1 ...7 8 9 11 12 13 ...19 Anfahrt: Maurer Lange Gasse, 1230 Wien
Einst angefeindet, heute Architekturikone
25 Wotrubakirche
Die Kirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit auf dem Georgenberg im 23. Wiener Gemeindebezirk ist eigentlich der imposante Rest eines einstmals hier geplanten Karmeliterinnenklosters. Nachdem der Plan wegen zu hoher Kosten gescheitert war, bemühte sich die Erzdiözese Wien unter Kardinal Franz König zumindest um die Realisierung der Klosterkirche. Für deren künstlerischen Entwurf wurde der bis dahin nur als Bildhauer und Bühnenbildner bekannte Künstler Fritz Wotruba gewonnen. Anfänglich wollte dieser seine kühnen Vorstellungen mit Blöcken aus gelbem Marmor umsetzen. Der ihm zur Seite stehende Architekt Fritz Gerhard Mayr überzeugte ihn jedoch von den Vorzügen von Sichtbeton für dieses Vorhaben. So wurden in der 13-jährigen, von vielen kritischen Misstönen begleiteten Baugeschichte 152 unverkleidete Betonblöcke zu einem bildhauerischen Architektur-Statement geschichtet, das weit über die Grenzen Österreichs hinaus für Aufsehen sorgte.
Eingeweiht wurde die Kirche am 24. Oktober 1976, mehr als ein Jahr nach dem Tod des Künstlers Fritz Wotruba. Fast zeitgleich mit der Eröffnung verstummte auch die Kritik am markanten Erscheinungsbild des Gotteshauses. Vor allem die lichtdurchflutete, großzügige und helle Gestaltung des Innenraums nahm all jenen (Architektur-)Kritikern den Wind aus den Segeln, die bis dahin naserümpfend von einer „begehbaren Skulptur“ gesprochen hatten.
Heute gilt die abseits großer Besucherströme gelegene Wotrubakirche jedenfalls als eines der ikonischen Architekturdenkmäler Wiens.
GPS: 48.14763, 16.25341
Anfahrt: Maurer Lange Gasse, 1230 Wien
Das Stonehenge Wiens
26 Sterngarten
Auf Initiative von Prof. Hermann Mucke und mit Unterstützung des Wiener Astrovereins entstand am Rande des Maurerwalds ein hektargroßes Freiluftplanetarium. Seit 1997 veranschaulicht diese Anlage der Horizontastronomie die scheinbare Drehung des Sternhimmels und soll besonders den jahreszeitlichen Verlauf der Sonnenbahn und die zwischen acht und 16 Stunden veränderlichen Tageslängen bewusst und sichtbar machen. In der Mitte der Plattform stehend zeigt der hohe Südmast den Höchststand der Sonne zum „astronomischen Mittag“ am Beginn der vier Jahreszeiten. Der Nordmast trägt eine Lochscheibe, die den Himmelspol und die kleine 24-Stunden-Bahn des Polarsterns markiert. Von der Plattformmitte gesehen stellen sechs Sonnensäulen die jahreszeitlichen Auf- und Untergangs-punkte der Sonne dar.
Die Anlage ist nicht nur tagsüber frei zugänglich und kostenlos nutzbar, nachts sieht man an diesem dunklen Platz mit bis zu 1000 Sternen vier- bis fünfmal mehr als in der Stadt. Für Interessierte veranstaltet der Astroverein auch immer wieder Führungen, Vorträge und Himmelsbeobachtungen.
GPS: 48.14664, 16.25243
Anfahrt: Maurer Lange Gasse, 1230 Wien
Die Stadt ist ihr Revier
Daniela Sisa, Stadtjägerin
Achtung – diese Frau schießt scharf! Mit Büchse und Kamera. Denn mit der einen oder der anderen verbringt Daniela Sisa beinahe jede freie Minute draußen in der Natur. Wobei sie als relativ spätberufene Jungjägerin derweilen noch auf der Suche nach einem eigenen Revier ist. Insgesamt steht in der Donaumetropole ein Gesamtjagdgebiet von etwas mehr als 17 000 Hektar zur Verfügung, was bei einer Gesamtfläche von circa 44 000 Hektar keinen unbedeutenden Anteil ausmacht. Historisch gesehen verdankt Wien seinen Aufstieg zur Residenzstadt der Babenberger und Habsburger nicht nur seiner verkehrsgünstigen Lage, sondern auch dem damaligen Wildreichtum der umliegenden Wälder. Noch heute belegen zahlreiche Jagdschlösser im Weichbild der Stadt diesen Umstand.
Wer sich, wie Daniela Sisa, um eine eigene Jagdpacht bemüht, muss nicht nur eine gültige Jagdkarte besitzen und die Jagd seit mindestens drei Jahren ausüben, sondern auch nachweisen, dass sie oder er „die Jagd waidgerecht ausüben und den vertraglich festzusetzenden Obliegenheiten aus eigenen Mitteln nachkommen kann“. Sehr oft kommen allerdings aus pragmatischen Gründen Landwirte zum Zuge, die dann ihrerseits Abschüsse an Berechtigte vergeben dürfen.
Wobei es der hauptberuflichen Unternehmenssprecherin ohnedies nicht so sehr um Abschüsse oder Trophäen geht, sondern vielmehr um das Beobachten von Wildtieren und überhaupt ums Draußensein. Obwohl sie immer schon gern in der Natur unterwegs war, staunten Eltern und Freunde dennoch nicht schlecht, als sie als Mittvierzigerin verkündete, sie wolle jetzt den Jagdschein machen. Den Floh hatte der immer schon an Biologie Interessierten ihr Neffe ins Ohr gesetzt, der im Rahmen seiner forstwirtschaftlichen Ausbildung begeistert von Wildtier-Ökologie und jagdlichen Erfahrungen erzählte. Und so war es nicht verwunderlich, dass sie voll motiviert die umfassende Ausbildung des Wiener Landesjagdverbandes absolvierte und schon bald ihrer Leidenschaft aktiv nachgehen konnte.
Heute ist der „Waidfrau“, die von Anfang an von ihren männlichen Jagdkollegen freundschaftlich aufgenommen wurde, der Respekt vor dem Tier ganz besonders wichtig. Sie ist sich auch nicht zu gut dafür, zur Strecke gebrachte Tiere eigenhändig „aufzubrechen“ und aus der „Decke zu schlagen“. Für sie gehört dies untrennbar zur Jagd dazu, ebenso wie die moralische Verpflichtung, die Jagdbeute wirklich „from nose to tail“ zu verarbeiten. Natürlich isst sie auch selbst gern Wildfleisch, das nicht immer selbst erlegt sein muss. Bei den jährlich in Wien geschossenen rund 1150 Wildschweinen, 370 Stück Rehwild, jeweils 220 Hasen und Fasanen sowie 60 Stück Rotwild muss man allerdings aufgrund der großen Nachfrage nach echtem Wiener Wild schon frühzeitig schauen, dass „man’s hat, wenn man’s braucht“.
War ihr trotz aller Vorsorge einmal das Jagdglück weder im Revier noch auf dem Markt hold, dann tröstet sich die begeisterte Naturfotografin oft mit einer Fotopirsch im weitläufigen Schlosspark von Schönbrunn und freut sich über so manch „kapitale Bildtrophäe“.
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