konnte sich viele Billionen Jahre gar nicht beruhigen – so
sehr freute er sich über die totale Unsichtbarkeit jenes
Milchstraßensystems, in dem sich jener »Erde« genannte
Stern bewegte.
Da kam eines Nachts ein kluger Vogel an der Barke
vorbeigeflogen – sah den Noah und sprach redselig:
»Noah, das ganze Milchstraßensystem, von dem Du
nichts mehr hören und sehen willst, existiert ja gar nicht
mehr. Flieg nur um die Ecke Deines Nebelflecks herum
– da wirst Du Augen machen. «
Noah löste vorsichtig die Anker und fuhr ganz sachte,
ohne daß die Schläfer und die Schläferinnen unten in den
Kajüten was bemerkten, um die Ecke seines Nebelfleckes
rum – und fiel – vor Schreck rücklings aufs Deck.
Ein kolossaler Weltdrache füllte die ganze Gegend
und glotzte den Noah mit Millionen Augen so eklich an,
daß dem Armen ganz plümerant zu Mute wurde.
Doch der Drache sagte nach einer Weile höchst
gemütlich:
»Lieber Noah, ich habe soeben
siebenmalsiebenundsiebzig Tausend Milchstraßensysteme
verspeist – glaubst Du da, daß ich noch Appetit haben
könnte?«
Und der Drache lächelte sehr blöde und flog empor
und ließ eine weite Leere hinter sich.
»Er hat sich satt gefressen!« rief der kluge Vogel.
Noah sprang auf, drehte rasch seine Barke um und
machte, daß er weg kam, und befestigte die Anker wieder
an den alten Stellen hinter dem Pilzsternnebelfleck.
Niemand auf der Barke erfuhr was von Noahs
nächtlicher Fahrt um die Ecke rum.
Noah aber pries nicht mehr sein Glück.
Es kam dem alten Noah für die Folge sein Leben
zeitweise komisch vor, so daß er oftmals lächeln mußte.
Und er freute sich nun, daß Niemand auf der Barke
sein Lächeln verstand; die Pilzsterne blieben
undurchsichtig.
Nebelsterne
Sieben Nebelsterne empfanden den Dunst, in dem sie
viele Billionen Jahre gelebt hatten, eines Tages als etwas
Unerträgliches.
Aber der Dunst gehörte zu ihnen; er war ein Teil ihres
Körpers. Der Dunst war die Haut ihres Körpers.
Abstreifen konnten sie also ihre Dunsthaut nicht so ohne
Weiteres. So was können wohl kriechende Schlangen –
aber nicht die Nebelsterne.
Die anderen Sternwelten in der Umgegend hatten
keine Dunsthaut. Und das ärgerte die Nebelsterne am
allermeisten.
Und das Herz der Nebelsterne ward verbittert, so daß
sie ganz gallig wurden und tückischen Gedanken Raum
gaben.
Die Nebelsterne wollten den anderen Sternwelten
auch so gern eine unbequeme Dunsthaut anhängen.
Und was beschlossen da die Bösen?
Sie beschlossen, sich so weit aufzublasen, daß ihr
Dunst ihrer gesamten Nachbarschaft zur Empfindung
gelangen mußte.
Und die Sieben bliesen sich auf.
Und der ganzen Nachbarschaft ward unwohl; die
anderen Sternwelten, die so lange so klar die Welt
durchleuchtet hatten, verloren ihren Glanz, denn der
Dunst der Nebelsterne umzog Alles wie ein feiner Rauch.
Da war den sieben Bösen so recht vergnügt zu Mute;
jetzt hatten sie nicht mehr allein unter ihrer Dunsthaut zu
leiden.
Aber die anderen Sternwelten wurden ergrimmt und
wollten den Dunst fortblasen. Und bei dem Fortblasen
erregten sie sich alle dermaßen, daß allgemach eine
kriegerische Stimmung in jener Weltecke die Oberhand
gewann.
Und bald zogen die einstmals hellen Sterne gegen die
Nebelsterne zu Felde; mächtige Weltblöcke flogen wie
Kugeln von allen Seiten in die sieben bösen Nebelsterne
hinein, daß denen die Eingeweide platzten und das Mark
verbrannte.
Es war ein schauerlicher Krieg.
Was aber war die Folge dieses schauerlichen
Sternkrieges?
