Magdalena Ungersbäck - Weltschmerz und Wahnsinn

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Amira, ein siebzehnjähriges Mädchen aus einer österreichischen Kleinstadt, klagt über den Leistungsdruck in der Schule. Der in Rom tätige Arzt Antonio kann die schrecklichen Erlebnisse, die er in der Flüchtlingshilfe gemacht hat, nicht vergessen. Ling aus Peking hat eine junge, an Leukämie erkrankte Tochter. Und der in Texas lebende Rinderfarmbetreiber Jack ist verwitwet, mit seinen zwei jüngeren Söhnen zerstritten und wünscht sich die gute alte Zeit herbei. Alle vier kämpfen mit ihrem individuellen Schicksal, doch zu Beginn des Jahres 2020 bekommen sie es plötzlich mit einer ganz anderen Herausforderung zu tun: dem Coronavirus. Dieses wird zunächst verharmlost, doch dann spitzt sich die Lage zu und Panik greift um sich.

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Ling

44 Jahre, Peking, China

20. November 2019

Mein Handy hat vibriert und ich habe es ignoriert. Obwohl es auf dem Tisch liegt, direkt neben mir. Obwohl ich gesehen habe, dass es Xiaolong war, mein Mann. Ich sitze, wie fast jeden Tag, hier im Büro als Sekretärin einer Modefirma. Der Raum ist riesig, fast eine Halle, und nebeneinander stehen gefühlt Tausende Schreibtische mit Tausenden Computern. Und unter diesen Tausenden Menschen, die hier arbeiten, sitze ich unbemerkt da, starre auf meine Tastatur und ignoriere meinen Mann. Ich weiß doch, was er mir sagen will. Ich könne ruhig Überstunden machen, ich solle mich brav von allen verabschieden, wenn ich nach Hause gehe, ich müsse aufmerksam die Straßenverkehrsregeln beachten, wenn ich zur U-Bahn eile und dürfe dort auch keine Auffälligkeiten von mir geben. Er bläut mir dies schon seit Ewigkeiten ein und natürlich habe ich es immer fügsam befolgt. Nur die Überstunden nicht. Auf die verzichte ich. Wie auch heute. Ich will nach Hause. Zu meinem Kind, zu meinem Bett und auch ein bisschen zu meinem Mann. Ein bisschen. Ich schalte den Computer aus, erhasche mein angespanntes Gesicht auf dem schwarzen Bildschirm, stehe auf, sage brav zu allen „bis morgen“ und mache mich auf den Weg nach Hause. Es ist schon fast dunkel und ich will mich beeilen, aber nicht zu sehr, denn dann wäre ich auffällig und unaufmerksam und würde vielleicht einen Fehler machen. Bei Rot über die Straße laufen oder jemanden anrempeln. Das wäre fatal. Vorsichtig hebe ich den Blick. An jeder Straßenecke sind Kameras, die sofort wissen, wer ich bin, sobald sie mich eingefangen haben. Eigentlich leben wir in einer totalüberwachten Welt. Aber das ist auch nicht weiter schlimm, ich habe nichts dagegen. Es ist sogar gut, es verspricht Sicherheit. Sicherheit für uns alle, wenn sie sehen, was wir tun. Sicherheit sollte man vor Freiheit stellen, nicht wahr? Das ist vernünftig und vernünftig sollten wir sein. Dann können Kriminelle sofort identifiziert und verhaftet werden. Gut, ich bin dafür. Ich eile durch Peking, das am Abend immer schriller und bunter wird, Tausende Geräusche und blinkende Lichter prasseln auf mich herab. Zügig husche ich durch die U-Bahn-Stationen und die Wohngassen, bis ich unsere Wohnung erreiche. Die schwere Eingangstür des Gebäudes aufgemacht – die Stiegen hinauf, die bis in die Unendlichkeit zu führen scheinen – den Schlüssel in die Wohnungstür – drehen – Knack – und offen. Ich trete ein und sehe Xiaolong am Küchentisch sitzen, den Kopf über eine Zeitung gebeugt.

