„Ich nicht!“, rief Patrick gleich. „Matteo ist der Fußballverrückte.“
Matteo schaute ein wenig wütend zu Patrick rüber. Herr Dias wandte sich zu Matteo und sagte: „Mach dir nichts draus. Ich war als Kind genauso verrückt wie du. Mein Fußball war mein Leben. Alles drehte sich um Fußball.“
Da strahlte Matteo. Sie verabschiedeten sich von Herrn Dias, weil der Polizist die Jungs mit aufs Revier nehmen wollte, um die Aussagen aufzunehmen.
„Aber meine Mutter ist noch nicht da! Sie wollte mich auch von der Schule abholen!“, rief Patrick. Die Polizei fragte nach Patricks Festnetznummer. Sie riefen bei ihm Zuhause an. Als seine Mutter sich meldete und sie ihr sagten, worum es geht, brach sie in Tränen aus. Der Polizist beruhigte sie und reichte sie an Matteos Mutter weiter. Diese erklärte ihr, dass wirklich nichts Schlimmes passiert war, und dass Matteo der eigentliche Übeltäter war, aber beide noch eine Aussage bei der Polizei machen sollten. Sie würde Patrick danach heimbringen. Patricks Mutter entschuldigte sich, dass sie noch nicht an der Schule war. Es wären Handwerker da gewesen, sodass sie nicht auf die Uhrzeit geachtet hatte.
Den Jungs machte es auf dem Polizeirevier sogar Spaß. Für beide war es ein aufregendes Erlebnis. Nur nicht für Matteos Mutter. Sie war froh, als endlich alles erledigt war, denn sie hatte nicht viel Zeit.
Schließlich brachten sie Patrick nach Hause. Patricks Mutter kam aus dem Haus und lief zum Auto.
„Da seid ihr ja endlich!“, jammerte sie.
„Es ist alles gut gelaufen.“, beruhigte Matteos Mutter sie. „So sind Jungs in diesem Alter eben.“, fügte sie hinzu.
Patricks Mutter bedankte sich bei Matteos Mutter und alle verabschiedeten sich.
Als die beiden alleine im Auto saßen, sagte einige Minuten keiner ein Wort. Erst kurz vor der Ankunft fragte ihn seine Mutter, ob er Hunger hätte.
„Und wie!!!“,rief Matteo. „Ich könnte jetzt ein ganzes Schwein allein aufessen!“, prahlte er.
„Prima“, sagte seine Mutter, „so was Ähnliches gibt es heute auch.“
„Was denn genau?“, wollte Matteo wissen.
„Kein ganzes Schwein“, schmunzelte seine Mutter, „aber ich hoffe du bist auch mit Schweinelendchen zufrieden.“
„Ja klar, Mama, ich liebe Schweinelendchen!“, freute sich Matteo.
„Aber eins darfst du nicht vergessen“, warnte ihn seine Mutter.
Matteo schaute sie fragend an.
„Vor jedem Essen“, fuhr sie fort, „gibt es zuerst….“
Und Matteo beendete den Satz: „Hausgemachte Gemüsesuppe! „ach Mama,“, jammerte Matteo, „Mein Tag war doch schon hart genug!“
„Ja genau!“, konterte sie, „Und deshalb brauchst du etwas Warmes zur Stärkung!“ Sie grinste ihn dabei an und Matteo unterließ weitere Kommentare. Er schaute sie an und dachte dabei, wie froh er war eine so tolle Mama zu haben. Matteo beschloss nett zu sein und heute ganz brav seine Suppe auszulöffeln, um ihr eine Freude zu machen.
An diesem Abend musste Matteo nicht an seine Bettzeit erinnert werden. Er schlief schon fast beim Abendessens ein. Am Zähneputzen führte trotzdem kein Weg vorbei, doch gleich danach fiel er in sein Bett und schloss die Augen.
Doch dann fiel ihm ein, dass er doch noch nicht einschlafen durfte. Er hatte immerhin noch was zu erledigen. Sein großer Traum musste jetzt im Kopf durchgespielt werden.
Matteo stellte sich sein Ziel vor: Er sah die Umkleidekabine, seine neuen Fußballschuhe und wieder den Trainer, der hereinkam und sagte: „Matteo, du spielst heute!“
Matteo lächelte! Er schlief ein mit dem Gedanken, dass er ein wichtiger Spieler seiner Mannschaft war.
Am Wochenende stand das Heimspiel auf dem Programm. Matteo war sehr nervös. Er war sich sicher, dass sein Trainer ihn nicht aufstellte. Was sollte sein Vater von ihm halten? Alle wollten an diesem Wochenende zum Spiel kommen, weil es das letzte vor den Ferien war. Außerdem versprach es ein wunderschöner sonniger Tag zu werden.
