Martina E. Siems-Dahle - Briefe lügen nicht - Wie wir wirklich waren

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Zeitreise in die nahe und ferne Vergangenheit
Oldenburg, 2008: Martina Siems-Dahle traut nach dem Tod ihrer Mutter bei der Nachlass-Sichtung kaum ihren Augen. Sie stößt auf Hunderte Briefe, Gedichte, Notizzettel, akribisch abgeheftet zwischen alten Akten. Die Dokumente umfassen eine Zeitspanne von beinahe 100 Jahren und beginnen am Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese Korrespondenz dreier Generationen spiegelt wider, wie ihre Eltern und Großeltern wirklich waren, wie sie dachten und fühlten, politisch und menschlich.
Die Autorin bricht in den 1970er-Jahren, wie viele Heranwachsende ihrer Generation, mit den Werten und Tugenden ihrer Eltern. Eine Tatsache, aus der heraus sich in jener Zeit ein zum Teil demütigender Briefwechsel zwischen der Autorin und ihren Eltern entwickelte. Auch diese oft ergreifende Korrespondenz ist erhalten. Erst beim Sichten und Auswerten der vielen Briefe und Aufzeichnungen begreift die Tochter, warum die Eltern so waren, wie sie waren.
In einer gelungenen Mischung aus Anekdoten und Original-Briefen eröffnet sie den Lesern einen ungewöhnlichen und authentischen Blick in das Leben und Fühlen der Menschen des 20. Jahrhunderts. Dabei offenbart sie eine Gabe, die auch die anderen Familienmitglieder in der Korrespondenz unter Beweis stellen: Humor.
"Briefe lügen nicht ist ein anrührender biografischer Roman, der unsentimental und präzise deutsche Geschichte erzählt und von menschlichen Unzulänglichkeiten, von Wünschen, Träumen und Sehnsüchten handelt. Ohne Pathos, ohne erhobenen Zeigefinger, sondern mit einer kräftigen Portion Humor. Sehr empfehlenswert für jede Altersgruppe."
Renate Naber, WDR5 Literaturkritikerin

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„Ihre Mutter hat es geschafft, Sie über ihren Tod hinaus zu dominieren.“

„Über den Tod hinaus! Bist du nicht erleichtert gewesen, dass du dich fortan nicht mehr mit mir auseinandersetzen musstest?“

„Zugegeben, Mutti, oft, sehr oft, habe ich mir in meinem Leben die Frage gestellt: ‚Wann hört dieses Bevormunden auf? Dieses Sich-Einmischen? Das Anzweifeln und Hinterfragen meiner Entscheidungen? Das Mich-Vereinnahmen? Ja, ich hatte zuweilen den Glauben, ich wäre frei, zumindest freier, wenn Du nicht mehr auf Erden sein würdest. Ein Trugschluss! Ein Blödsinn!“

„Das ist wohl wahr. Du kommst ja aus mir!“

Was die Therapeutin andeutete, beschrieb mein Bruder schon im Februar 1978:

Liebe Tini!

(…) Mutti hat die Eigenschaft, jemanden anzuspornen, indem sie ihm droht, ihn bestraft oder, wie auch ich es zur Genüge erfahren habe, einem sagt, man sei ein Versager etc.! Das gilt bei mir z.B. für die Doktorarbeit! Dieses Phänomen ist durchaus nicht selten und man sollte es nicht allzu wörtlich nehmen!

(…) Wenn etwas schief läuft, und das seit Jahren, und dann noch zunehmend, dann ist es nur zu verständlich, wenn man auf einmal das Gefühl bekommt, alles sei gegen einen, niemand würde einen verstehen, ja sogar noch alles daransetzen, einem das Leben schwer zu machen! (…) So etwas geht natürlich an das Selbstbewußtsein, an das, was man Selbstwertgefühl nennt und läßt einen schließlich an sich selbst zweifeln! Daß man sich dabei langsam aber sicher in diese Situation auch selbst hineinrennt, wird einem nicht mehr bewußt! Die große Gefahr, die darin steckt, ist, daß man nicht mehr erkennen kann, was wirklich für einen selbst wichtig ist! (…) Dein Heini

Mein Vater beschrieb als Verlobter 1950 wie folgt die Stellung meiner Mutter in ihrer Beziehung:

So wie ich Dich kenne, weiß ich, daß Du entscheiden wirst, wie Du bisher auch entschieden hast im Kleinen und Großen: Das ist Deine Art. Und die Entscheidung, die Du triffst, ist auch für mich die richtige, ich bin dazu nicht fähig. Was Du in Deinem Interesse (in jeder Hinsicht) für richtig hältst, das ist für mich, für uns richtig. Daran gibt es keinen Zweifel.

Die „normalen“ Zeiten meiner Eltern und Großeltern

Aufarbeitung auf ganz eigenwillige Art

An einem Sonntag im Spätsommer 2011 fuhr ich zu einem Seniorenheim in Bonn. Zum Thema “Kriegsaufbereitung, Kinder und Enkel der Kriegsgeneration lesen ihre Texte“ hatte Monika geladen, Mitte Fünfzig, edler Ökolook, rötliche, streichholzkurze Haare, schwarzes Brillengestell. Acht ihrer Schüler und Schülerinnen hatten unter ihrer professionellen Motivations- und Anleitungstechnik Kriegs- und Nachkriegsauswirkungen schriftlich aufgearbeitet.

Ich durchquerte eine großzügige, feudal eingerichtete Eingangshalle und nahm einen der vielen Fahrstühle. Im ersten Stock angekommen, schritt ich rechts den Gang hinunter über weiche, hell gemusterte Auslegeware.

„Guten Abend“, wünschte ich, erhielt aber keine Antwort.