„Hallo, da bin ich!“

„Hallo Ling, sieh da!“ Er winkt mich gleich zu sich und trommelt auf die Zeitung: „Das scheint die perfekte Wohnung zu sein!“

Ich beuge mich zu ihm, betrachte das Bild und den Preis und sage: „Ja, perfekt.“

Wir wollen nach Shanghai ziehen, brauchen dort eine schöne Wohnung. Eine schönere als jetzt. Und eine größere. Xiaolong hat nämlich ein Jobangebot dort erhalten. Er will es annehmen, denn dann ist er bedeutender als jetzt. Kein gewöhnlicher Polizist mehr, nein, ein richtig einflussreicher Polizist, so sagt er.

Er schlägt die Zeitung zu und mustert mich.

„Du hast nicht abgehoben.“

„Ich wusste doch, was du mir sagen willst.“

„Gut.“ Er stockt, dann holt er nochmals aus: „Ling, es ist wirklich wichtig. Wir müssen uns benehmen!“

„Tun wir doch.“

„Ja. Wir brauchen nämlich die Punkte, wenn wir die Wohnung bekommen wollen und du einen neuen Job in Shanghai willst!“

„Ich weiß. Das ist jetzt keine Neuigkeit mehr!“ Ich bin genervt von seiner ständigen Leier wegen der Punkte.

Seit einigen Jahren gibt es eine Testphase in einigen chinesischen Städten für das Sozial-Kredit-System. Danach bekommt man Plus- oder Minuspunkte für sein Verhalten. Wenn du zum Beispiel auf die Straße spuckst oder bei Rot über die Straße läufst, bekommst du Minuspunkte. Wenn du regelmäßig deine Eltern anrufst oder jemandem hilfst, Sachen, die ihm zu Boden gefallen sind, aufzuheben, dann bekommst du Pluspunkte. Das soziale Verhalten zählt. Die Kameras nehmen alles auf. Sobald du zu viele Minuspunkte auf deinem Konto hast, kommst du auf die Schwarze Liste und dann ist dein Leben eigentlich gelaufen. Du wirst kein Zug- oder Flugticket mehr erhalten, keine Wohnung und keinen Job finden oder deine jetzigen Besitztümer sogar verlieren. Wie surreal das klingt! Ab 2020 soll dieses Punktesystem in ganz China gelten. Xiaolong und ich wollen natürlich jetzt schon viele Punkte machen, damit wir bald in Shanghai ein schönes Leben beginnen können. Ein schönes Leben. Er soll trotzdem mit dem Geschwafel von den Punkten aufhören. Das Kind ist wohl wichtiger.

„Wie geht es Maja?“, frage ich ihn, „wart ihr im Krankenhaus?“

„Ja. Sie schläft jetzt. Sie hat die Infusionen bekommen und auch neue Medikamente“, antwortet mein Mann, ohne den Blick von der geschlossenen Zeitung zu nehmen.

„Hat sie wieder erbrochen?“

„Ja, aber nur ein einziges Mal!“

„Gut. Ich gehe zu ihr!“

Ich drehe mich um und gehe in Majas Zimmer. In das Zimmer meiner zwölfjährigen Tochter. Vorsichtig öffne ich die Türe und schleiche mich an ihr Bett. Es ist stockdunkel, die Vorhänge sind zugezogen und es riecht nach Schlaf. Ich sehe rein gar nichts, muss mich langsam und unbeholfen vorantasten. Nur ihr sanftes Atmen ist zu hören. Sachte lasse ich mich auf ihrem Bett, neben ihr, nieder und streichle ihr zartes, warmes Gesicht. Sie hat das alles nicht verdient. Sie ist zu lieb für diese Welt, für dieses Schicksal. Mein armes Kind. Der Vater redet nur von Punkten, die Mutter ständig im Büro, das Kind verseucht von Leukämie.

