die Leser:innen interessieren. Die Auszüge habe ich wiederum mit möglichst kurzen Einführungen und Kommentaren versehen, denn eigentlich sollen die Briefe möglichst für sich sprechen. Zudem bin ich keine Historikerin; meine Kommentare erheben somit keinen wissenschaftlichen Anspruch und dienen lediglich dazu, die Briefauszügen in einen groben historischen Kontext zu stellen. Nur so lässt sich die Wechselwirkung zwischen historischen Großereignissen und individueller Entwicklung der Protagonisten erkennen. Die Briefausschnitte habe ich zu drei großen Themenkomplexen zusammengestellt.

Der erste Abschnitt ist der Liebe meiner Großeltern gewidmet: die Anfänge der Korrespondenz, die Zugeständnisse der beiden Verliebten, ihre Sehnsüchte und Heiratspläne. Zudem geben die Briefausschnitte Einblicke in die für uns vielfach altmodischen Vorstellungen Alfons’ über die Rolle der Frau und Moral.

Im zweiten Abschnitt werden die verschiedenen Stationen beleuchtet, die Alfons im Krieg durchlief. Seine Aufgaben, Tätigkeiten, aber auch seine Haltung und Gedanken zum Krieg kommen hier zum Ausdruck.

Im dritten Abschnitt gehe ich auf Alfons zentralen Widerspruch ein, der in meinen Augen die gesamte Generation betrifft. Um es in einer Frage zusammenzufassen: Wie konnte ein gläubiger Christ und angehender Mönch nationalsozialistischen Zielen dienen?

»Solange ich schreibe, lebe ich!« Diese Worte schrieb Alfons an Helmi am 15. Februar 1945. Zu diesem Zeitpunkt war die Hoffnung auf einen militärischen Sieg bei den allermeisten Deutschen bereits seit langem erloschen. Sowohl in der Heimat als auch an den Fronten herrschte daher große Ungewissheit über die Zukunft. Helmi und Alfons waren zu dieser Zeit beide ans Bett gefesselt: Alfons befand sich nach einer Blinddarmoperation im Lazarett, während seine Einheit in der fürchterlichen Kurlandschlacht von russischen Truppen eingekesselt war. Und Helmi weilte in Erwartung ihres ersten Kindes in der Klinik.

Es ist dies ein nur allzu treffender Schlusssatz in einem seiner letzten Briefe, in dem sowohl der Ernst seiner persönlichen Lage, die allgemeine Aussichtslosigkeit der deutschen Truppen in Lettland und die Ungewissheit der Zukunft insgesamt anklingt. Und doch kommt auch sein ungebrochener Lebensmut zum Ausdruck. Dieser Optimismus speist sich zu dieser Zeit aus zwei Quellen: seinem Glauben an Gott und seiner Liebe zu Helmi und ihrem ersten Kind. Das Zitat soll daher auch dem Buch seinen Titel geben.

Alfons Stopp wurde am 26. Februar 1917 in Blieskastel im Saarland geboren. Er wuchs im ländlich-idyllischen Bliesgaudörfchen Ballweiler auf. Sein Vater, Nicolaus Stopp, war Grubenarbeiter. Alfons hatte vier Geschwister: Lina, Louise, Robert und Arnold. Lina war wohl die Schwester, mit der er sich am besten verstand und das einzige der Geschwister, die ich als Kind mit meiner Großmutter häufiger besuchte. Louise war die »egoistische«, »launenhafte« und »aufschneiderische« Schwester, mit der er ständig aneinandergeriet. Zum »schüchternen« und »fürsorglichen« Arnold hatte er eine innige Beziehung und regelmäßigen Kontakt, nicht jedoch zu Robert, der wie schon mein Urgroßvater ein introvertierter Mensch war.

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