Christian Domenig - Geschichte in Bewegung

Здесь есть возможность читать онлайн «Christian Domenig - Geschichte in Bewegung» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Geschichte in Bewegung: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Geschichte in Bewegung»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Das Ende der 1980er Jahre brachte nicht nur große politische Umbrüche in Europa, sondern auch einen Paradigmenwechsel in der Geschichtswissenschaft. Fortan wird die Mediävistik nicht mehr von politischer Geschichte und der Darstellung von Strukturen dominiert. Vielmehr steht seitdem der Mensch in allen seinen Lebensäußerungen im Mittelpunkt der historischen Betrachtung. Die Kombination von Kulturgeschichte, Historischer Anthropologie und Alltagsgeschichte entfesselte eine kreative Dynamik, durch die unser Verständnis von der Vergangenheit erheblich geschärft wurde.
Christian Domenig beschreibt gut lesbar die neuen, erhellenden Wege in eine vermeintlich finstere Epoche.

Geschichte in Bewegung — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Geschichte in Bewegung», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Bei der Neuen Kulturgeschichte im Sinne einer Alltagsgeschichte steht nun die Mikrohistorie im Vordergrund. Ziel ist es, eine Geschichte von unten zu schreiben, eine Geschichte der einfachen Menschen, eine Geschichte von Mann und Frau, eine Geschichte von Randgruppen und unteren Klassen. Enge und Tiefe dieser kulturellen Rahmenbedingungen sollten erforscht werden. Dabei wird der Begriff Kultur überaus weit gefasst und nicht mehr nur als Hochkultur der Eliten verstanden. Eine einheitliche Kultur ist in diesem Konzept ebenfalls unmöglich, vielmehr geht es um die Gleichwertigkeit von verschiedenen Kulturen.

Ein wesentlicher Zweig ist die Darstellung kultureller Unterdrückung. So wird diese neue Kulturgeschichte vor allem in jenen Ländern, die Ziele der europäischen Expansion der Neuzeit waren, besonders intensiv betrieben. Damit erfüllt sie eine emanzipatorische Funktion, denn die Unterdrückungsmechanismen durch Kultur sollen ausfindig gemacht und beseitigt werden.

»Bei aller Nähe dieser Ideen zum Marxismus blieb vom marxistischen Gedankengut nicht sein Anspruch auf eine Erklärung der Gesellschaft und der Geschichte erhalten, sondern vielmehr seine Kritik an der Rolle des Kapitalismus als inländische wie international wirksame Kraft zur Aufrechterhaltung und Ausweitung sozialer Ungerechtigkeit in Teilen der Welt, die gerade erst der Kontrolle der Kolonialmächte entkommen war.« 28

Aber selbst in Europa lässt sich dieses Konzept anwenden, wenn Fragen des Verhältnisses von Zentrum und Peripherie, Hauptstadt und Provinz gestellt werden.

Da nun die Mikro- anstatt der Makrogeschichte im Vordergrund stand und damit ein Perspektivenwechsel vom Kollektiv hin zum Individuum erfolgte, ergab sich ein erster Konflikt mit der noch relativ jungen Historischen Sozialwissenschaft. In den Werken Hans-Ulrich Wehlers zum Beispiel, so lautete eine Kritik, »verschwinden die Menschen hinter den Strukturen, und Kultur wird ausschließlich in ihren organisierten Formen wie Kirchen, Schulwesen, Universitäten und dem Vereinsleben behandelt. Die Formen des täglichen Lebens werden kaum untersucht; als Aspekte der Frauenfrage werden lediglich Eherecht, Frauenarbeit und Frauenbewegung kurz erwähnt.« 29 Allgemeiner gehalten kam es zu Kritik am Strukturfunktionalismus der Sozialwissenschaften: »Die Subjekte selbst erschienen in dieser Sicht – wenn überhaupt – nur als ausführende Positionsinhaber und Rollenträger, als Marionetten der Strukturen.« 30 Mit der Vernachlässigung des Spielraums der handelnden Personen sei der grundsätzliche Imperativ von Aufklärung und Emanzipation völlig vernachlässigt worden. Der Konflikt wurde allerdings zivilisierter ausgetragen als beim linguistic turn. Rasch bezog auch die Sozialwissenschaft die Lebenswelt der Menschen mit ein, vor allem jene der Unterprivilegierten.

Der cultural turn bzw. die Neue Kulturgeschichte kann als erste internationale Strömung in der Geschichtswissenschaft angesehen werden. Das betrifft den Entstehungsprozess des Ansatzes genauso wie die daraus hervorgebrachten Weiterentwicklungen. Da der deutsche Historismus mit seinem Primat der politischen Geschichte alle anderen Fragestellungen verdrängte, konnte eine Überwindung dieses Ansatzes nur außerhalb des deutschen Sprachraumes geschehen, zumal die akademische Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts durch den Streit um das Werk Karl Lamprechts diskreditiert war. Dieser wollte eine Gesetzesförmigkeit von Kultur beweisen und wandte sich gegen die herrschende teleologische Betrachtung der Geschichte: »Die evolutionistische Geschichtsschreibung dagegen ist eben durch möglichst weitgehende kausale Auffassung des Geschehens charakterisiert.« 31

