Gernot Schroll
Mein Gefängnis
Trugbild der Sinne
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Gernot Schroll Mein Gefängnis Trugbild der Sinne Dieses ebook wurde erstellt bei
Mein Gefängnis: Trugbild der Sinne
April 22, 2016
Mir fehlte jegliche Erinnerung.
Er wollte Hasch Brownies probieren;
Seit diesem Tag, wachte ich nun jede Nacht,
Ich erinnerte mich daran,
Nach wie vor saß ich vor der E-Mail –
Die Leute im Auslandssemester liebten mich
Wie sehr ich sie hasste.
Nein, nicht so –
Mehr und mehr zog ich mich zurück;
Ich dachte an morgen und sah nichts;
Meine Beine waren nicht stark genug,
Die immer stärker werdenden Merkwürdigkeiten
Am Weg zum Eingang seiner Praxis
Ich fühlte mich ertappt
Ich war verzweifelt und hilflos;
Meine Mutter durfte
Von der Sitzung erwartete ich mir die Welt
Es war am Skikurs;
Die Attacken kamen häufiger
Als das Kribbeln nachließ,
Mein Stiefvater weinte
Mai 29, 2016.
Danksagung
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Mein Gefängnis: Trugbild der Sinne
Ein ungefilterter Einblick in die Gedankenwelt eines zunehmend wahnhaft werdenden jungen Mannes, der kurz vor dem Abschluss seines Studiums in eine schwere Depression schlittert.
von Gernot Schroll
Die Handlung beginnt einige Wochen vor meinem Nervenzusammenbruch und der darauffolgenden Einlieferung in eine psychiatrische Anstalt. Die Diagnose lautete: „Schwere Depression mit narzisstisch, ängstlich vermeidender Persönlichkeitsstörung“. Auf den folgenden Seiten schildere ich wie mich eine Kombination aus Narzissmus, Angst und Verdrängung beinahe in einem, abwechselnd durch Selbstverliebtheit und Selbsthass angetrieben, Sog, ertrinken ließ.
Dieses Buch soll illustrieren, wie es im Inneren eines schwer depressiven und zunehmend psychotischen jungen Menschen, der verzweifelt den Anschluss an eine Gesellschaft - die er eigentlich so hasst - sucht, aussieht. Ein junger Mensch, der jahrelang vor der Realität geflüchtet war und sich seine eigene Welt aufbaute, weil ihn die Wirklichkeit und später, vor allem die eigene Gewöhnlichkeit, zu sehr schmerzten.
Ich hoffe, dass ich Ihnen durch die teilweise furchtbar arrogante und dann wieder so ängstlich hilfesuchende Erzählweise meine damalige innere Zerrissenheit vermitteln kann.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich zur Struktur - oder mehr Strukturlosigkeit - dieses Buches äußern. Durch das bewusste Weglassen von Kapiteln oder Tagen, wollte ich das Gefühl der Depression reflektieren: den Verlust jeglichen Zeitgefühls, der Gleichgültigkeit des Wochentages oder der Uhrzeit sowie auch das Fehlen jeglicher Struktur im Alltag. Ich hoffe sehr, dass ich mit diesem Stilmittel zur Authentizität meiner Geschichte beitragen kann und dies nicht dem Lesevergnügens zu Lasten fällt.
Ich begann dieses Buch nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus zu schreiben, da ich merkte, dass mir das Schreiben dabei half, die teils sehr traumatisierenden Ereignisse aufzuarbeiten und weil ich wusste, dass mein Gehirn schon bald versuchen würde, möglichst viele dieser teils so düsteren Erinnerungen aus meinem Gedächtnis zu löschen. Nach und nach kam mir dann die Idee, meine Geschichte zu veröffentlichen, als eine Art Rettungsring für Ertrinkende im kalten dunklen Meer der Depression.
Damals hätte ich mir nichts sehnlicher gewünscht als solch einen Rettungsring und ich hoffe, dieses Buch kann für den ein oder anderen als solcher dienen, denn obwohl meine Geschichte teils schockierend und abstoßend, teils verstörend und traurig sein mag, ist es doch eine Geschichte über Hoffnung; ein Gefühl, das einem die Depression nimmt und mit ihm all seine Wurzeln - so als hätte man nie gewusst, wie es sich anfühlt.
