Jesus hatte sich weder versteckt, noch sonst wie der Verhaftung entzogen, die er selbst voraussagte, noch unkenntlich gemacht und eine Maske übergezogen, so wie Zorro. Er war allgemein bekannt, eine VIP würde man heutzutage sagen, was sollte die Häscher daran hindern, ihn zu verhaften? Warum musste er verraten werden?
DNS-Analyse und Fingerabdruck-Verfahren waren damals noch nicht bekannt, es zählte der Sicht-Beweis. Er ist es!
Wenn heutzutage ein Verrat begangen wird, dann wird für den Prozess Beweismaterial mitgeliefert, an das nur Insider herankommen, also Leute aus dem eigenen Bereich. In unserem bzw. in dem Fall von Judas und Jesus also einer der Zwölf. Doch davon ist hier keine Rede, er hat ihn lediglich kenntlich gemacht, identifiziert.
So ganz allmählich glaube ich, dass im Laufe der Zeit der Sinn für die Schriften verloren gegangen ist. Mein Problem, das bereits beim Alten Testament auftauchte, wiederholt sich. Dabei kann man nicht behaupten, dass es unpopulär wäre, im Gegenteil! Es gibt weltweit Prozessionen, die an Ereignisse aus der Bibel erinnern, hauptsächlich natürlich die Szene der Kreuzigung, und sogar Hollywood griff das Thema der Schöpfungsgeschichte im Streifen »The 6th day« auf, mit einer Handlung in einer fernen Zukunft der Menschheit, in der wir uns klonen können. Wir begegnen in unserem Leben beständig den kirchlichen Feiertagen, am 6. Januar ist das Erscheinungsfest der Heiligen drei Könige aus dem Morgenland, dem Orient, der erste Advent signalisiert den Beginn des Kirchenjahres, und Ostern und Weihnachten sind jedem Leser ein Begriff.
»Was für ein Fest", schrieb die FAZ zu Weihnachten 2009, doch es hat durchaus eine doppeldeutige Bedeutung. Denn keine andere Religion ist dermaßen mit geradezu teuflischen Vorgängen verbunden wie das Christentum. Die mehr als blutige Eroberung Amerikas legt das wohl eindrücklichste Zeugnis darüber ab. Die nahezu völlige Ausrottung der Indianer und ihrer Kultur, zuerst in Mittel-, dann in Süd- und schließlich in Nordamerika. Doch in Europa sah es nicht besser aus. Das Mittelalter hat grausige Szenen erlebt, Hexenprozesse forderten Tausende und Abertausende von Opfern. Und das Bedenklichste war, dass Päpste Folter zwar verurteilten, ihre Anwendung bei Ketzerei aber empfahlen.
Apropos Papst: »Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben«, sagte Jesus zu Petrus (Matthäus 16,18-19), der in gewisser Weise als erster Papst der Geschichte gilt. Da er die Schlüssel zum Himmelreich hatte und somit als irdischer Vermittler zwischen Gott und Mensch fungierte, war der Papst natürlich eine VIP, und es kam zu entsprechenden - sagen wir - Unstimmigkeiten. Auseinandersetzungen trifft es auch. Die ersten 18 Päpste starben jedenfalls eines gewaltsamen Todes, und sehr viel ruhiger ging es wie wir gesehen haben, auch in den folgenden Jahrhunderten nicht zu.
Da möchte man mit Erich Kästner dichten:
»Die Menschen wurden nicht gescheit.
Am wenigsten die Christenheit,
trotz allem Händefalten.
Du hattest sie vergeblich lieb.
Du starbst umsonst. Und alles blieb
beim alten.«
Anlässlich einer Spiegel -Umfrage im Frühjahr 1992, ich machte gerade Abi, stellte sich heraus, dass nur noch jeder vierte in Deutschland ein Christ war, sechs Millionen hatten den Glauben an Gott verloren. Gegenüber einer Spiegel -Umfrage von 1967 war der Glaube an Gott in einem Vierteljahrhundert um zwölf Prozentpunkte gesunken.
Nun ist dies wiederum Statistik, und mit Zahlen kann man bekanntlich viel machen, doch die Tendenz blieb. »Den Kirchen droht der Absturz in die Bedeutungslosigkeit«, schrieb Der Spiegel 1997. Die Zahl der Kirchenmitglieder sank von 1970 bis Mitte der 1980er Jahre kontinuierlich, stieg im Zuge der Wiedervereinigung, um sich innerhalb von fünf Jahren auf ein ungefähres Verhältnis von eins zu eins zu eins zwischen katholischen, evangelischen und anderen bzw. keinen Mitgliedern einzupendeln. 13 Jahre später, 2010, fragte Die Zeit »Wo seid ihr, meine Jünger?« um wiederum ein Jahr später die allgemeine, ja global anmutende Frage zu stellen: »Ist die Kirche noch zu retten?«
Tja, ist sie das?
