William überlegte.
„Wenn es die Arbeitskraft der Männer, die bei uns im Lohn stehen, nicht schmälert, denke ich, dass das Kloster nicht abgeneigt wäre. Vorausgesetzt, jemand erklärt dem Erzbischof das alles so schlüssig ist wie du es gerade geschildert hast.“
„Das kann doch ich machen“, erbot sich Iain.
„Nicht du. Das muss jemand von den Bauern übernehmen. Die Leute müssen schließlich selbst ihren Plan umsetzen. Sag ihnen gleich morgen, sie sollen jemanden aussuchen, der beim Erzbischof wegen des Kredites vorspricht und ihm den Plan erläutert. Das wird vorläufig deine letzte Aufgabe auf den Feldern sein. Danach widmest du dich wieder deinen Büchern. Für den kommenden Winter werden wir uns andere Möglichkeiten der Körperertüchtigung für dich überlegen müssen, damit du nicht wieder zu einem blassen Gerippe verkommst.“
Beflügelt, aber auch enttäuscht darüber, dass seine Tage außerhalb der Mauern ab heute beendet sein sollten, lief Iain am nächsten Morgen zu der großen Scheune, wo in der Tenne die eingebrachten Garben gedroschen wurden. Während sie eine Pause einlegten, erzählte er den dort Arbeitenden von den guten Aussichten für einen Kredit, wenn sie jemanden zum Erzbischof schicken würden, der ihm den Plan erläutert.
„Fragt sich nur, wer von Euch dem Erzbischof alle Einzelheiten erklären kann“, sagte er und blickte zweifelnd in die Runde der grobschlächtigen, eher maulfaulen Landarbeiter, die tatsächlich alle die Köpfe einzogen.
„Keine Sorge, das mache ich“, erklang Gwyns Stimme von der Tür her, die mit ihrer mittäglichen Essenslieferung die Tenne betreten und alles mitgehört hatte.
„Du? Eine Frau? Ich weiß nicht …“, meinte Iain zögernd.
„Natürlich. Gerade ich als Frau. Wir Frauen sind es schließlich, die das Gelingen des Geschäftes mit unserer Arbeit garantieren. Was meint ihr dazu, wenn ich unser Anliegen dem Erzbischof vortrage?“ fragte sie die in der Scheune Versammelten.
Nachdem die Männer alle ihre Zustimmung gemurmelt hatten und wieder an die Arbeit gingen, rief sie Iain lachend zu: „Jetzt komm, lass uns die Einzelheiten des anstehenden Gesprächs mit dem Bischof draußen besprechen. Hier ist es zu laut.“
Iain folgte Gwyn, die ihm bereits vorausgeeilt war und hinter der Tenne auf ihn wartete. Er trat zu ihr und umarmte sie. Sie griff ihm sofort unter seine Kutte. Mit fester Hand umschloss sie sein Glied, und Iain widersetzte sich nicht. Hastig drehte er sie herum und schob ihr Kleid hoch über ihr rundes Gesäß und drang von hinten in sie ein. Nachdem er seinen Höhepunkt erreicht hatte, küsste er sie sanft und voller Zärtlichkeit.
„Das war vorläufig unser letztes Mal. Ab morgen werde ich mich wieder meinen Studien widmen müssen, wie mir Bruder William vorhin befohlen hat. Ich weiß nicht, wann ich das Kloster wieder verlassen kann. Wo kann ich dich finden, wenn es soweit ist?“ fragte er.
„Frag im „Arms and Dragon“ bei der Wirtin nach mir, sie weiß immer wo ich bin“, sagte Gwyn und ihre Augen wurden feucht. Auch Iain wurde es schwer ums Herz. Beide wussten, dass es ein Abschied für immer war.
„Sollen wir noch durchsprechen, was du dem Erzbischof sagen sollst?“ fragte er um sich abzulenken. Da legte sich ihre Hand auf seinen Mund.
