Ursula Reinhold - Schwindende Gewissheiten

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Mit großer Erwartung beginnt Gisela Selber ihr berufliches Leben. Unendliche Bereitschaft für das Glück und der Glaube an die Verheißungen einer neuen Gesellschaft bestimmen ihr Lebensgefühl als Ostberlinerin. Als Kind kleiner Leute nimmt sie die Möglichkeiten wahr, die der neue Staat ihr eröffnet. Voller Neugierde, aber auch voller Unsicherheiten sucht sie ihren Weg.
Schrittweise zerfallen für Gisela die Gewissheiten, erlebt sie die Auflösung eines scheinbar so fest gefügten Weltbildes. Die Desillusionierung bewahrt sie nicht davor, den Zusammenbruch der DDR auch als persönliche Katastrophe zu erleben. Nur langsam findet sie in die Gegebenheiten der veränderten Verhältnisse. Der autobiografische Roman ist angeregt von dieser Erschütterung.

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Sie würde ihm eine Bibliographie zu seinem Thema zusammenstellen. Dabei sah sie sich allerdings unerwarteten Schwierigkeiten gegenüber. Die Begriffe, mit denen sie es hier zu tun hatte, waren im Verständnis ihres Lehrers, der ihr die Grundregeln zur Systematisierung wissenschaftlicher Disziplinen beigebracht hatte, nicht vorgekommen. In ihren Aufzeichnungen fand sie als philosophische Stichworte Erkenntnistheorie, Ethik, Geschichte der Philosophie, Logik und Naturphilosophie. Es war kein Begriff darunter, der irgendwie an „Epochenproblematik” erinnerte, so hatte Johannes sein Thema für sie in Kurzform gebracht. Auch der große Brockhaus von 1932, in den sie trotz Johannes´ Warnung schaute, führte nicht weiter. Ein einziger Satz stand hinter dem Wort Epoche, das auf seinen griechischen Ursprung zurückgeführt wurde: „Der Zeitpunkt eines Ereignisses, von dem eine Zeitrechnung oder Ära ausgehen kann“, stand da zu lesen. Das hieß, dass es unterschiedliche Vorstellungen von epochalen Ereignissen geben konnte. Diese Entdeckung gefiel ihr nicht, sie wollte in ihrem Bild von der Welt, sich und ihre eigene Bedeutung bestätigt finden. Deshalb hielt sie sich an das, was Johannes ihr sagte. Er nannte ihr Autorennamen, sie suchte deren Bücher, die sich mit der Rolle der Technik beschäftigten. Einige dieser Bücher malten ein düsteres Bild von der Zukunft der Menschheit. Auch das missfiel ihr, weil sie davon überzeugt sein wollte, dass alles irgendwie gut ausgeht. Zwar schienen einige Dinge, wie die Anhäufung von gefährlichen, vernichtenden Waffen in der Welt, denen Recht zu geben, aber Johannes konnte ihr erklären, dass sie hier nur den Untergang ihrer eigenen Klasse, den der Kapitalisten, verallgemeinerten und dass uns das überhaupt nicht betraf. Denn durch uns vollstreckte die Arbeiterklasse ihre historische Mission, die ihr selbst und der ganzen Menschheit die Befreiung bringen würde. „Und wir beide, ich und du, gehören dazu“, beschloss er seine Betrachtungen. Sie war’s zufrieden, beruhigte sich bei seinen wortreichen Erklärungen und hatte die optimistische Zuversicht wieder, die sie haben wollte. Allerdings kamen ihr Zweifel, was sie selbst und ihre historische Rolle betraf. Sie war so voller Hemmungen und Wissenslücken, dass sie an ihre Bedeutung nicht recht glauben konnte. Aber es spornte sie irgendwie an, einem historisch und wissenschaftlich begründeten Bild von ihr ähnlicher zu werden. Auf jeden Fall war ihre helle Neugierde für philosophische Fragen geweckt, in denen sie sich wiederzufinden hoffte.

