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Dafür gibt es umso mehr Nutztiere. Überall auf den Straßen laufen Schafherden, Ziegenfamilien und auch gerne mal einige Kühe umher. Nicht selten verursachen sie große Verkehrsprobleme, wenn mitten in der Rushhour der Leitbulle entscheidet, sie müssten jetzt die Hauptstraße überqueren. Nett ist auch, wenn der Kuhhirte die Tiere wieder nach Hause führt und dabei ein kleines Kälbchen auf den Schultern trägt, das wohl zu müde zum Laufen ist. Einige Familien verdienen ihr tägliches Brot mit dem Handel von Schafen und Ziegen.
Da sie aber nur begrenzte Flächen für die Tiere zur Verfügung haben, öffnen sie morgens das Tor, und die Tiere laufen den ganzen Tag allein draußen auf den Straßen herum und fressen, was sie finden, um dann pünktlich um 18 Uhr wieder zu Hause zu sein. Ein Nachbar von uns macht das täglich mit oft weit über zwanzig Ziegen. Von 8 bis 18 Uhr sind die Ziegen draußen. Ein interessantes Schauspiel, wenn man bei Ein- oder Auslass gerade an seinem Haus vorbeikommt.
In unserer ersten Zeit in Gambia sind wir den Ziegen auf dem Weg zur Schule begegnet. Ein Baobab-Baum auf dem Weg hatte es ihnen besonders angetan. Da der Baum so überdimensional groß ist, laden die großen Wurzeln die kleinen Zicklein zum Spielen ein. Auf ein Foto, das ich davon nach Deutschland schickte, kam dann prompt die Antwort einer Freundin: Wenn ich das jeden Morgen auf dem Schulweg sehen würde, käme ich ja ständig zu spät. Ja, es war tatsächlich schwer, sich dort wieder loszureißen. Andere Zicklein springen auch schon einmal aufs Dach eines Autos, um an die leckeren Mangoblätter zu gelangen.
Hin und wieder verlaufen sich die Ziegen auch mal in unseren Garten. Schlecht nur, wenn wir gerade junge Kohl- oder Salatpflanzen haben. Allein aus diesem Grund müssen Türen und Tore immer geschlossen sein.
Da die Tiere genau wie wir Menschen den kühlen Schatten vorziehen, muss ich mich nicht selten mit Schafen und Ziegen um einen schönen schattigen Parkplatz für das Auto streiten. Bestenfalls teilen wir uns dann den Platz
Für den Schatten eignen sich zum Beispiel Mangobäume sehr gut, denn sie sind groß und bieten viel Schatten. Direkt vor unserem Büro steht so ein Prachtexemplar. Doch auch die kleinen Ziegen sind nicht dumm. Sie wissen ganz genau, wie gut Mangoblätter schmecken. So passiert es nicht selten, dass kleine und große Ziegen auf einem Autodach stehen, um an die Mangoblätter zu kommen, die sie ohne Auto nicht erreichen würden. Aus einer Co-Existenz von Auto und Ziegen wird dann schnell mal ein klarer Vorteil für die Ziegen
Häufig sind die kleinen Jungs der Familien für die Hygiene der Tiere zuständig. So sieht man am Wochenende oft, wie kleine Jungen schon einmal zehn oder mehr Schafe zum Meer treiben und sie dort mit Salzwasser abreiben. Das soll sie zum einen säubern und zum anderen Insekten abtöten. Ist schon ein komisches Bild, wenn du am Strand sitzt und plötzlich neben dir eine Schafherde auftaucht. Mit Ziegen ginge das übrigens nicht, die wären zu störrisch.
An sehr einsamen Stränden haben wir auch schon Kühe gefunden, die sich verlaufen hatten. Die haben wir dann mit vereinten Kräften wieder in den Busch getrieben, damit sie ihren Weg nach Hause finden.
Haustiere, so wie wir sie kennen, gibt es in Gambia eher nicht. Manche Ladenbesitzer haben Katzen wegen der Mäuse, aber ins Haus kommen so gut wie keine Tiere. Das liegt zum einen an den Insekten (Flöhe), die die Tiere gerne mal mit reinbringen, zum anderen gibt es das bei uns so übliche Schmusen mit Katzen und Hunden in Gambia gar nicht. Ein bisschen mehr Tierliebe würde ich mir hier und da schon wünschen.
