Die Stachelannone gilt in den Medien als ein Superfood mit sehr vielen heilenden Kräften. In der Krebstherapie wird sie erfolgreich unterstützend eingesetzt, und auch die Blätter werden in Gambia von vielen Kranken als Tee, wegen ihrer antibakteriellen Wirkung aber auch zur Vorbeugung getrunken. Das weiße Fruchtfleisch ist wegen seines süßsauren Geschmacks und seiner cremigen Konsistenz so lecker, dass es gerne für Desserts verwendet wird.
Guavenbäume sind recht kleine Bäume. Da sie keinen dicken Hauptstamm haben, wirken sie eher wie Sträucher. Ihre Früchte sind klein, von außen sehen sie aus wie Limetten, doch das Fruchtfleisch ist sehr süß. Den jungen grünen Blättern sagt man nach, dass sie als Tee oder direkt gekaut Durchfall sofort stoppen können.
Der Niembaum ist ein sehr großer Baum mit gelben Früchten. Die Samen in den Früchten bewirken Großartiges. Eigentlich jeder Teil des Baumes. Denn der ganze Baum wirkt anti-bakteriell und antiviral. Auch gegen Pilzerkrankungen soll der Niembaum sehr wirksam sein. Er vertreibt Insekten, und die kleinen Zweige des Baumes werden gerne als natürliche Zahnbürste verwendet.
Selbst Bauern rund um Berlin haben inzwischen den Wert des Niebaums erkannt. Die Reste der Sud-, Öl- oder Pulverherstellung eignen sich hervorragend als natürlicher Insektenvernichter. Übergießt man sie mit kochendem Wasser und lässt sie einige Stunden stehen, ist das beste Insektenvernichtungsmittel bereit für den Einsatz.
Wunder wirkt das Niembaum-Öl auch bei Schrunden an den Füßen. Ein paar Tropfen auf die Schrunden geben, und sie schließen sich quasi über Nacht.
Geschenke der Natur: Früchte
Gambia ist sehr reich an wohlschmeckenden, nahrhaften und auch noch heilenden Früchten.
Überhaupt gibt es hier so viele interessante Früchte. Die Tallo z. B. ist eine kleine, runde, grüne und harte Frucht mit einer braunen Schale. Sie eignet sich auch gut, um Saft daraus zu machen. Dafür wird sie geschält und über Nacht in Wasser eingelegt. Am nächsten Tag gibt es einen herrlich erfrischenden grünen Saft.
Die Stachelannone soll das Superfood Nr. 1 gegen Krebs sein. Über sie schrieb ich bereits im Abschnitt Heilpflanzen, denn sie nicht nur ein leckeres Superfood, sondern auch eine sehr wirksame Heilpflanze.
Orangen, soweit das Auge reicht! Wenn sie reif sind, sind sie grün. Es gibt sie alle, von sehr sauer bis sehr süß. Wir hatten drei Bäume im Garten, doch dann kam eine weiße Fliege, die Blätter und Früchte angriff, und alle Orangenbäume mussten gefällt werden. So haben wir leider keine eigenen mehr, doch zur Erntezeit stehen am Straßenrand alle paar Meter junge Männer, die geschälte Orangen verkaufen
Bananen – sehr klein, aber sehr süß. Das sind die besten. Aber es gibt auch noch einige andere Sorten, bis hin zu Kochbananen.
Iss zwei Mangos, und du bist so satt, dass du kein Mittagessen mehr brauchst. Es gibt sehr viele Sorten, ähnlich wie bei uns die Äpfel, und sie reifen auch zu unterschiedlichen Zeiten. So kann man Glück haben und über einen langen Zeitraum Mangos genießen.
Die Kaba ist eine Kletterpflanze, sehr sauer, aber den Kindern gefällt es. Wir essen sie mit Zucker, die gambischen Kinder würzen sie oft mit Salz und Pfeffer!
Unsere zwei Guavenbäume beliefern uns in der Regenzeit reichlich mit Guaven. Diese schmecken einfach so schon wunderbar, es lassen sich aber auch leckere Desserts oder Marmeladen daraus machen.
