Ursula Reinhold - Schwindende Gewissheiten

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Mit großer Erwartung beginnt Gisela Selber ihr berufliches Leben. Unendliche Bereitschaft für das Glück und der Glaube an die Verheißungen einer neuen Gesellschaft bestimmen ihr Lebensgefühl als Ostberlinerin. Als Kind kleiner Leute nimmt sie die Möglichkeiten wahr, die der neue Staat ihr eröffnet. Voller Neugierde, aber auch voller Unsicherheiten sucht sie ihren Weg.
Schrittweise zerfallen für Gisela die Gewissheiten, erlebt sie die Auflösung eines scheinbar so fest gefügten Weltbildes. Die Desillusionierung bewahrt sie nicht davor, den Zusammenbruch der DDR auch als persönliche Katastrophe zu erleben. Nur langsam findet sie in die Gegebenheiten der veränderten Verhältnisse. Der autobiografische Roman ist angeregt von dieser Erschütterung.

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Danach setzten sie ihren Spaziergang fort, er seinen Arm um sie, wie zuvor. Sie wartete auf Worte von ihm, noch, nachdem er sich als ein leidenschaftlicher Mann erklärt hatte. Dann glitt er zu anderen Dingen, während sie ihm mit halbem Ohr zuhörte und noch immer wartete. Worauf, wusste sie aller-dings nicht. Währenddessen sagte sie sich, dass sie nun ihre Unschuld verloren hatte. Sie dachte in gehobener Redeweise an diesen Vorgang, weil sie ihn aus der Literatur kannte. Dann fiel ihr ein, dass es so auf sie gar nicht zutraf, denn sie hatte ihr Jungfernhäutchen schon einige Jahre zuvor auf dem Stuhl der gynäkologischen Abteilung des Krankenhauses Köpenick verloren, wohin man sie wegen einer Bauchentzündung gebracht hatte. Als sie nach dem Abstrich blutete, schaute ihr der Arzt das erste Mal aufmerksam ins Gesicht. Er schüttelte ein wenig den Kopf, lächelte verlegen und sagte fast unhörbar: „Tut mir leid, du hättest doch ein Wort sagen können.“ Was sie hätte sagen sollen, blieb Gisela lange Zeit unklar. Als sie jetzt daran dachte, fand sie es eigentlich nicht schade, dass es damals auf diesem immerhin sterilen Tisch geschehen war. Kurz zuvor hatte es ihr leidgetan, sehnsüchtig hatte sie den Erzählungen von Irene gelauscht, die bei einer Paddeltour ihrem Achim ihre Unschuld geschenkt hatte. So jedenfalls hatte die sich ausgedrückt. Deren Freund war es wichtig, dass er es war, der sie zur Frau machte. Gisela hatte das Gefühl, dass es hier, in ihrem Fall, darauf ohnehin nicht angekommen wäre. Das machte sie unsicher und sie hätte gern darüber gesprochen. Aber sie schwieg.

Nach einer guten Stunde näherten sie sich langsam dem Umkreis von Giselas Wohnort, in der Nähe der Späthschen Baumschule. Ihre Beklommenheit nahm zu, sie wollte ihn zur Rückkehr bewegen, erinnerte an die letzte S-Bahn. Auf ihre Versicherung hin, gleich zu Hause zu sein, verabschiedete er sich, wieder mit einem langen saugenden Kuss. Allein, ging sie in der Mitte der breiten Allee, die aus Baumschulenweg hinausführt und dann Späthstraße heißt. Der Asphalt war beidseitig von großen Ahornbäumen gesäumt, die bizarre Schatten warfen. Dann bog sie in die Laubenkolonien ein, wappnete sich gegen die dichten Büsche, die rechts und links schattenhaft Wesen entstehen ließen, über die sie immer wieder erschrak. Sie überquerte die Britzer Allee, ging schnellen Schrittes auf ein verschlossenes Eisentor zu, an dem das Schild „Gemütlichkeit” hing, der Name ihrer Laubenkolonie, in der sie wohnte.