Ich weiß nicht mehr genau, wie viele Zuschauer da saßen, aber es mögen wohl acht gewesen sein. Die Reihenbestuhlung bot Platz für geschätzte fünfzig. Vor dem Publikum saßen marionettengleich Monikas Autoren und Autorinnen. Zwischen ihnen war ein beiger Lederohrensessel platziert, neben ihm stand eine Stehlampe, davor ein kleiner Couchtisch, der dekoriert war mit einem Blümchen und einem wie zufällig dahin drapierten roten Tuch. Von der Zuschauerseite links gesehen stand ein Rednerpult. Der Raum füllte sich nur spärlich.

„Schade“, dachte ich, „das Thema müsste doch gerade für die Einwohner dieses Hauses von Interesse sein.“

Unter den Schüler- und Schülerinnen muss man sich Frauen und Männer vorstellen, die zum großen Teil auch schon die Rente anstrebten oder sogar schon erreicht hatten. Sie waren Kinder der Kriegsgeneration. Die drei Enkelinnen, die ebenfalls lesen sollten, waren zwischen Vierzig und Fünfzig.

Ich setzte mich in die dritte Reihe von vorne, direkt an den Mittelgang. Ein Herr, ganz offensichtlich ein Mitbewohner der Seniorenresidenz, betrat den Saal. Er schlurfte bis zu meiner Reihe. Er bog ein und schob sich zu mir hin, die ich dort schon saß, und wollte an mir vorbei. Warum er nicht durch die vielen freien Reihen ging, war mir nicht klar.

„Machen Sie doch Platz!“

Diese Aufforderung genügte mir um zu wissen, der Herr ist schlecht drauf, lieber nichts sagen. Ich stand auf, trat in den Gang, er trat auch in den Gang, um sich genau auf den Stuhl vor mich zu setzen. Ich setzte mich wieder. Er drehte sich zu mir um.

„Was ist das denn hier?“

„Eine Lesung.“

„Eine was?“ Das war sehr laut gefragt.

„Eine Lesung, die Herrschaften da vorne lesen gleich Texte.“

Noch lauter: „Was?“

Ich wiederholte meine Antwort in angemessener Lautstärke für Menschen seines Alters.

„Worum geht es denn?“

„Das wird uns gleich die Veranstalterin sagen, die da vorne sitzt.“

„So.“

Er war adrett gekleidet, in grau-beiger Bügelfaltenhose, weißes Oberhemd mit einer beigen Strickjacke darüber. Der Herr, bestimmt Mitte achtzig, war hager, sein Gesicht schmal, aus dem eine gebogene, schmale Nase hervor stach. Das Haar schütter, Ursprungsfarbe nicht mehr zu erkennen.

Wir warteten, mittlerweile um die fünfzehn Zuhörer, auf den Beginn der Lesung. Der alte Herr stand auf, umging die vorderen Stuhlreihen, blieb kurz vor den Akteuren stehen, kehrte zurück und setzte sich in die Reihe hinter mir zu zwei älteren Damen.

„Was wollen die alle hier“, fragte er.

„Die wollen vorlesen.“

„Ja. Weiß ich. Wollen die denn alle lesen? Das ist ja schrecklich. Aber ich kann ja früher gehen.“

Der Herr verließ den Saal nach zehn Minuten und zwei Vorträgen über Erinnerungen und Belastungen. Nach weiteren zehn Minuten und drei vorgelesenen Texten kam er wieder. Schlurfte dieses Mal bis zur ersten Reihe und setzte sich auf den ersten Platz, einen halben Meter vom Rednerpult entfernt.

Die Stimmung im Raum war allein schon wegen des Themas gedämpft, die Luft stickig. Die Essays und Gedichte waren schwermütig. Viele der Autoren und Autorinnen beklagten das Schweigen ihrer Eltern und Großeltern. Es lag ein Trauerflor über diesem Veranstaltungsraum für Senioren. Dann trat ein Autor an das Pult, ein großer, schlanker Mann, Mitte Fünfzig. „Mohnkuchen“ hieß sein Thema, er erzählte von seinen Erinnerungen an seine Mutter, an ihre Küche, an die Stille, das Schweigen, an die Heimat…

„Alles Scheiße. Alles Scheiße.“ Der alte Mann in der ersten Reihe stand auf und ging.

Ich hatte wenig Bedürfnis gehabt, meine Eltern auszuhorchen, wie „es denn im Krieg so war“. Die Stationen meines Vaters, die er während des Kriegs durchlaufen hatte, kannte ich einigermaßen. Manchmal erzählte er heitere Anekdoten, die von Zwischenmenschlichem unter den Soldaten handelten. Er erzählte ein wenig von seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft. Traumatisiert kam er mir nie vor. Aus meiner Sicht gab es kein Schweigen, sondern nur ein Nicht-Erzählen, weil es offensichtlich nichts Erzählenswertes gab.

Dachte ich.

Der einzige, der eine Art familiäres schlechtes Gewissen in mir auslöste, war mein Großvater väterlicherseits. Als Verwaltungsdirektor der Heil- und Pflegeanstalt in Wehnen konnte man mutmaßen, dass sein Umgang mit den Kranken dem Gedankengut der Nazis entsprochen hatte. Diesem Thema widmet sich Privatdozent Dr. Ingo Harms von der Oldenburger Universität wissenschaftlich in dem Buch „Wat möt wir hier smaachten“ (Was müssen wir hier hungern).

Als Enkelin kann und mag ich das überhaupt nicht kommentieren, ich könnte nur spekulieren, was ich nicht möchte. Einige Briefe an meinen Vater scheinen Hinweise zu geben, sind aber auch durchaus nicht eindeutig interpretierbar, ob auch er der damals gängigen Einstellung gegenüber Behinderten anhing:

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