Nachdem mein Vater gegen zehn Uhr noch einmal die Gefangenen kontrolliert hatte, blieben wir wegen notwendiger häuslicher Verrichtungen munter bis Mitternacht. Nun sollte noch Wäsche gemangelt werden, und die Mangel stand auf dem Vorsaal des Turmes höchstens drei Schritte von der Gefängnistüre Wenzels. Was wäre geschehen, wenn mein Vater es wegen Müdigkeit nicht abgelehnt hätte.
Als mein Vater am Morgen die Gefängnisse besuchen und den Gefangenen das Frühstück bringen will, weht ihm schon auf dem Gange die frische Morgenluft entgegen. Wenzel hatte zunächst die Haspen durch heftiges Umschnellen der Ketten aus dem Fußboden herausgezogen. Die Handschellen hat er über die Handgelenke gestriffen. Es werden nämlich diese, die nicht drücken dürfen, lieber etwas zu weit als zu enge genommen. Die Gefängniskost hatte zudem eine Abmagerung der Hand bewirkt und somit das Hindurchziehen ermöglicht.
Mit den etwa acht Zoll langen Haspen hat er das hölzerne Türgerüst der inneren Tür losgebrochen und dadurch zwei Ellen lange schmale Bretter bekommen, mit denen er, sie als Hebel benutzend, die äußere Tür an der unteren Ecke möglichst weit aufpreßte, sodann an der offenen Stelle die Ziegelwände so lange bearbeitete, bis er selbst hindurchschlüpfen konnte. Nun war er auf dem Vorsaale des Turmes. Die Hebekeule und die Walzen der Mangel leisteten ihm nun die vortrefflichsten Dienste zur Sprengung der Tür, welche auf den Gang führte. Am mittelsten Fenster bog er mit der Mangelkeule einen eisernen Stab auf die Seite, schlüpfte hindurch und immer noch mit einer Kette am Bein stürzte er sich 14 Ellen tief auf dicht verwachsenes Holundergesträuch. Der Sprung war nicht so gefährlich, als man denken sollte. Denn unter dem Fenster war etwa 2 Ellen tief Putz abgefallen und das Mauerwerk bot einigen Halt. Die Sträucher boten Widerstand, daß er nicht so unsanft zu Boden fiel“.
Die Geschichte scheint logisch. Wenzel Kummer stand auf der Fensterbrüstung des Fensters und blickte in die Tiefe. Hinter sich hatte er das Beil des Henkers und das knochenzermalmende Rad zu erwarten. Vor sich das tiefe Spreetal mit einem Baum in etwa 10 Metern. Da ist er gesprungen. Noch in den 20ern zeigte man im Gasthof Obergurig die Hand – und Fußketten Kummers. Heute weiß keiner mehr davon.
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