Angsterfüllt sehe ich mich um, dann wieder zu Jackson. »Ich … ich kann nicht.«
Katelyn
In diesem Bett fühle ich mich nicht mehr wohl. Es ist mein Bett. Und auch das von Richard. Trotzdem fühlt es sich fremd an. Ja, es verursacht mir seelische Schmerzen. Ich kann hier nicht schlafen, wenn Richard neben mir liegt und ich kann hier nicht schlafen, wenn er es nicht tut. Und doch muss ich hierbleiben, damit er nichts bemerkt.
Es ist schon weit nach zehn und Richard ist noch nicht zu Hause. Ich halte mein Handy in der Hand und überlege, ob ich ihn anrufen soll. Bisher habe ich niemals in Erwägung gezogen, ihm hinterher zu telefonieren. Warum juckt es mich jetzt in den Fingern? Es sollte mir egal sein, wo er so spät noch ist. Ich fühle mich einsam. Das ist alles.
Ich denke an Jax und das, was heute Vormittag passiert ist. Seine Worte haben mir gefallen. Sie haben tief in mir eine Hitze entfacht, die noch immer nachglüht. Und trotzdem bin ich einfach weggelaufen. Habe mich umgedreht, bin zu meinem Auto gelaufen und weggefahren, ohne ihn noch einmal anzusehen. Und jetzt pulsiert alles in mir, bei der Vorstellung, was hätte geschehen können, wenn ich nicht so feige gewesen wäre. Wenn ich einmal keine Angst vor Richard gehabt hätte. Nur einmal nicht an Olivia gedacht hätte. Vater hat immer gesagt: »Nur die Mutigen erreichen ihre Träume. Die Feigen erreichen gar nichts, sie werden nur immer weiter ihre Träume träumen.«
Aber was sind meine Träume? Bisher habe ich nie darüber nachgedacht. Mein Leben ist vorbestimmt. Ich bin die Frau eines Mannes, der meine Eltern dazu gebracht hat, ihm seine Tochter zu verkaufen. Nicht für Geld, aber dafür, dass ich mit Mord davonkomme. Als Ehefrau eines Politikers habe ich eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen: hübsch aussehen, hübsch lächeln, meinen Mann unterstützen und der Welt die perfekte Familie zeigen. Da war nie Platz für eigene Träume. Und doch habe ich jetzt welche. Oder? Fühlen zu wollen, wie ein Mann mich berührt, mir seine Aufmerksamkeit und seine Wärme schenkt, ist das ein Traum? Olivia in Sicherheit zu wissen und trotzdem dieser Ehe zu entkommen, ist das ein Traum?
Mein Handy vibriert in meiner Hand und ich sehe auf das Display. Jackson! Mein Herz setzt einen Schlag aus und ich schlucke schwer.
Jackson: Wir sind heute unsanft unterbrochen worden.
Ich: Ja, von mir. Ich habe unser Gespräch als beendet angesehen.
Jackson: Dann hast du dich geirrt. Ich war noch nicht fertig mit dir.
Ich schließe die Augen für einen Moment. Noch nicht fertig mit mir. Woran liegt es, dass er so harmlose Worte benutzt und ich etwas Erotisches hineininterpretiere?
Ich: Dann entschuldige bitte meinen vorschnellen Aufbruch.
Jackson: Unter gewissen Bedingungen könnte ich ihn tatsächlich verzeihen.
Meine Finger zittern vor Nervosität und zwischen meinen Schenkeln zuckt es.
Ich: Welche?
Jackson: Du kommst zu mir.
In meinem Magen flattert es. Das geht nicht.
Ich: Wann?
Jackson: Morgen früh.
Was?
Ich: Was?
Jackson: Tu es, oder ich komme zu dir. Jetzt!
Ich: Also gut. Wohin?
Jackson: Das Ferris, Zimmer 16. Um 10.
Ich beiße mir auf die Unterlippe. Warum fühlt sich schon der Gedanke so aufregend und erregend an. Mein Körper fängt schon wieder Feuer. Ich muss den Verstand verloren haben. Sei mutig! Du musst tun, was dir guttut. Und was auch immer hier mit Jackson und mir geschieht, es fühlt sich sehr gut an. Nur einmal. Nur dieses eine Mal. Ich will nur wissen, wie es sich anfühlt, wenn zwischen zwei Menschen tatsächlich Anziehung herrscht. Nur wissen. wie es sein könnte.
Ich: Ich werde da sein.
Jackson: Braves Mädchen.
