Maya Shepherd
Schneerose
Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis
Titel Maya Shepherd Schneerose Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog
Lia Green
Orlando Moundrell
Lia Green
Orlando Moundrell
Lindsay Sullivan
Mike Chapman
Mary Cromwell
Orlando Moundrell
Lia Green
Orlando Moundrell
Lia Green
Orlando Moundrell
Chasity Moundrell
Lia Green
Claudia le Boursier
Lia Green
Orlando Moundrell
Lia Green
Lindsay Sullivan
Vivienne Tussaud
Lia Green
Tru Wilson
Orlando Moundrell
Lia Green
Mary Cromwell
Tru Wilson
Orlando Moundrell
Lia Green
Mike Chapman
Mary Cromwell
Tru Wilson
Chasity Moundrell
33. Claudia le Boursier
Orlando Moundrell
Lia Green
Lindsay Sullivan
Mary Cromwell
Tru Wilson
Chasity Moundrell
Kain
Lia Green
Lilith
Lia Green
Quellenangaben
Das Copyright der Textauszüge aus Liedern liegt bei folgenden Rechteinhabern:
Ich danke…
Impressum neobooks
Ihre Füße sind blutig und verbrannt von dem heiß glühenden Sand der Wüste. Die Sonne knallt auf ihren unbedeckten Kopf, sodass sich die Haut ihres nackten Körpers bereits zu schälen beginnt. Vor Wassermangel sind ihre Lippen gesprungen und aufgerissen. Sie wirkt dem Tode geweiht, doch der Schein trügt. Wie eine Schlange wirft sie nur ihre alte Haut ab, um in neuer Blüte wieder aufzuerstehen.
Aber selbst mit geschuppter Haut und kaum noch menschlichen Gesichtszügen würde ihr jeder Mann, der sie nur für den Bruchteil einer Sekunde erblickt, unwiderruflich verfallen. Einer Fata Morgana gleich würde er sich vor ihre verkohlten Füße werfen, bereit zu tun, was auch immer sie von ihm verlangt. Ohne wenn und aber. Doch sie würde nur an ihm vorbei gehen, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, während er vor Kummer und Sehnsucht nach ihr vergehen würde. Nicht ein Mann wird es je wieder wert sein, dass sie ihre blutroten Augen auf ihn richtet.
Verrat ist der treueste Begleiter des Mannes. Den Ersten verließ sie aus freien Stücken, weil er ihren Stolz brechen wollte, um sie sich zur willenlosen Sklavin zu machen. Der Zweite, der ohne sie nicht mehr über diese Welt wandeln würde, verstieß sie aus Angst ihr untertan zu sein. Sie nahm den Verlorenen auf, als er einsam war und gab ihm Nahrung, Wärme und Liebe. Eine Liebe, welche die Ewigkeit hätte überdauern können. Aber er zog die Unwürdigen ihr vor, weil er ihre Schönheit und Macht erkannte und wusste, dass er nie mit ihr gleichgestellt sein würde.
Es wäre ein Leichtes gewesen ihn auszulöschen, doch gebietet sie über die Zeit. Ihr Leben ist länger als das einer jeden anderen, warum sollte sie also sofort beenden, womit sie sich Jahrhunderte die Zeit vertreiben kann? Geduld ist eine Tugend über die nur die Wenigsten verfügen, doch sie kann warten. Sie wird sich im Verborgenen als stille Beobachterin halten, solange bis er anfängt sich in Sicherheit zu wiegen, denn vergessen könnte er sie nie. Niemand, der ihr je begegnet ist, könnte sie vergessen.
Getrieben von Hass setzt sie Tag und Nacht einen Schritt vor den anderen. Es bleibt ihr die Unendlichkeit, um ihre Rache zu planen. Und wenn sie dann eintritt, wird keiner sie erwarten, wodurch sie nur noch grausamer und erbarmungsloser sein wird.
Sie wird seine widerwärtige Schöpfung zerstören bis nicht mal mehr eine von seinen Kreaturen übrig bleibt, denn sie sind schwach und ohne Hoffnung. Anders als ihre Kinder, die vor Schönheit und Stärke erstrahlen werden. Sie sollen die wahren Bewohner der Erde sein. Perfekt bis ins kleinste Detail, mit einem Kopf, der zum Denken und Herrschen, und nicht nur zur Zierde da ist.
