Christa Müller - Tango ohne Männer

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Erzählt wird, ausgehend von Elsas Tod ihr Leben, das vielfältig verknüpft ist mit den Leben und Schicksalen der älteren Generation und, über die Erzählerin, mit dem der Tochter und der Enkel.
Der Augenblick des Todes wird für Elsa identisch mit dem Moment der Befreiung und des Glücks. Die harte Arbeit des Erinnerns, die ihre Tochter geleistet hat, geht über das Beschreiben des Gewesenen hinaus. Sie schafft einen geschlossenen Raum, in dem sich innen und außen begegnen.
Tango ohne Männer ist ein bemerkenswertes Buch.
(Waltraud Lewin in
Berliner LeseZeichen, Ausgabe 4/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999)

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Morgennachrichten: Am gestrigen Abend gegen zwanzig Uhr fünfundzwanzig, stieß kurz vor dem Leipziger Hauptbahnhof der ausfahrende Personenzug nach Halle mit dem einfahrenden Eilzug von Halberstadt zusammen.

Nachmittags meldete der Rundfunk: Neunundfünfzig Tote und hundertfünfzig Schwerverletzte.

Menschen waren tot, die zur Ankunft der Friedensfahrer in die Stadt gekommen waren und vom Jubel im überfüllten Stadion statt nach Hause in Leichenhallen gelangten.

Am Ende so ein Unglück, hatte Ida Teubler gesagt. Elsa hätte die Worte der Mutter nun deuten können.

Karl Teubler, auf seinem Sterbebett, hatte von Elsas Männern gesprochen. Hatte gesagt: Verlassen wirst du sein von deinen Kerlen und von deinem Kinde.

Sie hatte es nicht glauben wollen. Ich, zehnjährig, stand dabei und sah es ihr an und fürchtete mich vor seinen Augen, die mich von weither anblickten, als er zu mir sagte: Dir, Füchsken, wird es genauso gehen. Das ist dein Erbteil. Und sei nicht so stolz, Maria!

Im Mai Neunzehnhundertsechzig, am zehnten Morgen nach dem Eisenbahnunglück, erlöste anhaltendes Klingeln an der Tür Elsa aus dem ohnmächtigen Staunen vor der Leichtigkeit, mit der sich ihre Zähne wiederum aus Ober- und Unterkiefer lösten, als die Zunge am Gaumen entlangglitt.

Die Türklingel schrillte wie besessen.

Elsa fuhr aus dem Bett, stürzte zum Fenster. Niemand stand vor der Haustür. Das Geschrill brach ab. Die Stille, die ihm folgte, war ihr fürchterlich. Als Schritte hörbar wurden, die schweren Schritte Elisabeths, im Durchgang des Vorderhauses dumpf, im Hof hell, hob das die eisige Lähmung in Elsas Brust nicht auf. Sie konnte ihre Schwester erst sehen, als die an die Ecke des Gebäudes gelangte, das quer zum Vorderhaus stand und in dem Elsa wohnte. Elisabeth hob ihr verschwollenes Gesicht und rief: Mach schnell! Das Taxi wartet. Bei dem Wort Taxi spürte Elsa einen Stich zwischen Herz und Magen, danach schien eine Nervenbahn durchschnitten zu sein. Sie sah ihre Hände nach Strümpfen und Schuhen fassen. Ihr Blick mied den Spiegel.

Elsas Pupillen waren weit. Über ihrer Oberlippe stand Schweiß auf aschgrauer Haut.

Elsa schloss die Tür ab. Elisabeth sagte: Vor zwei Stunden war Mutter noch bei Bewusstsein. Sie gingen zwischen Noas Apfelgarten und dem Hinterhaus, dann zwischen Noas Kirschgarten und dem Trockenplatz zum Vorderhaus und ihre Absätze klopften auf die Steine, mit denen der Hof gepflastert war und dröhnten auf dem Zement im Durchgang zur Straße.

Sie waren durch Morgensonne gegangen. Elsa begriff es im Schatten der Häuserzeile. Dort stand das Taxi. Sie zitterte, denn sie fror.

Was tust du mir an? Elsa dachte es nicht eigentlich. Sie dachte gar nichts. Etwas in ihr dachte. Eine Stimme, die sich Gehör zu verschaffen trachtete. Unablässig. Bis sie sie wahrnahm. Ihre eigene Stimme. Fern, hell, kindlich: Was tust du mir an?

Was tue ich dich an? Na was? Das war die spöttische Zunge der Mutter, die nach dreißig sächsischen Jahren zwar das breitste hörder Westfälisch abgelegt, aber nach wie vor so gut wie nie einen Dativ benutzt hatte, die Elsas Klage nachzuäffen schien.

Elisabeth legte den Arm um die kleine Schwester. Die ergab sich diesem Arm nicht. Ihre Schultern waren wie aus Holz.

Ida Teubler lag hinter einem Wandschirm. Ihr Mund stand offen. Sie atmete schwer. Die Augenlider waren zugeschwollen. Die Haut über den Wangenknochen hatte sich lila gefärbt. Auf Stirn und Wangen lag tiefe Röte, reichte hinab in den Ausschnitt des Hemdes, aber das Kinn war weiß. Dort stirbt sie zuerst, dachte Elsa.

