Maya Shepherd
Schattentochter
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Inhaltsverzeichnis
Titel Maya Shepherd Schattentochter Dieses ebook wurde erstellt bei
Liebe Schwester, Liebe Schwester, ich werde niemals aufhören dich so zu nennen, ganz egal, ob unsere DNA etwas anderes sagt. Wir wurden beide unser Leben lang belogen, aber ich kann Mum und Dad nicht einmal einen Vorwurf daraus machen. Irgendwie bin ich ihnen sogar dankbar, denn sonst wären wir vielleicht nie die geworden, die wir heute sind. Wir sind zusammen aufgewachsen, haben gemeinsam gelacht und geweint, aber vor allem haben wir uns mehr gestritten als jeder andere. Diese Streitereien sind es nun, die mir am meisten fehlen. Ich vermisse das wütende Funkeln in deinen Augen, wenn du dich zu Unrecht von mir beschuldigt gefühlt hast. Ich vermisse es dich anzuschreien, wobei unsere beiden Stimmen sich wie bei einem Duett gegenseitig in die Höhe treiben. Aber am meisten vermisse ich mich wieder mit dir zu vertragen und schluchzend in deinen Armen zu liegen – selbst wenn unsere Versöhnungen meist nicht länger als einen Tag angehalten haben. Du wirst immer meine Schwester bleiben, auch wenn ich nicht weiß wo du gerade bist oder wie es dir geht. Ich glaube fest daran, nein ich weiß, dass du dich von niemandem unterkriegen lassen wirst, daran kann auch ein Charles Crawford mit seinen Fomori nichts ändern. Verlass dich darauf, dass ich erst aufhören werde nach dir zu suchen, wenn ich dich gefunden habe! Ich kann mich zwar nicht in Schatten auflösen, Kontakt zu Toten aufnehmen oder die Kontrolle über einen fremden Geist übernehmen, aber es gibt nichts, das stärker ist als die Liebe zweier Schwestern. Du bist diejenige, die mir das immer wieder bewiesen hat! Endlich kann ich dich verstehen und so wie du mich niemals aufgegeben hast, werde auch ich dich niemals vergessen. Deine Schwester Winter
Eliza
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Danksagung
Impressum neobooks
ich werde niemals aufhören dich so zu nennen, ganz egal, ob unsere DNA etwas anderes sagt. Wir wurden beide unser Leben lang belogen, aber ich kann Mum und Dad nicht einmal einen Vorwurf daraus machen. Irgendwie bin ich ihnen sogar dankbar, denn sonst wären wir vielleicht nie die geworden, die wir heute sind. Wir sind zusammen aufgewachsen, haben gemeinsam gelacht und geweint, aber vor allem haben wir uns mehr gestritten als jeder andere. Diese Streitereien sind es nun, die mir am meisten fehlen. Ich vermisse das wütende Funkeln in deinen Augen, wenn du dich zu Unrecht von mir beschuldigt gefühlt hast. Ich vermisse es dich anzuschreien, wobei unsere beiden Stimmen sich wie bei einem Duett gegenseitig in die Höhe treiben. Aber am meisten vermisse ich mich wieder mit dir zu vertragen und schluchzend in deinen Armen zu liegen – selbst wenn unsere Versöhnungen meist nicht länger als einen Tag angehalten haben.
Du wirst immer meine Schwester bleiben, auch wenn ich nicht weiß wo du gerade bist oder wie es dir geht. Ich glaube fest daran, nein ich weiß, dass du dich von niemandem unterkriegen lassen wirst, daran kann auch ein Charles Crawford mit seinen Fomori nichts ändern.
Verlass dich darauf, dass ich erst aufhören werde nach dir zu suchen, wenn ich dich gefunden habe! Ich kann mich zwar nicht in Schatten auflösen, Kontakt zu Toten aufnehmen oder die Kontrolle über einen fremden Geist übernehmen, aber es gibt nichts, das stärker ist als die Liebe zweier Schwestern. Du bist diejenige, die mir das immer wieder bewiesen hat! Endlich kann ich dich verstehen und so wie du mich niemals aufgegeben hast, werde auch ich dich niemals vergessen.