Johannes las jetzt nach ihrer Literaturliste. Er exzerpierte Bücher und referierte ihr die Inhalte, wenn sie abends nach Hause gingen, in die elterliche Wohnung, wo sie in ihrem kleinen Zimmer wie Eheleute lebten. Obwohl er noch nicht geschieden war, wusste man im Institut, dass sie zusammengehör-ten. Es machte Gisela nichts mehr aus. Sie fand wie Johannes, es ginge nur sie beide an.

An einem Februartag stürzte Johannes gegen Mittag in den Lesesaal. Sie war allein dort, hatte, trotz der klirrenden Kälte draußen, die Fenster geöffnet. Da er die ganze Woche in Seminaren gesessen hatte, war sein Arbeitsplatz hier verwaist. Er ging auf sie zu, nahm sie kurz in seine Arme, hielt sie ein Stück von sich entfernt, schaute auf sie herunter, während er sprach: „Ich habe soeben ein großartiges Angebot bekommen. Ich hoffe du verstehst das!“ Sie blickte überrascht und neugierig zu ihm auf, während er nicht mehr in ihr Gesicht schaute, sondern seine Augen an den Bücherwänden entlang gleiten ließ. Dabei erzählte er von der angebotenen Gelegenheit, für zwei Jahre nach Moskau delegiert zu werden, um dort die Dissertation zu beenden und zu verteidigen. Es sei eine Auszeichnung, betonte er. Obwohl der Lehrgang erst im Herbst beginne, bekomme er die Chance, schon bald, im März, dorthin zu reisen, um bis zum Herbst seine Russischkenntnisse zu vervollkommnen. Er sprach begeistert von solcher Aussicht, malte aus, dass es auch für sie beide gut sei, denn sie könne ihn besuchen dort. Außerdem würde er ein Jahr für seine Aspirantur gewinnen, die er dann erst im Sommer 1962 abschließen müsse und nicht, wie geplant, ein Jahr früher. Wie er das schaffen solle, wisse er ohnehin nicht, gab er ihr jetzt zu verstehen.

Ihr war, als schlüge er ihr vor den Kopf. Sie schaute mit aufgerissenen Au-gen auf ihn. Das Herz pochte, Beklommenheit stieg ihr den Hals hoch, sie konnte nichts sagen. Sie hörte viele Worte, verstand, dass er für sich selbst sprach. Sie und das Kind in ihr spielten keine Rolle. Nach einer Weile, er machte eine Pause beim Reden, ließ sie ein langgezogenes „Ja ..., wenn du meinst“ vernehmen. Dann fiel sie wieder in Schweigen. Plötzlich hörte sie wieder einen Satz von ihm. Er lautete, es sei noch nicht entschieden, ob er wirklich in Frage komme für diese Auszeichnung.

An diesem Abend ging sie allein ihren Nachhauseweg. Er übernachtete im Internat, weil er sich noch für seine Seminare vorbereiten musste und morgen gleich am Ort sein wollte. Sie behielt seinen letzten Satz im Gedächtnis. Der krallte sich fest in ihr und blieb. Sie wollte ihn behalten, bis alles wirklich entschieden war. Sie hoffte, jemand sei auf ihrer Seite und ließ ihn nicht fahren. Er war nicht auf ihrer Seite, das hatte sie deutlich gespürt, als er begeistert von seinen Aussichten sprach.

Es war gut, dass sie den Weg ohne Irene machen konnte. Der würde sie so bald nichts sagen. Auch vor den Eltern würde sie schweigen. Über ihre Schwangerschaft hatte sie mit Irene gesprochen. Die wünschte sich von ihrem Joachim auch ein Kind. Aber sie wollten warten, bis sie eine Wohnung hätten, wollten zuvor heiraten. Vorher würde sie dann allerdings hier ihre Arbeit aufgeben, denn dieser ‚Parteiladen’ würde kaum tolerieren, dass ihr Achim jetzt bei Siemens arbeitete. Er verdiente dort das Doppelte wie bei Sekura. Gisela wunderte sich über die Bedachtsamkeit und die vielen wenn und aber, die Irene aufhäufte. Wie unbedacht war sie an alles gegangen. Und auch ihr Johannes, der mehr Lebenserfahrung hatte, sprach von einer eigenen Wohnung nur ein einziges Mal, als er überlegte, wo er seine Möbel aus der verflossenen Ehe unterbringen konnte.