Als ihre Füße endlich den Strand des roten Meeres erreichen, zischt das Wasser als es sie berührt. Es verbrennt auf ihrer heißen Haut wie auf glühenden Kohlen und umflutet sie mit einem dampfenden Nebelschleier, während sie weiter in die See tritt. Der Dunst breitet sich über den gesamten Strand aus. Erst als sie den Ozean wieder verlässt, lichtet sich der Nebel. Ihr Haar erstrahlt feuerrot in der untergehenden Sonne und bildet einen Kontrast zu ihren smaragdgrünen Augen. Verschwunden ist die schuppige, verbrannte Haut, an derer statt sich neue gebildet hat, welche weicher und straffer ist als die eines neugeborenen Babys.
Die Göttin des Lebens ist erwacht, so jung wie die Welt selbst und erst wenn die Erde zerbricht, wird sie aufhören zu sein.
Ganz klein hat sie sich auf dem harten Stuhl gemacht und richtet ihren Blick stur gerade aus. In ihrem rechten Ohr steckt ein Kopfhörer aus dem, nur für sie hörbar, die ersten Töne von Metallicas „Nothing else matters“ dringen. Mit dem linken Ohr sollte sie eigentlich der Predigt ihres Geschichtslehrers über die Auswirkungen des ersten Weltkriegs zuhören, doch stattdessen lauscht sie jeder anderen leise gezischten Stimme in dem viel zu vollen Klassenzimmer, nur nicht Mr. Attkins. Durch ihren Platz in der letzten Reihe sieht sie wenigstens wenn die anderen Schüler sich, wie sie glauben, unauffällig zu ihr umdrehen, um dann miteinander zu tuscheln. Auch wenn sie, dank der Musik, nicht jedes Wort ihrer Gespräche mitbekommt, spürt sie doch immer ihre gehässigen Blicke auf sich. Sie legen sich wie ein Seil eng um ihren Hals und umschließen ihn gerade so feste, dass es unangenehm drückt und sie manchmal, wenn es all zu schlimm ist, nach Luft schnappen lässt, aber nie feste genug, um sie umzubringen.
Es ist eine Last, die sie täglich aufs Neue dazu bringt, sich überwinden zu müssen in die Schule zu gehen. Einmal ist sie bereits wegen zu vieler Fehlstunden sitzen geblieben. Wenn sie dieses Schuljahr wieder nicht schafft, schmeißt sie die Scarborough Grammar School endgültig raus und wenn sie von der Schule fliegt, fliegt sie auch Zuhause raus. Da hat ihr Vater keine Zweifel dran gelassen. Es interessiert ihn nicht warum sie nicht hingeht, er verlangt nur, dass sie hingeht. Sie muss nicht mal gut sein, sondern soll nur bestehen. Oft sagt er, dass ihm seine Arbeit auch keinen Spaß machen würde, aber er trotzdem hingehen müsse. Doch das fällt Lia schwer zu glauben, wenn sie sieht, wie oft ihr Vater beruflich unterwegs ist. Die Stunden, die er in der Woche daheim verbringt, kann sie an einer Hand abzählen.
„Hast du ihre Augenringe gesehen?“, tönt es von der Bank vor ihr, wobei Tracy eine ihrer blonden Locken um ihre in grellem Pink lackierten Fingernägel wickelt. Eine Duftwolke ihres zu starken Parfüms weht zu Lia und lässt ihre Augen brennen.
„Sie sieht aus wie 40“, gibt Tracys Busenfreundin Sarah zurück und schielt dabei abfällig über ihre Schulter zu Lia, die schnell den Kopf senkt und so tut als würde sie sich auf ihre Notizen konzentrieren, obwohl ihr Blatt leer ist. Das Parfüm ist so stark, dass ihr Kopf zu schmerzen beginnt.
„Verdammter Psycho! Die Typen wollen die doch auch nur für das Eine!“, zischt Tracy mit einem herablassenden Lächeln und einem triumphierenden Blick auf Lia. Sie weiß ganz genau, dass Lia sie hören kann. Erst das gibt ihr den Kick.
Für einen Moment ist es still und Lia hofft bereits, dass es das für heute an Lästereien war während sie gegen das Engegefühl in ihrer Kehle anschluckt, doch da ergreift Sarah wieder das Wort. Verzweifelt hat sie die ganze Zeit nach einem Punkt gesucht mit dem sie Tracy erneut für sich begeistern kann.
„Guck mal wie rissig ihre Lippen sind, wer weiß was sie damit die halbe Nacht wieder gemacht hat. Was für eine Schlampe!“
Читать дальше