Ursula Reinhold - Schwindende Gewissheiten

Здесь есть возможность читать онлайн «Ursula Reinhold - Schwindende Gewissheiten» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Schwindende Gewissheiten: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Schwindende Gewissheiten»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Mit großer Erwartung beginnt Gisela Selber ihr berufliches Leben. Unendliche Bereitschaft für das Glück und der Glaube an die Verheißungen einer neuen Gesellschaft bestimmen ihr Lebensgefühl als Ostberlinerin. Als Kind kleiner Leute nimmt sie die Möglichkeiten wahr, die der neue Staat ihr eröffnet. Voller Neugierde, aber auch voller Unsicherheiten sucht sie ihren Weg.
Schrittweise zerfallen für Gisela die Gewissheiten, erlebt sie die Auflösung eines scheinbar so fest gefügten Weltbildes. Die Desillusionierung bewahrt sie nicht davor, den Zusammenbruch der DDR auch als persönliche Katastrophe zu erleben. Nur langsam findet sie in die Gegebenheiten der veränderten Verhältnisse. Der autobiografische Roman ist angeregt von dieser Erschütterung.

Schwindende Gewissheiten — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Schwindende Gewissheiten», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Als Johannes sie an einem grauen Aprilmorgen auf dem Bjelorussischen Bahnhof in seine weiträumigen Arme schloss, fühlte sich Gisela angekommen. Sogleich erzählte er ihr von den Vorbereitungen, die er für ihre Ankunft getroffen hatte. Seinem Zimmergenossen Mamadjor, der aus dem fernen Tadschikistan kam, besorgte er eine andere Schlafstelle, weil er dessen Bett für Gisela brauchte. Das war nicht leicht, weil das Internat voll belegt war. Auch andere Genossen aus fernen Regionen hatten ihre Frauen über die Feiertage hier, andere waren noch vom vergangenen Jahr geblieben, gar nicht wieder abgefahren. Johannes würde für Mamadjors Frau, die im Sommer ein ärztliches Praktikum absolvieren werde, ebenfalls das Feld räumen. Für Gisela werde Mamadjor mit seinen tadschikischen und usbekischen Freunden ein Plow-Essen veranstalten.

Dann werden wir die große Maidemonstration erleben. Auch darauf war Gisela gespannt.

In ihren späteren Erzählungen rangierte das Plow-Essen ganz vorn. Die Männer bereiteten es selbst zu. Reis mit Hammelfleisch und verschiedenem Gemüse gab es aus einer großen Schüssel. Sie stand in der Mitte des Tisches und jeder nahm von seiner Seite eine Handvoll Reis und führte sie zum Mund. Bei Johannes und Gisela gab es eine Krümelspur über den Tisch, die Männer waren geschickter im Umgang mit dem Gericht. Sie waren glutäugig, freundlich und lebhaft, als sie vom Leben ihrer Familien im mittelasiatischen Hochland erzählten. Ihre Väter und Brüder waren Hirten, die Familien lebten als Nomaden. Sie sprachen stolz über ihre Studien, waren voller Hochachtung vor deutscher Kultur und Bildung. Von den Russen sprachen sie herablassend, wechselten dann schnell in ihre eigene Sprache, redeten miteinander. Russisch sprachen sie mit starkem Akzent, so dass Gisela mit ihren mangelhaften Sprachkenntnissen auf die Dolmetscherdienste von Johannes angewiesen war. Einige Worte richteten sie in ihrer Sprache an Gisela, vor allem um Komplimente zu machen. Über ihre Frauen gaben sie kaum Auskunft, Giselas Nachfragen blieben unbeantwortet. Zum Plow tranken sie klaren Schnaps, wurden immer lauter und lebhafter. Johannes übersetzte ihr die Reden jetzt kaum noch, sie wären zu anzüglich, meinte er. Schließlich brachten sie einen Toast auf die freizügigen, schönen Moskauerinnen aus, brachen unvermittelt auf und verschwanden. „Sie ziehen jetzt noch los“, erklärte ihr Johannes. „Das ist jedes Mal so bei ihnen.“

