Andreas Herejk
Psychische Hilfe finden und anwenden
Was Hilfesuchende am Psychomarkt wissen müssen
Haftungsausschluss und allgemeine Hinweise
Die Aussagen in diesem Buch beruhen auf jahrelangen persönlichen Erfahrungen und Erkenntnissen des Autors und vieler anderer Menschen über den Psychomarkt im deutschsprachigen Raum, die insbesondere von Angststörungen und Depressionen betroffen waren. Es besteht keine Garantie für absolute Vollständigkeit, Korrektheit und Aktualität. Es liegt in der eigenen Verantwortung aller Leserinnen und Leser, den Wahrheits- und Bedeutungsgehalt des Buchinhaltes zu prüfen und sinnvolle persönliche Handlungsfolgen daraus abzuleiten. Für das Ausbleiben eines erwünschten Erfolges und das Eintreten unerwünschter Folgen kann der Autor nicht verantwortlich gemacht werden.
Die im Text enthaltenen externen Links wurden vom Herausgeber nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen. Auf spätere Veränderungen dieser Links und der damit zusammenhängenden Seiten hat der Herausgeber keinen Einfluss.
Zur Vereinfachung des Leseflusses wird nur die männliche Substantivform verwendet.
Lesermeinungen nimmt der Autor gerne über die im Impressum angegeben Kontaktmöglichkeiten entgegen.
1. Auflage
© 2021 Andreas Herejk
North Park Dr
North Olmsted, OH 44070, USA
https://www.angst-frei.com
hallo@angst-frei.com
Umschlaggestaltung: Andreas Herejk
ISBN Printbuch 978-3-753173-08-5
ISBN E-Book 978-3-753173-12-2
Inhaltsverzeichnis
Warum Hilfesuchende einen solchen Leitfaden brauchen
1. Beginnen Sie mit einer Liste
1.1 Kurze Erläuterungen über Methoden und Modelle
2. Achten Sie auf Spezialisierungen
3. So erkennen Sie unseriöse Wirksamkeitsversprechen und Prognosen
4. Psychologische Ausbildungen
4.1 Weitere Anmerkungen zum Heilpraktiker und alternativen Bereichen
5. Psychiatrie und Psychopharmaka
6. Merkmale kompetenter Anbieter
7. Merkmale von Anbietern, die man meiden soll
8. Preisgestaltung als Merkmal für Qualität
9. Soll mein Therapeut spirituell sein oder nicht?
10. Anrufe, Terminvereinbarungen und erste Sitzungen
11. Verträge und Ziele
12. Die Sache mit den Diagnosen
13. Wann soll sich ein Erfolg einstellen und woran erkennt man ihn?
13.1 Verstehen, wie psychische Hilfe »wirkt«
13.2 Merkmale psychischer Heilung und Entwicklung
13.3 Dokumentation
14. Jede Sitzung soll helfen
15. Gegen das Leiden »kämpfen«?
16. Kopf und Körper
17. Aspekte zu Kränkung, Opferrolle und Wut
18. Zusätzliche Angebote
19. Thematische Offenheit
20. Unterforderung vs. Überforderung
21. Misserfolg und Abbruch
Selbsthilfe und Selbsttherapie
Quellenangaben
Warum Hilfesuchende einen solchen Leitfaden brauchen
»Einen Psychotherapeuten zu finden ist eine unglaubliche Herausforderung. Weder die Ausbildung noch das berufliche Interesse eines Therapeuten garantieren seine Fähigkeiten. Zudem kann man nicht annehmen, dass ein älterer, erfahrener Therapeut mehr Kompetenz hat als ein jüngerer, unerfahrener. Langerfahrene Therapeuten neigen oft dazu, sich stur an überholte Konzepte zu klammern.«
Dr. Terence Campbell, amerik. Psychotherapeut, 1943–2015 1
Betroffenen Menschen wird oft nur gesagt, sie sollten sich professionelle psychische Hilfe suchen, aber viele wichtige Details werden ihnen dazu meistens nicht gesagt, zum Beispiel dass die Therapie- und Beratungsangebote in ihrer Qualität sehr unterschiedlich sind und wie man diese Unterschiede erkennen kann.
Entsprechend dieser typischen Probleme am Psychomarkt warnte mich damals, als ich selbst noch von Depression und Panikattacken betroffen war, ein ehemals betroffener Arbeitskollege eindringlich, es könne sehr schwierig sein, kompetente Therapeuten zu finden. Damals hätte ich einen Leitfaden wie diesen gut gebrauchen können. Er hätte mir sehr geholfen, eine Menge Zeit, Geld und Leiden zu sparen.