Dieses Buch ist für Menschen, die verzweifelt sind und keinen Ausweg mehr sehen.
Dieses Buch ist für Angehörige, die einfach nicht nachvollziehen können, was in ihrem kranken Mitmenschen vorgeht und wie sie diesem helfen können.
Dieses Buch soll auch dazu dienen, Frühwarnzeichen einer Depression oder einer Persönlichkeitsstörung zu erkennen und dementsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Dieses Buch ist natürlich auch für all diejenigen, die einfach daran interessiert sind, in das Gehirn eines kranken Menschen einzutauchen.
Doch vor allem soll dieses Buch dazu dienen, dass Stigmata rund um psychische Krankheiten und deren Behandlung, endlich aus unserer Gesellschaft verbannt werden. Zu viele Menschenleben hat die Stigmatisierung seelischer Schmerzen gekostet; ein Mensch mit einer psychischen Krankheit darf nicht weniger respektiert werden als ein Mensch mit einer körperlichen.
Ich habe lange mit mir gerungen, dieses Buch tatsächlich zu veröffentlichen. Die Vorstellung, meine intimsten Gedanken mit der Öffentlichkeit zu teilen, machte mir große Angst. Fragen wie, was würden die Menschen in meinem Umfeld von mir denken bis zu, werde ich jemals eine Frau oder einen Job finden, nachdem ich all meine Ängste und Fehler preisgegeben habe, beschäftigten mich. Einige Zeit dachte ich sogar darüber nach, dieses Buch unter einem Pseudonym zu veröffentlichen, um mich vor dieser Entblößung zu schützen.
Doch ich kam zu dem Entschluss, dass es dem Zweck dieses Buches widersprechen würde, denn wie kann ich all diese Tabus und Stigmata rund um psychische Krankheiten bekämpfen, wenn ich mich aus Scham und Furcht vor genau diesen hinter einem Pseudonym verstecke.
Ich bin bereit, Ihnen Dinge zu erzählen, die ich in diesem Ausmaß noch niemandem erzählt habe. Bereit dazu, meine Privat- sowie Intimsphäre aufzugeben, denn kann ich auch nur einen Menschen dadurch von einem ähnlichen Schicksal wie meinem bewahren, dann war es das wert.
Hier erzähle ich meine Geschichte und gewähre einen absolut ungefilterten Einblick in die Gedankenwelt eines psychisch kranken Menschen.
Hoffen und Bangen: Wo kann er nur sein? Lebt er noch?
Ein Jahr später: Hiobsbotschaft: Mama verliert Papa.
Schmerz, Trauer, Existenzängste; aber endlich Gewissheit.
Grabstein muss gekauft, Begräbnis organisiert, Papierkram erledigt, Kinder gekleidet und gefüttert, Hausübungen kontrolliert werden.
Warum sind in der Schule alle so komisch zu mir?
Es bleibt keine Zeit, die so dramatischen Ereignisse zu verarbeiten.
Das Leben muss weitergehen. “Die Zeit heilt alle Wunden.”, heißt es – oder etwa nicht?
Mein Gefängnis.
von Gernot Schroll
Vorsichtig öffnete ich meine Augen, in der Hoffnung, es würde heute nicht so heiß sein wie an den Tagen zuvor. Ich öffnete den Vorhang und erlebte die erste Enttäuschung an diesem frischen Tag: die Sonne strahlte, der Himmel war blau und draußen war es vermutlich schon warm. Wie sehr hätte ich mir ein Wettertief gewünscht, nur ein paar Tage, an denen ich keine schiefen Blicke ernten würde mit meinen langen Ärmeln.
Widerwillig zog ich eines meiner neuerlich erworbenen Baseballshirts an, deren ¾ Ärmel meine verhassten Tätowierungen gänzlich verdeckten. Sukzessive hatte ich in den vergangenen Wochen meine T-Shirts durch diese Variante mit den längeren Ärmeln ersetzt. Damit war mir nicht so heiß wie mit herkömmlichen Langarmshirts und noch viel wichtiger, fiel es damit nicht zu sehr auf, dass ich keine T-Shirts mehr trug.
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