- Mustafa muss von euren Zusammenkünften gewusst haben. Veras Stimme riss ihn aus seinen Träumen. Verstört sah er sie an. - Jemand hat ihm von eurem Geheimnis erzählt, Peter. Mustafa lehnte euer Tun aus tiefster religiöser Überzeugung ab. Er war gläubiger Moslem. Er hielt dich für einen Scharlatan und wollte mich in der Nacht vor seinem Tod vor dir warnen. Bodensieck lehnte sich zurück und schloss die Augen. Lola sah er vor sich knien, ihr langes rotes Haar fiel über ihr flehendes Antlitz, ihre bloßen Schultern senkten sich, bis ihre Lippen seine Fußspitzen berührten. - So steh´ schon auf, Lola, flüsterte er mit Nachdruck, doch sie verharrte reglos, demutsvoll vor ihm im kühlen Gras. Ihr schlanker Rücken war sehnig und rund. - Lola Spinola, steh´ auf und geh´! befahl er ihr endlich mit barscher Stimme. Lola blickte bestürzt zu ihm auf, erhob sich bald zögernd, kicherte verlegen und entfernte sich kopfschüttelnd von ihrem Gefährten.
- Peter! Veras Stimme drang zu ihm wie aus dem Jenseits. - Peter, so hör´ doch. Soll ich dir etwas holen? Als er wieder zu sich kam, lag er ausgestreckt in Veras Armen. Die Vorhänge waren vor das Panoramafenster mit den getönten Scheiben gezogen worden. Vera begann seinen Puls zu fühlen. Sie legte eine Hand auf seine Stirn und sah ihm fragend in die Augen, die er starr gegen die Decke des Wohnzimmers gerichtet hielt. Bodensieck war zu keiner Entgegnung fähig. Sein Zustand erfüllte ihn mit Angst. Die Vorstellung, nach allen biblischen Gesetzen schuldig zu sein, schuldig des Ehebruchs, der Fleischeslust, der eitlen Selbstüberhöhung, nagte an seinem Gewissen. Veras fürsorgliches Handeln erreichte ihn nicht. Bodensieck spürte, wie sich eine eisige Fessel um sein Herz legte. - Lass uns für einige Zeit voneinander Abschied nehmen, Vera, murmelte er, kaum hörbar. - Wir haben beide gesündigt, Vera. Lass uns einige Zeit nachdenken über alles und unseren Gott im Himmel bitten, gnädig mit uns zu sein ... Vera ... bitte... Vera betrachtete ihn wie aus weiter Ferne. Statt einer Erwiderung strich sie ihm sanft über seine Augen. - Sei still, Peter. Es wird alles gut werden, flüsterte sie nachdenklich.
Bodensieck schloss die Augen. Er sah Lola vor sich. Sie trug eine brennende Fackel in ihrer Rechten und beschwor den Nebelgeist aufzufahren zur Sonne. Geister und Kobolde schwirrten, von Orgelklängen getragen, durch Birkenhain und Niederung, dem Nebel Geleit und Zuflucht gewährend. Schicht um Schicht, Tat um Tat wuchs das Moor, reuelos, dem Tag entgegen. Tag gebar Tag ohne Reue, ohne Schmerz und ohne Gnade. Schicht um Schicht. Sanft zu Einsicht gepresste Duldsamkeit.
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