Jean-Claude Wolf - Poesie und Denken in den Psalmen

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Jean-Claude Wolf legt mit diesem Essay über Gebet und Poesie in den Psalmen keine Abhandlung, sondern einen Gesprächsanfang vor. Warum gerade ein Essay über die Psalmen? Wurden diese nicht schon ausführlich gelehrt und bis zum Überdruss erbaulich kommentiert? Eine philosophische Antwort auf diese Frage führt dabei in eine Serie von Fragen: Ist es gelungen, Gott zu «töten», den Glauben zu überwinden? Haben die Errungenschaften der Moderne dazu geführt, dass der Traum von der Nähe des Fernen ausgeträumt ist, weil er technisch realisiert wird? Müssen wir noch beten, obwohl wir uns durch Medien und virtuelle Kommunikation immer näher rücken? Haben nicht immer mehr Menschen durch Reisen räumliche Ferne, durch Bildung und Wissen zeitliche Ferne überwunden? Bleibt eine Sehnsucht nach (körperlicher? seelischer?) Nähe, die sich nicht technisch realisieren lässt? Wie ist es möglich, dass der EWIGE, der im Gebet angerufen wird, zugleich fern und nah ist?

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War Jesus selbst in Sünde verstrickt? Vielleicht fiel es Jesus leichter, einer Hure ihre Sünden zu vergeben, weil er selbst einmal ihre Dienste angenommen hat. Jesus bei den Huren – eine frivole Phantasie? Es geht hier weniger um den Stoff für eine Satire oder Komödie, sondern um die psychologische Frage: Ist es möglich, Sünde zu verstehen oder zu vergeben, wenn man selbst nie gesündigt hat? Genügt es, einen einzelnen Typus von Sünden (wie z. B. Geiz oder Neigung zum Jähzorn) zu kennen, um andere Typen von Sünden (wie z. B. Hurerei) zu verstehen und zu vergeben? Und würde ein kurzes Leben, das so grausam und schmählich am Kreuz endet, dazu qualifizieren, alle Sünden (auch die Sünden aller Lebensalter inklusive die »Alterssünden«) zu verstehen und zu verzeihen? Bleibt Jesus ein bornierter Mensch, der sich z. B. nicht in die Sünden eines Greises versetzen kann?

Das sind Überlegungen, die nichts kosten, aber vielleicht auch nichts einbringen. Sie stellen vor das Dilemma, ob man die Vermutung, dass alle Menschen Sünder seien, ernst genug nimmt, um sie auch auf die »perfekte Ikone« des Glaubens anzuwenden. Sah sich Jesus selbst als Sünder vor seinem Vater? War Jesus (nach dem später entstandenen Dogma) Mensch und Gott zugleich, was ist dann anstößig daran, dass der Mensch in ihm sündigt? Jesus betet zum himmlischen Vater und gehorcht ihm. Liegt darin die ganze Antwort auf die scheinbar anstößigen Fragen? Oder sogar ein Hinweis darauf, dass diese Fragerei »beside the point« ist?

Wahrscheinlich haben einige Menschen nie so »schwer gesündigt« wie jene, die viele Leben auf dem Gewissen haben. Doch die Sünde der Lüge bleibt wohl niemandem erspart und wird bereits von Augustinus generell als Sünde bezeichnet, so dass sogar die Scherzlüge ( Mendacium jocosum ) als sündhaft gilt. Ein Lügner kann sich leicht herausreden, indem er sagt: »Ich habe gelogen, doch es war nicht ernst gemeint.« Umgekehrt kann sich ein Witzbold oder Lügenfreund wie der Baron von Münchhausen gegen Augustinus damit verteidigen, dass er nicht verantwortlich sei für das Humor- oder Ironie-Defizit anderer.

