Ute Dombrowski
Tabu Bittere Erfahrungen
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Inhaltsverzeichnis
Titel Ute Dombrowski Tabu Bittere Erfahrungen Dieses ebook wurde erstellt bei
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Impressum neobooks
Tabu
Bittere Erfahrungen
Ute Dombrowski
1. Auflage 2017
Copyright © 2017 Ute Dombrowski
Umschlag: Ute Dombrowski
Titelfoto: Lisa Kabel
Lektorat/Korrektorat: Julia Dillenberger-Ochs
Satz: Ute Dombrowski
Verlag: Ute Dombrowski Niedertiefenbach
Druck: epubli
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors und Selbstverlegers unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Nachdem Katja und Karim sich zärtlich geküsst hatten, blieben sie noch einen Moment liegen.
„Ich vermisse dich jetzt schon“, sagte Karim leise, „und ich hoffe, du kommst in den nächsten Ferien wieder zu mir.“
Katja legte eine Hand auf seine Wange und streichelte ihn.
„Ich denke darüber nach, versprochen. Warum kommst du nicht einfach mit?“
„Du weißt doch, dass ich hier nicht wegkomme, so gerne ich auch mehr in deiner Nähe wäre. Ich habe viel zu tun und du hast ja Daniel.“
Katja war aufgestanden und packte nun ihre Tasche. Karim sah ihr dabei wehmütig zu. Sie hatte die Sommerferien in Südfrankreich verbracht. Am kommenden Morgen wollte sie wieder nach Deutschland fliegen.
„Karim, die Zeit mit dir war wunderbar, aber ich … ich liebe Daniel und wir sind verheiratet. Ich habe bei dir das bekommen, was ich dringend gebraucht habe: Abstand von dem ganzen Geschehen. Nun muss ich zurück und mich der Zukunft stellen. Daniel und ich leben zwar nicht zusammen, doch irgendwann muss eine Entscheidung her.“
Katja setzte sich auf die Bettkante und schaute Karim an. Sein enttäuschter und trauriger Blick hatte wieder einmal gezeigt, dass er doch nicht so abgeklärt war, wie er behauptet hatte. Als sie sich das erste Mal ungestüm geküsst hatten und Katja über ihn herfallen wollte, hatte er sie sanft von sich geschoben und den Kopf geschüttelt. Sie war im Nachhinein froh gewesen, dass er sie wieder einmal davor bewahrt hatte, einen falschen Schritt zu machen.
Karim seufzte und strich Katja zärtlich über den Arm. Wie gerne hätte er sich fallengelassen und wäre auf sie eingegangen, aber er saß zwischen den Stühlen und wollte es nicht noch komplizierter machen.
Katja hatte Daniels Brief nicht geöffnet. Der Umschlag lag verschlossen in der Erinnerungskiste bei den Fotos von Jannis. So blieb alles offen. Daniel hatte nicht gewagt zu fragen und sie auch zu keiner Entscheidung gedrängt, so sehr fürchtete er ihre Absage. Die beiden hatten sich in dem halben Jahr nach Silvester regelmäßig gesehen, liebten sich unendlich, aber der Schmerz war nicht fortgegangen.
Katja hatte eine Rückkehr auf das Weingut Tag für Tag, Woche für Woche hinausgeschoben, denn wenn sie dort übernachtete, riss sie jedes Mal ein Alptraum aus dem Schlaf. Immer und immer wieder kam das Bild, wie Daniel sie im Weinkeller mit Eva betrogen hatte, in ihr hoch. Liebevoll nahm er sie in den Arm, wenn sie schreiend im Bett saß, aber die Schreckensbilder kehrten jede Nacht zurück. Also schlief Katja in ihrem Haus, das jetzt wieder zu ihrer Insel, ihrem Rückzugsort geworden war. Ein Gefühl der Ohnmacht hatte sich bei den beiden breitgemacht und niemand wagte es, das Problem direkt anzusprechen.
So war Katja die Idee von Karim, den Sommer in Südfrankreich zu verbringen, gerade recht gekommen.
„Ich muss hier eine Weile weg“, hatte sie zu Daniel gesagt und sich unter Tränen von ihm verabschiedet.
