Ich will nen Mann, ist das zu viel verlangt? / Leck mich am A, B, C und dann geh wohin du willst! / Warum hast du mich verlassen, warum hast du das gemacht? / Du hast nur gelacht und gesagt "war doch alles nur ein Spiel", ohne Regeln ohne Ziel. / Verpiss dich, ich weiß genau du vermisst mich!
Ich singe mit, schreie mir meinen Frust raus. Ich kann nicht schlafen, liege jede Nacht stundenlang wach, am nächsten Morgen sehe ich dann aus wie ausgespuckt. Mehr als fünf Stunden habe ich keine Nacht geschlafen seit ich vom Urlaub zurück bin. Mein Lebensrhythmus ist total gestört, mein Seelenrhythmus genauso.
Ich glaube ich war schon immer etwas schizophren. Sprach mit Personen die gar nicht da waren, lebte in einer imaginären Welt. Es mochte mir über vieles hinweg geholfen haben aber jetzt ängstigt es mich.
Jeder hat irgendeine Macke doch wenn nicht bald etwas Durchgreifendes geschieht werde ich wirklich irre. Krank.
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Ich warte endlos, versuche Richard zu erreichen, zwecklos. Mir ist kalt, nicht weil es wirklich kalt ist, mehr von innen heraus.
Ich versuche mir einzureden wie stark ich bin, überzeuge mich selbst davon dass er mir auf keinen Fall nochmal das Herz brechen wird.
Ich schaukle mich auf an dem Gedanken ihm stark gegenüber zu treten und zu sagen "Du spielt keine Spielchen mehr mit mir". Also fahre ich zu ihm. Es brennt Licht, sein Auto steht vor der Tür. Er hat nicht aufgemacht.
Was hätten Sie gedacht? Mich hat es nieder geschmettert; vernichtet. Ich hätte alles getan um diese Kälte die mein Herz erfroren hat loszuwerden.
Gestern war ich noch die Königin der Nacht, sexy, sinnlich. Jetzt bin ich das arme verängstigte Mäuschen mit der Angst vor der Katze die vor dem Loch sitzt.
Ich bin das Hoffen, Bangen und Warten so müde. Ich will einfach nicht mehr. Mich nervt das alles so. Ewiger Liebeskummer, ständig Ärger mit den blöden Weibern und dem anstrengenden Chef im Büro.
Ich möchte das nicht mehr, ich will endlich wieder ich selbst sein, der Phönix. Frei sein. Spaß haben.
Allerheiligen war ich auf dem Friedhof. Ich war beim Grab von Richards Eltern, ich habe zwei Rosen niedergelegt und Richards Eltern gebeten auf ihren Sohn achten zu dürfen. Seine Eltern sind vor ein paar Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Gerade an einem solchen Tag hätte er mich sicher gebraucht. Ich könnte seine Stütze sein.
Könnte, wenn er das wollen würde. Ich bin völlig hoffnungslos. Um mich herum ist ein Vakuum. Ich rede mit den Toten, den Lebenden habe ich nichts mehr zu sagen.
Du glaubst ich bin dumm deshalb liebst du mich nicht. Das ist es, du glaubst eine dumme Frau brauchst du nicht zu lieben. Aber ich bin nicht dumm, ich war nur blind. Ich habe dich so sehr geliebt dass ich aufgehört habe Mensch zu sein. Ich war nur noch dein Spielzeug. Ich habe dich so sehr geliebt, ich wäre mit Freuden für dich gestorben. Ich hörte auf zu existieren als ich dir erlaubte mein Herz zu berühren.
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Manchmal bin ich ausgehfertig, angezogen, geschminkt, bereit. Aber für wen? Es wird niemand kommen um ich abzuholen und ich werde nirgendwo erwartet. Meist schlafe ich dann irgendwann auf dem Sofa ein, flüchte in einen Traum.
Einmal war ich sogar mit dem kleinen Michi aus; die pure Verzweiflung. Ich wollte einfach nicht allein sein.
Der arme Junge ist immer noch in mich verliebt. Ich bemühe mich ihn nicht darin zu bestätigen.
Wir passen wirklich nicht zusammen. Ruhig und langweilig bin ich selber, ich brauche einen Mann mit Power.
Die Zeit fliegt. Ich vergehe vor Angst er könnte mich völlig vergessen, ich könnte Richard für immer verlieren. Scheiße, ich fühle mich so allein!
Ich werde halb wahnsinnig, versuche dreimal täglich ihn zu erreichen, wenigstens seine Stimme zu hören. Um mich abzulenken gehe ich jetzt öfter mit Andy aus. Wir sind uns sehr ähnlich, verstehen uns gut, haben Spaß zusammen. Wer uns nicht kennt könnte denken wir sind ein Paar. Andy ist wie mein männliches Gegenstück; so wie ich die Gesellschaft von Männern vorziehe zieht es ihn zu den Frauen. Er hilft mir sehr. Wir gehen in Diskotheken, wir singen, tanzen, lachen.