Die Pervertierung des Sündenbegriffs in einer klerikalen und staatlichen Sündenpolitik und Moralkasuistik gehört zu den verhängnisvollen Weichenstellungen einer beinahe zweitausend Jahre dauernden christlichen Hegemonie in manchen Ländern und Regionen der Welt. Dem Horrorbild einer Inquisition gegen Sünder lässt sich das Bild einer Selbsterforschung des Gewissens vor Gott entgegenhalten. Die Ergründung der Sünde »funktioniert«, wenn überhaupt, als Gelegenheit zur Konfrontation des Einzelnen im »Beichtspiegel« vor Gott. Sie ist ein Bestandteil freiwilliger Buße, des stillen Gebets im »Kämmerlein«, das nicht von anderen Menschen kontrolliert oder erzwungen werden kann. Der Aufruf zur Buße in der Bußpredigt ist keine Selbstermächtigung zur Kontrolle und Bestrafung anderer, sondern Bestandteil des Rufs zur Umkehr. Erschütterung und Bekehrung zur Umkehr gehen nicht von Menschen aus, sondern vom Numinosen selbst. Die schlimmsten Sünder sind mitunter die eifrigsten Prediger, weil sie sich an die Stelle Gottes verirren. Vor Gott dagegen ist kein Platz für Schauspielerei und fromme Selbstinszenierung!

Keine Instanz der Welt kann einen Verbrecher dazu bringen, ein Unrechtsbewusstsein zu entwickeln, wenn sich das schlechte Gewissen nicht zuvor im Inneren regt, wenn sich jemand nie und nimmer vor Gott als Sünder bekennt. Strafen und insbesondere Todesstrafe und Gefängnisstrafe tragen wenig und selten zu einer Kultur der Reue und Einsicht bei. Sünde wächst in der Weigerung zur Umkehr, in der »Konversionsangst«. Wer nicht innerlich und vor Gott bereut, ist verloren. In diesem Sinne ist Jesus selbstverständlich kein Durchschnittsmensch, der nicht Umkehr und Feindesliebe übt und damit vom scheinbar determinierten Status des »Alten Adams« abrückt.

Die zuvor angestellte Erwägung über die Wahrscheinlichkeit der Sünde im Leben Jesu dient nicht dazu, seine Person zu diffamieren und den Glanz seiner ungewöhnlichen Hingabe an Gott zu trüben. Der Jude Jesus ist nach der Überlieferung seiner Passion ein »Märtyrer der reinen Liebe« – jener Liebe, von der alle träumen, ohne sie selbst zu üben. Nur weil wir von reiner Liebe träumen, sind wir fast alle von unseren Eltern, Kindern, Ehepartnern und Freunden – bewusst oder unbewusst – enttäuscht. Von ihnen haben wir »reine Liebe« erwartet, die wir selbst nicht geben. Wir erwarten z. B. restloses Verzeihen und sind selbst nicht bereit und fähig dazu. Dieser Enttäuschung über andere entspricht die Anfechtung des Vertrauensverlustes, die Angst, in Not und Verzweiflung von Gott verlassen zu sein. Ihr entspricht die Klage, welche das Leiden an der Raum-Ferne und Zeit-Ferne einschließt: »Warum, wie lange noch wendest Du Dein Antlitz ab?« Selbst wenn Jesus jemals in Sünde gelebt haben sollte und noch zuletzt an der Treue seines Vaters verzweifelte oder erst am Lebensende empathisch verstanden hat, was der Anfang von Psalm 22 »Mein Vater, mein Vater, warum hast Du mich verlassen?« zum Ausdruck bringt, so ist er bis am Ende der Mensch, der betet und mit dem Psalm um ein reines Herz bittet und daher qualitativ verschieden ist vom moralischen Vorbild im Sinne der Stoa. Vollendung widerfährt ihm nicht aus der Vernunft, sondern aus der Nähe des Vaters. Statt dem Weisen gleicht er eher dem »Herzensnarren«, der nichts von sich aus hofft und alles vom GELIEBTEN erwartet. Diesen qualitativen Unterschied zwischen dem stoischen (Ideal des) Weisen und Jesus hat einer der ersten deutschsprachigen Atheisten, Arthur Schopenhauer, erstaunlich hellsichtig festgehalten: Jesus ließ das Leiden und – wie ich ergänze – auch die Sünde näher an sich herantreten als der vornehm distanzierte und diskrete stoische Weise, der ein Leben ohne Lust und Leiden anstrebt. Gegen das Ideal des stoischen Weisen spricht das Leben selbst bzw. sein wesentlicher Leidenscharakter.