Rund um den Sportplatz kam man sich dann vor wie auf einem Rummelplatz. Überall roch es nach Würstchen und Süßigkeiten. Auch viele Mädchen kamen zum Sportplatz und feuerten ihre Freunde an oder versuchten, einen netten Jungen kennenzulernen. Matteo war nicht so glücklich drüber, denn schließlich interessierten sich die Mädchen nur für die besten Spieler, und da gehörte er ja nicht dazu. Selbst wenn sein Trainer ihn aufstellen würde – was, wenn er einen riesigen Fehler machte und seiner Mannschaft damit schadete? Alle würden ihn ausbuhen und die Mädels würden ihn womöglich auslachen. Es würde sich überall herumsprechen, was für ein Versager er war. Allein die Vorstellung fand Matteo schrecklich.
Es war Freitag. Eigentlich freute er sich immer aufs Wochenende, nur heute nicht. Er wäre am liebsten schon im Fußballcamp. Matteo hatte aber noch zwei Klassenarbeiten nachzuschreiben. Heute wollte ihn seine Mutter in Englisch abfragen. Sie war streng, was die Schule anging. Deshalb lernte er lieber die unregelmäßigen Verben. Go, went, gone. - do, did, done. - Hear, heard, heard.- See, saw, seen.- sleep, slept,slept- Be, was,been.- lose, lost,lost- make, made,made- feel, felt,felt- come, came,come.- blow, blew, blown.- tear, torn, torn.- Uff! So ging es stundenlang. Matteo wollte keinen einzigen Fehler machen, wenn ihn seine Mutter am Abend abfragte.
Dann dachte er wieder an den nächsten Tag. Was kann ich bloß tun, damit es gut für mich ausgeht?, überlegte Matteo nervös. Er rutschte plötzlich auf dem Stuhl herum. In Gedanken war er überhaupt nicht mehr bei den englischen Verben. Alles, was ihn jetzt beschäftigte, war das morgige Spiel. Er bekam leichte Panik. Er fing an, an seinen Fingernägeln zu kauen, ohne es zu bemerken. Dann dachte er sich plötzlich: Ich stelle mir einfach vor, wie ich morgen ein Tor schieße. So sollte doch der sichere Weg sein, hatte die junge Frau mit den dunklen langen Haaren gesagt. Er würde sich freuen und zuversichtlich werden. Also schloss er seine Augen und stellte sich vor, wie er beim morgigen Spiel ein Tor schoss. Dann jubelte er in seinem Kinderzimmer. Wenn ich dasselbe heute Abend vor dem Schlafengehen mache, kann morgen doch eigentlich nichts schief gehen, dachte er. Zumindest war er nicht mehr nervös. Matteo konnte sich jetzt wenigstens wieder auf seine unregelmäßigen englischen Verben konzentrieren.
Am Nachmittag, als er die Hausaufgaben fertig hatte und es Zeit für das Abendbrot war, kam Matteos Mutter in sein Zimmer und fragte: „Und Schatz, bist du bereit für unsere Abfragestunde??“ Dabei zwinkerte sie ihm frech von der Türe aus zu.
„Ja, ich bin bereit!“, sagte Matteo entschlossen.
„Na gut“, freute sich seine Mutter, „dann gib mir mal das Abfragebuch und lass uns loslegen Baby!“ Matteo nervte es, wenn seine Mutter so überdreht und gut gelaunt war. Dann scherzte sie immer so albern rum, und nannte ihn wie eben: „Baby“ …..Er hasste dieses „Baby“. So nannte man sich doch gegenseitig, wenn man ein Liebespaar war, aber doch nicht zwischen Sohn und Mutter.
Dann sagte sie: „Komm!“
Matteo schaute sie abwartend an. Schließlich fragte er: „Was, komm?“
„Na, sag du es mir, mein Kind. Was hast du denn den ganzen Tag geübt?“
„Das heißt: „Kommen.“ Du musst „kommen“ sagen“, motze Matteo.
„Also gut. Sag mir „KOMMEN“ auf Englisch“, lenkte sie gnädig ein.
„Come, came, come”, antwortete er.
“Guuuut,“ freute sich seine Mutter. „Hören“....
Sie machte mit ihm alle Verben durch, dabei machte Matteo vier Fehler. Deshalb wiederholte sie alles noch einmal. Wieder machte Matteo zwei Fehler. Er wurde schon müde, aber seine Mutter wollte es so oft mit ihm wiederholen, bis er keine Fehler mehr machte. Die Verben, die er falsch sagte, fragte sie zwischendurch immer wieder. Insgesamt wiederholten sie alle Verben sechs Mal. Dann konnte er es fehlerfrei. Seine Mutter war stolz auf ihn.
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