Christian Domenig - Geschichte in Bewegung

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Das Ende der 1980er Jahre brachte nicht nur große politische Umbrüche in Europa, sondern auch einen Paradigmenwechsel in der Geschichtswissenschaft. Fortan wird die Mediävistik nicht mehr von politischer Geschichte und der Darstellung von Strukturen dominiert. Vielmehr steht seitdem der Mensch in allen seinen Lebensäußerungen im Mittelpunkt der historischen Betrachtung. Die Kombination von Kulturgeschichte, Historischer Anthropologie und Alltagsgeschichte entfesselte eine kreative Dynamik, durch die unser Verständnis von der Vergangenheit erheblich geschärft wurde.
Christian Domenig beschreibt gut lesbar die neuen, erhellenden Wege in eine vermeintlich finstere Epoche.

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Mit Johann Martin Chladenius zog bereits im 18. Jahrhundert die Frage des Standpunktes in historischen Berichten in den Diskurs ein: »Das, was in der Welt geschiehet, wird von verschiedenen Leuten auch auf verschiedene Art angesehen.« 6 Er führte deshalb den Begriff Sehepunkt, der aus der Optik kommt, ein. Karl Popper, der sich in seinen Werken generell mit Wissenschaftstheorie auseinandersetzte, fasst zusammen:

»Es kann keine Geschichte der Vergangenheit geben, wie sie tatsächlich gewesen ist. Es kann nur historische Interpretationen geben, und von diesen ist keine endgültig; und jede Generation hat das Recht, sich ihre eigene Interpretation zu bilden.« 7

Genau in dieser alten Frage setzte um 1980 im deutschen Sprachraum die Kritik an der Geschichtswissenschaft im Sinne des linguistic turn an. Bald wurde der Vorwurf in den Raum gestellt, dass sich Historiker ein Mal auf Kunst, das andere Mal auf Wissenschaft berufen, um so Kritik abzuschmettern. Hayden White, dessen Werke für viel Diskussion in der Geschichtswissenschaft sorgten, sprach in diesem Zusammenhang sogar von der »Unredlichkeit des Historikers.« Diese sei auch darin begründet, dass es sich bei Geschichte um »vielleicht die konservative Disziplin par excellence« handle. Historiker pflegen »eine Art bewußter methodischer Naivität«, die »zu einem Widerstand der gesamten Zunft gegen fast jede Art von kritischer Selbstanalyse geführt hat.« 8

Historisches Darstellen baut laut Hayden White zuerst auf die Anordnung der Ereignisse in Form einer Chronik auf, die im Sinne eines Schauspiels zu einer Fabel mit Anfang, Mitte und Schluss umgestaltet wird. 9 In weiterer Folge ergeben sich wie in der Literatur vier Grundformen der Darstellung: Romanze, Tragödie, Komödie und Satire. 10 Dabei sind wiederum vier Schlussfolgerungen möglich, die formativistische, organizistische, mechanische und kontextualistische Erklärung der Ereignisse. 11 Abschließend wird alles noch mit ideologischen Dimensionen aufgeladen, sie sind die »standortabhängigen Annahmen des Historikers über das Wesen historischer Erkenntnis und die Schlüsse, die sich aus der Analyse vergangener Ereignisse für das Verständnis gegenwärtiger ziehen lassen.« 12 Dafür kommen nochmals vier Grundpositionen in Frage: Anarchismus, Konservativismus, Radikalismus und Liberalismus. 13

Hayden White wählt für seine Ausführungen die literarische Form des Essays und entzieht sie so einer wissenschaftlichen Überprüfbarkeit. Es fällt auf, dass die Diskussion von beiden Seiten mit starker Polemik und überzeichneten Vergleichen geführt wird. Oft genug wird aneinander vorbei kommuniziert. Viel Geschriebenes ist einer akademischen Diskussion unwürdig – si tacuisses!

Der Ansatz, Geschichte als Literaturgattung zu verstehen, führte gerade anfangs zu heftigem Widerspruch. Im Prinzip benötigen alle Wissenschaften Sprache, um sich mitzuteilen. »Die Historiker und Historikerinnen verstehen sich als Wissenschaftler und nicht als Literaten und ihr Tun als Wissenschaft und nicht als Kunst,« 14 gab Jörn Rüsen zu bedenken. Gerade er ist ein Beispiel dafür, was die Debatte schlussendlich auslöste. Da die Wissenschaftlichkeit der Geschichtsforschung auch schon durch die Diskussion um die Historische Sozialforschung in Zweifel kam, wurde der Theorie der Geschichtswissenschaft mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Jörn Rüsen veröffentlichte dazu in den 1980er Jahren in mehreren Bänden seine Grundzüge einer Historik. 15 Im Jahr 2013 folgte eine Neubearbeitung, »denn die Kontexte der achtziger Jahre und diejenigen der Gegenwart, in denen geschichtstheoretische Überlegungen zeitabhängig erfolgen, unterscheiden sich erheblich.« 16 In diesen Werken werden nicht mehr nur die klassischen Methoden, die sich zum Beispiel mit Quellenkritik beschäftigen, sondern vor allem der persönliche Zugang und die Aufbereitung und Vermittlung von Geschichte reflektiert. Diese umfassende Theorie der Geschichte fand in die universitäre Lehre Eingang und prägte so eine neue Generation mit. Sabine Todt gibt zu bedenken, der linguistic turn sei »eine wichtige Anregung, die für die historische Arbeit so bedeutsamen Begriffe wie Verstehen, Erklären und Sinn anders als bisher zu betrachten und zu funktionalisieren.« 17 Schlussendlich wird die Rolle der Fachleute neu gesehen:

»Geschichte ist das, was die Historiker sagen, und nicht das, wovon sie reden. Geschichte ist die Erklärung, nicht das zu Erklärende. Historiker sprechen nicht über Geschichte und erzählen sie nicht nach; sie machen Geschichte; sie machen Geschichte.« 18

Umgekehrt gab es eine Rückwirkung auf die Sprachwissenschaft: »Der linguistic turn der Geschichte erinnert also die Linguistik an die historische Dimension der Sprache und generiert damit Beiträge zu einem wünschenswerten historical turn in der Linguistik.« 19 Damit wurde nun die Historizität der Sprache wieder bewusst. Diesbezüglich ist der linguistic turn ebenfalls historisch einzuordnen: Ein Zeitalter der Massenkommunikation, wie es das 20. Jahrhundert mit allen Höhen und Tiefen war, brachte notwendigerweise eine stärkere Beschäftigung mit Sprache mit sich.

Der linguistic turn wirkte aber auch in eine andere Richtung. Sprache wurde zu einem wichtigen Element des Machtdiskurses, sie schafft erst Realitäten. »Wirklichkeit ist nie an sich erfahrbar, sondern immer nur für uns.« 20 Erst die Diskurse, die in kulturellen Kontexten ablaufen und Auseinandersetzungen dokumentieren, schaffen Realität und damit Macht. Allerdings, so das Argument, verlaufe damit das gesamte Denken in sprachlicher Form, es gibt schlussendlich nur noch Texte. Ernst Hanisch fasst zusammen: »Jede Differenz zwischen Text und Kontext ist sinnlos; es gibt keine Realität außerhalb des Textes. Der Text schluckt den Kontext. Text antwortet auf Text in einer endlosen Spirale.« 21 Allerdings findet er durchaus positive Aspekte der Diskussion: Texte müssten genauer gelesen werden, es setze ein Nachdenken über Funktion und Grenzen von Sprache ein und schließlich gäbe es damit Möglichkeiten neuer Darstellungen der Geschichte. 22 Ein großes Potenzial eines linguistischen Ansatzes liegt zweifellos in einer weiteren Dimension der Quellenanalyse. So stehen gerade mittelalterliche Chroniken in einem bewussten – auch sprachlichen – Kontext mit Vorgängerwerken.

Wenig Aufsehen erregte hingegen das Ausklingen des linguistic turn, zumal dieser gerade in der Geschichtswissenschaft einen schweren Stand hatte. Gabrielle M. Spiegel konstatierte 2005 ein wachsendes Gefühl der Unzufriedenheit gegenüber dem linguistic turn, vor allem verursacht durch die starke Betonung der Sprache gegenüber allen Bereichen menschlichen Handelns. Die semiotische Herausforderung sei ausgesprochen und aufgenommen worden, unterliege aktuell aber einem Wandlungsprozess – allerdings nur bei jenen, die die Prämisse der linguistischen Konstruktion der Welt weiterhin akzeptieren. 23 Die Etablierung neuer Blickwinkel führte aber »tendenziell weg von der Sprach- und Textlastigkeit der Kulturanalyse, weg von der Vorherrschaft der Repräsentation, der bloßen Selbstreferenzialität und der ›Grammatik‹ des Verhaltens.« 24 Es öffnen sich neue Horizonte, eine Vielzahl von Kulturgeschichten ist möglich, die auch die textbasierte Ebene verlassen und auf Visualität, Körperlichkeit und Materialität eingehen können.

Der ab den 1970er Jahren forcierte cultural turn beansprucht für sich, ebenfalls eine große Wende in den Geisteswissenschaften zu sein. Neben der Sprache wird die Kultur allgemein als etwas identifiziert, das den einzelnen Menschen grundlegend prägt. Die Betrachtung individueller Lebensschicksale im kulturellen Kontext löste die Konstruktion abstrakter Strukturanalysen ab, damit verlor die lange vorherrschende nationalstaatliche Politik- und Verfassungsgeschichte endgültig an Bedeutung. Die Neue Kulturgeschichte wollte an die ältere Kulturgeschichte seit der Aufklärung nicht anknüpfen. Letztere stand anfangs im Nahbereich der Universalgeschichte, später mehr der speziellen Sittengeschichte. 25 Zweck dieser populären Sachbücher war eher Belehrung und Unterhaltung als die Vermittlung von Wissenschaft. Diese traditionelle deutsche Kulturgeschichte wurde mitunter als ein wirres Kuriositätenkabinett verstanden. Nur zwei Bücher dieser frühen Phase wurden in den akademischen Kanon aufgenommen und erleben bis heute regelmäßige Neuauflagen: Jacob Burckhardts Kultur der Renaissance in Italien 26 und Johan Huizingas Herbst des Mittelalters. 27

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