In den Vereinigten Staaten und Frankreich hingegen wurden die Impulse Karl Lamprechts durchaus aufgenommen. Vor allem um die 1929 von Lucien Febvre und Marc Bloch begründete Zeitschrift Annales d’histoire economique et sociale entstanden innovative interdisziplinäre Ansätze. Diese Schule der Annales wollte neue, konträre Wege beschreiten und moderne Wissenschaften wie Soziologie und Psychologie in die Geschichtswissenschaft integrieren. Dabei ging es um das Gesamtkonzept einer Wissenschaft vom Menschen. 32 Scharf wandte sich Lucien Febvre gegen »eine Vergottung der Gegenwart mit Hilfe der Vergangenheit«, 33 die gegenwärtige Konflikte zurückprojiziert. Außerdem verfolgte er einen geradezu radikalen Ansatz in der Kritik der bisherigen Geschichtswissenschaft: »Sie band die Geschichte an die Schrift – und das zu einer Zeit, da die seltsam treffend genannte Vorgeschichte eben daran ging, ohne Text das längste Kapitel der Menschheitsgeschichte zu schreiben.« 34 Lucien Febvre wollte nichts anderes, als die Menschen in der Geschichte wiederfinden, was nur mit einem interdisziplinären Ansatz möglich sei.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wandte sich die Schule der Annales – nun gehörte ihr der Großteil der französischen Historiker an – der Erforschung von Strukturen zu. Doch anders als in der Historischen Sozialforschung wurden diese zum Beispiel als soziales Klima und tiefsitzende Mentalität interpretiert, als ökonomische Grundstrukturen und agrarische Produktion in klimatischen Rahmenbedingungen, als Einstellung zu Sexualität, Kindheit und Tod. Während die Welt des Historismus von der Dynamik der Ereignisse geprägt ist, »sucht die Annales-Schule das Wesen der Geschichte in einer fast statischen Tiefe der Zeit, in der Dauer und Langsamkeit von Wandel, in zyklischen Bewegungen, und sie gibt diesen Wesen sprachlich Ausdruck mit Metaphern des Meeres und seiner bewegten Ruhe.« 35

In den 1990er Jahren hatte die Beschäftigung mit der Neuen Kulturgeschichte Hochkonjunktur. In zahlreichen Publikationen wurden Möglichkeiten ausgelotet, Konzepte entwickelt und Thesen aufgestellt. Nahezu keine Zeitschrift oder Tagungsreihe konnte diesen neuen Ansatz ignorieren. Im Gegensatz zum linguistic turn und der Historischen Sozialforschung kam es nur zu geringem Widerstand. Die neue Toleranz, praktisch alles unter Kultur zu subsumieren, die Individualität und Unvergleichbarkeit der Erkenntnisse sowie die geringe theoretische Ausformulierung führten zwar zu einer allgemeinen Akzeptanz der Neuen Kulturgeschichte, aber auch zu einer neuen Beliebigkeit. Statt eines geschlossenen Überblicks entstanden Impressionen. Vor allem aber gelang dieser Paradigmenwechsel dadurch, dass die Neue Kulturgeschichte aufgrund ihrer Offenheit auf alle Regionen der Erde und auf alle Zeiträume angewendet werden konnte. Sie passte in eine Welt, deren ideologische Teilung durch die Revolution von 1989 überwunden wurde und die eine neue Ära der Liberalität erwartete. Durch die geforderte Interdisziplinarität entstand sogar ein neuer gemeinsamer Fächerbegriff in Form der bewusst im Plural gehaltenen Kulturwissenschaften. Diese sehen Kultur als »Inbegriff aller menschlichen Arbeit und Lebensformen, einschließlich naturwissenschaftlicher Entwicklungen. Ihr Gegenstand, der insofern auch die Naturwissenschaften einschließt, ist demnach die kulturelle Form der Welt.« 36 Der Begriff Humanwissenschaften, der sich an den englischen Terminus humanities anlehnt, konnte sich im deutschen Sprachraum hingegen nicht durchsetzen.

Trotz aller Kultur war es notwendig, auch den einfachen menschlichen Faktor ausreichend zu berücksichtigen. Hier half die Historische Anthropologie weiter. Dieses Fach hat mit der klassischen Anthropologie als Naturwissenschaft wenig gemein. Diese betrachtet den Menschen als rein biologisches Wesen, weshalb sie manchmal mit der früher üblichen Praxis der Schädelvermessung gleichgesetzt wird. Die Historische Anthropologie ist in ihrer theoretischen Ausformung ausgeprägter als die Neue Kulturgeschichte und überwindet damit ein großes Defizit. Sie rezipiert viele geschichtswissenschaftliche Überlegungen des 20. Jahrhunderts und hat »die elementaren Situationen und Grunderfahrungen der Menschen zum Thema.« 37 So definiert dann Richard van Dülmen: »Die Historische Anthropologie stellt den konkreten Menschen mit seinem Handeln und Denken, Fühlen und Leiden in den Mittelpunkt der historischen Analyse.« 38 Im Zentrum steht das Individuum, ohne dass – wie im 19. Jahrhundert – das Heldentum einzelner großer Männer betont werden sollte. Abgelehnt werden zudem Strukturen und Prozesse, in denen die Menschen zu Marionetten degradiert werden. Vielmehr stellt die Historische Anthropologie »den Menschen in seiner Besonderheit, in seiner Komplexität und Abhängigkeit von Natur, Gesellschaft und kultureller Tradition in den Mittelpunkt. Die Geschichte wird als von Menschen gemachtes Werk betrachtet, wie umgekehrt der Mensch als durch die Geschichte geprägtes Wesen definiert wird.« 39 Deshalb gilt es, die Handlungsräume auszuloten, genauso wie die Widersprüche von Handlungen zu erklären, vor allem wenn sie emotional beeinflusst sind. Damit wird situatives Handeln zu einem zentralen Forschungsgebiet und nicht ein logisch-rationales oder teleologisches Agieren. Der Mensch ist also weder zoon politikon noch homo oeconomicus, womit zugleich seine Idealisierung passé ist.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Geschichte in Bewegung»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Geschichte in Bewegung» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Geschichte in Bewegung»

Обсуждение, отзывы о книге «Geschichte in Bewegung» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x