Nicht zu vergessen die vielen Wassermelonenverkäufer, die kurz nach der Regenzeit an jeder Straßenecke im wahrsten Sinne des Wortes ihre Zelte aufschlagen. Dort nächtigen sie dann über Wochen, denn die Melonen jedes Mal hin und her zu transportieren wäre sehr mühsam. In der Regenzeit in einem Zelt wohnen. Auch nicht jedermanns Sache.
Die kindskopfgroßen Butter-Avocados sind so cremig wie keine anderen. Äpfel hingegen sind Importware aus Marokko und kosten fünfzig Cent pro Stück. Ananas gibt es hier auch überall, und frisch schmecken sie schon anders als von weit her importiert oder aus der Dose.
Aus vielen der Früchte können wunderbare Säfte zubereitet werden. Doch mein persönlicher Favorit ist der Baobabsaft. Die Fruchtbrocken des Baobabs müssen erst eingeweicht werden, dann werden die Kerne entfernt, das Ganze wird gesiebt und anschließend mit Milch und Zucker abgeschmeckt. Für mich ist unverständlich, warum einige Frauen hier noch Limonadenpulver oder Bananen-Essenz zugeben müssen. Der Baobab-Saft enthält sehr viel Vitamin C. Hier geht das Sprichwort um – genau wie in Europa mit dem Apfel – „ One baobab juice a day keeps the doctor away “. 6
Ähnlich verhält es sich mit dem Wonjor -Saft. Das ist ein roter Tee (ähnlich dem Hibiskusblütentee), den man sowohl kalt als auch heiß trinken kann. Beide Säfte, der Baobab- und der Wonjor-Saft sind sehr sauer, aber gesüßt eine herrliche Erfrischung. Die Marktfrauen füllen die Säfte in kleine Plastiktüten und frieren sie dann für die Kinder zu Eis ein. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Ein weiteres Highlight ist die Ingwer-Limonade. Nicht jedermanns Sache, aber sehr gesund. Ist der in Deutschland erhältliche Ingwer vergleichsweise groß und lässt sich gut schälen, sind die Wurzeln in Gambia sehr klein. Sie zu schälen gleicht einer Sisyphusarbeit. Ich wundere mich immer, dass beim Schälen noch Frucht übrigbleibt.
Auf einigen Grundstücken steht auch ein Sternfruchtbaum. Die Früchte schmecken süßsauer und sehen in Scheiben geschnitten aus wie kleine Sterne. Wir haben nun auch einen solchen Baum im Garten, aber leider trägt er noch keine Früchte.
Das Gesundheitssystem in Gambia ist auf einem guten Weg, doch stehen sich die Gambier leider manchmal selbst im Weg. Es gibt viel Unterstützung von außen, aber sobald sich die Geldgeber zurückziehen und die Verantwortung in gambische Hände legen, mangelt es an Verantwortung, Zuverlässigkeit und Präzision.
Doch auf die politischen und wirtschaftlichen Aspekte möchte ich hier nicht weiter eingehen, sondern Krankheiten vorstellen, die teils in Europa weniger bekannt, teils durchaus bekannt sind, die Gambier aber vor große Probleme stellen. Hier kann häufig bereits mit geringen Mitteln effektiv geholfen werden.
Aufbau des Gesundheitssystems
In Gambia gibt es so gut wie keine niedergelassenen Ärzte. Anlaufstellen für Kranke sind kleinere oder größere Kliniken. In der Gegend um die Hauptstadt herum gibt es zwei staatliche Kliniken, die aber in einem recht schlechten Zustand sind. Es fehlt vieles, sie haben keinen Überblick, was sie an Hilfsmitteln und Geräten haben, und Medizin wird auch gerne mal unter der Hand verkauft.
Dann gibt es tüchtige Geschäftsleute, die Kliniken aufmachen. Für diese Kliniken braucht man auf jeden Fall einen reichen Onkel in Amerika, um dort eine Behandlung, geschweige denn eine Nacht im Krankenhaus zu bezahlen. Und dann gibt es noch die NGOs. Sie leisten gute Arbeit, werden meist von Europa aus geleitet und unterstützt und versuchen, die Preise so gering wie möglich zu halten. Oft kommen auch Ärzteteams aus Europa und operieren vierzehn Tage lang 24/7. Sehr zur Freude der Gambier, die so kostenlos zu einer qualitativ hochwertigen OP kommen.
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