Eine Krankenschwester maß der Mutter den Puls. Elsa blickte auf den Sand, der durch die Einschnürung des zierlichen Glases rann, als sähe sie das zum ersten Mal und dachte erstaunt: So ist das?

Ganz genau so! Die gewöhnliche Antwort der Mutter. Elsas Gedächtnis lieferte sie ihr reflexhaft zu. Die Mutter lag in den Kissen und nichts deutete darauf hin, dass sie wahrnahm: zwei ihrer Töchter wachten bei ihr.

Schüttel die Federn auf, sagte Elisabeth. Sie schob ihren Arm unter den Nacken der Mutter und hob deren Oberkörper an und Elsa tat wie ihr geheißen. Kissen und Hemd waren vom Fieberschweiß nass. Elsa drehte das Kissen um.

Elisabeth verlangte ein frisches Hemd für die Mutter, ein im Rücken offenes Hemd, und ging der Krankenschwester zur Hand.

Niemals hatte Elsa die Mutter so nackt gesehen. Sie blickte verzagt auf den Leib, den die Frauen entblößten, dessen großer Nabel Mittelpunkt glänzender, zu Hüften und Schenkeln verlaufender Schwangerschaftsstreifen war. Die riesenhaften, schwärzlich geäderten Brüste, herabgesunken zu diesem Narbenkranz, hoben und senkten sich im unregelmäßigen Rhythmus mühevollen Atmens. Die Brustwarzen glichen in der Färbung den Hämatomen in ihren Ellenbeugen.

Elisabeth und die Krankenschwester legten der Mutter das frische Hemd an und wechselten das Stecklaken unter dem breiten Gesäß.

Die Frauen gingen energisch um mit dem massigen Fleisch. Wälzten es vom Rücken auf die Seite und wieder auf den Rücken, zogen das Leinen straff und schichteten Zellstoff zwischen die gedunsenen Schenkel. Sie schienen so etwas wie Zufriedenheit zu erreichen, als sie die Decke über dem Leib glatt zogen. Die Stationsschwester kam und fragte, ob sie Frühstück wollten.

Ja, sagte Elsa.

Sie verspürte rasenden Hunger, tauchte den Zwieback in Milchkaffee und stopfte ihn sich in den Mund, aß auf, was eine Stationshilfe für sie und Elisabeth gebracht hatte. Für Momente irritierte sie die Weichheit in Elisabeths auf sie gerichteten Blick. Ihre Augen suchten die Augen der Mutter. Die lag unverändert und schlürfte die Luft, als dürste sie nach ihr. Elsa schien es, als blitze zwischen den geschwollenen Lidern über den Tränensäcken ein Spalt, durch den die Seele hinauslugte aus dem gepeinigten Fleisch.

Jetzt brauchte Elisabeth nicht mehr zu bestreiten, dass zu der Mutter Gestalten kamen, die sagten: Komm mit! Sie waren Nacht für Nacht gekommen. Nun war heller Tag, und Ida Teubler sah sie hinter zugeschwollenen Lidern und redete, den Töchtern unhörbar, mit ihnen:

Kommt ran! Meine Mädchen sind bei mich. Zwei von die Drei. Luise hats weit. Die Elli, ehe sie beim Elsken schellte, hat nach sie telegrafiert. Für die Polizei. Von Dortmund nach Leipzig gehts nicht ohne Stempel. Wie nicht von Hörde nach Aplerbeck, als wir den Franzosen hatten. Geduldigt euch!

Willi, dachte sie wie so oft, auf dich brauch ich nicht warten. Du bist schon dort. Nun komm ich zu dich. Aber diesmal vernahm sie seine Stimme, wie sie fragte: Mutter?

Willi!, rief sie. Williken!

Von den Gestalten, die sie umgaben, starrte eine aus seinen Augen sie an. Es waren seine Augen. Er kannte sie nicht mehr. Sie sah es. Sie sah sich hinein in diese Augen, die sie den Rest ihres Lebens auf jenem Foto über dem Küchensofa in ihren Zwiegesprächen, die sie allein bestritt, angeblickt hatte und die beständig an ihr vorbei gesehen hatten.

Williken!

Mutter? Du?

Ja Kind. Sie seufzte. Wie du mich nich anguckst! Erinnerst du dich an die Platane im Hof? Wir konnten sie vom Fenster in die Krone sehn.

Sie hielt seinen Blick fest, um ihm zu sagen, was sie Jahre hindurch beschäftigt hatte: Wo du gefallen bist, träumte mich: Ich lag im Schlafzimmer tot, und in die Platane vorm Fenster hackten zwei Spechte auf sich los. Eins mit den Schnabel in die Brust vom andern. Die Federn ganz blutich. Die Platane war hoch wie das Haus vis-à-vis. Ist in Schutt und Asche gefallen. Vierter Dezember dreiundvierzig. Der Baum steht noch. Willi, was sächst du nix? Auch in dein Urlaub warst du stumm wie ein Fisch.

Im Fieber stattete sie ihn mit Worten aus, tausendmal gedacht, hin und her gewendet in ihren stummen und lauten Gesprächen mit dem Toten.

Was denn, Mutter? Was soll ich sagen?

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