Tilo Morbitzer - Strelitzia - Das Spiel seines Lebens

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Die Geschichte beschreibt das Leben von Leroy «Strelitzia» Kruger, der sich seinen Traum, ein bekannter Fußballspieler zu werden, erfüllen kann. Als großes Talent im südafrikanischen Johannesburg wagt er den Schritt nach Deutschland. Welch hohen Preis er dafür zu zahlen hat, wird ihm erst spät klar, als er nach 17 Jahren nach Johannesburg zurückkehrt und erfährt, dass er einen Sohn hat und die Liebe der Frau seines Lebens fälschlicherweise für verloren geglaubt hat.
Das Buch beschreibt zwei zeitlich parallel laufende Handlungsstränge, die den Hauptakteur an einen schicksalshaften Punkt führen, der über seinen weiteren Lebensweg maßgeblich entscheidet. Der eine Handlungsstrang beschreibt vor allem die Geschichte des Fußballs in Deutschland und auch international, die aufgrund des Zweiten Weltkriegs niemals stattgefunden hat. Der Handlungsstrang ist aber geschichtlich so in die reale Geschichte eingebettet, dass er durchaus so hätte stattfinden können. Der andere Handlungsstrang beschreibt das tatsächliche Leben des Hauptakteurs.

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Strelitzia - Das Spiel seines Lebens

Roman

„Wenn ich mir vorstelle, wie alles hätte sein können, bin ich dankbar dafür, wie es war“

In Gedenken an meine Oma Irma

(15.11.1925–03.03.2016)

Tilo Morbitzer

Tilo Morbitzer, geboren 1977 in Stuttgart, ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Der studierte Sportwissenschaftler ist zudem Inhaber der UEFA Profi-Lizenz im Fußball und lebt mit seiner Familie in Wien. Derzeit arbeitet er als U-18 Trainer beim Fußballverein FC Flyeralarm Admira Wacker.

© 2019 Tilo Morbitzer

Feldbauern 84

7421 Tauchen am Wechsel, Österreich

gino.morbitzer@gmx.net

Umschlaggestaltung, Illustration: Tilo Morbitzer, Dr. Gabriele Herbst

Lektorat: Daniel Sauer und Media-Agentur Gaby Hoffmann, www.profi-lektorat.com

Verlag: Selfpublishing

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Prolog

Südafrika, Johannesburg, 25.10.1955, Doornfont-ein. In der Pearce Street, im wunderschönen Anwesen des allseits hoch angesehenen Juweliers, findet an diesem Abend in den Zeiten der Apartheid eine ungewöhnliche Zusammenkunft statt. Ein weißes Paar sitzt einem schwarzen Paar gegenüber. Das schwarze Ehepaar ist auf Einladung der Weißen gekommen, denn die Frau des Juweliers hatte am Vortag das Plakat durch einen Zufall entdeckt, deshalb musste das Treffen schnell einberufen werden. Würde jemand diese Situation durch ein Fenster von außen verfolgen, so wäre er Zeuge einer äußerst lebhaften Diskussion geworden, bei der ein reger verbaler Austausch, unterstützt von wilder Gestikulation, immer wieder in Phasen des Schweigens übergeht, die von starren Blicken zu Boden oder fassungslosem Kopfschütteln begleitet sind.

Hätte man den Ton zu dieser Szenerie, dann könnte man dieses auf den ersten Blick so gegensätzlich wirkende Verhalten besser verstehen. Die vier Anwesenden versuchen nämlich verzweifelt, eine Lösung für eine Situation zu finden, die fest mit der Hauptfrage des Abends verbunden ist: „Ist es tatsächlich möglich, dass er es ist?“

Und wenn ja, wie kann das sein? Was war passiert? Wo war er all die Jahre? Warum gab es so lange kein Lebenszeichen?

Nichts passt zusammen, denn 1952, vor drei Jahren, war er doch vom Bruder des Juweliers offiziell für tot erklärt worden. Damals folgte der Trauer auch eine gewisse Erleichterung. Die Erleichterung darüber, dass ihre Verschwörung niemals ans Licht kommen würde. Doch das würde keiner von ihnen offen zugeben.

Sie alle haben die Schuld, die sie sich damals aufluden, all die Jahre ertragen. Das schwarze Ehepaar, das sich gleichermaßen schuldig gemacht hat, kann bis heute seiner Tochter nicht in die Augen sehen, wenn es um den Vater ihres Enkelsohnes geht. Aber was ändert das? Sie hatten das Geld damals angenommen, damit war ihr Schweigen erkauft worden. Und schließlich hatten sie erfolgreich dafür gesorgt, dass ihr trauriges Geheimnis für immer verborgen bleiben würde. Sie hatten all die Briefe, die bis 1942 eintrafen, abgefangen und vernichtet sowie das schlechte Gewissen erfolgreich beiseitegeschoben.

Die schwarze Frau, deren Anmut und Schönheit eigentlich stets für Bewunderung sorgt, sitzt jetzt zusammengekauert neben ihrem Mann, dessen wuchtige Erscheinung ebenfalls weit weniger beeindruckend wirkt, als man es von ihr gewohnt ist. Die langen schwarzen Haare der Frau verdecken ihr hübsches Gesicht beinahe vollständig. Nur ab und zu hebt sie den Kopf, um der Diskussion zu folgen.