„Kommst du wieder zurück?“
„Ach Daniel, natürlich komme ich zurück! Ich will den Kopf freibekommen, mal nicht an die Vergangenheit denken. Jeden Tag, verdammt, jeden Tag beschäftigt es mich! In dem Zustand kann ich hier nicht leben. Bitte sei nicht traurig. Ich melde mich.“
Schweren Herzens nahmen sie Abschied. Als Katja in Sanary angekommen war, hatte Karim sie in die Arme geschlossen. Sie hatten von der ersten Nacht an in einem Bett geschlafen, ohne miteinander zu schlafen. Marie war in Südafrika und so fragte niemand, was los war. Am Morgen hatten sie sich dann gegenseitig erklärt, dass Katja nur Nähe brauchte und Karim mit dem Arrangement zufrieden war. Dass es in ihm eigentlich ganz anders aussah, erwähnte er nicht.
Katja hatte schon überlegt, ob eine Beziehung mit Karim eine Perspektive wäre, aber sie war zu keinem Ergebnis gekommen. Sie wusste, er würde sogar ihre Liebe zu Daniel ertragen, aber dieses Gefühlschaos wollte sie ihm nicht antun. Vergeblich hatte sie versucht, die Vergangenheit und Daniel zu verdrängen. So redeten Katja und Karim einfach nicht darüber und lebten in den Tag hinein.
An ihrem neununddreißigsten Geburtstag besuchten sie Thea und Richard in Signes. Sie hatten für Katja eine kleine Feier vorbereitet.
„Alles Gute, Liebes, zu deinem Geburtstag. Wie geht es dir denn?“
Thea wusste nicht, ob sie sich freuen oder sorgen sollte. Sie war genauso wie ihr Mann verwirrt und traurig, dass Katja und Daniel, die sich doch so sehr liebten, noch nicht wieder gemeinsam im Weingut lebten.
„Wollt ihr euch scheiden lassen?“, fragte Thea später beim Abwasch.
„Im Moment ist das kein Thema. Aber jedes Mal, wenn ich im Weingut übernachte, werde ich fast verrückt. Es ist voller schöner, aber auch unangenehmer Erinnerungen. Ich bin hin und her gerissen, wenn ich immer wieder das Bild im Weinkeller vor mir sehe. Glaube mir, ich liebe Daniel, aber das Leben, wie es einmal war, ist zerstört.“
Katja war unendlich traurig und Thea strich ihr sanft über den Arm.
„Liebes, ich verstehe dich. Versucht es trotzdem weiter. Bitte!“, flehte sie. „Ich habe so Angst um Daniel. Er tut immer so abgeklärt, aber ich glaube, er ist sehr traurig, durcheinander und mit seinen Kräften am Ende.“
Katja kamen die Tränen. Sie konnte nichts mehr sagen und Thea nahm sie wortlos in den Arm.
Am Morgen ihres Heimfluges brachte Karim sie nach Toulon-Hyères. Er ließ ihre Hand nicht los und küsste sie lange.
„Ich habe dich sehr lieb und ich werde dich vermissen.“
Er legte die Arme um Katjas Taille und sie schaute zu ihm auf.
„Du wirst mir auch fehlen. Ich melde mich, wenn ich zuhause angekommen bin.“
Sachte strich sie ihm über die Wange. Noch einmal drehte sie sich um, winkte und ging zum Flugzeug. Daheim kam sie in ihr leeres Haus. Am Abend telefonierte sie zuerst mit Karim, bedankte sich für den Urlaub und berichtete über ihren Flug, danach rief sie Daniel an.
„Liebster, ich bin zurück, kannst du herkommen?“
Eine halbe Stunde später klingelte es und Katja flog in Daniels Arme. Er küsste sie liebevoll, sah glücklich, aber auch müde aus. Gerne hätte sie ihm erzählt, dass Karim sie mit viel Nähe getröstet, aber nicht mit ihr geschlafen hatte. Sie ließ es dann lieber bleiben, über ihre wirren Gefühle zu reden, als sie die tiefe Liebe in seinen Augen sah.
„Ich bin froh, dass du wieder da bist.“
Katja zog sich um und sie gingen bei ihrem Italiener essen. Sie berichtete vom Wetter, von den Ausflügen und fragte, was Daniel gemacht hatte. Natürlich hatte er rund um die Uhr gearbeitet. Das war seine Ablenkung gewesen, denn ihm war es in den langen, einsamen Wochen nicht viel besser ergangen als Katja. Er hatte sogar schon darüber nachgedacht, sich von Katja zu trennen und fortzugehen.
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