Die Folge war, daß sich die Körper der sieben
Nebelsterne bloß noch mächtiger aufbliesen, daß ihre
ganze Galle überfloß und in die anderen Sternwelten
überging.
Und die ganze Wut der sieben Nebelsterne erfüllte
bald die ganze große Weltecke, so daß sich die einstmals
hellen Sterne schließlich auch gegenseitig bekämpften wie
tolle Hunde. Alle schlugen aufeinander los – ganz gleich,
wohin es traf – so daß es brannte an allen Ecken.
Es war ein rasender Krieg Aller gegen Alle.
Wie sie nun so mitten in ihren kriegerischen Aktionen
dahinlebten wie die Verrückten, kam doch einigen älteren
Sternen die Besinnung wieder, und die sprachen mit
gewaltiger kosmischer Stimme ungefähr so:
»Haltet ein, Brüder! So kann das doch nicht fortgehen.
Wir gehen ja schließlich dabei sämtlich zu Grunde. Wir
müssen Frieden schließen – wie's auch sei! Den Dunst
der Nebelsterne werden wir wohl nicht wieder los. Aber
wir wollen doch versuchen, auch trotz dieses Dunstes
wieder froh zu werden. Jedenfalls sind wir um eine große
Weisheit reicher geworden: Wenn uns böse Buben
angreifen und belästigen, so sollen wir nicht gleich
wütend werden. Mit der Wut richten wir doch nichts aus.
Giftigen Dunst bläst man nicht so leicht fort. Man tut
besser, sich an den giftigen Dunst zu gewöhnen. Hört auf
mit dem Herumwerfen der großen Weltblöcke! Wenn Ihr
nicht aufhört, gehen wir Alle zu Grunde.«
Da ging ein leises Murren durch die Weltecke. Aber
man sah die Nutzlosigkeit des Kampfes ein und schloß
wieder Frieden.
Alle Sterne suchten danach ihre Wunden, so gut es
ging, wieder zu heilen.
Die Nebelsterne hatten am meisten gelitten. Doch
auch sie waren mit der großen Friedenserklärung
einverstanden; ihre Dunsthaut verblieb ja in der ganzen
Weltecke – das ließ sich nicht mehr ändern.
Indessen – die einstmals hellen Sterne gewöhnten sich
allmählich an den giftigen, lästigen Dunst und erklärten
ihn schließlich für ein höchst interessantes kosmisches
Schleiergebilde.
Und so beruhigte man sich nach und nach.
Und dann wards wieder still in der Weltecke.
Das Leben ist eben in jeder Form erträglich; man darf
nur nicht ungeduldig werden.
Bloß nicht gleich Krieg führen, wenn böse Buben
frech werden! Die böse Sieben! Ja! Ja!
Also – lieber ein bißchen Dunst ertragen!
Das Ertragenkönnen ist viel wertvoller als das
Losschlagenkönnen. Die Wunden heilen nicht so schnell.
Bilde sich bloß Keiner ein, daß es ein Vergnügen sein
könnte, als interessanter Krüppel zu leben!
An giftigen Dunst aber gewöhnt man sich – das ist
nicht so schlimm!
»Brüder!« riefen die Sterne, »wenn wir weiter nichts zu
ertragen brauchen als das bißchen Dunst, so können wir
immerhin noch ganz glücklich sein.«
Die sieben Nebelsterne ärgerten sich natürlich über
die friedliche Gesinnung ihrer Nachbarschaft nicht
wenig, jedoch dieses Mal half ihnen der Ärger nicht viel –
sie hatten mit dem Zusammenflicken ihrer Glieder für
die nächsten Jahre vollauf zu tun.
Bösewichter müssen Beschäftigung haben – das ist so
furchtbar notwendig.
O ja!
Diese verfluchten Hallunken!
O trag, so viel Du tragen kannst,
Und sei nie ungemütlich!!
Groß!
Sechstausend Ellen lang und fast ebenso breit ist die
große Kröte, auf der mein Palast erbaut wurde.
Vor vielen langen Jahren zog ich ein – in den Palast.
Und die Kröte wandelt nun mit mir durch die große,
große Welt.
Ob die Kröte was von mir weiß?
Ach! Die Kröte ist so groß.
Ich bin grausam klein dagegen.
Natürlich ist es eine Schildkröte – die Kröte, von der
ich so viel spreche.
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