Gambia ist ein Vogelparadies. Jedes Jahr kommen Hunderte Ornithologen nach Gambia, um Vögel zu beobachten. Besonders in der Nähe von Gewässern treiben sich die wunderschönen bunten Vögel herum, manchmal sogar bis in unseren Garten. 550 Vogelarten soll es laut Internet in Gambia geben, davon etwa ein Drittel Zugvögel.
Auch der Aasgeier ist häufig im Stadtbild zu sehen. Die vielen privaten Schlachtungen bei der Geburt eines Kindes oder Ähnlichem machen es möglich. Wo eigentlich Schafe geschlachtet werden sollten, sind es aus Kostengründen oft nur Hühner.
Wer Katzen oder Hunde zu Hause hat, kann auch von den Krähen ein Lied singen. Sie sind gerne dort, wo Katzen ihr Futter bekommen, um es ihnen wegzunehmen. Was haben wir schon für Kämpfe gehabt, um unseren Katzen das Essen zu erhalten. Ein Gerücht besagt, dass wenn eine Krähe getötet wird, die anderen Krähen einen Bogen um dieses Grundstück machen. So war es dann auch tatsächlich. Ein Besucher hatte eine Krähe mit einem Stein getötet. Sie blieben ca. einen Monat weg, doch dann war wieder alles beim Alten.
Ein anderes Gerücht um die Krähen besagt, dass wenn viele Krähen immer wieder mit lautem Geschrei um einen Baum fliegen, in der Nachbarschaft jemand sterben wird. Auch das bewahrheitete sich leider gleich zwei Mal.
Wie überall auf dem Land gibt es auch in Gambia sehr viele verschieden Insekten, vor allem Ameisen, Kakerlaken und Gottesanbeterinnen.
Bei den Ameisen gibt es sehr viele verschiedene Arten. Es gibt die großen roten Termiten, die großen und die kleineren schwarzen und ganz winzig kleine, die man mit bloßem Auge kaum sehen kann. Sie alle haben natürlich auch Namen in den jeweiligen Landessprachen. Die ganz Kleinen heißen auf Mandinka menem menem , das fand ich ganz amüsant. Sie alle sind an bestimmten Plätzen anzutreffen.
So bauen sich die Termiten gerne ihren Bau, der auch schon mal bis zu zwei Meter hoch werden kann. Sollte so etwas auf dem eigenen Grundstück entstehen, ist es sehr schwer, es wieder zu entfernen, denn solange die Königin vor Ort ist, wird weiter gebaut. So muss die Königin gefunden werden.
Die großen roten Termiten aber halten sich zum Beispiel gerne auf Mangobäumen auf. Unter einem Mangobaum zu sitzen ist sehr angenehm, da der Baum viel Schatten wirft, doch wenn rote Ameisen im Minutentakt auf einen fallen, sieht man das schon wieder anders. Die meisten Ameisen können recht schmerzhaft stechen, wobei die Stiche der größeren schwarzen Ameise die schlimmsten sind. Ihre Stiche spürt man noch Tage später.
Als die Ameisen ihr Haus auf der Rinde des Mangobaums bauten, wurde es uns dann aber doch zu viel und wir suchten nach einer Lösung, um sie loszuwerden. Wir bekamen den Tipp, einen Fisch aufzuhängen und zu warten, bis er voll mit Ameisen ist und sie dann samt Fisch in einem Eimer zu ertränken. Das funktionierte tatsächlich, auch wenn es etwas langwierig war
Nicht zu vergessen die Termiten, die am Tag des ersten Regens um die Lampen herumfliegen, jedes noch so kleine Loch in den Moskitonetzen suchen, um ins Haus zu kommen und dann ihre Flügel abzuwerfen und zu sterben. Aber nicht vereinzelt, sondern zu Hunderten.
Ebenfalls am ersten Tag des Regens kann man die roten Samtmilben antreffen. Sie kommen nur an diesem einen Tag aus dem Boden, krabbeln etwas über den Sand, um dann wieder unter der Erde zu verschwinden. Sie sind etwa so groß wie ein Fingernagel, signalrot, und ihr Körper sieht aus wie Samt. Ganz interessante Tiere. Als meine Kinder klein waren, haben sie immer mit ihnen gespielt und ihnen Häuser gebaut.
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