»Ja, aber so kann ich sicher sein, dass die Dinge zu Ihrer und meiner Zufriedenheit erledigt werden und Sie sich einen Leihwagen nehmen und nicht darauf verzichten, nur weil Sie vielleicht ein schlechtes Gefühl dabei haben, mein Geld auszugeben. Oder das meiner Versicherung.«
Woher weiß er, dass ich genau das getan hätte? »Es ist ja nicht so, als hätte ich mir nicht einen Wagen von der Firma meines Mannes leihen können.«
»Ihres Mannes? Ich glaube irgendwo gelesen zu haben, dass es Ihre ist.«
Ich rutsche auf meinem Stuhl umher. »Das ist sie auch. Vielmehr war sie es mal. Mein Mann hat die Führung übernommen.« Und seither ist sie kaum noch das, was sie einmal war. Jetzt ist sie viel mehr Bauunternehmen und politisches Sprungbrett, als die kleine Immobilienfirma, die ich einmal geliebt habe wie ein Zuhause. Aber diese Dinge sage ich nicht laut. Keiner muss wissen, dass ich hasse, was Richard aus der Firma meines Vaters gemacht hat.
»Ihr Mann hat eine ziemlich steile Karriere hingelegt in den letzten zehn Jahren«, sagt Jackson interessiert.
»Sie kennen ihn?«
»Ich sehe die Nachrichten. Nicht viele schaffen es, innerhalb so kurzer Zeit so weit nach oben zu kommen und dann auch noch eine politische Karriere anzustreben. Es gibt Gerüchte, er will als Gouverneur kandidieren. Wie kommen Sie damit zurecht?«
»Ich spreche nicht gern darüber.«
»Warum nicht? Will er es nicht?«
»Ehrlich gesagt, weiß ich nicht viel über diese Dinge. Politik war noch nie etwas, das mich interessiert.«
»Das kann ich verstehen, sie ist langweilig. Und ganz oft nicht frei von unlauteren Geschäften.«
Ich sehe misstrauisch zu Jackson auf. Spricht er auf die Gerüchte über Richard und seine angeblichen nicht ganz sauberen Geschäfte an?
»Sind Sie zufällig von irgendeiner Zeitung?«, will ich harsch wissen.
Er nippt an seinem Kaffee und wirkt irgendwie belustigt. »Was, wenn es so wäre?«
»Dann wäre unser Gespräch hiermit beendet und ich müsste mich fragen, ob Sie mit Absicht in mein Auto gefahren sind.«
Er legt den Kopf schief und grinst mich breit an, dabei funkeln seine Augen, dann gleitet sein Blick über mein Gesicht, meinen Hals und hinunter zu meinen Brüsten. Er tut es ganz ungeniert, studiert meine Oberweite und ich bin froh, dass er sie unter meiner Kleidung nur erahnen kann, aber ich fühle mich auch aufregend nackt und meine Brüste scheinen sich im entgegenzusehnen. Solche Dinge tun sie eigentlich nie. Ich atme tief ein, weil ich mich auf dieses Gespräch konzentrieren muss, denn ich hasse es, wenn Reporter versuchen, sich an mich heranzuschleichen. Hat die Anziehung, die er auf mich ausübt, mein Gehirn so vernebelt, dass mir entgangen ist, dass er nur versucht, durch mich an Infos über meinen Mann zu kommen? Ich kämpfe gegen das wütende Zittern an, das sich in mir ausbreiten will.
Ich versuche der Presse nicht nur wegen Richard aus dem Weg zu gehen – er hat mir untersagt mit ihnen über uns zu reden -, sondern auch, weil sie mich so nervös machen könnten, dass ich Sachen sagen könnte, die mein Leben zerstören könnten. Mich sogar ins Gefängnis bringen könnten.
Jackson
Diese Frau hat etwas an sich, das mich anzieht, als wäre sie ein Magnet. Ein wunderschöner Magnet. Sie ist intelligent, interessant und so natürlich. Ich habe mich noch nie so wohl in der Nähe einer Frau gefühlt. Leider ist das gar nicht gut für meinen Auftrag. Ich habe versucht, mich von ihr fernzuhalten. Aber seit ich gestern zum ersten Mal wirklich Kontakt zu ihr hatte, scheint nichts mehr so wichtig, wie ihr nahe zu sein. Ihre Stimme zu hören. In ihre wunderschönen Augen zu sehen. Und zu beobachten, wie sie die Nase krauszieht, wenn sie mich misstrauisch ansieht. Dann legt sie auch ihren Kopf immer schief und kneift die Augen leicht zu.