Das weiße Ehepaar hingegen sitzt mit unterschiedlichen Gefühlen an dem riesigen Esstisch aus Mahagoniholz. Er, der reiche Juwelier, war damals der Auslöser der Verschwörung. Sein schütteres blondes Haar fällt aufgeregt von einer Seite zur anderen, wenn er mit seinen groben Händen wild gestikulierend versucht, der Situation Herr zu werden. Oder zu bleiben? Er alleine hatte damals entschieden, wie es ablaufen sollte. Er war es auch, der sich die Zustimmung aller Beteiligten mit viel Geld erkauft hat, um seinen beruflichen Status nicht aufs Spiel zu setzen oder gar zu verlieren. Und selbst jetzt, als alles droht, zusammenzubrechen, ist er um die majestätische Haltung seines knapp 1,80 m großen Körpers bemüht. Seine Frau hockt mit ihren schulterlangen braunen Haaren nahezu apathisch neben ihm. Sie hatte sich der Entscheidung damals gebeugt, obwohl sie es kaum ertragen konnte. All die Jahre hat sie sich gewünscht, sie bekäme noch einmal die Möglichkeit, es zu verhindern. Gleich nach der überstürzten Abreise ihres Sohnes 1938 hatte sie im Geheimen einen Versuch unternommen, ihren Fehler zu korrigieren, indem sie seine Adresse in Deutschland auf mehrmaliges Drängen der Tochter des schwarzen Ehepaars herausgab. Aber offensichtlich bewirkte das damals nichts. Warum auch immer. Und jetzt? Sollte tatsächlich jetzt alles ans Licht kommen? Würde man ihr glauben, dass sie eigentlich nichts damit zu tun hatte? Dass sie all die Jahre todunglücklich damit war? Beinahe wortlos wohnt sie der Unterhaltung bei. Da sie ohnehin 20 Zentimeter kleiner ist als ihr Mann, verschwindet sie beinahe komplett hinter seiner dominanten Erscheinung.

Nach einigen Stunden verlässt das schwarze Ehepaar schließlich den Ort des Geschehens. Man hat sich zu einer gemeinsamen Entscheidung durchgerungen. Alle vier werden am 31.10.1955 zu dem Spiel gehen. Sie werden Felicia nichts davon sagen. Es kommt ohnehin, wie es kommen soll.

Südafrika, Johannesburg, 29.10.1955, Doornfontein. Der Mann steht wie gebannt mit starrem Blick vor dem Schaufenster eines Damenschuhgeschäfts. Eine Frau, die in ähnlicher Position davor stünde, hätte wahrscheinlich kaum jemanden überrascht, aber ein Mann, der dermaßen fokussiert in die Auslage eines Schuhgeschäftes starrt, bietet für die meisten Beobachter doch ein eher ungewohntes Bild. Seine schwarze Hautfarbe wirkt ein wenig blasser und seine 1,85 m Körperlänge ein wenig kleiner als sonst. Aber das würde nur jemandem auffallen, der ihn kennt. Seine Regungslosigkeit und sein nachdenklicher Blick könnten aufmerksamere Beobachter dennoch auf düstere Gedanken schließen lassen. Und sie würden recht behalten, denn hinter der Fassade des Mannes herrscht in diesem Moment grenzenlose Fassungslosigkeit, die aber nichts mit dem umfangreichen Angebot des Schuhhändlers zu tun hat. Vielmehr ist das Plakat, das am Schaufenster des ansonsten unauffällig dekorierten Schuhgeschäfts angebracht ist, der Blickfang des Mannes, der in diesem Moment weiß, dass sich nun die Chance seines Lebens ergeben könnte. Die Chance, eine alte Schuld zu begleichen. Er spürt, dass es ihm ganz egal ist, ob er damit die eigentlichen Verschwörer, die damals das ganze Unheil ausgelöst hatten, auffliegen lässt und sich vielleicht sogar selbst Schaden zuführen wird oder nicht. Ihm ist es in diesem Moment auch vollkommen gleichgültig, ob die Verschwörer überhaupt von der drohenden Gefahr der Enttarnung wissen. Eines ist auf jeden Fall sicher, er wird sie definitiv nicht warnen. Mit ein bisschen Glück würde er die einstige Weichenstellung korrigieren können, ohne dass seine eigene Mitschuld aufgedeckt wird. Niemand weiß von seiner Schuld und er hat davon auch niemals jemandem erzählt. Die einzige Ungewissheit, die sich ihm jetzt stellt, ist die Frage, ob er der Konfrontation mit der Vergangenheit, die nun mit größter Wahrscheinlichkeit bevorsteht, standhalten kann, ohne alle Karten auf den Tisch legen zu müssen. Aber die Hoffnung, dass er es schafft, das Schicksal nach siebzehn Jahren in die richtigen Bahnen zu lenken, ist groß. Viel größer als alle Zweifel daran.

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