Am nächsten Abend sah man sich bei der Vorabendfeier zum 1. Mai wieder. Sie waren auch jetzt freundlich, allerdings auf eine eher unverbindliche Wei-se. Johannes tanzte den ganzen Abend mit ihr, war stolz, sie seinen deutschen und russischen Freunden vorführen zu könne. Sie kamen spät ins Bett, schliefen dann noch nicht und versäumten deshalb am Morgen den Zeitpunkt für die Maidemonstration. Spät machten sie sich auf, kamen nicht mehr in die Nähe des Zentrums. Roter Platz, Manegeplatz, Kreml, der ganze innere Ring war abgesperrt für den Menschenzug. Sie sahen Luftballons und Transparente aus der Ferne, gingen zum Ufer der Moskwa. Etwas unangenehm war es ihnen, dass sie so am Rande des großen Ereignisses blieben, aber es war nun nicht mehr zu ändern und selbst Johannes fand es verzeihlich, weil sie sich so selten hatten. Um dieses Versäumnis vor den Kollegen zu verbergen, beschied Gisela deren Fragen mit Floskeln, wie sie in der Zeitung standen. Alles sei farbig, großartig, gewaltig gewesen. Sie war erleichtert, dass nicht weiter nachgefragt wurde, vermied es, darauf zurückzukommen. Von den Moskauer Tagen erwähnte sie den Besuch im Mausoleum, in dem nur noch die Mumie Lenins aufgebahrt lag. Stalin hatte man an die Kremlmauer umquartiert, worüber sich Mamadjor mokierte. Man hätte es belassen sollen, meinte er. Er zählte die Stunden zusammen, der neue Parteimann habe 16 Stunden lang auf dem XXI. Parteitag der KPdSU geredet. Das kommentierte er mit den Worten: „Der Kult um Stalin ist beendet, jetzt beginnt der um Chrustschow.“ Johannes fand solche Reden lästerlich, unangebracht und meinte, über bestimmte Fragen könne man mit den Tadschiken nicht reden. Sie wichen dann immer in ein undeutbares Lächeln aus. Gisela wusste vom jüngsten Parteitag nur, was Genosse Wirker an sie als politische Information gegeben hatte. Sie nahm widerspruchslos zur Kenntnis, dass von diesem Ereignis nun eine neue Entwicklungsetappe ausgehen würde. Auch Johannes sah es so und Mamadjor hatte dabei nicht widersprochen, jedenfalls bekam sie nichts davon mit. Ehrlicherweise konnte sie von keinem besonderen Eindruck beim Besuch des Mausoleums berichten. Nur, dass sie in einer kleinen Gruppe von einem besonderen Führer an der unendlich langen Menschenschlange, die sich über den Roten Platz ringelte, vorbei, direkt vor das Gebäude geführt wurden, berührte sie etwas peinlich. Vor allem befürchtete sie, dass sich die Leute über ihre Bevorzugung erregen würden. Aber alle blieben ruhig und gleichgültig und da fand auch sie es in Ordnung so. Ja, die Sowjetmenschen sind gastfreundlich, lassen ihren ausländischen Gästen den Vortritt, sind von großer Bescheidenheit.

Viel mehr, als dass sie bei Lenin war, konnte sie hiervon nicht erzählen. Ihr Unbehagen über den bevorzugten Zugang fand sie nicht mitteilenswert. Anderes betraf nur sie und Johannes, verdiente nicht das Interesse anderer. Einen halben Tag lang, Johannes war zum Unterricht, ging sie allein durch die große Stadt, fragte sich bis zur Tretjakow-Galerie durch. Sie war von sich selbst beeindruckt, weil sie sich allein zurechtfand. Johannes teilte ihre Begeisterung gar nicht. Er hoffte sie nach dem Unterricht wartend vorzufinden, war enttäuscht. Als sie am späten Nachmittag zurückkehrte, äußerte sich seine Sorge als Wut, dass sie ihn hier warten ließ. Er wollte ihr die Galerie zeigen, war über ihre Eigenmächtigkeit enttäuscht, hoffte, ihr einiges erklären zu können. Damit unterbrach er ihren Bericht über Bilder, die ihr besonders gefallen hatten. Ihre Äußerungen waren ohnehin nur dilettantisches Gequatsche, damit wolle er sie nicht kränken, gab er zu verstehen, aber so war es eben, wenn jemand nichts verstünde. Sie schwieg sogleich, behielt ihre Ein-drücke für sich. Gab ihm lediglich zu verstehen, dass sie sich in Moskau auch allein zurechtfinden wollte. Das ließ er gelten, brachte noch einmal seine Enttäuschung über die toten Stunden zum Ausdruck, die er gewartet hatte.

Am Abend gingen sie ins Bolschoj Theater. Johannes hatte die Karten von einem Genossen bekommen, der einen Genossen kannte, dessen Frau mit dem Verkauf von Theaterkarten befasst war. „Ich musste einiges aufwenden“, ließ Johannes sie wissen, aber sie fragte nicht, was er meinte. Man spielte „Pique Dame”. Den größten Eindruck hinterließ ihr ein großer runder Mond, den man über den Bühnenhorizont gleiten ließ. An dieser Stelle lachte auch Johannes, der das Ganze für theatralisch, ja kitschig erklärte. Für sie war es ohnehin schwierig, Musik, Gesang und Bühnengeschehen als Ganzes wahrzunehmen, die Art und Weise, wie Menschen in Opern singend starben befremdete sie.