Sie ist offensichtlich sehr misstrauisch, deswegen wundert es mich, dass sie überhaupt hier mit mir sitzt. Ist sie genauso neugierig auf mich, wie ich auf sie? Meine Neugier ist mit jedem Tag, an dem ich ihr gefolgt bin und sie beobachtet habe, größer geworden. Aber ich habe auch gewusst, mit ihr Kontakt aufzunehmen wäre ein Fehler. Aber nach gestern ist es, als wäre in mir etwas aufgerissen. Obwohl ich weiß, was auf dem Spiel steht, kann ich nicht von ihr lassen. Ich habe es noch nie so sehr genossen, mich mit einer Frau zu unterhalten. Dabei haben wir kaum etwas gesagt.
»Ich bin kein Reporter«, antworte ich ihr knapp.
»Was tun Sie dann? Womit verdienen Sie ihr Geld, Jax?«
Mein Herzschlag beschleunigt sich für einige Sekunden, als sie meinen Namen sagt. Es fühlt sich an, als würde ihre Stimme mir direkt in die Lenden schießen. Warum passiert das mit mir? Liegt es an der Zeit, die ich damit verbracht habe, sie und ihren Mann zu beobachten? Aber ich habe schon andere Frauen beobachtet. Kein einziges Mal habe ich mich zu einem Auftrag hingezogen gefühlt. Die meiste Zeit sehe ich in ihnen nicht einmal lebende Personen. Sie sind einfach nur ein Job. Bei ihr ist alles anders. Vielleicht, weil sie der erste Fall in meinem neuen Leben ist?
»Investmentbanking.«
Sie mustert mich wieder, kräuselt ihre Nase und ich sauge den Anblick tief in mich ein. »Sie wirken gar nicht so trocken auf mich.«
Ich lache leise und beuge mich über den Tisch näher zu ihr. Ich will ihr tiefer in die Augen sehen können, damit mir keine Regung entgeht. Ich würde zu gerne in diesen hübschen Kopf schauen können.
»Wie wirke ich dann auf Sie?«
»Selbstsicher, ein bisschen arrogant. Ein wenig machtvoll. So, als würden sie Verantwortung für viele Menschen tragen, und als wüssten Sie, wie man sie anführt. Chef einer großen Firma vielleicht.«
»Ich trage Verantwortung«, sage ich lächelnd und lasse meinen Blick auf ihren vollen Lippen hängen, als sie nervös darüber leckt. »Wie sieht das bei Ihnen aus? Kehren Sie irgendwann zurück in Ihre Firma?«
»Ich habe sie meinem Mann überschrieben, um für Olivia da sein zu können. Sie wird mich immer brauchen. Sie ist meine Tochter, ich will nicht, dass fremde Menschen sich um sie kümmern.«
»Das finde ich sehr beachtenswert. Es macht Sie zu einem besseren Menschen als manch andere Mutter.« Innerlich zucke ich zusammen, weil ich ihr gerade mehr verraten habe über mich, als ich jemals jemand anderem erzählt habe. Aber sie lässt sich nichts anmerken. Sie zieht nur kurz eine Augenbraue hoch. Das einzige Zeichen, das erkennen lässt, dass sie mitbekommen hat, dass ich eben zu viel preisgegeben habe. Aber sofort danach entspannt ihr Gesicht sich wieder und strahlt nicht das kleinste bisschen Neugier aus. Die meisten anderen Menschen hätten nachgebohrt.
»Nein, es macht mich zu ihrer Mutter. Wäre es anders, hätte ich diese Bezeichnung nicht verdient.«
Ich würde ihr gerne sagen, dass es sie nicht nur zu einer Mutter macht, sondern zu einer Person, die ich bewundere, denn meine eigene Mutter hatte die Kraft nicht, die Katelyn hat. Sie hat meinen Bruder in ein Heim gegeben, in dem er misshandelt wurde. Und es war ihr egal. Hauptsache, sie hatte sich nicht mit ihm befassen müssen. Ich reibe mir mit den Fingerspitzen die Schläfen, aber das hat noch nie funktioniert. Nichts hat je geholfen, die Bilder zurückzudrängen, die ich seit meiner Kindheit mit mir herumschleppe.
»Habe ich Ihnen heute schon gesagt, wie wunderschön Sie sind?«, frage ich sie, nicht um sie abzulenken, sondern mich. Über meinen Bruder oder meine Mutter nachzudenken, fällt mir auch nach zwanzig Jahren noch schwer.
»Warum sagen Sie das immer wieder?« Sie wirkt verärgert, aber sie ist auch verwirrt. Ihre Augen zucken wild umher und versuchen irgendwo hinzusehen, nur nicht zu mir. Verdammt, das ist so sexy!
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