Sie lebte hier, so weit ihre Erinnerung zurückreichte. In Kindertagen nahm sie an den gemütvollen Namen, die die Kleingartenanlagen trugen – „Harmonie“, „Hollunderbusch“, „Lustige Brüder“ und „Eintracht“ – keinen Anstoß. Sie war mit großer Selbstverständlichkeit hier aufgewachsen. Erst als sie zur Oberschule ging, titulierte man sie als Laubenpieper. Plötzlich empfand sie die Lächerlichkeit dieser Namen. Sie verschwieg ihren Wohnort selbst vor Freunden, schämte sich ihres Herkommens und fühlte sich vom Schicksal benachteiligt, weil sie in ein solches Milieu hineingeboren worden war. Den Eltern gestand sie das nicht, aber die ahnten etwas, nannten sie verstockt. Die Mutter suchte in ihre Zurückgezogenheit einzudringen, den Panzer aufzubrechen. Nur ihrem Schulfreund Rainer war es gelungen, bis zu ihrer Wohnlaube vorzudringen. Zu ihrer Überraschung nahm er gar keinen Anstoß daran. Aber auch das machte sie nicht sicherer. Es wurde ihr zur Gewohnheit, ihre Begleitungen vor dem Eingang in die Gartenanlagen zu verabschieden. Jetzt, bei diesem großen Mann hatte sie das Gefühl, mit diesem Spiel ans Ende kommen zu müssen. Sie erwartete sein Verständnis, hatte er nicht selbst freimütig von den beschränkten Verhältnissen seiner Kindheit erzählt. Aber sie zögerte noch, sich ihm gegenüber zu bekennen, sie ahnte, dass es dann keinen Rückzug für sie mehr gab. Ihre Zurückhaltung entsprang nicht allein ihrer Befangenheit, sondern auch spielerischem Drang. Sie wollte sich ausprobieren und erkennen, sich vergeben und bewahren, ausliefern und sie selbst sein.

An diesem Juniabend spürte sie, das ging nun zu Ende. Es bewegte sie, dass sie schon wieder geflunkert hatte. Ihre Zwiespälte beschäftigten sie mehr als das, was zwischen ihnen geschehen war. Das erschien ihr als das Unabwendbare, dem sie sich stellen musste. Sie würde es tun, sie wollte dem Mann nahe sein.

Als sie auf dem schmalen Gartenweg endlich vor ihrem Häuschen stand, waren die Gedanken ruhiger geworden. Sie spürte vor allem Müdigkeit. Unbemerkt schlüpfte sie ins Bett, das in einem winzigen Zimmer neben der Wohnküche stand. Die Eltern schienen sie nicht zu hören. Gedanken, die sie jetzt noch erreichten, verschob sie auf morgen. Dann wollte sie alles ruhig und neu bedenken, dachte sie, während sie einschlief.

Auf den Frühling folgt der Herbst

In der Bibliothek begann eine neue Zeit für sie. Sie hatte jetzt ein Geheimnis, das sie vor den Kollegen hüten würde. Das erwartete auch Johannes von ihr. Er begründete es mit seinen noch ungeklärten Verhältnissen, die er aber so bald wie möglich regeln wollte. Es entsprach auch ihrem Interesse, die Sache vorerst für sich zu behalten. Sie fürchtete die spitze Zunge von Edith, deren Augen nichts entging, wenn sie hinter der Theke der Bücherausgabe thronte. Auch die mokanten Bemerkungen von Frau Pietsch waren Gisela unangenehm. Sie ließen erkennen, dass sie das junge Mädchen für eine dumme Gans hielt. Aber von Johannes schien sie einiges zu halten. Worin das gründete, erfuhr Gisela nicht. Vom Chef hatte sie in dieser Beziehung nichts zu befürchten. Ihn interessierten derlei Geschichten nicht, das hatte er mehrfach betont; auch bemerkte er wenig. Gern hätte sie sich Irene anvertraut, hatte mehrmals angesetzt, ihr zu erzählen, dass Johannes Selber sie in die Oper eingeladen habe und er ihr gefiele. „Der gefällt dir?“, meinte Irene gedehnt und schloss nach einer kurzen Pause die Prophezeiung an: „Wenn du das anfängst, kommst du hier nie wieder raus.“ Gisela bemerkte, dass der Mann bei Irene für mehr stand, sie aber nicht aussprach, was sie meinte. Offenbar war wieder ihr Achim im Hintergrund. Seitdem hatte Gisela mit der Freundin nicht mehr darüber gesprochen. Der freundlichen Anni hätte sie sich anvertrauen mögen, aber sie fürchtete, dass die es nicht für sich behalten würde. Es ging ja auch nur sie und ihren Johannes an, sagte sie sich und schwieg. Ohnehin fürchtete sie, sich zu verraten. Denn sie spürte ihre eigene Aufregung am ganzen Körper, wenn er in den Lesesaal kam und kurz das Wort an sie richtete.