Die zwei Wochen mit dem Touristenzug durch den Süden Russlands zum Kaspischen Meer, durch das Kaukasus-Massiv bis zum Schwarzen Meer und wieder zurück nach Moskau erschienen in ihrer Erinnerung wie ein Film. Die Eindrücke von Baku, den Moscheen und Ölanlagen, die sie gesehen, vom Basar in Machatschkala, der Hauptstadt Dagestans, vom Kaspischen Meer, das langsam austrocknete, wie ihnen ein einheimischer Reiseleiter erklärte, von den armenischen Baumwollfeldern, aus Tbilissi, von den Kaukasusbergen und den Orten am Schwarzen Meer waren zu kurz und zu flüchtig, um sie länger zu beschäftigen. Als wichtigster Stimmungseindruck blieb ihr der überraschende Frühling, den sie nach dem eher kalten, grauen Moskau so nicht erwartet hatte. Zwar hatte Johannes davon gesprochen und sie hatte mit ihrer Garderobe diesen Fall bedacht, aber sie stand ihm dann vollkommen ungewappnet, fassungslos gegenüber. Ein ungeheures Himmelblau, die Pracht von ihr nicht bekannten Blüten, ungewohnten Düften und Farben machte sie benommen. Sie erlebte das erst Mal eine solch tiefe Berührung durch Schönheit. Dabei steigerten sich die Eindrücke von der trockenen Klimazone des Kaspisees bis zu der subtropischen Vegetation von Suchumi. Ähnlich waren sich dagegen die Empfänge, die man in den Parteikomitees verschiedener Städte für sie, die Zugreisenden von der Universität „Völkerfreundschaft“, gab. Man war hier waggonweise gemischt: Chinesen und Vietnamesen, Inder und Afrikaner. Gisela und Johannes gehörten zum europäischen Waggon, in dem Tschechen, Bulgaren, Polen und Rumänen untergebracht waren. Sie bewohnten ein Abteil zusammen mit einem bulgarischen Ehepaar, das die Betten an der gegenüberliegenden Seite bezog. Nur wenig konnten sie sich mit denen verständigen, selbst die gewohnten Kopfbewegungen für ja und nein klappten nicht immer, weil sie bei den Bulgaren eine entgegensetzte Bedeutung hatten. Mit den osteuropäischen Gruppen wurden sie einem Reiseleiter zugeordnet, der die ortsüblichen Empfänge organisierte. Nachdem Gisela mehrmals erlebt hatte, wie das ablief, hätte sie sich am liebsten gedrückt, aber Johannes meinte, das ginge nicht. Man schlüge damit Freundschaftsgesten aus. Es gab viel zu essen und noch mehr zu trinken. Nach einem Ausflug durch das glühend heiße Tbilissi hatten sie sich verspätet und mussten sogleich Sto Gramm auf die Freundschaft und auf den leeren Magen trinken. Es reichte, um Gisela regelrecht umzuwerfen. Es brachte ihr für die restlichen Tage einen Darmkatarrh ein. Der beschäftigte sie anhaltend, zwang sie ständig, nach öffentlichen Toiletten zu suchen. Das war ein lästiges, ekliges Abenteuer, von dem sie zu Hause berichtete. Erstaunen hinterließen ihr auch Erlebnisse auf mehreren Basaren. Man wollte ihr Sachen, die sie am Leibe trug, auf der Stelle abkaufen. In Gudauta, an der Schwarzmeerküste, erbosten sich Frauen über ihre dreiviertel langen Hosen, ein Milizionär musste ihr beistehen. Überrascht war sie auch, dass sie mit ihren Russischkenntnissen hier so gar nichts anfangen konnte. Ein Markthändler gab ihr zu verstehen, sie seien hier keine Russen und wollten auch keinen Gebrauch von deren Sprache machen. Ihre spärlichen Kenntnisse reichten, um das Verächtliche seiner Rede mitzubekommen. Johannes erzählte ihr von den Widerständen, mit denen die Sowjetmacht hier unten fertig zu werden hatte. Durch Religion und Gewohnheiten hätte sich Rückständiges erhalten und diese Marktleute, Kleinhändler, wären ohnehin Träger reaktionärer Ideologien, das kenne man von uns auch. Die hier hätten eben noch gar nicht begriffen, welche Errungenschaft es war, zu einer Großmacht zu gehören, die gerade Lunik III in den Weltraum entsandt hatte. Im Übrigen dürfe sie solche Einzelheiten nicht verallgemeinern, der Fortschritt setze sich auf höchst widersprüchliche Weise durch, sie sehe es.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Schwindende Gewissheiten»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Schwindende Gewissheiten» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Schwindende Gewissheiten»

Обсуждение, отзывы о книге «Schwindende Gewissheiten» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x