Deine Schwester
Winter
Der Wagen hatte bereits vor Minuten die geteerten Straßen verlassen und holperte über einen unebenen Steinweg. Ich klammerte mich an der Armlehne der Tür fest, um nicht bei jedem Schlagloch von einer Seite zur anderen geschleudert zu werden. Dass auch noch meine Augen verbunden waren, machte es nicht besser. Dieser Einfall kam von Rhona, kaum, dass wir Wexford hinter uns gelassen hatten. Charles hatte scharf am Straßenrand gebremst. Sie war wortlos ausgestiegen, hatte die Tür aufgerissen, sich ihren grünen Seidenschal vom Hals gezogen und ihn mir über die Augen gelegt. An ihm haftete noch der Geruch ihres schweren Parfums, das sowohl nach Orangenblüten als auch Opium roch.
Susan, meine Mum, die eigentlich meine Tante war, hatte Parfum nur zu besonderen Anlässen benutzt. Sonst hatte sie immer nach einer Mischung aus Seife, ihrem Shampoo, unserem Waschmittel und dem Essen, das sie gekocht hatte, gerochen. Ich vermisste sie schon jetzt. Was gäbe ich dafür, wenn sie neben mir auf der Rückbank der Limousine sitzen, meine Hand halten und mir beruhigend zuflüstern würde, dass alles gut werden würde. Mummy kümmert sich schon darum. In den letzten Jahren hatte ich nicht viel Wert auf ihre Nähe gelegt. Ich hatte sie regelrecht von mir gestoßen, schon lange bevor ich durch einen Zufall herausgefunden hatte, dass sie und Dad mich adoptiert hatten. Aber gerade wollte ich nichts mehr, als meinen Kopf an ihre Brust zu drücken und ihre sanften Hände auf meinem Rücken zu spüren.
Obwohl Rhona und Susan Schwestern waren, hätten sie kaum unterschiedlicher sein können. Susan war sanft, gutmütig, geduldig und voller Liebe. Sie hatte Mona, die nach Liams Tod völlig alleine gewesen war, bei uns aufgenommen und sie vom ersten Moment an wie ihr eigenes Kind behandelt, ohne auch nur Fragen zu stellen. Auch mir gegenüber hatte sie sich nie anders als Winter gegenüber verhalten.
Rhona hingegen erschien mir selbstsüchtig, kalt und berechnend. Sie hatte mich nach meiner Geburt einfach bei ihrer Schwester zurückgelassen, weil ihr die Verantwortung für ein kleines Kind zu groß gewesen war. Danach hatte ich sie nicht mehr als vielleicht fünf Mal in meinem ganzen Leben gesehen. Sie hatte sich auch nie nach mir erkundigt. Es war ihr egal, was aus mir wurde. Genauso wie ihr egal war, dass sie mir mit ihrem dämlichen Schal die Haare am Hinterkopf einklemmte, sodass es unangenehm ziepte.
„Es ist sicherer für dich, wenn du nicht weißt, wo wir hinfahren“, zischte sie lediglich bevor sie die Autotür wieder zuschlug und zurück auf den Beifahrersitz stieg. Es war ein Wunder, dass sie nicht einfach dabei zugesehen hatte wie Charles mich aus Rache für den Tod seines Sohns, meinem Halbbruder, Will hatte töten wollen. Wenn wenigstens sein Geist noch bei mir wäre. Aber ihn hatte ich in dem Moment verloren, als ich mir selbst hatte verzeihen können, was ich ihm angetan hatte.
Wir waren bereits seit mehreren Stunden unterwegs. Anfangs hatte ich noch versucht zu zählen wie oft wir nach links oder rechts abbogen, aber es war sinnlos. Zumindest schienen wir uns noch in Irland zu befinden, denn wir hatten weder eine Fähre noch ein Flugzeug bestiegen. Aber selbst wenn, wäre es egal gewesen. Ich wollte nicht, dass jemand nach mir suchte. Nur weil mein eigenes Leben die absolute Katastrophe war, musste ich nicht auch noch meine Freunde mit hineinziehen. Ich hatte ihnen allen schon genug zugesetzt, dabei dachte ich vor allem an Winter und Lucas. Sie waren ohne mich besser dran – das hatte das Jahr, in dem ich verschwunden gewesen war, bewiesen. Lucas stand kurz vor seinen Abschlussprüfungen und sollte sich nicht von mir ablenken lassen. Er hatte immer Medizin studieren wollen und ich wusste, dass er einer der besten Ärzte werden würde, die unser Land zu bieten haben würde. Ich stand ihm dabei mit meinen ganzen Problemen nur im Weg.
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