Passende psychische Hilfe ist schon allein deshalb schwieriger zu finden als gute körperliche Medizin, weil man als Klient gegenüber einem psychischen Begleiter ein höheres Maß an Vertrauen und Sympathie haben muss, als gegenüber einem körperlichen Arzt. Anbieter nach Sympathie zu beurteilen ist also unumgänglich, genügt aber allein nicht immer, denn Sympathie garantiert keine Qualität bei der fachlichen Leistung. Erste Eindrücke von Sympathie und Begeisterung können auch täuschend sein.
Mein erster approbierter Therapeut war beispielsweise sehr charismatisch und ehemaliger Abteilungsleiter einer psychotherapeutischen Klinik. Als er mir damals empfohlen wurde, ging er gerade in Pension, und so dachte ich mir, ich hätte es mit einem äußerst erfahrenen Therapeuten zu tun. Ich hatte blindes Vertrauen in ihn, aber er war extrem fixiert auf offiziell nicht erlaubte Methoden, die bei mir überhaupt nicht fruchteten. Heute würde ich ihn als Guru bezeichnen. Dass ich ihn aber damals nicht realistisch einschätzen konnte ist ein Problem vieler »Anfänger« auf der Suche nach psychischer Hilfe. Dieses Beispiel ist auch typisch für das altbekannte Problem, dass Ausbildungen und jahrelange berufliche Tätigkeit keine Garantien dafür sind, dass ein psychotherapeutischer Anbieter gute Leistungen erbringt. Darüber wird später näher eingegangen.
Was ist mit Empfehlungen? Empfehlungen sind grundsätzlich immer gut, aber auch nicht immer ausreichend, denn ein Anbieter mag für die empfehlende Person sympathisch und hilfreich gewesen sein, muss es aber deswegen nicht auch für andere sein. Daher sollte man sich bei Empfehlungen auch fragen: Wenn die empfehlende Person selbst betroffen war oder ist, geht es ihr wirklich besser und ist diese Besserung tatsächlich durch den von ihr empfohlenen Anbieter eingetreten? Es ist völlig normal, dass Betroffene diese Fragen selbst oft nicht objektiv beantworten können. Oft hat es auch weniger mit den fachlichen Fähigkeiten eines Anbieters zu tun, wenn Menschen von ihren aktuellen oder ehemaligen Therapeuten begeistert sind. Wenn man eine Empfehlung bekommt, dann sollte die empfehlende Person auch konkret und tiefgründig erläutern können, warum der von ihr empfohlene Anbieter ihrer Meinung nach empfehlenswert ist. Und ein gutes Zeugnis wäre natürlich, dass es einem ehemals betroffenen Menschen so gut geht, dass er keine Sitzungen mehr bei dem empfohlenen Anbieter braucht und dass sich diese Sitzungen auch nicht über Jahre dahinzogen.
Schließlich ist die Nachfrage nach psychischer Hilfe größer als das Angebot. Als Begründung heißt es dafür meistens, der Bedarf sei einfach sehr hoch und eben auch höher als das Angebot. Nachfrage und Bedarf sind aber nicht immer dasselbe. Mit anderen Worten: Betroffenen Menschen wird heute fleißig eingeredet, sie bräuchten alle möglichen Angebote, um gesund werden zu können. Das trägt dann auch dazu bei, dass sich viel mehr Menschen von Angeboten abhängig fühlen, als es tatsächlich der Fall ist. Ja, viele betroffene Menschen brauchen gute psychische Einzelhilfe, aber in vielen Fällen wären gute Hilfen zur Selbsthilfe ausreichend oder zumindest zur ersten Hilfe besser, als betroffene Menschen monatelang auf einen Therapieplatz warten zu lassen. Mehr zum Thema Selbsthilfe erfahren Sie im letzten Kapitel dieses Buches.
Was Ihnen wirklich Sicherheit am »Psychomarkt« gibt ist die Fähigkeit, selbst beurteilen zu können, was gute und weniger gute psychische Hilfe voneinander unterscheidet, und das bereits dann, wenn Sie auf der Homepage eines Anbieters stöbern, wenn Sie sich telefonisch bei ihm erkundigen und wenn Sie die ersten Sitzungen haben. Dazu hilft Ihnen dieser Leitfaden. Er ist nicht nur auf Psychotherapie anwendbar, sondern auch auf andere Formen psychischer Hilfe.
Читать дальше