Ursula Reinhold - Schwindende Gewissheiten

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Mit großer Erwartung beginnt Gisela Selber ihr berufliches Leben. Unendliche Bereitschaft für das Glück und der Glaube an die Verheißungen einer neuen Gesellschaft bestimmen ihr Lebensgefühl als Ostberlinerin. Als Kind kleiner Leute nimmt sie die Möglichkeiten wahr, die der neue Staat ihr eröffnet. Voller Neugierde, aber auch voller Unsicherheiten sucht sie ihren Weg.
Schrittweise zerfallen für Gisela die Gewissheiten, erlebt sie die Auflösung eines scheinbar so fest gefügten Weltbildes. Die Desillusionierung bewahrt sie nicht davor, den Zusammenbruch der DDR auch als persönliche Katastrophe zu erleben. Nur langsam findet sie in die Gegebenheiten der veränderten Verhältnisse. Der autobiografische Roman ist angeregt von dieser Erschütterung.

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Auch über solche Beobachtungen sprach sie zu Hause. Denn über Dinge, die Johannes und sie betrafen, wollte sie nicht reden. Johannes erregte sich, dass es in diesem Freundschaftszug für ihr eheliches Zusammensein schwierig war. Drang darauf, dass sie in der Mittagshitze in den Zug zurückkehrten, um zusammen sein zu können. Denn die Nächte verbrachten sie zusammen mit dem bulgarischen Ehepaar. Wie die das hielten, fragte er sich. Gisela wäre gern in der heißen Mittagsstunde im Schatten eines Baumes liegengeblieben, noch dazu sie sich durch den Darmkatarrh schwach fühlte. Aber sie gab seinem Drängen nach, in absichtsvoller Eile suchten sie das Abteil auf und la-gen dann schweißgebadet nebeneinander.

Nur dass sie immerfort mit Hammelfleisch und Reis beköstigt wurden, am Morgen schon, nach russischer Art, auch am Mittag und am Abend, wohl weil sich die Köche auf die unterschiedlichen Essgewohnheiten der verschiedenen Religionen nicht anders einzustellen wussten, davon sprach sie gegenüber den Kolleginnen. Sie erzählte in belustigter Tonart davon, sprach über ihren Appetit auf Kartoffelbrei, den die Mutter bei Durchfall immer anbot.

Auf der Rückreise nach Moskau machten sie Station in Kislowodsk, dem Kurort, in dem der russische Dichter Lermontow einst im Duell seinen Tod gefunden hatte. Man führte sie vor das Denkmal und Gisela dachte an ihre noch nicht lange zurückliegende Lektüre von „Ein Held unserer Zeit“. Sie las gern von geschlagenen Helden, gab ihnen ihr Mitgefühl und verachtete sie zugleich auch etwas, war angezogen und abgestoßen zugleich. Der Reisebegleiter schilderte, wie der Dichter an seiner Zeit zugrunde gegangen war. Johannes folgte ihm darin, gab für Gisela eine griffige Zusammenfassung ihrer Leseeindrücke, betonte, dass in der heutigen Zeit niemand zugrunde gehen müsse. Helden könnten sich entfalten, flögen in den Kosmos, begingen ungeahnte Arbeitstaten, wüchsen über sich hinaus. Gisela war befriedigt über die Fähigkeit ihres Johannes, ihr solche Zusammenfassungen an die Hand zu geben. An solche Sätze hielt sie sich wie an eine neu gefundene Wahrheit.

Sie war übervoll von Eindrücken, als sie im Zug nach Berlin saß. Sie ging die Stationen der Reise in Gedanken durch, versuchte die Bilder den Orten zuzuordnen, deren Namen sie vor sich hin sagte. Der Kopf schwirrte ihr, sie würde alles auf morgen vertagen. Erleichtert auch war sie, als der Zug in den Ostbahnhof einfuhr. Sie freute sich auf ihren Jungen, dem sie ein großes rosafarbenes Stehaufmännchen mitgebracht hatte. Wie würde er damit umgehen? Und wie würde sie die Eltern vorfinden, was die Mutter zu dem kleinen braunen Keramikkrug sagen, den sie auf dem Basar in Machatschkala gekauft hatte? Auch den Kolleginnen würde sie viel zu erzählen haben.

Jetzt kam erst der Sommer, an dessen Ende Johannes für drei Wochen in Berlin sein wird. Im September wollte sie mit den Studien beginnen, für die der oberste Ethik-Genosse ihr eine Literaturliste versprochen hatte. Dann würde sie schon die ersten Konsultationen bei ihm haben. „Da möchte ich schon einiges hören von dir“, hatte er ihr angekündigt und sie bekam einen Schreck, wie immer, wenn sie nicht wusste, was auf sie zukam.

Bis dahin hatte sie aber erst die Folgen dieses Frühlings auszubaden. Davon ahnte sie noch nichts, als sie am Wochenanfang, neugierig und gut ausgeschlafen die Taubenstraße ansteuerte. Sie begrüßte die Kolleginnen, die sich mit beiläufigen Bemerkungen nach ihrer großen Reise erkundigten. Das Interesse erschien nicht dringend. Lediglich Anni erkundigte sich, wie Johannes in Moskau lebe, wie es im Touristenzug gewesen sei und welche Orte sie gesehen hatten. Gisela erzählte stückweise von ihren Eindrücken, beim Mittagessen und anderswo. Einen lückenlosen Bericht gab sie nicht.