Nach dem „Gajaneh“-Abend hatte Gisela Johannes nur wenige Male gesehen. Jetzt kam er, um ihr zu sagen, dass er für drei Wochen an den Gold-strand nach Bulgarien fahren würde. Er hätte sie gern mitgenommen, aber leider, es ginge nicht. Die Reise sei schon vor Monaten gebucht worden. Viel würde er an sie denken, ihr etwas Schönes mitbringen, er hätte diesen Urlaub bitter nötig, er hoffe sie unverändert vorzufinden. Ende August wäre er wie-der ganz und gar in Berlin, er müsse nach der Reise sechs Wochen lang einen Reserveoffiziersdienst ableisten, wann er den genau antreten müsse, wisse er noch nicht, man würde sich vielleicht vorher noch sehen können. Nachdem er gegangen war, legte sich ihr ein Ring um die Brust. Das Atmen war plötzlich mühseliger. Der Sommer hatte so verheißungsvoll begonnen. Jetzt, Anfang Juli, schien er für sie schon zu Ende. Sie sollte nach Lauterbach fahren, an den Greifswalder Bodden, denn die Vorstellung, ihren Urlaub auf dem Gelände von „Gemütlichkeit” zu verbringen, erschien ihr schrecklicher denn je. Mit der FDJ-Gruppe nach Lauterbach, das war plötzlich eine Aussicht für den Sommer, an der sie ihre Gedanken festmachen konnte. Im Bodden baden war immerhin besser als in ihrem Kanal.

Tage und Wochen vergingen und sie bemerkte, dass es leichter war, Zeit zum Vergehen zu bringen, wenn sie die Gedanken auf den alltäglichen Gang der Dinge richtete. Trotzdem suchte sie den bulgarischen Goldstrand im Atlas und dachte sehnsuchtsvoll an Johannes’ Rückkehr. In solchen Momenten schmerzte ihr Herz, der Ring war dann sehr fest. Manchmal überfiel sie auch Zorn. Sie fand, man nahm ihr etwas. Wenn sie an ihn dachte, merkte sie, es war nicht viel, woran sie sich festhalten konnte. Aber sie erinnerte sich ihrer Empfindungen, die in seiner Gegenwart entstanden waren. Manchmal auch an die Ernüchterung, die kam, nachdem sie sich ihm einen Moment lang ganz überlassen hatte. Wenn sie den großen, gutaussehenden Mann vor ihrem inneren Auge sah, empfand sie Stolz auf ihn und auf sich, weil er sie erwählt hatte. Bei diesem Auf und Ab ihrer Gefühle wurde sie gewahr, wie schnell die Tage um waren. Auch die neue Arbeit trug dazu bei, verlangte Konzentration und half, die Zeit vergehen zu lassen. Es entstand eine gleichmütige Zufriedenheit in ihr, die nur selten vom Erschrecken unterbrochen wurde. Dann bestürzte sie die Tatsache, wie schnell alles verging und dass sie durch ihr heftiges Warten auf das Ende des Sommers zu diesem Vergehen beitrug. In diesen Tagen ahnte sie, dass sie selbst es war, die für das lautlose Kommen und Gehen der Tage und Wochen verantwortlich war. Ihre Zeit war es, die hier verging. Aber sie ertrug es klaglos, war selig in ihren Empfindungen, die sie dem Ende des Sommers zutrugen.

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