1 ...8 9 10 12 13 14 ...19 Burgenland
Im Osten geht die Sonne auf
Lange Zeit galt das Burgenland nicht nur als ärmliches, etwas zurückgebliebenes Bundesland, sondern auch als jenes, über dessen Bewohner die meisten Witze gemacht wurden. Zumindest Ersteres hat sich dank Förderprogrammen der EU mittlerweile zum Besseren gewandelt. Der Name des sonnigsten und östlichsten österreichischen Bundeslandes bezieht sich nicht, wie oft fälschlich behauptet, auf die vermeintliche Vielfalt hier gelegener Burgen, sondern erinnert daran, dass das Land Teile dreier altungarischer Verwaltungsbezirke umfasst, deren Hauptstädte alle „Burg“ im Namen trugen. Kurioserweise liegen sowohl Wiesel- als auch Öden- und Eisenburg heute gar nicht mehr im Burgenland, sondern auf ungarischem Staatsgebiet. Klimatisch wird das Burgenland im Süden vom feuchteren illyrischen und im Norden vom trockeneren, panonnischen Klima geprägt, landschaftlich im Süden von hügeligen
Alpenausläufern und im Norden vom Neusiedler See. Dieses „Meer der Wiener“, ein von einem breiten Schilfgürtel umgebener Steppensee, bildet zusammen mit dem Naturschutzgebiet „Lange Lacke“ seit 1992 den Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel. Rund um den abflusslosen und vom Wasserstand her stark schwankenden Neusiedler See finden vor allem Ornithologen und Naturfotografen ein breites Betätigungsfeld. Hier sollte man allerdings mit starken Spektiven und Teleobjektiven ausgerüstet sein, da aus Naturschutzgründen Sperrzonen nicht betreten werden dürfen. Natürlich bietet sich der See auch für alle Arten des Wassersports an und lädt mit einem gut ausgebauten Radwegnetz zur grenzüberschreitenden Umrundung ein. Während das eher flache Nordburgenland dem Radfahrer nicht allzu viel abverlangt, sind diesbezüglich Mittel- und Südburgenland mit ausgeprägt hügeligen Landschaften sehr viel herausfordernder und deshalb auch eher für Wanderungen geeignet. Stärken kann man sich hier wie dort in urigen „Buschenschänken“ bei ausgezeichnetem burgenländischem Wein und den herzhaften Mahlzeiten der pannonischen Küche.
NORD- UND MITTELBURGENLAND S. 41
27Darscho
28Dorfmuseum Mönchhof
29Mole West
30Ruine Tabor
31Purbach am Neusiedler See
32Steinbruch St. Margarethen
33Mörbisch
34Kraftplatz Liebing
35Kanutouren Leitha
SÜDBURGENLAND S. 47
36Baumwipfelweg Alt Hodis
37Literaturweg Csaterberg
38Kellerviertel Heiligenbrunn
39Raab Kanutour
40Jostmühle
41Landhofmühle
42Dreiländereck
43Kunstpark Süd
44Burg Bernstein
45Burgruine Neuhaus
46Vitaquelle Sulz
47Skigebiet Kukmirn
NORD- UND MITTELBURGENLAND
„Ja, mir san mit‘m Radl da“, dieser österreichische Gassenhauer könnte auf das Nordburgenland anspielen, gilt es doch unter Radfahrern als die österreichische Radtourismus-Destination schlechthin. Während in der pannonischen Tiefebene der Wind die Radsportler manchmal ärgern kann, genießen ihn Wind- und Kitesurfer sowie Segler, die zum Beispiel in Podersdorf beste Bedingungen für diese Sportarten vorfinden.
Im Gegensatz zu den anderen Teilregionen des Burgenlandes besteht das Mittelburgenland aus nur einem Bezirk, dem Bezirk Oberpullendorf. Von Weinkennern wird das Mittelburgenland auch gern als „Blaufränkischland“ bezeichnet, weil es diese Rotweinsorte geradezu idealtypisch repräsentiert. Dementsprechend erfreuen sich hier Wanderungen durch die Weinberge, verbunden mit der ein oder anderen Verkostung, großer Beliebtheit.
Einer, der immer da ist
27 Darscho
Darscho ist ungarisch und heißt auf Deutsch „Warmsee“. Im Gegensatz zu allen anderen „Lacken“ im Nationalpark Neusiedler See wird bei dieser nahe Apetlon gelegenen Salzlacke durch künstliche Grundwassereinträge auch in niederschlagsarmen Zeiten die völlige Austrocknung verhindert. Deshalb suchen, wenn viele andere Lacken trockengefallen sind, zahlreiche Wasservögel den Darscho auf, weshalb das 1000 m lange und 500 m breite Gewässer bei Ornithologen als Geheimtipp gilt. Im Frühjahr, Sommer und Herbst dient er als Brut- und Rastplatz für Löffler, Strandläufer, Möwen und Reiher. Der Lackenradweg B20 führt in unmittelbarer Nähe der Lacke vorbei. Besonders schöne Pausen lassen sich hier zum Sonnenuntergang einlegen. Im Winter kann man auf dem kleinen See Schlittschuhfahren.
Auch Weine aus den Anbaugebieten der Region sind nach ihm benannt, und sogar als Lieferant eines Naturheilmittels ist der See bei den Einheimischen beliebt. Dem Schlamm der Lacke wird aufgrund seiner spezifischen Zusammensetzung beim Auftragen auf die Haut eine Heilwirkung bei gewissen Verletzungen und Hautkrankheiten nachgesagt. Allerdings sollte man speziell im Frühjahr bei dieser Nutzung oder überhaupt bei Annäherung an die Wasserfläche sehr vorsichtig sein, weil sich im Schlamm- und Schotterbereich rund um die Lacke Gelege von Bodenbrütern befinden können.
GPS: 47.77026, 16.83938
Anfahrt: Über die B51 nach Apetlon, von dort der Wegweisung zur Lacke folgen.
Es war einmal ...
28 Dorfmuseum Mönchhof
In diesem Freilichtmuseum kann man einen guten Einblick in das traditionelle Alltagsleben von Handwerkern und Bauern im Seewinkel gewinnen. Hier findet man mehr als 30 Gebäude, samt Werkstätten und Arbeitsgeräten, außerdem gibt es im Dorfmuseum laufend Sonderausstellungen. Als besondere Attraktion kann im Außengelände der ehemalige Grenzposten von Andau bestaunt werden. Dieser Grenzübergang mit dem historischen Grenzbalken und dem nachgebauten Grenzhäuschen erinnert an die bewegte Geschichte im burgenländisch-ungarischen Grenzraum. Neben dem Ungarnaufstand 1956 rückte die Grenze auch durch die Fluchtversuche von DDR-Bürgern, die sich in den späten achtziger Jahren über Ungarn nach Österreich absetzen wollten, in den Fokus der Öffentlichkeit. Die grüne Grenze bei Andau nutzte damals auch ein mit seinem Trabi angereister DDR-Bürger für seine Flucht. Der Trabant, den er dabei auf ungarischem Staatsgebiet zurücklassen musste, parkt heute vor dem Grenzbalken im Freilichtmuseum. Gegenüber dem Museum wurde außerdem der nicht mehr genutzte Mönchhofer Bahnhof inklusive Bahnhofsgebäude, Magazin und drei Waggons aufgebaut.
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