„Ich habe dich überzeugt, also überzeug ich auch ihn. Und jetzt geh rasch zum Kloster zurück. Ein langer Abschied bedeutet, dass man sich lange nicht wieder sieht.“
Kapitel 15: Iains Ausbildung
Iain verdankte es Bruder William, dass er sich in den kommenden Wintermonaten über den Büchern nicht zu sehr nach Gwyn und den Freuden verzehrte, die er mit ihr genossen hatte. Der hatte sich nämlich etwas Besonderes für seinen nur scheinbar recht frommen Schützling einfallen lassen: Waffenübungen.
„Du wirst niemals die Priesterlaufbahn einschlagen oder gar Mönch werden, dafür kenne ich dich inzwischen zu gut. In der Welt, die du nach dem Abschluss deiner Ausbildung bald betreten wirst, musst du dich möglicherweise mit mehr als nur Worten zu verteidigen wissen“, eröffnete er Iain eines Morgens. „Der Baronet of Applegarth verbringt die Wintermonate bei uns im Kloster und freut sich darauf, dich in der Kunst des Degenfechtens und Reitens zu unterrichten. Die Vormittage verbringst du ab jetzt unter seinen Fittichen.“
Iain war den ganzen Winter lang vollkommen ausgelastet und hatte keine Zeit für trübe Gedanken. Der Baronet unterrichtete ihn jeden Tag zwei Stunden im Fechten. Er erwies sich als kräftiger Mann mittleren Alters, der nicht nur ein herausragender Fechtmeister war, sondern sich auch intensiv mit der Ornithologie beschäftigte. Bei Wind und Wetter ritt er täglich zum Zwecke seiner Vogelbeobachtungen mit Iain aus, wenn ihm sein Unterricht dazu Zeit ließ. Er hatte für Iain eine brave ältere Stute aufgetan, mit der dieser ihn begleiten und sich im Schritt an den Sattel gewöhnen konnte. Iain genoss die Gesellschaft von Sir Alexander Jardine Baronet of Applegarth sehr, denn er war ein gebildeter Mann, in dem sich auch eine heitere Frohnatur verbarg, die immer mehr zum Vorschein kam, je vertrauter ihr Umgang wurde. Sie lachten viel und oft über die Eigenheiten der Brüder, die sie sich gegenseitig karikierend schilderten.
Noch vor Weihnachten fasste sich Iain ein Herz und erzählte ihm von seiner Sorge um seinen Vater und Bruder, von denen er seit Jahren nichts mehr gehört hatte.
„Ich bin zwar nicht erpicht auf diesen ungehobelten McLeod, aber wenn mich meine Vogelstudien im Frühjahr auf die Insel Skye führen, will ich für dich gern einige Tage Logis auf Dunvegan Castle nehmen. Sicher werde ich Gelegenheit finden, deinen Vater und deinen Bruder zu sprechen und ihnen von deinem Leben hier zu berichten.“
Iain fiel ein ganzer Berg von der Seele. Er machte sich daran, Briefe sowohl für den Vater als auch für Leslie zu schreiben. An Akira schrieb er Dutzende von Briefen, aber er zerriss sie alle wieder. Seine Sehnsucht nach ihr übermannte ihn zwar wie schon lange nicht mehr. Obwohl ihm klar war, dass sie inzwischen ihr eigenes Leben lebte, liebte er sie mehr als je zuvor. Eine Zeit lang hatte er angenommen und gehofft, dass die süßen Stunden mit Gwyn ihm diesen Stachel aus dem Herzen gezogen hätten. Während er die Briefe an seinen Vater und seinen Bruder schrieb und die Erinnerung zurückkehrte, wurde ihm klar, dass Akira immer noch tief in seinem Herzen war. In seinen Tagträumen malte er sich oft aus, wie fröhlich und unbeschwert er mit ihr sein könnte, und dann überkam ihn jedes Mal ein ungeheures Glücksgefühl. Vielleicht hatte William doch Recht: die glücklichsten Liebenden sind die, die nicht zusammen können. Er beschloss, Sir Alexander keinen Brief an Akira mitzugeben.
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