Der Hausherr hat lange äußerst interessiert zugeschaut. Derartige Vorführungen wecken stets schlummernde Gelüste in ihm. Judith kennt das. Sie setzt sich auf seinen Schoß, und spontan erwacht in ihr eine unbändige Lust. Nicht nur Musiker können blasen.
Als Judith ihrem Arnold die Flötentöne beibringt, vermag sie nebenbei auch dem Sketch zu folgen. Von ihrem Männe gestützt, sein Instrument im Mund, ergibt das eine zirkusreife Darstellung. Die Gäste wissen gar nicht, wo sie als Erstes hinschauen sollen.
Zu dieser Einlage und der vorangegangenen pseudo-wissenschaftlichen Vorlesung wird enthusiastisch applaudiert. Wenn die Anwesenden befürchten, man hätte jetzt den Höhepunkt des Abends erlebt, irren sie. Sketche erregen Appetit auf mehr.
Die Angestellten schauen angespitzt zu. Sie haben hier einen Job, der Seltenheitswert besitzt. Zur Stärkung und Erfrischung reichen sie Getränke und geschmackvoll garnierte Schnittchen. Auch der Schwarze beißt herzhaft zu; noch immer doziert er über die Endoskopierung dieser “Patientin“. Schlussendlich endoskopiert er sich eigenhändig, ohne Assistenz. Die Gäste sind hingerissen.
Die Sketche fanden einen derartigen Anklang, dass das Team spontan für einen weiteren Auftritt gebucht wurde.
Wenn nicht heute, dann bei einem zukünftigen Treffen möchte Judith ebenfalls mal solch einen Gegenstand spüren. Nicht nur beim Doktor in dessen Sprechstunde. Das ist nur einmal in zehn Jahren. Sie ist für Außergewöhnliches stets empfänglich.
Der Schwarze und ihr Arnold - vielleicht dazu eine der Big Mamis, so gedenkt Judith eine gediegene Cocktailparty zu realisieren. Ohne sonstige Gäste – sie hätte diese Experten gerne für sich allein.
Zum Ausklang des Abends setzt man sich heute zum gemeinsamen Umtrunk zusammen. Die Erwartungen der Geladenen sind wieder einmal vollauf erfüllt worden. In dieser Villa ist immer was los.
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Die Villenbesitzer laden in unregelmäßigen Zeitabständen zu Seminaren ein. Derartige Zusammenkünfte bereichern ihre Vita, und nebenbei werden oft neue Geschäftsbeziehungen angebahnt. Ihr luxuriöses Leben ist darauf ausgerichtet.
Nicht nur die nunmehr volljährigen Zwillinge erbten die Sex-Maniac ihrer Eltern. Ebenso die um ein Jahr jüngeren Geschwister sind so gestrickt. Ist ja nicht verwunderlich, wenn sie bereits im Mutterleib entfesseltes Sexualleben registrieren konnten. Man weiß durch neueste Forschungen, dass Ungeborene sehr sensibel darauf reagieren, was außerhalb der Fruchtblase alles passiert. Später, als Kleinkinder, erlebten sie als aufmerksame Beobachter, was die Besucher, die mit Onkel und Tanten bezeichnet wurden, miteinander trieben. Das bleibt im Unterbewusstsein haften.
Kai und Sandra hatten vor ihrer Volljährigkeit bereits tiefschürfende Erfahrungen gesammelt. Keiner der beiden war „unschuldig“. Ab sofort ist gestattet – auch im Elternhaus – eigene Partys zu feiern, die meistens als Sturm-und-Drang-Zeit-Feten endeten. Ohne Tabus werden sie nunmehr ihren elterlichen Vorbildern nacheifern. In ihrer jugendlichen Frische haben sie mehr Power und Ideen, als die durch manche Ausschweifung in der Routine abgestumpften altersschwächeren Gäste.
Und gehaltvolles, junges Gemüse in der Villa – das spricht sich rum. Nicht nur unter Halbwüchsigen. Ältere, erfahrene Experten hätten auch noch gerne mal wieder ein blutjunges Hasibärchen vor der Flinte. Und die ausgeschlagenen Gleise reifer Damen sind ebenfalls darauf aus, gelegentlich einmal ein Fahrzeug der neuesten Generation zu testen. Eine Lok, die nach dem ersten Pfiff keinen Dampf mehr hat und die sie öfters wieder anheizen müssten, könnte gerne mal ausgetauscht werden.
Kai und Sandra arbeiten an ihrer schulischen Ausbildung. Sie bereiten kein Geheimnis daraus, eine Menge Geld verdienen zu wollen. Sex dürfte nur eine der extravaganten Nebenbeschäftigungen sein, in der Villa ihrer Eltern. Oder werden sie doch Pornostars? Die Veranlagung dazu besitzen sie.