Vierzehn Tage später rief Genosse Wirker sie in sein Zimmer. Schon an seiner Miene war klar, dass er zu einer größeren Rede ausholen würde. Wahrscheinlich würde es mit ihrer zukünftigen Tätigkeit und den geplanten Studien zusammenhängen, vermutete sie. Er begann damit, dass man große Er-wartungen in sie, Gisela, setze. Sie erschrak, es irritierte sie, dass sie Gegen-stand besonderer Erwartungen sein sollte. Dann wechselte er abrupt den Blickpunkt, sprach mit ausladenden Gesten über die Möglichkeiten von In-formation und Dokumentation als Voraussetzung erhöhter Qualität gesellschaftswissenschaftlicher Forschung. Deshalb sind wir jetzt ein eigener Direktionsbereich, der mir als Leiter unterstellt ist, vergaß er nicht zu erwähnen. Das hörte Gisela nicht zum ersten Mal, sie fragte sich, wo es mit dieser Rede enden sollte. Dann sprach er über die Verantwortung der Parteigruppe unter der bewährten Führung von Genossin Pietsch, die sie ja kenne. Sie brauchten Nachwuchs, um zukünftige Aufgaben lösen zu können. Sie hätten Hoffnungen in sie gesetzt und erwarteten, dass sie sich würdig erweise. Jetzt stieg Giselas Aufmerksamkeit, sie ahnte worum es gehen sollte. Aber sie täuschte sich, sie sollte nicht als Kandidatin der Partei geworben werden. Man wollte eine Aussprache über ihre Perspektive führen und dabei politische Unklarheiten besprechen, die bei ihr zutage getreten waren. Ihre Arbeit schätze man, meinte der Chef, der allerdings erst seit Kurzem Einblicke hatte, aber es gebe Dinge, die dringend zu klären seien. „Morgen früh um 9 Uhr in der Kaderabteilung, im Zimmer von Genossin Geffke erwarten wir dich.“ Mit dieser Mitteilung beschloss er abrupt das Gespräch, ganz gegen seine sonstige Gewohnheit.

Noch mehrmals rekapitulierte sie in Gedanken dieses Gespräch, fand nichts, worauf sich seine Andeutungen beziehen konnten. Sie ging ihre kleinen Verfehlungen durch, zu denen sie leicht zu verführen war. Erschrak, beim Gedanken an ihren Besuch in Neukölln, bei dem Anni sie gesehen hatte. Damit hatte sie gegen eine ihre auferlegte Beschränkung verstoßen, zu der sie sich bereitwillig durch Unterschrift verpflichtet hatte. Aber es lag jetzt schon über ein Jahr zurück, dass Anni sie deshalb angesprochen hatte. Seitdem war sie nicht mehr dort gewesen. Die Unbedenklichkeit war ihr abhanden gekommen, das schlechte Gewissen hinderte sie, einen Schaufensterbummel zu genießen. Auch Johannes, dem sie davon erzählte, beschwor sie, das unbedingt zu unterlassen. In den Monaten der Schwangerschaft war das Interesse an solchen Dingen ohnehin erloschen. Nein, diese Dinge waren wohl verjährt, aber was mochte es sein, fragte sie sich. Sofort beschlich sie wieder dieses schlechte Gewissen, das in ihr immer auf der Lauer lag.

Als sie ins Zimmer trat, waren dort schon bekannte Gesichter um einen Tisch versammelt. Man bot ihr einen Sitz am oberen Ende des Tisches an, gegenüber saß Helga Pietsch, die sogleich das Wort nahm. Sie war wohl hier die Vorsitzende, bemerkte Gisela trotz ihrer Befangenheit, denn sie stellte sich als Vorsitzende der Parteigruppen-Organisation der Abteilung vor. Das war Gisela geläufig, daher wunderte sie sich über die Feierlichkeit der Eröffnung. Frau Pietsch begann mit ähnlichen Worten, wie sie Gisela auch vom Chef gehört hatte. Man gab ihr zu verstehen, dass sie irgendwann würdig wäre, der Partei, dem Kampfbund der Gleichgesinnten, der Vorhut der Arbeiterklasse, anzugehören, aus der sie ja glücklicherweise stamme. Zuvor müssten Unstimmigkeiten ausgeräumt werden. Das A und O eines jeden Genossen sei sein Verhältnis zur großen, unbesiegbaren Sowjetunion. Und da hätten sie bei ihr arge Bedenken. Unklarheiten wären zum Vorschein gekommen, jüngst, nach ihrer Reise. Denn anders könne es nicht bewertet werden, was sie zu berichten hatte, war zutiefst kleinbürgerlich, den gewaltigen revolutionären Weltprozessen nicht angemessen. Sie darf das Lenin-Mausoleum besuchen und berichtet von einem verflöhten Bett, erlebt die Kampfdemonstration der Moskauer Werktätigen und hält die Tatsache für mitteilenswert, dass am Maivorabend ein Akademiestudent seine Frau verprügelte. Ja, ob sie überhaupt begreife, welch wichtige Freundschaftstat ihr Mann, der Genosse Johannes Selber, in Moskau leistet. Er wäre gewiss auch erstaunt gewesen, sie so zu hören. Gisela schwieg, wusste nicht, was sie antworten sollte, fragte sich, ob eine Antwort überhaupt erwartet wurde. Natürlich hätte sie hier nicht zugegeben, wie Johannes sich über die primitiven Verhältnisse im Internat erregte. Schlecht schließende Fenster, jedes Jahr ein neuer Anstrich, der sofort wieder abblättert, kein Wasserhahn, der nicht tropft, aber gigantische Großbauten des Kommunismus. Johannes wertete derlei als Zeichen dafür, dass hier eine historische Epoche übersprungen wurde. Den ausgebildeten Handwerker gebe es hier kaum, meinte er verständnisvoll, obwohl solche Unzulänglichkeiten seinen Ordnungssinn verletzten. Aber davon würde sie hier nichts sagen. Sie schaute vor sich hin, wartete.

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