Jack

61 Jahre, Nähe Houston, Texas, USA

27. November 2019

Ich mache meinen stündlichen Rundgang, um zu sehen, ob auch alles seine Ordnung hat. Die Rinder sind schon wieder unruhig und bocken nur. Am liebsten würde ich ihnen allen nacheinander die dummen Schädel durchschießen. Aber am nächsten Tag würde ich es bereuen, da bin ich mir sicher. Eigentlich liebe ich sie doch. Und ich brauche sie, halte sie nicht zum Vergnügen. Meine Farm ist riesig, meine Rinderherde auch. Trotzdem bin ich weit und breit der einzige Mensch hier. Da und dort tummeln sich ein paar Farmarbeiter herum, aber eigentlich bin ich allein. Drei Söhne habe ich in diese gottverdammte Welt gesetzt und keinem dieser Idioten scheint mein Erbe etwas zu bedeuten, keiner dieser Nichtsnutze will meine Farm übernehmen. Nun gut, Benny, meinem Ältesten, sei es verziehen, denn er dient dem Vaterland, riskiert sein Leben als Soldat. Ein richtiger Mann. Aber die anderen beiden – pure Versager. Luke kritzelt irgendwelche Bilder, nennt sich Künstler und verdient nicht einmal genug zum Fressen. Und Josh? Keine Ahnung, wie man das nennen soll, was er da macht. Nimmt sein Leben mit der Kamera auf und irgendwelche Leute, die nichts Besseres im Sinn haben, schauen sich seine Videos im Internet an. Idiotisch. Wenn er wenigstens im Fernsehen wäre. Seit 61 Jahren lebe ich auf dieser Farm, auf der schon mein Vater und Großvater gearbeitet haben, und meinen Söhnen ist das egal. Sobald ich unter der Erde liege, werden sie mein Lebenswerk verkaufen. Die hundert Rinder, die vier Pferde, den Hund, die Katzen, die von selbst immer mehr werden, die Felder, die Ställe, mein Haus. Alles für nichts. Deshalb habe ich sie auch verjagt, will sie nie wieder zu Gesicht bekommen. Nur von Benny bekomme ich noch ein Lebenszeichen. Hin und wieder, wenn es seine Situation zulässt. Ich drehe um, stapfe ins Haus zurück, neben dem die amerikanische Flagge im Wind flattert. Mein Haus, meine Farm, alles hier ist Amerika, wie ich es liebe. Das alles erinnert an Westernfilme, in denen Cowboys durch die Gegend reiten. Hier bin ich der Cowboy. Oder zumindest war ich es einmal. Vor langer Zeit. Als die Welt noch in Ordnung war. Ich stehe in der dunklen Küche und starre in den Spiegel, der neben dem Kühlschrank hängt. Vor vielen Jahren hatte ihn Sarah dort platziert. Sie brauchte in jedem Zimmer einen Spiegel, musste immer wissen, wie sie aussah. Wie sehr ich es liebte an ihr! Nun schaue ich in diesen Spiegel, sehe nur ein grimmiges, faltiges Gesicht mit einem zerschlissenen Cowboyhut auf dem Kopf. Wie wütend mich dieser Anblick macht! Ich erinnere mich daran, als Josh vor zwei Monaten hier war, wahrscheinlich das letzte Mal in seinem Leben und, genauso wie Sarah damals, in den Spiegel sah. Kurz war ich gerührt. Doch dann fing er an, sich über die Internetverbindung zu beschweren und tobte wie ein Rumpelstilzchen, welche Katastrophe es war, dass er sein Video nun nicht pünktlich „hochladen“ konnte. Wo auch immer er es „hochladen“ wollte. Er meinte, er habe fast vergessen, wie öde es hier war. Nicht so aufregend und glamourös wie in Miami, wo er nun mit seinen Millionen auf dem Konto lebt, wie er immer keck andeutet. Sein Geld war mir egal, seine Videos, sein blondes, langbeiniges Model auch, und sein beschissenes Miami sowieso. Er tippte ständig auf seinem Smartphone, war gar nicht richtig ansprechbar. Wie im Koma. Und als er dann noch meckerte, warum ich nicht einmal ein Smartphone habe, nur einen alten Fernseher und ein Tastenhandy und generell noch im 19. Jahrhundert lebe, packte mich die Wut und ich vertrieb ihn mit allem, was mir in die Hände fiel. Jetzt sehe ich nur mich selbst und mein grausames Leben im Spiegel. Beinahe drohe ich vor Wut zu platzen. Früher hätte mich Sarah angelächelt, mir über den Rücken gestreichelt und alles wäre gut gewesen. Doch sie ist ja nicht mehr da. Das Einzige, das bleibt, sind Fotos. Und meine Rinder. Meine Kehle schnürt sich zusammen und ich verliere mich in meiner Wut, stehe neben mir, wie der Statist meines Lebens. Ich raste aus, schnappe über, hasse alles und jeden. Schlage brüllend mit der Faust auf den Spiegel ein, bis die Scherben sich in meine Haut fressen, die Scherben meines Lebens, die Scherben der Erde. Das Blut läuft mir die Hand hinunter, tropft langsam auf den Boden. Und trotzdem wird es einfach nicht besser.

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