Ursula Reinhold - Schwindende Gewissheiten

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Mit großer Erwartung beginnt Gisela Selber ihr berufliches Leben. Unendliche Bereitschaft für das Glück und der Glaube an die Verheißungen einer neuen Gesellschaft bestimmen ihr Lebensgefühl als Ostberlinerin. Als Kind kleiner Leute nimmt sie die Möglichkeiten wahr, die der neue Staat ihr eröffnet. Voller Neugierde, aber auch voller Unsicherheiten sucht sie ihren Weg.
Schrittweise zerfallen für Gisela die Gewissheiten, erlebt sie die Auflösung eines scheinbar so fest gefügten Weltbildes. Die Desillusionierung bewahrt sie nicht davor, den Zusammenbruch der DDR auch als persönliche Katastrophe zu erleben. Nur langsam findet sie in die Gegebenheiten der veränderten Verhältnisse. Der autobiografische Roman ist angeregt von dieser Erschütterung.

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Nach einer Schweigepause nahm Freimut Wirker das Wort. Während seine Vorrednerin unsicher und leise gesprochen hatte, hob er seine Stimme zu kraftvoller Lautstärke. Dröhnend wandte er sich an Gisela, die mit herunter-geschlagenem Blick am Tisch saß. Sprach jetzt wie für einen ganzen Saal über die Freundschaft mit der Sowjetunion, mit dem ruhmreichen Sowjetvolk, die wie ein Juwel von jedem Deutschen zu hüten sei. Denn hierin liege der Garant des Weltfriedens, auch für die Zukunft, sagte er mit Nachdruck. Gisela erinnerte sich nicht, daran gezweifelt zu haben, sah jetzt in die Richtung des Sprechers, der aber über sie hinweg blickte, als er fortfuhr. Mit großen Gesten kam er auf die Befreiung vom Faschismus, auf die ruhmreiche Sowjetarmee, ihre Heldentaten im Großen Vaterländischen Krieg. Schließlich kam er auf die Denkmäler, die man ihnen errichtet hatte und da ahnte Gisela, welchen Zusammenhang er zu ihr herstellen würde. Amüsiert hatte sie darüber berichtet, wie sich die Chinesen ihres Freundschaftszuges vor jedem Denkmal zu einem Konterfei aufgestellt hatten. „Na und ihr, habt ihr das nicht festgehalten?“, hatte Helga gefragt, wozu sie den Kopf schüttelte. Sie berichtete von Moscheen, Palmen und Bergansichten, die sie fotografiert hatten.

Die Kaderleiterin, bisher schweigend, ermunterte die junge Frau, ruhig mit ihren Unklarheiten herauszurücken. Sie könne hier über alles sprechen, setzte sie nach, offen und ehrlich. Die Frau wollte Gisela offensichtlich eine Brücke bauen, sprach davon, dass sie wohl ein zu ideales Bild in ihrem Kopf mit auf die Reise genommen und nun von manchem enttäuscht sei, das anders aussähe, als sie erwartet habe. Gisela schüttelte kaum merklich den Kopf, sie war nicht enttäuscht. Das sagte sie laut und nachdrücklich. Jetzt schauten alle ein bisschen ratlos auf sie. Auch sie war es, wusste nicht, was man von ihr wollte. Gern hätte sie ein Zeichen ihres Einverständnisses gegeben, denn sie hatte keine grundsätzlichen Differenzen mit dem, was sie hier hörte. Aber was man von ihr hören wollte, blieb ihr unklar. Deshalb schwieg sie, wartete. Noch einmal nahm Helga Pietsch das Wort, deutete an, dass sie ihr etwas Grundsätzliches mit auf den Weg geben wolle. Gisela schloss aus dieser Ankündigung auf das Ende der Sitzung, atmete unmerklich auf. „Wenn du Mitglied unserer Partei werden willst, musst du begreifen, dass man grundsätzliche Dinge grundsätzlich angehen muss“, sagte sie nachdrücklich zu Gisela, die sich über diesen Schluss wunderte, weil doch eigentlich von ganz anderen Dingen gesprochen worden war. Ja, worüber eigentlich, fragte sie sich, als sie auf dem Flur stand.

Benommen von ihrer Aufregung, verschob sie das Nachdenken auf morgen.

Einen richtigen Reim konnte sie sich auf die Sache nicht machen. Immerhin war sie erleichtert, dass man nicht auf ihre Verfehlungen gekommen war. Ihr stets waches Gewissen hatte sie hier völlig im Stich gelassen. Die Signale, die es sandte, hatten nichts mit dem zu tun, was hier lauerte. Als sie Johannes in einem ausführlichen Brief darüber berichtete, verriet seine Antwort, dass er der Angelegenheit keine besondere Bedeutung beimaß. Er forderte sie zu erhöhter Wachsamkeit darüber auf, wem sie was in Zukunft erzählen wolle. „Hüte deine Zunge“, fasste er seine Ratschläge zusammen. Das war sicherlich ein brauchbarer Rat, aber solche Worte von Johannes verwunderten sie, weil sie zu früheren Worten von ihm im Widerspruch standen. Da hatte er von Standhaftigkeit, Offenheit und Ehrlichkeit gesprochen. Das Stichwort Partei nahm er positiv auf, teilte ihr mit, wie stolz er wäre, sie eines nahen Tages auch als Kampfgenossin begrüßen zu können. Solcherart noch zusätzlich mit ihr verbunden.