Und kommendes Jahr sind Tom und Simone ebenfalls volljährig. Auch die sind dem Sexus nicht abhold und würden das junge Team verstärken.
„Und ist der Ruf erst ruiniert, lebt es damit sich ungeniert.“ Dieser Ausspruch von Wilhelm Busch könnte als Portalüberschrift des Anwesens dienen. Zumindest gibt man sich hier so. Doch das würde mit Gewissheit die Sittenpolizei auf den Plan rufen.
Kai wird zusätzlich eine kleine Nachfeier ausrichten. Einige Klassenfreunde – und Freundinnen aus dem Privatgymnasium sind eingeladen, die auf der Hauptfeier nicht anwesend sein konnten. Es sind sympathische Freunde. Ob die was in Sachen was drauf haben, weiß er nicht. Doch es möchte in die Richtung hinauslaufen…….
Man trifft sich in der Turnhalle mit den separaten Nischen zum Training. Kai empfängt seine jugendlichen Gäste als fachkundiger Trainer hinter dem Tresen. Angeregte Gespräche über den Schulalltag und Sport entwickeln sich. Aktuell läuft gerade wieder die Tour de France.
Radfahren und Golf sind in, aber solange, bis der 9-Loch Platz auf dem Villengrundstück fertig und eingeweiht wird, kann Kai nur Minigolf anbieten. Das ist eine imposante Anlage auf dem Areal.
Damit lässt sich eine Rangliste ausspielen. Je nachdem, welche Position man erreicht, hat man die Auswahl: auf ein originelles Präsent, einen Tanz- oder vielleicht ein Date. Einige Runden werden ausgespielt. Jeder bemüht sich, möglichst den ersten Platz zu belegen. Ist ja logisch.
Alex ist auch mit dabei. Der Hund ist ganz narrisch auf die springenden Bälle und verfälscht somit die Ergebnisse.
Der Beste hat immer das Vorrecht, sich seinen Preis aussuchen zu dürfen. Möchte man meinen. Heute aber nicht. Zum Abschluss hieß es nämlich unerwartet, dass Gewinner ist, wer die niedrigste Punktzahl erreicht hat. Das war ein Gag von Kai, womit natürlich niemand gerechnet hat.
Der Letzte wird der Erste sein - erlebt man hier plötzlich einen Wandel zu bibelfest? Die Runde grölt. Gewinnerin mit den wenigsten Punkten wird ausgerechnet die Attraktivste der Klasse, eine Blondine. Eine Ostfriesin, der man jeden Schwachsinn, doch keine überlegte Aktionen zutraut. Die hat nun bei dieser Nachfeier das Sagen.
Das Mädchen hat bei gestiegenem Alkoholpegel und fortgeschrittenem Abend zu bestimmen, wie der weitere Ablauf der Fete vonstattenzugehen hat. Vielleicht, dass sie anordnet, die Nachfeier um 22h zu beenden. Man traut ihr das zu, nach dem, wie man sie bisher kennengelernt hat. Dann bekäme die Ostfriesin aber ein Problem.
Sie arbeitet sich allerdings völlig anders an ihre unverhoffte Machtstellung heran.
Nach dem Minigolfturnier werden Würfelrunden ausgespielt. Da ist Alex nicht dabei, das würde ihn überfordern. Mitspieler mit der Augenzahl sechs und eins bekommen jedoch einen Drink. Die haben auch zu bestimmen, wer von den Teilnehmern ein Kleidungsstück abzulegen hat. Ironischerweise sind sich alle stillschweigend einig: Man konzentriert sich auf die Blonde. Es dauert nicht lange, bis die recht freizügig dasteht. Die Gruppe johlt, und der nächste Gewinner darf sie völlig entkleiden. Und mit ihr auf dem Schwebebalken halsbrecherisches Training absolvieren.
Wer wird der oder die Glückliche sein? Ist es ein Mädel, könnte man eine Lesbenschau erleben, ein junger Bursche würde das Rad bestimmt nicht neu erfinden müssen.
Die Modalitäten sind für das Finale erschwert worden. Von vier Würfeln hat bei einem Wurf die Eins, Drei und Sechs zu fallen. Runde um Runde wird geknobelt; es wollen die festgelegten Zahlen einfach nicht erscheinen. Die Blondine wartet in abgetakeltem Zustand. In der Zwischenzeit gießt man sich weitere Alkoholika durch die Gurgel.
Die Systematik des Würfelspiels hat die Blonde jedoch nicht vollständig durchschaut. Denn sie ist eine Ostfriesin!
Es wird mit Spaß herumgeknobelt, jeder wünscht sich, Windstärke 10 erleben, wie sie in Ostfriesland oft umgeht.
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