In den Wochen, bis Gewissheit wurde, was sie fürchtete, behielt sie ihr Geheimnis und ihre Angst für sich. Unablässig kreisten ihre Gedanken um die Sache. Nur für kurze Augenblicke, wenn sie sich auf ihre Arbeit konzentrierte, rückten sie in den Hintergrund des Bewusstseins. Sah sie auf, war alles sofort gegenwärtig. Während dieser Zeit ging Johannes nur manchmal mit ihr am Abend nach Hause. Auch vor den Eltern verschwieg er die mögliche Aussicht, wartete auf den sicheren Ausgang. Zu Gisela sprach er über seine Arbeit, die er in Moskau schneller beenden könne als hier. Ihr leuchtete das nicht unbedingt ein, aber sie vermied es, genauer nachzufragen. Nur einmal sagte sie: „Du arbeitest doch hier auch“, während er dagegen einwandte: „Ja, aber nicht genug.“ Sie hörte heraus, dass er sich durch sie gestört fühlte, sagte aber nichts. Schließlich war es seine Angelegenheit, sich nicht ablenken zu lassen. Auch fand sie seine ständige Teilnahme an ihren Obliegenheiten im Lesesaal überflüssig. Immerhin begriff sie, dass er sich fern von ihr bessere Bedingungen für seine Arbeit versprach. Über sie und das Kind verlor er kein Wort. Nebenbei meinte er, er wisse sie ja bei den Eltern in guter Obhut. Dann brach er das Thema ab. Sie schwieg, weil sie die richtigen Worte nicht fand, die ihren Schmerz hätten ausdrücken können.

In vierzehn Tagen schon würde Johannes reisen. Er stellte Büchersammlungen zusammen, um sie vorauszuschicken. Kaufte einen großen Schrankkoffer, um seine Kleidung unterzubringen. Er war so von den Reisevorbereitungen in Atem gehalten, dass er es ihr überließ, mit den Eltern zu reden. Sie ging sofort auf seinen Vorschlag ein, hatte ohnehin das Gefühl, dass es ihre Sache war, die sie den Eltern jetzt sagen musste. So beiläufig wie möglich, ließ sie der Mutter gegenüber fallen, dass Johannes für zwei Jahre zur Beendigung seiner Arbeit nach Moskau gehen würde. Nach einem langgezogenen „Waaas?“, fragte sie: „Muss er das oder will er das?“ Gisela wusste nicht, wie sie antworten sollte, fürchtete, ihren Johannes vor der Mutter zu verraten, wenn sie zugab, dass er wollte. Er musste ja auch, sagte sie sich. Aber sie war unsicher, wusste nicht, wie sie es nehmen sollte, wenn er von der Ehre sprach, die eine solche Delegierung für ihn bedeutete. „Er ist von der Lehrstuhlleitung delegiert worden“, sagte Gisela knapp, mochte die Mutter mit diesem Satz anfangen, was sie wollte. Als sie einige Zeit später dem Vater gegenüberstand, schaute der mit seinen hellen blitzenden Augen auf die Tochter. Man sah, dass er aufsteigende Wut niederkämpfte. Gisela kannte das aus ihrer Kindheit, hatte seine jähen Zornesausbrüche immer gefürchtet. Jetzt wusste sie, dass seine Erregung nicht ihr galt, sondern Johannes. Aber das beruhigte Gisela wenig, weil sie dem Vater nicht zugeben mochte, wie es sie verletzte. Der Vater hatte ihr Schweigen, das aus Scham herrührte, immer als Verstocktheit qualifiziert. Jetzt schien er zu begreifen, dass es diesmal andere Gründe haben musste und ließ ab. Die Eltern drängten nicht auf Erklärungen. Ließen sie in Ruhe.

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