Sie dachte nicht weiter nach über die Sache. Sprach jetzt aber weniger unbedacht von Dingen, die sie bewegten. Nur Anni gegenüber behielt sie das so bei, obwohl sie auch hier nicht wusste, ob es ratsam war. Jedenfalls reagierte die nicht mit solchen Tiraden, wie sie Gisela von Helga und dem Chef zu hören bekam. Zu Hause, bei ihren Eltern, war es ohnehin üblich, politische Fragen unverblümt und direkt anzusprechen. Das große Land war dort manchmal ein Thema; die Erfahrungen von Freund Erwin wurden besprochen, die Begegnung mit den Siegern am Ende des Krieges auch. Der Vater erwähnte den Artikel, über den auch Anni gesprochen hatte. „Über die Russen und über uns“, hieß er und hatte wohl auch dem Vater geholfen, mit einigen Erlebnissen fertig zu werden. Als Gisela von der Aussprache erzählte, sagte er nur kurz: „Ja, das sind so die Hundertfünfzigprozentigen. Für die kann nicht sein, was nicht sein darf.“ Dieses Wort benutzte er häufig und Gisela wusste, dass er eine tiefe Skepsis gegen die so Bezeichneten besaß. Höchstens gegenüber Jüngeren war er da etwas nachsichtiger. Gegen die Gewendeten seines eigenen Jahrgangs, die bei jeder Gelegenheit mitgeschrien hatten und wieder ins Horn bliesen, ließ er keine Milde gelten. Er leitete für Gisela keinen Rat aus seiner Bemerkung ab, sagte nur kurz: „Du musst selbst sehen!” Solche Wendungen kannte sie schon von ihm, wusste, dass nichts weiter zu erwarten war.

Eine andere Angelegenheit beschäftigte Gisela in diesen Monaten nach dem Mai länger. Ihre Mensis war ausgeblieben, Folge unzulänglicher hygienischer Verhältnisse, es gab keine Waschbecken im Zugabteil. Johannes suchte sie zu beruhigen, aber sie wusste es besser, nahm die unmerklichen Veränderungen an ihren Brüsten wahr. Sie wütete gegen ihren Körper, auf keinen Fall schon wieder ein Kind, war ihr Gedanke. Ingolf war noch kein Jahr alt, sie wollte im September mit ihren Studien beginnen und auch den Eltern konnte sie ein weiteres Kind nicht zumuten. Gisela lenkte das Gespräch mit der Mutter auf ungewollte Schwangerschaften, auf die praktische Seite einer solchen Angelegenheit. Sie wusste, die hatte mehrmals abgetrieben, unter widrigen, unsachgemäßen Umständen meist. Auch sie war entschlossen, die ungewollte Frucht in sich nicht reifen zu lassen.

Während sie auf die Augustwochen wartete, in denen Johannes kommen sollte, stand in ihrem Kopf fest, was zu tun war. Auch Johannes schrieb, er würde sich ihrem Entschluss nicht widersetzen, denn sie sei es ja, auf der al-les ruhte. Nur manchmal, wenn sie auf ihren fröhlichen Jungen schaute, schwankte für Momente ihr Entschluss. Sie fragte sich, ob sie nicht doch dem, was in ihr wuchs nachgeben sollte. Aber sie blockte sich gegen solche warmen Wellen in ihrem Inneren ab, zählte alle Gründe auf, die dagegen sprachen. Manchmal auch hatte sie Angst, aber das verdrängte sie, hoffte mit der ganzen Unbedenklichkeit ihrer jungen Jahre, dass es gut gehen würde. Sie fühlte sich informiert: einleiten konnte man selber, mit einer Stricknadel, die natürlich steril sein musste. Dann passierte schon alles von alleine. Erst dann war ärztliche Hilfe nötig. Denn ohne eine anschließende Ausschabung bestand die Gefahr großen Blutverlustes. Das wusste sie von der Mutter, die man ohne Betäubung ausgeschabt hatte, weil sie das Geld für die Spritze nicht aufbringen konnten.

Gisela eröffnete ihrem Johannes sogleich, welchen Part er zu übernehmen habe. Sie fuhren für einige Tage in ein Wochenendhäuschen in die Nähe von Königs Wusterhausen. Das nahegelegene Krankenhaus wirkte für Gisela beruhigend, die überrascht zusah, mit welch praktischer Umsicht Johannes an ihr den notwendigen Eingriff vornahm. Zuvor rang er die Hände, rief, es sei unerträglich für ihn, sie so quälen zu müssen.

Als sie beide schnellen Schritts zum dörflichen Telefon eilten, bemerkte sie, dass bereits Blutungen eingesetzt hatten. Schon begannen auch Schmerzen im Leib. Der Notarzt, den sie herbeigerufen hatten, überblickte die Situation offensichtlich sofort, ließ sie mit einem Krankenwagen in die Klinik bringen. Dort angekommen, ließen die Schmerzen nach, Blut tröpfelte nur noch ganz schwach. In ihrem Klinikbett überfiel sie plötzlich große Angst, dass sie das Kind nun doch austragen müsse, es vielleicht mit einer Behinderung zur Welt käme. Sie lag reglos, registrierte die zudringlichen Fragen der Schwester wie aus großer Ferne. In der Nacht setzten die Schmerzen erneut ein, ruckartig und heftig. Das ging einige Stunden so, dann brachte ihr die Schwester ein Becken. Sie solle aufpassen, dass sie das Bett nicht schmutzig mache. Es gelang ihr, die blutige Frucht ins Becken zu entbinden. Sie schaute nicht hin, als die Schwester das Gefäß nahm und forttrug. Schon am nächsten Tag kam sie zur Curettage, wie der Vorgang hier medizinisch genannt wurde. Als sie wieder in ihrem Bett erwachte, fühlte sie sich leer und benommen. In diesem Zustand war sie noch, als Johannes am Nachmittag kam. Er saß an ihrem Bett, streichelte ihre Hände. „Morgen kann ich dich schon abholen“, ließ er sie freudig wissen.

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