Es ist in Ordnung aber wenn Richards Musik läuft muss ich bei jedem Song an ihn denken. Ich denke dann ich muss ihm erzählen wie gut die Musik in dem Laden ist vielleicht kommt er dann das nächste Mal mit mir. Doch ich treffe ihn nie und er meldet sich auch nicht.
Ich zittere, habe fast körperliche Schmerzen. Das ist Entzug, Sehnsucht. Oh Gott - nie wünschte ich mir etwas so sehr wie diesen Mann. Wenn ich an seine Küsse denke, an seine Berührungen. Ich bitte Gott wenn es ihn gibt dann soll er das Wunder geschehen lassen!
Ich flehe zum Himmel und versuche ihn zum hundertsten Mal an diesem Tag anzurufen. Jedes Klingeln klingt wie ein verzweifelter Hilferuf. Ich muss mich wohl damit abfinden ihn verloren zu haben. Wenn ich auch nicht glaube mich je von ihm lösen zu können. Jetzt gehe ich erst mal aus, unter Leute, feiern, lachen. Vergessen was mein Leben so unerträglich macht.
Ich kann nicht aufhören. Nicht aufhören an ihn zu denken, nicht aufhören mich selbst zu bedauern. Kann nicht aufhören mir seine Nähe zu wünschen.
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Mann - ist das ein höllischer Muskelkater! Am Dienstag war ich zu ersten Mal Eis laufen, mit den Arbeitskollegen (also hauptsächlich mit Marco). Ich war gar nicht so schlecht und bin auch auf meinen Füßen stehen geblieben. Dank der Bande im Eisstadium.
Es war schön Marcos Blicke zu spüren, mit ihm heiße Schokolade zu trinken, ihn wie zufällig zu berühren. Doch auch solche Ablenkungen sind immer nur kurzfristig. Eine kurze Zeit in der ich meinen Kummer vergesse.
Dafür trifft es mich dann wieder umso härter sobald ich dann wieder allein zu Hause bin. Der große Knaller wird die Einweihungsparty eines Bekannten wahrscheinlich auch nicht, ich gehe trotzdem hin, es ist eine ganz nette Abwechslung. Vor allem werde ich voraussichtlich die einzige Frau sein und das werde ich auf jeden Fall genießen.
Herbstdepression. Es ist der 17. November.
Ich habe versucht ihn anzurufen (zum millionsten Mal). Er ist aber nicht daheim oder er geht nicht ran, Mistkerl!
Ich muss eine kleine Notlüge begehen. Der kleine Michi gibt nicht auf, ruft immer wieder an und versucht in meine Nähe zu kommen. Mir ist jedoch nicht danach Distanz zu halten daher muss ich ihn abwimmeln. Ich lüge nicht gern, es ist aber immer noch besser als ihn zu verletzen.
Ich will einen Mann, ist das so schwer verdammt? Nur stelle ich halt auch Ansprüche. Der den ich will, will mich nicht.
Es ist so kalt und total ekliges Wetter, Zeit für den Winterschlaf. Ob aber auch ein Prinz kommen wird der mich wach küsst?
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Eine Woche später.
Ich bin sehr stolz auf mich. Zu meinem üblichen Spieleabend mit der Band tauchte Richard plötzlich und unerwartet auf. Ich dachte mich hätte der Blitz getroffen, das war ja noch nie da!
Er hat es so eingerichtet dass er der letzte auf meiner "Heimfahrtour" war. Meistens fahre ich ja alle nach Hause weil ich als einzige nichts trinke. Natürlich lief es wie immer...
Nein, diesmal war ich viel stärker als sonst und blieb relativ gelassen. Ich zeigte ihm dass er mit mir nicht mehr machen kann was er will. Es lief so wie ICH es wollte.
Obwohl er sich sehr bemüht hat schlief ich diesmal nicht mit ihm. Zum ersten Mal habe ich meine Bedürfnisse in den Vordergrund gestellt. Ich habe nun wirklich keine Lust morgens um sieben völlig übermüdet bei ihm raus zu fliegen und mit einem vereisten Wagen nach Hause zu fahren. Also ging ich nicht mit ihm rein auch wenn er schmollte. Sein Pech!
Oh, ich bin so stolz auf mich. Jetzt kann ich es schaffen. Entweder ich löse mich aus meiner Abhängigkeit oder er zappelt künftig an meiner Angel. Ich halte den Kopf triumphierend ein Stück höher.
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