Was nützt Religion?
Was bringen uns das Alte und das Neue Testament?
Und wie verhält es sich mit den Schriften und Büchern, die nicht in der Bibel, die wir in jeder Buchhandlung kaufen können, enthalten sind? Was ist mit den Qumran-Rollen? Wurden sie nur deswegen nicht berücksichtigt, weil sie unvollständig sind? Oder hat sie damals, vor zwei Jahrtausenden, irgend jemand versteckt, damit sie 1947 als wissenschaftliche Sensation gefunden werden und die Forscher vor weitere Rätsel stellen? Fragmente machen es nicht einfacher, Texte zu verstehen, die so alt sind und zudem noch in einer Sprache verfasst, die keine Vokale benutzt. Ist es wirklich eine Sache des Glaubens? Und nur des Glaubens? Und wenn man nicht glaubt, gibt es Gott, Christus, Jesus dann trotzdem? Symbolik hin oder her, Harvey Keitel, Jakob, der zweifelnde Priester aus dem Film »From Dusk till Dawn«, konnte den Vampiren auch erst dann Paroli bieten, als er seinen Glauben wieder gefunden hatte. Doch kann man es nicht vielleicht auch wissen?
Christi Himmelfahrt ist 40 Tage nach Ostern. Kann man in den Himmel fahren?
Heutzutage schon, die NASA, Russland, China, die Europäer schicken oft Raketen gen Himmel, doch der kann damit nicht gemeint sein, sondern es dürfte sich eher um geistige Vorgänge, spirituelle Aspekte handeln.
Vielleicht kann uns da die jüngste Religion weiterhelfen, dort ist sogar die Rede von mehreren Himmeln. Beenden wir das Kapitel der Religionen also mit der jüngsten Weltreligion, dem Islam. Dafür müssen wir diesmal auch gar nicht so weit reisen, wie Anfangs erwähnt, gilt Abraham für Christen, Juden und Muslime als Stammvater, es spielte sich alles in einem geographisch kleinen Gebiet ab.
II.7. Wessen?
Was die Bibel für den Christen, ist der Koran für den Muslim.
»Grundlegend für den islamischen Glauben ist die Überzeugung, daß es nur einen Gott gibt«, »er ist allmächtig, allwissend und barmherzig«, steht im Brockhaus. Im Koran werden Propheten wie Adam, Noah, Abraham, Moses und Jesus Christus anerkannt, und Mohammed, der Begründer des Islam, gilt als »Bestätiger aller früheren Offenbarungen«. Geboren 570, wurde er um das Jahr 610 nach Christus berufen. Von da an wirkte er 22 Jahre hindurch, bis zu seinem Tod im Jahre 632 nach Christus.
Mohammed hat die Teile des Korans in arabischer Sprache verkündigt, sie enthalten Gebete, Predigten, Rechtsvorschriften sowie Grundsätze der Glaubens- und Sittenlehre. Die Heiligen Orte des Islam sind Mekka, Medina und Jerusalem. Zu den bekanntesten Regeln, den fünf Säulen des Islam, zählen die fünf täglichen Gebete, die Vermeidung von Schweinefleisch und Wein, die Wallfahrt nach Mekka, Hadjdj oder Haddsch genannt, der Fastenmonat Ramadan sowie das Aussprechen des Glaubensbekenntnisses »Es gibt keinen Gott außer Gott, und Mohammed ist der Gesandte Gottes«. Letzteres verdeutlicht die streng monotheistische Ausrichtung dieser Religion und die Form der Außendarstellung, im Gegensatz zu anderen Religionen, vor allem des Orients, die eher nach innen gerichtet sind - per Meditation, Kontemplation usw.
Wurden laut Brockhaus Ende der 1980er Jahre noch etwa eine Milliarde Anhänger als Muslime gezählt, sind es heutzutage 1,2 bis 1,5 Milliarden Menschen. Sie zählen zu der am schnellsten wachsenden Glaubensgemeinschaft der Welt. Die Extreme liegen dabei zwischen Toleranz und Terror - und der Frage nach dem Dschihad, dem Heiligen Krieg. Damit scheint diese Religion, der Islam, einige Gemeinsamkeiten mit dem Christentum aufzuweisen, und in der Tat: Nicht nur einige Personen, sondern auch historische Ortschaften und Fakten in Koran und Bibel weisen Gemeinsamkeiten auf.
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