Jackson: Aber bis dahin brauche ich noch etwas. Du hast mich heute einfach stehen lassen. Liebes, mein Schwanz zerreißt gleich, wenn ich nur daran denke, dass du jetzt allein in deinem Bett liegst. Schick mir ein Foto von dir. Ich brauche etwas Unterstützung dabei, meinen Samenstau loszuwerden, der nur allein deine Schuld ist.
Ich starre fassungslos auf seine Worte und weiß nicht, ob ich rot werden soll oder es faszinierend finden. Aber in meinem Kopf hämmert immer wieder »Sei mutig«. Und das will ich sein. Ich will das hier versuchen, mich darauf einlassen. Durch meinen Körper peitscht Adrenalin und es fühlt sich wie ein Rausch an, der mich antreibt. Richard ist mir in diesem Moment völlig egal.
Ein Foto? Panisch sehe ich an mir runter. Er will ein Foto! Ich trage einen Zweiteiler, der aus Hemd und Short besteht. Beides ist nicht gerade sexy.
Jackson: Ich warte, Liebes!
Ich mache das Foto und schicke es weg, ohne es mir anzusehen, sonst hätte ich den Mut am Ende nicht aufgebracht. Mein Leben ist eingeschlafen und ich habe es nicht einmal bemerkt. Und mit Jackson wache ich plötzlich wieder auf. Ich fühle mich lebendig. Lebendiger als mit allen Drogen, die ich in meinem ganzen Leben genommen habe.
Jackson: Du bist wunderschön, aber so meinte ich das nicht. Ich will mehr. Zieh dich aus!
Nein!
Ich: Nein! Das kann ich nicht.
Jackson: Also gut, dann lassen wir das Ganze.
Wie meint er das? Will er nur das Foto nicht, oder will er alles beenden? Mein Herz hämmert verzweifelt. Ich will nicht, dass es endet. Aber ich kann ihm doch nicht vertrauen? Ein solches Foto ist gefährlich. Er könnte es Richard schicken. Dann würde ich Olivia verlieren. Aber ich habe ihm schon ein Bild von mir im Schlafanzug geschickt. Das könnte er auch benutzen. Was, wenn Jackson nur mit mir spielt? Ich habe Angst. Und das fühlt sich noch viel aufregender an. Was ist los mit mir?
Ich ziehe meine Sachen aus, stelle mich nackt vor den Ankleidespiegel und schieße ein Foto von mir. Eins, auf dem man meine Brüste sehen kann – seit ich Olivia gestillt habe, hängen sie ein bisschen -, den schmalen Streifen roter Locken zwischen meinen Beinen und die mittlerweile verblassten Schwangerschaftsnarben auf meinem Bauch. Blut rauscht in meinen Ohren, als ich auf Senden drücke. Das hier ist so wahnsinnig aufregend. Ich bin ganz feucht und meine Brüste fühlen sich schwer und heiß an. Ich lege die Hand auf eine Brust und drücke sie leicht. Mir entfährt ein leises Stöhnen und meine Oberschenkel zittern. Richard hat es nicht einmal geschafft, mich so zu erregen, wenn er mich gefickt hat. Jackson braucht dafür nur ein paar Worte. Mehr nicht.
Jackson: Wunderschön. Genau so wie in meiner Fantasie. Gute Nacht, Liebes! Mein Schwanz und ich haben ein Date.
Verdammt! Meine Klitoris scheint zu vibrieren. Das ist alles so verrückt. Ich lege meine Hand auf meinen Venushügel, dann reiße ich sie zurück.
Plötzlich fühle ich mich schwach, so als hätte ein Schwall kalten Wassers mich getroffen. Was habe ich da getan? Das hätte nicht passieren dürfen. Ich sehe auf mein Handy und bin fassungslos. Wollte ich wirklich nur mutig sein, oder weckt dieser Mann meine dunkelsten Seiten? Ich kann das unmöglich geschehen lassen. Ich werde morgen früh im Hotel sein. Aber nur, um ihm zu sagen, dass er die Fotos löschen soll und wir uns nie wiedersehen dürfen. Für mich darf es nur einen Traum geben, Olivias Wohlergehen. Ich bin eine Mutter. Mütter tun solche Dinge nicht. Was hat mich nur zu so was Unverantwortlichem getrieben? So bin ich nicht. Jackson muss mich manipuliert haben. Es kann nicht daran liegen, dass er alles zu sein scheint, wovon ich seit Jahren heimlich träume, wenn ich mir vorstelle, wie es wäre wirklich zu lieben und geliebt zu werden.
»Was tust du da?«
Ich schrecke zusammen und lasse fast das Telefon fallen. Richard steht im Schlafzimmer und mustert mich mit gerunzelter Stirn. Er sieht erschöpft aus.
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