Es liegt vielmehr ein vollkommener Widerspruch darin, leben zu wollen ohne zu leiden […] Wie ganz anders scheinen, neben ihn gestellt, die Weltüberwinder und freiwilligen Büsser, welche die Indische Weisheit uns aufstellt und wirklich hervorgebracht hat, oder gar der Heiland des Christentums, jene vortreffliche Gestalt, voll tiefen Lebens, von grösster poetischer Wahrheit und höchster Bedeutsamkeit, die jedoch, bei vollkommener Tugend, Heiligkeit und Erhabenheit, im Zustande des höchsten Leidens vor uns steht. 13

War Jesus tugendhaft, so hat er gleichwohl den Titel der Tugend von sich gewiesen und von sich weg, hin auf den Vater verwiesen.

Was nennst Du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. (Mk. 10, 18; Lk. 18, 19)

Sollte der Titel des »Guten« oder »Gerechten« wie der Doktortitel zu jenen Auszeichnungen gehören, um die man sich zwar bemühen, die man sich aber nicht auf legale Weise selbst verleihen kann? Leiden jene, die sich zu den Nicht-Sündern zählen, am Syndrom der illegalen Titelanmaßung? Klafft ein Abgrund zwischen dem Tugendhaften und dem Tugendbold? Ganz anders der Titel des »Sünders«, den ich mir selbst verleihen kann und realistischerweise auch müsste. Wer sich als Sünder sieht, endet nicht in Zähneknirschen und Zähneklappern; in der Selbstdeklarierung als Sünder vor Gott besteht schon der Funke Hoffnung auf die Befreiung von der Tyrannei der Sünde. Nietzsche beschreibt den Sachverhalt ironisch:

Lucas 18, 14 verbessert . – Wer sich erniedrigt, will selbst erhöht werden. 14

Nietzsches Parodie der Bibel sollte ergänzt werden:

Wer sich selbst erniedrigt, will von niemand anders als von Gott selbst erhöht werden.

So stimmt die Buße, und die Ironie kehrt sich gegen jene, die sich als Büßer und Flagellanten inszenieren und dabei nur auf Anerkennung und Erhöhung durch andere Menschen schielen. 15Wer sich choram Deo als Sünder deklariert und bekehrt, öffnet dem Hauch des Heiligen einen Türspalt. Ich öffne Fenster und Türen dem heiligen Windhauch (ruach), um mein Inneres zu lüften. Das ist essentiell eine Handlung vor Gott und kategorisch verschieden von den Handlungen jener Personen, die sich z. B. in den sozialen Medien oder in einer Talkshow enthüllen und damit ihre eigene Privatsphäre preisgeben. Das Sündenbekenntnis ist der einzige Weg zum Lob Gottes als dem wahrhaft not-wendenden Gott der Liebe und Vergebung. Vor den meisten Menschen sollte man sich verhüllen; vor Gott kann man sich nicht oder nur aus einem Missverständnis heraus verhüllen. Es gibt keine Privatsphäre vor Gott. Er sieht sogar kleine Mädchen, die heimlich Pipi machen, nur ist ER kein perverser und beschämender Voyeur, sondern ein Tröster und Beistand (Paraklet). Er ist auch keine moralische Gouvernante, die im »Jüngsten Gericht« nur die Verfehlungen sieht; Gott sieht auch das verborgene Gute in mir, von dem ich vielleicht selbst kaum etwas weiß. Ich benenne und bekenne IHM die Sünde, die ER bereits kennt.

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